-
(ski)
Doppelgänger (2)
Eingegeben oder angeregt durch Spiegel,
Wasser und Zwillinge
ist der Begriff des Doppelgängers vielen Nationen gemein. Man
kann wahrscheinlich annehmen, daß Sentenzen wie »Ein Freund ist
ein zweites Ich« von Pythagoras
oder das platonische »Erkenne dich selbst« durch diesen Begriff
inspiriert wurden. In Schottland nennt man den Doppelgänger fetch,
denn er kommt, um die Menschen in den Tod
zu holen (to fetch). Sich selbst zu begegnen ist daher
unheilverheißend; die tragische Ballade Ticonderoga von
Robert Louis Stevenson erzählt von einer derartigen Begebenheit.
Denken wir ferner an das merkwürdige Gemälde How They Met
Themselves [Wie sie sich selbst begegneten] von Rossetti;
zwei Liebende begegnen sich selbst, im Dämmerlicht eines Waldes.
Es ließen sich ähnliche Beispiele zitieren von Hawthorne,
Dostojewski und Alfred de Musset.
Für die Juden dagegen war die Erscheinung des Doppelgängers
kein Vorzeichen eines baldigen Todes. Es war die Gewißheit, prophetische
Gaben erlangt zu haben. So erklärt Gershom Scholem es.
Eine im Talmud enthaltene Überlieferung berichtet von einem Mann,
der Gott suchte und sich selbst begegnete.
-
(bo)
(3)
Gottes sichtbarer Segen ist bei mir;
war dir ein armer hungriger Tropf, hatte nichts als diesen Stab,
da ich über den Jordan ging, und itzt sind unserer achtundsiebenzig,
meistens ruinierte Krämer, rejizierte Magister und Schreiber
aus den schwäbischen Provinzen. Das ist dir ein Korps Kerles,
Bruder, deliziöse Bursche, sag ich dir, wo als einer dem andern
die Knöpfe von den Hosen stiehlt, und mit geladener Flinte neben
ihm sicher ist - und haben voll auf, und stehen dir in einem
Renommee vierzig Meilen weit, das nicht zu begreifen ist. Da
ist dir keine Zeitung, wo du nicht ein Artikelchen von dem Schlaukopf
Spiegelberg wirst getroffen haben, ich halte sie mir auch pur
deswegen - vom Kopf bis zun Füßen haben sie mich dir hingestellt,
du meinst, du sähst mich, - sogar meine Rockknöpfe haben sie
nicht vergessen. Aber wir führen sie erbärmlich am Narrenseil
herum. Ich geh letzthin in die Druckerei, geb vor, ich hätte
den berüchtigten Spiegelberg gesehn, und diktier einem Skrizler,
der dort saß, das leibhafle Bild von einem dortigen Wurmdoktor
in die Feder, das Ding kommt um, der Kerl wird eingezogen, par
force inquiriert, und in der Angst und
in der Dummheit gesteht er dir, hol mich
der Teufel! gesteht dir, er sei der Spiegelberg - Donner
und Wetter! ich war eben auf dem Sprung, mich beim Magistrat
anzugeben, daß die Canaille mir meinen
Namen so verhunzen soll - wie ich sage, drei Monat drauf hangt
er. Ich mußte nachher eine derbe Prise Tobak in die Nase
reiben, als ich am Galgen vorbeispazierte, und den Pseudo-Spiegelberg
in seiner Glorie da paradieren sah - und unterdessen daß Spiegelberg
hangt, schleicht sich Spiegelberg ganz sachte aus den Schlingen,
und deutet der superklugen Gerechtigkeit
hinterrucks Eselsohren, daß 's zum Erbarmen ist. - Spiegelberg,
in: Friedrich
Schiller
,
Die Räuber
Doppelgänger
(4)
Eines Abends, als ich mein Zimmer betrete,
erblicke ich mich auf meinem Bett sitzend. Mit einem Faustschlag
vernichte ich das Gespenst, das meine
Gestalt gestohlen hat. In diesem Augenblick
erscheint meine Mutter auf der Schwelle
einer Tür, indes durch die Tür gegenüber
ihr Double eintritt, die vollkommene Kopie des Modells. Ich schreie
lauthals, doch mein Bruder tritt hinzu,
auch er in Begleitung seines Doubles, und befiehlt mir zu schweigen,
wobei er sagt, ich würde meine Mutter erschrecken. - (
leiris
)
Doppelgänger
(5)
In diesem Augenblick fühlte ich, wie
eine leichte Hand sich mir auf die Schulter legte, und vernahm
wieder das unvergeßliche, leise, schändliche Wispern in meinem
Ohr.
In einem wahren Tobsuchtsanfall von Wut fuhr ich herum zu ihm, der mich dergestalt unterbrochen hatte, und packte ihn heftig beim Kragen. Er war, wie ich schon erwartet hatte, mit einem Kostüm angetan, das das meinige hätte sein können; eine spanische capa also, aus blauem Samt, um die Taille zusammengehalten von einem carminenen Gurt, darin ein Stoßdegen. Sein Gesicht war gänzlich hinter einer Maske aus schwarzer Seide verborgen.
«Du Schuft!» sagte ich, mit einer Stimme, heiser vor Wut; und jede Silbe, die ich hervorbrachte, gab meiner Raserei neuen Brennstoff: «Du Schuft! Betrüger! Verwünschter Bube! Du sollst nicht - sollst mir nicht bis zum Tode auf Schritt & Tritt nachspüren! Folge mir; oder ich ersteche Dich hier auf der Stelle!» - und ich erzwang mir einen Weg aus dem Ballsaal, in ein kleines, angrenzendes Vorzimmer - wobei ich ihn, wie ich ging, unwiderstehlich & unwiderstanden mit mir schleifte.
Beim Eintreten noch schleuderte ich ihn wutvoll von mir. Er stolperte gegen die Wand; während ich mit einem Fluche die Tür schloß, und ihm befahl, zu ziehen! Er zauderte 1 Augenblick nur; dann, mit einem kaum vernehmbaren Seufzen, zog er schweigend, und setzte sich in Verteidigungsstellung.
Unser Kampf war jedoch nur kurz. Ich war außer mir von jeglicher Art wildester Erregung, und fühlte in meinem 1 Arm die Energie & Macht einer Armee. Binnen weniger Sekunden hatte ich ihn durch schiere Kraft an die getäfelte Wand getrieben; und rannte ihm, dem mir dergestalt auf Gnade & Ungnade Preisgegebenen, den Degen mit brutaler Wildheit in die Brust, und mehrfach durch & durch.
Im gleichen Augenblick probierte Jemand außen die Klinke der Tür. Ich beeilte mich, eine unberufene Einmischung zu verhindern; und kehrte dann unverzüglich zu meinem sterbenden Widersacher zurück. Aber welche von Menschen gesprochene Sprache kann das Erstaunen, das Entsetzen annähernd wiedergeben, das bei dem Schauspiel, das sich meinem Auge itzt darbot, Besitz von mir ergriff? Der kurze Zeitraum, wo ich den Blick abwandte, hatte anscheinend hingereicht, eine durchgreifende Veränderung der Zimmereinrichtung am oberen, entfernteren Ende zu bewirken. Ein hoher Spiegel - so schien es mir zuerst in meiner Verwirrung - stand nunmehr dort, wo vordem keiner sichtbar gewesen war; und als ich, in einem Übermaß von Grausen, darauf zutrat, kam mir mein eignes Bild entgegen, aber ganz bleich im Gesicht & blutbespritzt, auch schwächlichen, wankenden Ganges.
So schien es, sagt' ich; doch so war es nicht. Es war mein Widersacher - war Wilson, der da vor mir stand, im Todeskampf, der Auflösung nahe. Seine Maske & capa lagen, wie er sie von sich geworfen hatte, auf dem Boden. Und es war kein Faden in all seiner Kleidung - nicht 1 Linie in all den scharfgeprägt & unverwechselbaren Zügen seines Gesichts, die nicht, bis in die allerabsoluteste Identität, auch die meinigen gewesen wären! Es war Wilson; aber er sprach mit nichten länger im Wisperton, und ich hätte mir leichtlich einbilden können, ich selber sei es, der rede, als er die Worte formte:
«Du hast gesiegt, und ich trete ab. Doch von nun an bist
auch Du tot - tot für die Welt, für Himmels Hoffen. In mir warst
Du am Leben - nun, in meinem Tode, schau in diesem Bild, es ist
Dein eigenes, wie gänzlich Du Dich selbst gemordet hast.»
-
Edgar Allan Poe, William Wilson, in (
poe
)
Doppelgänger
(6)
Es wird zehn Uhr vormittags gewesen
sein. Ich saß zurückgelehnt auf einer Bank am Charles River.
Einige hundert Meter zu meiner Rechten war ein hohes Gebäude,
dessen Namen ich nie gewußt habe. Das graue Wasser führte große
Eisschollen. Unvermeidlich lenkte der Fluß meine Gedanken auf
die Zeit. Heraklits Jahrtausendbild. Ich hatte gut geschlafen;
am Nachmittag zuvor war es mir, glaube ich, gelungen, die Studenten
meines Seminars zu interessieren. Weit und breit war kein Mensch
zu sehen.
Plötzlich kam es mir so vor (den Psychologen zufolge entspricht so etwas Zuständen von Müdigkeit), als hätte ich diesen Augenblick bereits einmal durchlebt. Am anderen Ende der Bank hatte jemand Platz genommen. Ich wäre lieber allein gewesen, aber ich wollte nicht sofort aufstehen, um nicht unhöflich zu erscheinen. Der andere hatte angefangen zu pfeifen. In diesem Augenblick verspürte ich die erste der vielen Beklemmungen dieses Vormittags. Was er pfiff, was er zu pfeifen versuchte (ich war nie sehr musikalisch), war die kreolische Tanzweise La tapera von Elfas Regules. Die Weise versetzte mich in einen Patio zurück, der verschwunden ist, und sie erinnerte mich an Alvaro Melián Lafinur, der vor so vielen Jahren gestorben ist. Dann kamen die Worte. Es waren die der ersten Dezime. Die Stimme war nicht die von Alvaro, wollte dieser aber ähnlich klingen. Ich erkannte sie mit Schrecken.
Ich rückte näher an ihn heran und sagte: »Senor, sind Sie Uruguayer oder Argentinier?«
»Argentinier, aber seit vierzehn wohne ich in Genf«, war die Antwort.
Ein langes Schwaigen folgte. Ich fragte: »Rue Malagnou siebzehn, gegenüber der russischen Kirche?«
Er sagte ja.
»In diesem Fall«, sagte ich entschlossen, »heißen Sie Jorge Luis Borges. Auch ich bin Jorge Luis Borges. Wir befinden uns im Jahr 1969 und in der Stadt Cambridge.«
»Nein«, antwortete er mit meiner eigenen, ein wenig fernen Stimme.
Nach einer Weile beharrte er: »Ich bin hier in Genf, auf einer Bank, ein paar Schritte von der Rhône entfernt. Das Seltsame ist, daß wir uns ähneln, aber Sie sind viel älter und haben graues Haar.«
Ich antwortete: »Ich kann dir beweisen, daß ich nicht lüge. Ich werde dir Dinge sagen, die ein Unbekannter nicht wissen kann. Zu Hause gibt es ein silbernes Mategefäß mit einem Schlangenfuß, das unser Urgroßvater aus Peru mitgebracht hat. Ferner ist da die silberne Waschschüssel, die am Sattelbogen gehangen hat. Im Schrank deines Zimmers stehen zwei Reihen Bücher. Die drei Bände Tausendundeine Nacht von Lane mit Stahlstichen und Anmerkungen in kleinerem Druck zwischen den Kapiteln, Quicherats lateinisches Wörterbuch, Tacitus' Germania auf Lateinisch und in der Übersetzung von Gordon, ein Don Quijote aus dem Verlag Garnier, die Tablas de Sangre von Rivera Indarte mit einer Widmung der Autors, der Sartor Resartus von Carlyle, eine Biographie von Amiel und hinter den übrigen versteckt ein broschierter Band über die sexuellen Sitten der Balkanvölker. Auch einen Nachmittag in einer Belétage-Wohnung an der Place Dubourg habe ich nicht vergessen.«
»Dufour«, berichtigte er.
»Ach ja, Dufour. Reicht dir das?«
»Nein«, antwortete er. »Diese Beweise beweisen nichts. Wenn ich das hier träume, dann ist es nur natürlich, daß ich auch weiß, was ich weiß. Ihre umständliche Aufzählung besagt gar nichts.«
Der Einwand war berechtigt. Ich antwortete: »Wenn dieser Vormittag und diese Begegnung Träume sind, dann muß jeder von uns der Meinung sein, daß er selber der Träumer ist. Vielleicht erwachen wir aus dem Traum, vielleicht nicht. In der Zwischenzeit sind wir offensichtlich gezwungen, den Traum zu akzeptieren, so wie wir das Universum akzeptiert haben und daß wir gezeugt wurden und daß wir mit den Augen sehen und daß wir atmen.«
»Und wenn der Traum anhält?« sagte er besorgt.
Um ihn und mich zu beruhigen, täuschte ich eine Selbstsicherheit vor, die mir völlig abging. Ich sagte:
»Mein Traum dauert schon siebzig Jahre lang. Letzten Endes
gibt es niemanden, der beim Erinnern
nicht sich selber begegnete. Das ist
es, was uns jetzt widerfährt, nur daß wir zu zweit
sind.« - Jorge Luis Borges, Der Andere. In: J.L.B, Spiegel
und Maske. Erzählungen 1970 bis 1983. Frankfurt am Main 2000
(Fischer Tb. 10589).
Doppelgänger
(7)
Ich
setzte mein glas wieder ab und betrachtete mich in dem spiegel
hinter der theke, aus dem mein gesicht
zwischen batterien alkohols auftauchte, sich selbst zuzwinkerte
- und plötzlich den mann aus dem regen erblickte, der soeben
in das lokal getreten war. Ich drehte mich langsam, den linken
ellbogen auf die theke gestützt, um und sah der durchnäßten gestalt
entgegen. Der mann kam mit einer Selbstverständlichkeit auf mich
zu, die mich etwas aus der fassung brachte. Dann schob er, keinen
yard von mir entfernt, seinen hut hoch, der bislang seine züge
verdeckt hatte - und ich starrte in mein eigenes antlitz, in
das gesicht also, das mir noch vor kurzen augenblicken aus dem
fleckigen Wandspiegel entgegengezwinkert hatte. Ich fand mich
von allen guten geistern verraten und hätte fast meine shag-pfeife,
die ich in der halberhobenen rechten hielt, fallen gelassen ..
Ja, spinne ich denn? Habe ich halluzinationen? Hat man mir am ende etwas ins bier getan? Schweinerei! Unsinn, ist doch eine ordentliche kneipe wie tausend andere, kein bums, in dem man menschen, die bei kasse sind, zeugs in das getränk mixt, um sie nachher auszunehmen! Sieh dir doch vater Boicke an - bild eines rechtschaffenen kneipiers! Also - was soll dieser zauber mit doppelgänger und so?
»Ich bin nicht sie«, sagte wie aus einem illusionistennebel mein Spiegelbild, »und sie sind nicht ich - es ist nur diese verdammte ähnlichkeit, die wir miteinander haben. Ehrlich gesagt, sie ist wirklich frappant. Ich kenne sie nun schon etwas länger als sie mich, und glauben sie mir, ich dachte genauso wie sie jetzt, mich laust der wilde äffe, als ich sie zum erstenmal sah ..«
»Nehmen sie auch ein bier?« fragte ich meinen Sosias, nur um irgend etwas zu sagen.
»Bier, nein!« antwortete mein zweites gesicht, »aber einen doppelten gin würde ich ganz gut vertragen, ich spüre bereits einen anziehenden schnupfen - herr Johan Farnmor, wenn ich nicht irre!«
»Ja, so heiße ich«, versetzte ich und griff nach meinem neben
mir stehenden bier. Zum teufel, er kannte sogar meinen wirklichen
namen, diesen namen, den ich vor aller welt geheim halte, auf
dessen inkognito ich so sehr bedacht bin, und wohl aus guten
gründen ... - (
dru
)
Doppelgänger
(8)
Robert
griff gerade nach dem weggelegten Messer.
Wir sahen beide darauf hinunter; es war ein langes Sprungfedermesser
mit metallenem Griff - und da glühte dieser Gegenstand im gelben
Licht zu Füßen der Säule auf, die schnell heller wurde, die Klinge
reflektierte das Feuer, wurde dann grau, durchsichtig und verflüchtigte
sich. Das Messer verschwand. Als
Robert es zu ergreifen versuchte, schloß er die leere Hand. Ohne
einen Laut von uns zu geben, starrten wir wie verhext auf diese
Stelle. Wieder hatte ich ein unangenehmes Gefühl wie von herannahender
Seekrankheit. Das bernsteingelbe Glühen der Säule verblaßte langsam,
an derselben Stelle erschien ein schwacher länglicher Schatten,
wurde silbern ... und da lag das Messer wie zuvor und leuchtete
ruhig im Licht. Robert zögerte, danach zu greifen, ich kam ihm
zuvor. Das Metall war lau, körperwarm. Langsam sahen wir uns
an.
»Eine optische Täuschung«, versuchte ich zu erläutern, ohne an meine eigenen Worte zu glauben. Schweigend betrachtete Robert die Säule, berührte sie mit der Hand und wandte sich heftig zu mir, das Gesicht angstvoll verzogen.
»Was ist?«
»Hör mal!«
Ich vernahm ein schwaches Klopfen, den Widerhall von Schritten. Robert stand einen Augenblick lang reglos, lauschte, aus welcher Richtung der Schall kam, und ging dorthin. Ich folgte ihm. Der Hall der Schritte vor uns verstummte für einen Augenblick und kehrte dann wieder, eilig, als ob jemand vor uns fliehe. Wir rannten beide, Robert drei Schritte vor mir. Plötzlich tauchten hinter einer Biegung die Rücken zweier wie wir laufender Gestalten auf. Es waren Menschen. Der eine, der einen halben Kopf größere, zog den zweiten am Arm, dieser schien sich zu widersetzen. Die Verblüffung lahmte mich gewissermaßen, ich verlangsamte den Schritt, blieb stehen ... jene beiden drehten sich um ... wir sahen uns an. Der Kleinere war Robert, der Größere ich selbst. Robert, jener Robert, schrie entsetzt auf und wandte sich zur Flucht, und der Robert, der zwei Schritte vor mir stand, rannte ihm nach. Der Zurückgebliebene - mir ähnlich wie ein Spiegelbild - stand immer noch da; als Robert an ihm vorbeikam, wollte jener seinen Arm packen und rief etwas, das ich nicht verstand, doch Robert wich ihm aus und verschwand hinter der Biegung. Da machte auch jener kehrt und eilte ihm nach. Etwa zehn Sekunden lang blieb ich allein, dann stürzte ich dorthin, wo sie verschwunden waren. Ich hatte noch keinen Schritt getan, als der Lärm eines Ringens, ein Stöhnen, ein Gepolter erklang. Das Echo hallte aus verschiedenen Richtungen mit weinerlichen, verworrenen Stimmen zugleich. Ich erblickte Robert. Er lag halb zu Füßen der gelb glühenden Säulen und hielt sich die Kehle. Ich stolperte über einen Gegenstand - das Messer. Seine Spitze berührte einen kleinen Fleck. Ich bückte mich und hob gedankenlos das Messer auf. Die Klinge war mit etwas Klebrigem, Dunklem beschmiert. Ich warf einen Blick auf Robert. Er saß immer noch dort und massierte sich die Kehle. Er versuchte zu sprechen, hustete, spuckte aus, sah mich dann flehentlich an und stotterte:
»Er ... er hat mich gewürgt ...«
»Was ist passiert?«
»Ich
wollte es nicht! Ich dachte, das sei irgendein Phantom, verkleidet.
Ich wollte ihn nur von nahem sehen, festhalten ...«
Wieder mußte er lange husten. Plötzlich sprang er auf und kam langsam und gebückt auf mich zu. Mit gläsernen Augen sah er mir eine Weile ins Gesicht.
»Wer bist du? Wer bist du?« schrie er mit gräßlicher Stimme. Ich ergriff seine Arme, er versuchte sich loszureißen. Wir begannen zu ringen. Als er mich beißen wollte, schlug ich ihm ins Gesicht. Er sank auf die Knie.
»Bleib stehen, du Jammerlappen!« rief ich. Noch immer hielt
ich seine Arme. Seine Muskeln erlahmten.
»Laß uns fliehen...
fliehen...«, stammelte er, ohne mich anzuschauen.
»Wir gehen
gleich. Sofort! Aber halt durch, Robert! Kopf hoch! Erzähl, wie
es war, aber ruhig, verstehst du?«
»Ich lief hinter ihm her, ich war schneller und holte ihn
hier ein ... Ich faßte ihn von hinten am Hemd, da packte er mich
an der Kehle. Ich bekam keine Luft mehr und ... und ...«
»Weiter!«
»Stieß
zu ...«
»Mit dem Messer?«
»Ja. Er fiel hin, da kamst du
gelaufen und hobst ihn auf ...«
»Wieso ich?«
»Na du! Du
kamst angelaufen, nahmst ihn auf die Arme und gingst dorthin«
- er zeigte in die entgegengesetzte Richtung -»und dann ... dann
kamst du wieder, aber ohne ihn ,..«
»Das war ich nicht, der
den ... Aber dafür ist jetzt keine Zeit. Steh auf! Wie fühlst
du dich? Kannst du gehen?«
»Ich kann ... Ja, ich kann.«
Robert
schluckte krampfhaft.
»Es würgt mich.«
»Zeig her.«
Ich betrachtete seinen Hals; auf beiden Seiten hatte er rote
Fingerabdrücke. Ist das vielleicht ein Traum? schoß es mir durch
den Kopf. Ich wischte das Blut von der Messerklinge, legte sie
an meinen Oberschenkel und drückte. Als ich einen scharfen Schmerz
empfand, zog ich das Messer zurück. Nein, das war kein Traum.
- Stanislaw Lem, Die Ratte im Labyrinth. Frankfurt am Main
1982 (st 806, zuerst 1957)
Doppelgänger
(9) Die
Tür war abgeschlossen. Also war es kein Mensch, nur eine Erscheinung.
Eine Erscheinung? Der Teufel? Ein Gespenst?
Ein Verstorbener? Auf einmal spürte ich, daß es kein Verstorbener war, sondern
ein lebendiger Mensch, und augenblicks sträubte sich mir alles - ich witterte
den Menschen wie ein Hund den Hund. Und wieder Trockenheit
im Munde, Herzklopfen, stockender Atem - dort stand ich selber am Ofen. Diesmal
war es kein Traum - tatsächlich stand da mein Doppelgänger am Ofen. Ich merkte
jedoch, daß er sich noch mehr fürchtete als ich; geneigten Hauptes stand er
da, den Blick gesenkt, die Hände an der Hosennaht - seine Angst gab mir Mut.
Verstohlen schaute ich unter der Decke hervor, als wenn ich nicht auf mich selber
blickte, und sah dies Gesicht, das meines und nicht das meine war. Es trat aus
tiefem und dunklem Grün hervor, selber von hellerem Grün - dies Gesicht, das
ich selber trug. Ja, das war meine Nase . . . das mein Mund . . . dies meine
Ohren, mein Gehäuse. Seid mir gegrüßt, ihr wohlbekannten Winkel! Und wie bekannt
ihr mir noch seid! Wie gut kannte ich dies schiefe Verzerren der Lippen, das
die Spannung der Angst maskiert! Ja, das sind die Mundwinkel
- dies das Kinn - das Ohr, das
mir Antek mal eingerissen hatte - die Zeichen und Symptome von zweierlei Einflüssen,
das Gesicht, das zwei Kräfte, die äußere und die innere, zwischen sich gebildet
haben. Das Ganze war das Meinige - beziehungsweise das war ich - oder war das
Ganze vielmehr ein Fremdes - und es war eben doch auch ich.
Plötzlich kam es mir unwahrscheinlich vor, daß ich das sein sollte. Wie im Spiegel, wenn wir uns unvermutet erblicken und einen Augenblick zweifeln, ob wir das sind, so verwunderte und beleidigte mich die überraschende Greifbarkeit dieser Gestalt. Mit komisch gestutztem und gekämmtem Haar, mit Augenlidern, in Hosen, mit Organen zum Hören, Sehen und Atmen - war das mein Gerät, oder war das ich? Präzisiert - deutlich in Kontur und genau umrissen bis ins einzelne .. . allzu deutlich. Er mußte gemerkt haben, daß ich seine Einzelheiten sah, denn er schämte sich noch mehr, lächelte undeutlich und machte mit der Hand eine Bewegung der Unsicherheit und des Rückzugs ins Dunkel.
Doch das Licht nahm vom Fenster her an Stärke zu, und immer greller hob sich
die Gestalt aus dem Dunkel - schon waren die Finger
an den Händen zu sehen und die Fingernägel -, und ich sah . . . und das Gespenst,
sehend, daß ich sehe, duckte sich ein wenig, und ohne daß es herschaute, gab
es mir Zeichen mit der Hand, daß ich nicht hinsehen solle. Ich mußte aber hinsehen.
So also war ich. Wunderlich, fürwahr, wie Madame de Pompadour. Und ein Zufälliger.
Warum war ich so und nicht anders? Eine Ephemeride. Fehler und kleine Mängel
krochen ihm ans Tageslicht, er aber stand geduckt, ähnlich den Nachtgeschöpfen,
die das Licht zur Beute freigibt - wie eine mitten im Zimmer gefangene Ratte.
Und die Einzelheiten traten immer besser hervor, immer schrecklicher, von überall
kamen ihm Körperteile hervor, einzelne Teile, und diese Teile waren genau umrissen,
konkretisiert ... bis an die Grenzen schändlicher Deutlichkeit... bis an die
Grenzen der Schande . . . Ich sah einen Finger, Fingernägel, die Nase,
das Auge, Schenkel und Fuß, und alles an die Oberfläche
gebracht - wie hypnotisiert von den Einzelheiten erhob ich mich und tat einen
Schritt auf ihn zu. Er zuckte zusammen und bewegte die Hand - als bäte er mich
um seinetwegen um Verzeihung und als sagte er, das sei es nicht, und es sei
ganz einerlei - gestatte, entschuldige, laß . . . aber die Geste, die wie eine
Warnung begonnen hatte, endete irgendwie niederträchtig - ich ging auf ihn los
- und, da ich meine dargereichte Hand nicht mehr aufzuhalten vermochte, schlug
ich ihm mit voller Wucht ins Gesicht! Fort! Fort! Nein,
das war gar nicht ich! Das war etwas Zufälliges, etwas Fremdes, Aufgedrängtes,
ein Kompromiß zwischen der äußeren und der inneren Welt, das war gar nicht mein
Körper! Er stöhnte auf und verschwand - zog Leine.
Und ich blieb allein, doch eigentlich nicht allein: denn ich war nicht
da, ich fühlte nicht, daß ich da sei, und jeder Gedanke, jeder Reflex, jedes
Tun, jedes Wort, alles schien mir nicht meines, sondern wie irgendwo außerhalb
meiner selbst festgelegt, anstatt meiner gemacht - und ich sei eigentlich ein
anderer! -
(
fer
)
Doppelgänger
(10) Dante
Alighieri hatte einen älteren Zeitgenossen, der gleichfalls Dante hieß und auch
aus der Toscana (Majano) war. Dieser Ältere war gleichfalls Dichter und betrieb
die Poesie in der provenzalischen Manier, war Wegbereiter insofern, als er die
lingua volgare, jedoch aus Sizilien, in die Poesie einführte. Er ist, wird manchmal
behauptet, Dantes Freund gewesen, wurde aber später sein Gegner und schleuderte
ein höhnendes Sonett gegen seinen jüngeren Dichterbruder. Aber dieser Dante
da Majano hatte gleichfalls eine platonische Geliebte, genannt "Dantes
Nina", aus Sizilien, mit der er in poetischer Korrespondenz stand. Nina
war jedoch noch mehr das Ideal als Beatrice, denn Dante da Majano bekam seine
Nina nicht einmal zu sehen. Jetzt kommt die Auflösung: neuere Forscher haben
die Existenz Majanos geleugnet, und er ist aus gewissen Literaturgeschichten
verschwunden. Wenn nicht der ganze Mann ein Homunkulus gewesen ist, so liegt
es nahe, zu glauben, daß Nina mit Beatrice verwechselt worden ist. Aber es sind
noch Stücke von Ninas Poesien vorhanden. Was ist denn das? Der Ältere war die
Skizze zu dem Jüngern!
Jean-Jacques Rousseau hatte gleichfalls einen zeitgenössischen Doppelgänger, den Dichter Jean-Baptiste Rousseau. Seine abenteuerliche Laufbahn, mit Verbannung und Irrfahrten, Unzufriedenheit mit dem Bestehenden, gleicht der von Jean-Jacques; ebenso seine Gemütsart. Ob sie einander kannten, weiß ich nicht, glaube es aber nicht.
Jean-Baptiste's Poesie wurde von seinen Zeitgenossen geschätzt, aber Name und Leistung wurden des Naturpropheten halber ausgelöscht. Er schrieb auch Operntexte und Komödien, aber ohne Erfolg. Ob er mit Jean-Jacques verwandt war, weiß ich nicht; aber Jean-Baptiste floh von Paris in die Schweiz, 1712, das Jahr, in dem Jean-Jacques in Genf geboren wurde.
Madame Staël hatte eine Namensvetterin, Madame Staal, deren "Memoires" sehr berühmt sind. Ihre Laufbahn gleicht der unserer Madame Staël. Sie war Salonlöwin, gefallsüchtig, saß in der Bastille, ging ins Exil. Sie verheiratete sich mit einem Schweizer und starb, lange bevor Corinne geboren wurde. In diesem Fall ist es ja möglich, daß die Jüngere zum Wettstreit verlockt wurde vom Namen der Älteren, den auszulöschen ihr wirklich gelungen ist.
Torquato Tasso hatte einen Vater, Bernardo, der berühmt war, weil er "Amadis de Gaula" in Stanzen in hundert Gesängen geschrieben hat. Der Sohn löschte Dichtung und Namen des Vaters vollständig aus.
Raffaels Vater war ein guter Maler, Giovanni Santi. Und dieser schrieb auch eine Reimchronik über den Herzog von Montefeltro. Dann verschwand Santi mit Gemälden und Chronik.
Mozarts Vater, Leopold, war Komponist. Breitkopfs Katalog von 1762 teilt
den Anfang von 18 Symphonien des Vaters mit und "rechnet ihn zu den Begründern
des neuen Stils". Und dann war er fort! - (
blau
)
Doppelgänger
(11) Die Frau eines
kurfürstlich-sächsischen Geleitseinnehmers findet im Jahre 1709 das
"Bild" ihres Mannes im Bett, während Jener wenigstens 20 Meilen weit
entfernt bei fröhlichem Gelage lebhaft an seine Frau denkt. Der D. des
Schwertfegers Döring zu Goldberg, den man oft an zwei Orten sah,
begegnete dem Bäckermeister Pätzold auf dem Feld, als im Jahre 1580 ein
Unwetter die Ernte vernichtet hatte.
Döring hatte während dieser Zeit sein Haus nicht verlassen, "sein Geist
aber war beständig auf den Feldern". Des D.s Füße berührten den Boden
nicht, sondern er schwebte leicht dahin. Sein Antlitz war
geisterbleich, und als Pätzold nach seiner Hand faßte, schob sich die
Gestalt wie von selbst zusammen und war verschwunden.
Der Nachtwächter von Tiefenbach sieht um Mitternacht einen Bäcker mit
drei längst verstorbenen Leuten Karten spielen. -
dalank.de
Doppelgänger
(12)
- Manfred Schmidt, Nick Knatterton
Gedenkausgabe, Oldenburg u. Hamburg 1971 (Stalling, zuerst 195*)
Doppelgänger
(13) Eines der
am schwersten zu bewältigenden Probleme war der Verlust nahestehender Personen
infolge von Schicksalsschlägen oder natürlichen Todes. Da Entwöhnungskuren nicht
anschlugen, sah sich das MKB (Ministerium für Komplette Beglückung) zur Produktion
von Approximaten oder Alsobbis (Pseudoten, Pseudolacken) veranlaßt: Amorroiden,
Mamalen, Papi-den, Schmussetten, Schwulotten u. ä. Sie werden im Auftrag der
beteiligten Personen oder der zuständigen Friedhofsverwaltungen im Bestattungsrahmenprogramm
erstellt, das im Auftritt von Idealkopien der Teuren Heimgegangenen gipfelt.
Bürger, die Verwandte mit schwierigem, streitsüchtigem
Charakter haben, können auf analoge Weise eine prothetische Familie noch zu
Lebzeiten der Originalpersonen anfertigen lassen, wobei letzteren zwecks gerechter
Kompensation ebenfalls die angemessenen Doppelgänger geliefert werden (im allgemeinen
Sprachgebrauch wird der Vorgang als Familienpüppelung bezeichnet). (Laut losannischen
Quellen, BAM.) Die ausgestopften Familienpräparate sind Schauplatz schrecklicher
Vorfälle, von denen sich jedem Kurdel das Pfühlhaar sträubt (BOM, gem. kurdländischen
Angaben. Siehe auch »Handbuch des gekurdelten Agitators«
391/R sowie die Rede des Vorsitzenden des Obskuralpräsidulums auf dem X. Auftrieb
der Metropolechsen, insbes. der Abs. "Falsifamilien als Trainager des Massakragements
in Losannien" / VBEM / ). - Stanislaw Lem, Lokaltermin. Berlin 1985 (zuerst 1982)
Doppelgänger
(14)
Doppelgänger
(15) Ich weiß nicht,
wie ich auseinandersetzen soll, daß in meinen Gedanken die irdischen Ereignisse
mit denen der übernatürlichen Welt zusammenfallen konnten; das ist leichter
zu fühlen als klar auszudrücken. Aber wer war wohl dieser Geist, der ich war
und der auch außer mir war? War er der Doppelgänger der Legenden oder der mystische
Bruder, den die Orientalen »Ferwer« nennen? War ich nicht überrascht gewesen
von der Geschichte jenes Ritters, der eine ganze Nacht in einem Wald gegen einen
Unbekannten kämpfte, der er selbst war? Wie dem auch sei, ich glaube, daß die
menschliche Einbildungskraft nichts erfunden hat, was nicht in dieser oder einer
andern Welt wahr ist, und ich konnte nicht an dem zweifeln, was ich deutlich
gesehen hatte.
Ein schrecklicher Gedanke überkam mich: »der Mensch ist doppelt«, sagte ich
mir. »Ich fühle zwei Menschen in mir«, hat ein Kirchenvater
geschrieben. Das Zusammentreffen zweier Seelen hat diesen gemischten Keim in
einen Körper gelegt, der selbst dem Blick zwei ähnliche Teile darbietet, die
in allen Organen seines Aufbaues wiederkehren. In jedem Menschen steckt ein
Beobachter und ein Handelnder, der, welcher spricht, und der, welcher antwortet.
Die Orientalen haben darin zwei Feinde gesehen: den guten und den bösen Geist.
»Bin ich der gute, bin ich der böse?« sagte ich mir. Auf jeden Fall ist der
»andere« mir feindlich . . . Wer weiß, ob es nicht Umstände oder irgendein Alter
gibt, wo diese beiden Geister sich trennen? Beide sind durch eine stoffliche
Verwandtschaft an denselben Körper gefesselt, vielleicht ist einer zu Ruhm und
Glück, der andere zu Vernichtung und ewigem Leiden bestimmt?
- Gérard de Nerval, Aurelia. Frankfurt am Main 1961 (EC 42, zuerst
1855)
Doppelgänger
(16) Horst Söhnlein war
Sohn eines Sektfabrikanten. Als Fünfjähriger musste er für Werbefotos Modell
stehen. Später war er Hochstapler. Er war der
Bestgekleidete der Roten Armee Fraktion, trug Seidenschals, teilweise auch Leopardengamaschen
und pomadisiertes Haar. Seine Ähnlichkeit mit Thomas Fritsch gereichte ihm nach
einem Raubüberfall im März 1968 zum Vorteil, da er bei der Polizeikontrolle
im Personenzug nach Eltville vorgeben konnte, zu einer Autogrammstunde in einer
der dort ansässigen Sektkellereien unterwegs zu sein. Schnell verkehrte sich
dieser Vorteil allerdings in einen Nachteil, da man sein erstes Fahndungsfoto
aus einem Bravo-Starschnitt zusammensetzen konnte. Um sich von seinem kriminellen
Doppelgänger abzusetzen, ließ Thomas Fritsch sich daraufhin die Haare wachsen
und nahm eine Rolle in der 15. Folge der Fernsehserie Der Kommissar mit dem
Titel Der Papierblumenmörder an. Er spielte dort einen Hippie,
der auf einem Schrottplatz lebt und den Spitznamen Teekanne hat. Zwar symbolisiert
der Hippie die friedlich verträumte Gegenbewegung zur politisch radikalisierten
RAF, doch scheitert auch er und bringt sich am Ende um, womit er die Hippiebewegung
als Illusion denunziert. Die im Film verwendete Papierblume wurde angeblich
über eine Anzeige in der Bravo für 27 Mark von der Leiterin des Thomas-Fritsch-Fanclubs
in Bad Mergentheim ersteigert. Wie sich später herausstellte, handelte es sich
dabei allerdings um eine Doublette, da die echte Papierblume Thomas Fritsch
mit ins Grab gelegt wurde. -
(raf)
Doppelgänger
(17, Traum 2) Dieser
Traum, in dem er sein eigener Doppelgänger ist. Personen reden, und
eine fremde Stimme antwortet ihnen, deren Worte sich ohne Atem in seinem
Mund formen. Jemand wird verschwinden, jemand löst ihn ab, sucht eine
Anwesenheit in dem mit dem Gemurmel der Sprechenden verschmolzenen
Dunkel.
Eine Schlußfolgerung, die sich durch ihre Logik aufdrängt, beherrscht
das Gernurmel, reiht gelehrte Wörter aneinander die in einem Buch
stehen, in dem fieberhaft nachgeschlagen wird.
Dem Alptraum folgen zusammenhanglose Bilder, ein Element des einen
taucht im folgenden auf, ein Element des folgenden im folgenden .. .
Er erwacht. - Robert Pinget, Der Feind. Berlin 1988
Doppelgänger
(18, Traum 3) Mir träumte, ich sehe meinen Doppelgänger mit eingefallenem
Gesicht sich im Bette herumwälzen, während ich selbst angstvoll im
Zimmer hin und her laufe. Ich hatte die Vorstellung, mein zweites Ich
habe sich vergiftet und sei dem Tode nahe. Doch war es mir trotz aller
Angst, als ob ich selbst durch den Tod meiner anderen Gestalt nicht
getroffen würde. - Johannes Volkelt, nach
(je)
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