eufel   DIE WAHRHEIT ÜBER SANCHO PANSA

Sancho Pansa, der sich übrigens dessen nie gerühmt hat, gelang es im Laufe der Jahre, durch Beistellung einer Menge Ritter-und Räuberromane in den Abend- und Nachtstunden seinen Teufel, dem er später den Namen Don Quixote gab, derart von sich abzulenken, daß dieser dann haltlos die verrücktesten Taten aufführte, die aber mangels eines vorbestimmten Gegenstandes, der eben Sancho Pansa hätte sein sollen, niemandem schadeten.

Sancho Pansa, ein freier Mann, folgte gleichmütig, vielleicht aus einem gewissen Verantwortlichkeitsgefühl dem Don Quixote auf seinen Zügen und hatte davon eine große und nützliche Unterhaltung bis an sein Ende. - (hochz)

Teufel (2) Es gibt eigentlich nichts Einleuchtenderes als den Ausspruch, daß jeder Mensch seinen eigenen Teufel besitzt oder, wenn man sich der Sprache der Schönredner, die präzise Angaben scheuen, bedienen will, daß jeder Mensch mit seinem Wesen in eine ganz bestimmte Schicht des Bösen stößt. Freilich haben die Teufel im Lauf der Zeit sehr an Interesse verloren, sie sind von Kräften gekommen, denn auch ihnen gilt mit Gautier »la barbarie mieux que la platitude«. Kaum hatte sie nach den immer strengeren Eiszeiten des Protestantismus, des Rationalismus und der Aufklärung die Romantik wieder etwas aufgetaut, als die Heraufkunft der Demokratie sie nur noch als die Schatten ihrer selbst umherschleichen ließ. Sie sind Feinschmecker der Werte — da ihre Speise die Seele ist, sind sie auf Hierarchie angewiesen; und so geht es ihnen heute schlecht, wie jedem, dem nur die Produkte der modernen Garküchen zur Verfügung stehen. Behauptet man also, daß jeder Mensch seinen Teufel besitzt, so ist die Voraussetzung, daß der wirkliche Mensch und nicht etwa der Bürger in Frage steht, dessen eigentliches Wesen gerade dadurch ausgedrückt werden kann, daß ihm jedes Verhältnis zum Bösen fehlt. - (ej)

Teufel (3) Die Teufel des Emanuel Swedenborg (1688- 1772) sind keine eigene Spezies; sie gehen aus dem Menschengeschlecht hervor. Es handelt sich bei ihnen um Individuen, die nach dem Tod die Hölle erwählen. Sie sind nicht glücklich in dieser Region aus Sümpfen, Wüsten, Wäldern, niedergebrannten Ortschaften, Bordellen und finsteren Höhlen, aber im Himmel wären sie noch unglücklicher. Bisweilen dringt aus der Höhe ein Strahl himmlischen Lichtes zu ihnen; die Teufel empfinden ihn als Verbrennung und üblen Gestank. Sie halten sich für schön, aber viele haben tierische Gesichter oder solche, die bloße Fleischklumpen sind, oder gar keine. Sie leben in gegenseitigem Haß und bewaffneter Gewalttätigkeit; wenn sie sich vereinigen, dann, um einander oder andere zu vernichten. Gott verbietet es den Menschen und den Engeln, eine Karte der Hölle anzufertigen, aber wir wissen, daß ihre Gestalt in Umrissen der eines Teufels entspricht. Die unflätigsten und gräßlichsten Höllen liegen im Westen. - (bo)

Teufel (4) Der Teufel versteht Logik, er ist Meister in der Metaphysik, und mit seinen Spitzfündigkeiten und Ausdeuteleien überlistet er alle seine Verbündeten. Wenn sie nicht genau aufpaßten und den Kontakt später nachlasen, fanden sie zu ihrem Erschrecken, daß der Teufel anstatt Jahre nur Monate, oder Wochen, oder gar Tage geschrieben, und er kommt ihnen plötzlich über den Hals und beweist ihnen, daß die Frist abgelaufen. In einem der älteren Puppenspiele, welche das Satansbündnis, Schandleben und erbärmliche Ende des Doktor Faustus vorstellen, findet sich ein ähnlicher Zug. Faust, welcher vom Teufel die Befriedigung aller irdischen Genüsse begehrte, hat ihm dafür seine Seele verschrieben und sich anheischig gemacht, zur Hölle zu fahren, sobald er die dritte Mordtat begangen habe. Er hat schon zwei Menschen getötet und glaubt ehe er zum dritten Male jemanden umbringe, sei er dem Teufel noch nicht verfallen. Dieser aber beweist ihm, daß eben sein Teufelsbündnis, sein Seelentotschlag, als dritte Mordtat zähle, und mit dieser verdammten Logik führt er ihn zur Hölle. Wieweit Goethe in seinem Mephisto jenen Charakter-Zug der Sophistik exploitiert hat, kann jeder selbst beurteilen. Nichts ist ergötzlicher als die Lektüre von Teufelskontrakten,  die sich aus der Zeit der Hexenprozesse erhalten haben, und worin der Kontrahent sich vorsichtig gegen alle Schikanen verklausuliert und alle Stipulationen auf ängstlichste paraphrasiert.

Der Teufel ist ein Logiker. Er ist nicht bloß der Repräsentant der weltlichen Herrlichkeit, der Sinnenfreude, des Fleisches, er ist auch Repräsentant der menschlichen Vernunft, eben weil diese alle Rechte der Materie vindiziert; und er bildet somit den Gegensatz zu Christus, der nicht bloß den Geist, die asketische Entsinnlichung, das himmlische Heil, sondern auch den Glauben repräsentiert. Der Teufel glaubt nicht, er stützt sich nicht blindlings auf fremde Autoritäten, er will vielmehr dem eignen Denken Vertrauen, er macht Gebrauch von der Vernunft! Dieses ist nun freilich etwas Entsetzliches, und mit Recht hat die römisch-katholisch-apostolische Kirche das Selbstdenken als Teufelei verdammt und den Teufel, den Repräsentanten der Vernunft, für den Vater der Lüge erklärt. - Heinrich Heine, Elementargeister (1837)

Teufel  (5)

Orson Welles als Harry Lime, nach Timmermann/Baker, Der Dritte Mann. Auf den Spuren eines Filmklassikers. Wien 2002

Teufel   (6)

teufel teufel teufel
steig in dies öflein
samt deinem hörnlein
flieg zum satürnlein
oder zum erdkernlein
aus zum schorenstein
fahr in die luft ein
aber laß uns allein
und ungeschoren sein

- (artm)

Teufel (7)  Man hat bisher in der Welt geglaubt, es gebe einen bestimmten Teufel, der die Höllen beherrsche, und dieser sei als Engel des Lichts erschaffen, nachdem er aber ein Empörer geworden war, und mit seiner Rotte in die Hölle hinabges toßen wurde; daß m an so glaubte, kam da her, daß im Wort ein Teufel und Satan und auch ein Lichtbringer [Luzifer] genannt wird und das Wort hier nach seinem Buchstabensinn verstanden wurde, während doch unter dem Teufel und Satan dort die Hölle verstanden wird; unter dem Teufel diejenige Hölle, die nach hinten zu liegt und wo die Schlimmsten sind, welche böse Engel [mali genii] genannt werden; und unter dem S atan diejenige Hölle, die vorne ist, wo nicht so Bösartige sind, welche böse Geister genannt werden; und unter Luzifer werden diejenigen verstanden, die aus Babel oder Babylonien sind, solche nämlich, die ihre  Herrschgebiete bis in den Himmel ausdehnen. Daß es nicht irgendeinen Teufel gibt, dem die Höllen unterworfen wären, erhellt auch daraus, daß alle, die in den Höllen sind, sowie auch alle, die in den Himmeln sind, aus dem menschlichen Geschlecht stammen  und daß dort Myriaden von Myriaden vom Anfang der Schöpfung an bis auf diese Zeit sind, und jeder von ihnen ein solcher Teufel ist, wie er es in der Welt gegen das Göttliche gewesen war. -  Himmel und Hölle. Beschrieben nach Gehörtem und Gesehenem von Emanuel Swedenborg

Teufel (8)

Du, der du aller Engel schönster, klügster Geist, Gott,
den das Los verriet und welchen niemand preist,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

O Fürst in der Verbannung, dem man Unrecht tat,
Und der, besiegt, sich stärker noch erhoben hat,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Allwissender, der alles Verborgene durchschaut,
Du großer König, Heiler, dem Menschenangst vertraut,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der die Parias selbst, vom Aussatze verheert,
Durch Liebe noch die Lust des Paradieses lehrt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der du mit dem Tod, der alten Buhlerin,
Die Hoffnung zeugtest, diese liebenswerte Närrin!

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der bei dem Geächteten jenen Blick entflammt,
Womit er alles Volk rings ums Schafott verdammt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der du weißt, wo in der geizigen Erde Falten
Die Edelsteine ruhn, die Gott uns vorenthalten,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, dessen klare Augen den Grund gesehen haben,
Wo alle Arten von Metallen sind begraben,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der den Abgrund zudeckt mit seiner großen Hand
Dem Schlafwandler, der hinirrt an der Dächer Rand,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der du den Betrunkenen, vom Pferdehuf erfaßt,
Auf wunderbare Weise noch gerettet hast,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der zum Trost der Menschen, die der Schmerz bedrängt,
Uns lehrte, wie man Schwefel mit Salpeter mengt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du Listiger, der Krösus sein Zeichen aufgedrückt,
Das die gemeine Stirn des Unbarmherzigen schmückt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der es allen Mädchen in Aug und Herz geschrieben,
Daß sie die Wunden ehren und den Plunder lieben,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du Leuchte der Erfinder und Stütze der Bedrängten,
Beichtvater der Verschwörer und Tröster der Gehenkten,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Wahlvater derer, die Gottvater angeklagt
Und zornig aus dem irdischen Paradies verjagt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

- Aus: Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998

Teufel (9)   Sie sprach mit einer Stimme, mit der sich die köstlichste Musik nicht vergleichen läßt: »Habe ich Alvaro so glücklich gemacht, wie er mich ? Nein: noch bin ich allein glücklich. Du sollst es auch sein, ich will es. Ich will ihn mit Wonnen berauschen, will ihn mit Wissen und Kenntnissen erfüllen, will und werde ihn auf die höchste Höhe der Macht emporführen. Willst du, mein Herz, willst du das mächtigste Wesen, das bevorrechtetste Geschöpf auf Erden sein und dir, gemeinsam mit mir, die Menschen, die Elemente und die ganze Natur Untertan machen?«

»O meine teure Biondetta!« sagte ich darauf, wenn ich mir auch ein wenig Gewalt antun mußte, »du bist mir genug. Du erfüllst alles, was mein Herz sich nur wünschen mag...«

»Nein, nein«, entgegnete sie lebhaft, »Biondetta darf dir nicht genug sein. So heiße ich gar nicht; du hast mir diesen Namen gegeben. Er hat mir gefallen, und ich habe ihn mit Freuden getragen. Du mußt aber wissen, wer ich bin. . . Ich bin der Teufel, mein lieber Alvaro, ich bin der Teufel. . .«

Und während sie das in bestrickend süßem Ton sagte, schnitt sie mir jede Widerrede in einer wilden Umarmung ab. Sobald ich wieder sprechen konnte, sagte ich: »Meine teure Biondetta, oder wer du auch sein magst, sprich diesen unheilvollen Namen nie wieder aus und mahne mich nicht an einen Irrtum, den ich längst abgeschworen habe.«

»Nein, mein lieber Alvaro, es war kein Irrtum, nein , es war kein Irrtum. Ich mußte dich hinters Licht führen, lieber kleiner Mann. Ich mußte dich täuschen, um dich endlich zur Vernunft zu bringen. Ihr Menschen seid ja der Wahrheit nicht zugänglich. Man muß euch verblenden, damit ihr glücklich werdet. Du sollst sehr glücklich sein, wenn du nur willst! Ich will dich mit Glück überhäufen. Schon jetzt mußt du mir doch zugeben, daß ich gar nicht so widerwärtig bin, wie man mich immer hinstellt.«

Dieses Geschäker und Geplauder brachte mich vollends um meine Fassung. Ich sträubte mich dagegen, und meine trunkenen Sinne trugen das Ihre dazu bei, daß ich mich ablenken ließ.

»Gib mir doch Antwort«, drängte sie.

»Ei, was soll ich dir antworten ? . . .«

»Undankbarer, leg deine Hand auf dieses Herz, das dich anbetet. Vielleicht lebt auch deines auf, wenn das möglich ist, und verspürt die leiseste Regung, die in meinem so deutlich spricht. Laß eine Spur des köstlichen Feuers durch deine Adern rinnen, eine Spur der Flammenglut, die mein Blut erhitzt. Sprich sanft und lieb zu mir, wenn du's kannst, mit deiner Stimme, die so viel Liebe erwecken kann. Du brauchst sie nur gar zu oft, um meine fürchtsame, scheue Seele zu schrecken. Sag nun endlich, wenn es dir möglich ist, aber so zärtlich, so innig, wie ich für dich fühle: Mein teurer Beelzebub, ich bete dich an . ..«- Jacques Cazotte, Der verliebte Teufel. In: Meistererzählungen des französischen Rokoko. München 1962

Teufel  (10), Vogel - Diable, oiseau (Wissenschaft von der Natur, Ornithologie). Diesen Namen hat man auf den Antillen einem Nachtvogel gegeben, weil man ihn sehr häßlich fand. Angeblich ähnelt er der Gestalt nach einer Ente. Sein Blick ist schreckenerregend & sein Federkleid schwarz & weiß gemischt. Wie die Kaninchen gräbt er Löcher in die Erde, die ihm als Nest dienen. Dieser Vogel bewohnt die höchsten Berge & verläßt sie erst in der Nacht. Sein Ruf ist schaurig & sein Fleisch sehr schmackhaft.  - Daubenton, (enc)

Teufel  (11)  Man müßte sich wundern, wenn der Hexenhammer nicht erschienen wäre! Der Boden war ja aufs beste vorbereitet. Die Gelehrten, zuerst die Kirchenväter, hatten sattsame Gelegenheit gehabt, sich mit der Person des Versuchers zu befassen, der ja bekanntlich schon im Alten Testament, gleich auf den ersten Seiten, eine so verhängnisvolle Rolle gespielt hat und immer wieder, auch im Neuen Testamente, auftaucht. Seine Taten sind in aller Gedächtnis, so daß es überflüssig erscheint, darüber noch ein Wort zu verlieren. Aber die Theorien der Gelehrten, zunächst nur den Fachgenossen vertraut und von ihnen von Geschlecht zu Geschlecht vererbt, stetig vertieft und verallgemeinert, mußten doch bald in den breiteren Schichten des Volkes dringen, wozu die Prediger das meiste beitrugen, denen natürlich der Böse ein stets willkommenes, immer neu variiertes Thema für die Predigt bedeutete; dem Volke aber ist der Teufel immer verständlicher gewesen als der Herrgott in seiner erhabenen Majestät: der Teufel in seiner Leutseligkeit, den man auch gelegentlich einmal so recht g spaß'g prellen und zum dummen Teufel machen kann, ist recht eigentlich der Gott der kleinen Leute.    - Vorwort zu: Jakob Sprenger, Heinrich Institoris, Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik, zuerst 1487)

Teufel  (12)  Teuffel / Der Anfänger alls unheils / der Sündenstiffter / Weltvergiffter / Seelenfeind und Lasterfreund / Ligendichter / Meuchelmörder / Listbetrüger / Trugeredner / der Menschen Ankläger. Der Zauberystiffter / der stoltz Lästergeist / der schwartze Höllenmohr / der Verführer und Verleumder. Der reimet mit dem Zweiffel.

Dieser böße Geist gebildet durch einen reißenden Wolff / durch einen brüllenden Löwen / durch einen Drachen und die alte Schlange. - (hrs)

Teufel  (13, harmloser)   Es war einmal ein alter Mann, der hatte drei Tochter. Sie arbeiteten alle drei als Mägde für Tagelohn; ihr Vater sah sie nur abends. So verbrachte er einen großen Teil seiner Zeit allein. In der schönen Jahreszeit saß er vor der Haustür; im Winter blieb er am Kamin, um sich von seinem arbeitsreichen Leben auszuruhen.

Eines Tages, als er auf der Türschwelle saß, weckte ihn eine laute Stimme aus dem Halbschlaf. Er hob den Kopf und erkannte sogleich, daß er es mit dem Teufel zu tun hatte.

»Jage deine Hühner aus meinem Hirsefeld«, rief dieser mit drohender Stimme; »gibst du mir nicht eine deiner Tochter, dann fresse ich dich.«

Nachdem er dies gesagt hatte, ging er fort.

An diesem Abend kam die älteste Tochter zuerst nach Hause. Der alte Vater erzählte ihr von dem Besuch und was der Teufel verlangte.

Sie antwortete ihm:

»Er soll lieber dich fressen als mich.«

Der arme Mann war so bekümmert, daß er nicht wagte, seine andern Töchter zu fragen. Am folgenden Tag, als er wieder auf der Türschwelle saß, kam der Teufel zurück, und wieder sagte er:

»Jage deine Hühner aus meinem Hirsefeld; gibst du mir nicht eine deiner Töchter, dann fresse ich dich!«

Nachdem er dies gesagt hatte, ging er fort.

An diesem Abend kam die zweite seiner Töchter zuerst nach Hause. Ihr Vater erzählte ihr von dem Besuch und was der Teufel verlangte. Sie antwortete ihm:

»Er soll lieber dich fressen als mich.«

Der arme Mann war so bekümmert, daß er nicht wagte, seine letzte Tochter zu fragen.

Am folgenden Tag, als er wieder auf der Türschwelle saß, kam der Teufel zurück; diesmal war er außer sich.

»Jage deine Hühner aus meinem Hirsefeld; gibst du mir nicht eine deiner Töchter, dann fresse ich dich!«

Und er ging in böser Laune fort.

An diesem Abend kam die jüngste Tochter zuerst nach Hause. Ihr alter Vater erzählte ihr von dem Besuch und was der Teufel verlangte. Er erhoffte sich nicht viel davon; sie aber erwiderte:

»Er soll lieber mich fressen als dich.«

Da erschien der Teufel mit großem Getöse und nahm das Mädchen mit sich in sein Reich. Als sie dort angelangt waren, sagte er: »Heute abend wirst du meine Frau, aber ich fresse dich nicht, denn du bist zu hübsch.«

Als sie seine Frau geworden war, fragte er sie, um sich Geltung zu verschaffen:

»Soll ich mich in den Wind verwandeln, in einen Hund oder in einen Igel?«

»In einen Igel«, antwortete sie.

Da verwandelte er sich in einen Igel.

»Bist du aber häßlich!« sagte seine Frau.

Da zog der Teufel sein Igelfell ab, warf es in eine Ecke des Schlafzimmers, und sie schliefen beide ein.

Inzwischen aber war es den beiden älteren Schwestern der Frau des Teufels gelungen, ein Mittel zu finden, um in das Schloß des Teufels, ihres Schwagers, zu gelangen. Sie waren neugierig und wollten gern wissen, was er mit ihrer jüngsten Schwester machen würde.

Als sie die beiden nun wie glückliche Eheleute schlafen sahen, wurden sie von furchtbarer Eifersucht ergriffen. Bevor sie gingen, stolperte die eine über das Igelfell und warf es ins Feuer. In diesem Augenblick roch der Teufel seine verbrannte Haut. Er sprang auf und versuchte, sie zu retten, aber es war zu spät: sie war schon ganz verkohlt.

»Mein Igelfell ist verbrannt«, sagte er zu seiner Frau, nachdem er sie geweckt hatte; »die das getan haben, sollen verflucht sein; ich muß dich jetzt verlassen, um die Schuldigen zu finden und sie zu bestrafen.«

Und im Handumdrehen verschwand er.

Seine Frau war sehr unglücklich darüber, denn sie hatte bemerkt, daß der Teufel gar nicht so böse war, wie man sagte. Ihre früheren Brotgeber, die von Weihwasser lebten, waren viel schlimmer als er. - Französische Märchen. Hg. Ré Soupault. Düsseldorf u. Köln 1967

Teufel  (14, nachdenklicher)  

Teufel, nachdenklicher

Dante, Inferno

- Gustave Doré

Teufel  (15)  Gibt es also den Teufel? Den teuflischen Eingriff gibt es, und er hält sich ganz und gar nicht mehr auf der menschlichen Ebene; mit der Geschwindigkeit eines Sturzes und begleitet vom innerseelischen Ausbranden Tausender von Zuckungen, zersetzt er mit rasender Kraft den »virtus« des bisher Tugendhaften und arbeitet an der Entwürdigung jeden Adels im Menschen.

Er schändet den Engel im Menschen. Ein Zustand ganz und gar außerhalb des Gewohnten, den allein die Mystiker, diese vom Fasten, vom Wachen, von fortgesetzten erschöpfenden Gebeten stimulierten (aber dadurch auch hellsichtig gewordenen) Einsamen, und manche Geisteskranke aus Erfahrung gekannt haben; doch weder die einen noch die anderen haben ohne Einschränkungen davon gesprochen, die ersten aus Diskretion und hl der Scheu, Böses zu tun, indem sie auf das aufmerksam machten, wovon man sich abwenden soll, die andern aber aus ungenügender Aufmerksamkeit und mangelndem Sprachvermögen. Stanislas von Guaita scheint inmitten von Aufschneidern der Teufelskunde diesen Zustand gekannt zu haben: »Welch furchtbarer Kampf«, so schreibt er, »hält euch umschlossen, entnervt euch, überwältigt euch! Welche seelische Pollution wird der Allnatur angetan und läßt euch mit Hochgenuß an der Herabwürdigung der Wesen und Dinge teilnehmen!« Mit Recht sind der Sumpf, der Schlamm, die dickflüssigen Abwässer Bilder dieses Zustandes, und man ist tatsächlich angeleimt auf abschüssiger Bahn. (Sünde (ja) gegen sich selbst, gegen seine Persönlichkeit, gegen seinen menschlichen Adel, gegen die Idee, die man sich von sich selbst bewahren will... und (für einen religiösen Menschen) gegen Gott. Der Verführerdämon hat seinen Platz eingenommen, denn man ist dazu verführt, sich gehen zu lassen, sich ins Unbestimmte fallen zu lassen, sich dem Unendlichen preiszugeben. Verführung der Auflösung. Sünde: die Annehmlichkeit, die mit der Auflösung verbunden wird. Aber ich habe noch nicht genug von der allgegenwärtigen und überall unterschwellig bestimmenden Bedeutung der Rhythmen gesprochen. Unter oder über denen, die ich erwähnte, wird sich immer einer befinden, der unrhythmisch, mehr noch wie ein Mauerriß, mehr noch die Glaubensbekenntnisse auslöschend, mehr noch die Tugenden zersetzend, mit einer teuflischen Regellosigkeit, Verhöhnung und Ironisierung, die relative Haltung, die man im Laster gefunden haben könnte, untergräbt, abschleift, einreißt, um einen noch tiefer sinken zu lassen, noch tiefer, noch gotteslästerlicher tief. Polyrhythmie, Polyverhöhnung, Polyverheerung: das ist der Stil des Meskalins und der Stil des Teufels.  - Henri Michaux, Turbulenz im Unendlichen. Die Wirkungen des Meskalins. Frankfurt am Main 1971

Teufel  (16)  Dem zweiten Steuermann, Hernandez, wurden die Werkzeuge gezeigt, und obwohl man bis zum Dritten Grad gegangen ist, beharrte er darauf, daß ihm in der metallenen Hülse der Teufel erschienen ist.

Er beschrieb diesen als eine etwa zehn Fuß hohe Gestalt, die wie flüssig und veränderlich und in Blitze eingehüllt war. Die Farbe des Leibhaftigen gab er mit Grün an und erwähnte noch, daß von ihm eine lähmende Strahlung ausging, die in alle Glieder fuhr und selbst einem wackeren Mann die Widerstandskraft nimmt. So habe er beobachtet, als er selbst auf lange hölzerne Stangen aufgespießt war (man fand tatsächlich Wundmale an den bezeichneten Stellen auf), wie Saavedra, ein Soldat, beim Anblick der Gestalt buchstäblich eingefroren ist.  - Gerd Maximoviç, Das gestrandete Schiff. In: Phantastische Aussichten. Hg. Franz Rottensteiner. Frankfurt am Main 1985  (Phantastische Bibliothek 160)

Teufel  (17)  »Meer und Sertão sind für Sie Bereiche des Teufels?«

»Das ist wahr, Herr Richter, aber nicht nur sie, sondern die ganze Welt. Und ich sage Ihnen noch etwas: so furchterregend das Untier Brusakan sein mag, wenn es die Gestalt eines Meeresungeheuers oder eines beflügelten und singenden Jaguars aus den Grotten des Sertão annimmt, es ist zumindest noch eine epische Gestalt. Ich garantiere Ihnen: weitaus mehr graust mir vor dem Teufel der Städte, der wie ein pensionierter Beamter aussieht und bisweilen mit dem Rad spazierenfährt: schwarz gekleidet, einen steifen Filzhut auf dem Kopf, linkisch und boshaft dreinblickend mitten in der Sonnenglut, ohne auch nur im mindesten zu schwitzen, was doch wahrhaftig satanisch ist!«  - (stein)

Teufel  (18)  Der Teufel ist überhaupt nicht so schwarz, als ihn die Maler und die Komödianten machen, und Leute, die ihn genauer kennen, machen Glieder an ihm namhaft, die blond sind. Er ist ein aufrichtiger und thätiger Feind, ein wahrer Vater seiner Kinder und liebreich gegen alle leblose Geschöpfe und spielt ehrlich genug; man kann von ihm beweisen, daß er nicht nur ein Exjesuit ist, sondern auch ein Jesuit, und in der ost- und westindischen Handelskompagnie in Rom, in der Propaganda, schreiet er »Halb Part«. Um die ganze Welt möcht' er, so zu sagen, kein Maulchrist sein, sondern er will lieber in die Kirche springen, da aus lobenswerthen Gründen einen aufmerksamen Zuhörer abgeben, ich meine von der Musik, ein altes Lied aus dem Gedächtnis mitsingen, um dadurch einen Nachbar irre zu treiben, der ein verbessertes flötet, und ein Kind im Unterleib zwicken, damit es in das Geschrei des Pfarrers schreie, und endlich sich fast gebessert wieder fortmachen: ich könnte etwas Aehnliches von mir und andern Christen ohne Pferdefuß betheuern, allein es leben Menschen, die dächten, mir wär' es hauptsächlich um Spaß zu thun. Sogar den Rock der Gerechtigkeit wollt' er einmal anversuchen, allein dieser saß ihm um drei Ellen zu kurz, »und in einem Priesterrock«, sagt' er, »sähe man doch nicht aus wie ein Narr, so lang sei solcher.« Sonst diente der Teufel als beständiger Brautführer der christlichen Braut oder Kirche, und die Päbste hatten ihn lieb: allein wenn er jetzt als der schwarze Verschnittene über jene wacht, so ist das noch eben so viel Ehre. »Der Mann ist gut und hört doch nicht auf zu zahlen«, sagte zu mir ein Genfer Kaufmann, und er wird wol den Teufel gemeint haben. - Allein was steht nun in der Gewalt angesehener Autoren, wenn unzählige den Charakter des Teufels zweideutig machen und einen Eid thun wollen, er ziehe mit Pferdefüßen herum und mit Hörnern und mit einem Schwanze, dessen Spitze wie eine Puderquaste aufrecht stehe und ans Hinterhaupt hinauflange, das sie mit poudre à canon vollpudere? Am besten ists, die Autoren scharren die Quelle dieser Verläumdung zu: allein es kanns keiner als nur ich.

Gestern abends nämlich zwischen 11 und 12 Uhr klopfte der Teufel, der bei Büchermachern sonst nur Visitenkarten (nämlich Bücher) abgibt, in Person an; ich hatte ihn länger nicht gesehen als in sieben Wochen. Ich wollte gerade von neuem zu einem schlauen Titel dieses Buches ansetzen; deßwegen mußt' ich ihn ersuchen, daß er ein wenig passete und mich dieses gefährliche Geschäft mit der zusammengesetzten Anspannung aller Seelenkräfte, des Verstandes, der Vernunft, des Witzes des Gefühls und der Erinnerung, vollführen ließe, da ein Titel, sagt' ich, nicht so hurtig und so obenhin sich machen lässet als etwan ein Buch. Indeß gerieth er auf mein Hauspositiv; und meines musikalischen Erachtens greift der Teufel einen feinen Choral, ob ers gleich in der Bosheit that, um mich irre und meine Frau, die daneben schlief, vergnügt zu machen.  - Jean Paul, Auswahl aus des Teufels Papieren. Frankfurt / M. Berlin 1991 (zuerst ca. 1784/89)

Teufel  (19)  Ein Traum war es, in dem mir zum ersten Male eine Gestalt auffiel, die man wohl als einen Teufel bezeichnen könnte, obwohl sie mit dem der Theologen ebenso wie mit dem der Sage wenig Verwandtschaft besaß. Sie zeigte sich spät, aber sehr deutlich und in einer Art und Weise, die verriet, daß sie schon von Anfang an dagewesen war. Äußerlich wäre zu sagen, daß sie weder Haare noch Hörner und Klauen besaß und daß sie durchaus nicht innerhalb der Temperaturen des brennenden Schwefels heimisch war, sondern in einer etwas gesteigerten, schwülen Sonnenwärme wirkte, die an sich recht annehmbar wäre. Sie war, wie gesagt, nicht haarig, sondern von einer dunkel strahlenden Glätte, die an Asphalt erinnerte. Ihr Körper war nackt, wohlproportioniert, ungefähr anderthalb Mannshöhen groß und meist in steinerne Ruhe versunken, die jedoch eine unglaubliche Geschmeidigkeit ahnen ließ.

Was die Wirksamkeit dieser seltsamen Erscheinung, die meine Aufmerksamkeit in höchstem Maße fesselte, betrifft, so schien sie sich in einer absoluten Despotie zu gefallen, die ihr Vergnügen in der völligen Ohnmacht ihrer Opfer fand. Obwohl von Humor bei ihr nicht im mindesten die Rede sein konnte, so schien ihr Behagen doch in einer Art von Witz zu liegen, dessen Pointe darin bestand, die Hoffnung zu erwecken, daß es möglich sein könnte, ihr zu entfliehen, und diese Hoffnung mit unfehlbarer Regelmäßigkeit zusammenbrechen zu lassen. Es war dies das Spiel der Katze mit der Maus; jedes mögliche Versteck war ihr schon im voraus bekannt, ja man hatte den Eindruck, daß sie selbst es war, die der Angst die Verstecke vorzuspiegeln verstand Spiegel spielten hier überhaupt eine große Rolle — Spiegel etwa, auf die man zuschritt, während sich die Gefahr unter dem Trugbild der eigenen Gestalt näherte. Auch der Kreis wurde verwandt, der sich in seiner wahren Figur erst enthüllte, nachdem man lange Zeit und auf den kompliziertesten Wegen sich zu entfernen geglaubt hatte: plötzlich erkannte man, daß die Gefahr stets im Zentrum der Bewegung geblieben war. Ebenso dienten endlose Ketten der verschiedenartigsten Erlebnisse dazu, das Angstgefühl zu steigern, das in einem Maße wuchs, in dem der fallende Stein an Geschwindigkeit gewinnt. Lange Zeit war man in andere, furchtbare Vorgänge verwickelt, bis man dann doch wieder magnetisch auf die dunkle Gestalt zugeführt wurde, die zu erkennen gab, daß sie auch hier als die wirkende Kraft tätig gewesen war.  - (ej)

Teufel  (19) 
Der Teufel spricht:

»Ein alter Leichnam kriecht aus seinem Loche
Im Eisenkleid nach alter Krieger Art.
Er tut es jeden Sonntag in der Woche.
Die Glocke dröhnt. Im Winde weht sein Bart.
Zum Morde hebt er die verfallne Linke,
Ihr wißt ja nicht, wie wohl das Geistern tut.
Mit seiner Rechten macht er Winke-Winke.
Aus sieben Wunden strömt er Rauch und Glut.«

Ein kleiner Engel knaut und will nicht essen.
Fürwahr! Er hat den Teufel so geliebt.
Doch jetzt beschließt er, seiner zu vergessen.
Da er ihm nicht mal 'ne Zigarre gibt.
Doch jener sieht ihn an mit blassen Blicken.
Und freut sich sehr, daß sich der Kleine kränkt.
»Wie werden wir uns heute Nacht erquicken,
Doch die Zigarre kriegst'te nicht geschenkt.«

Im Saale weiße Fliegenschwärme,
Der Dunst von Wein schlägt aus dem Mund der Zecher.
Im Saale taumeln weiße Fliegenschwärme,
Berauscht vom Zorn und vom Atem der Zecher.
Berauscht vom Atem der Zecher Scharen weißer Fliegen.

Schwirren wie verrückte Tanten
Zu Bekannten
Und Folianten
Und zu unbekannten Kanten,
Schnatternd auf der Eisenbahn.

Siehste woll!
Der Mann ist toll.
Seine Nase glüht und thront
Durch die Dünste wie der Mond,
Wenn er aufgeht.
Ob er, schrecklich zugerichtet,
Immer unerhörter dichtet,
Bis er draufgeht?

Ich rauch die Zigarette
Und geh im Zimmer rum.
Der Teppich ist so kokette,
Ihn ziert gar manche Blum.

Der Mond ist meine Tante,
Er schmoddert durch die Nacht.
Die Sonne, meine Großmama,
Hat nie an mich gedacht.

- Jakob van Hoddis

Teufel  (20)

>:)
ein kleiner Teufel
>:-)
Teufel
>:->
teuflisch
>;-)
diabolisches Zwinkern
>;-> zwinkernder Teufel; eine anzügliche Bemerkung wurde gemacht
C=>8*
teuflischer Koch mit Brille und Schnurrbart

- Smileys. Hg. David W. Sanderson. Köln 1997

Hölle Don Quijote

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Verwandte Begriffe

Synonyme
Satan
Satan