eskalin   So verfährt das Meskalin (wenn man nur nicht unempfänglich oder widerstrebend ist): es schleudert dich weit über das Endliche hinaus, das in allen seinen Nähten aufreißt und sich als das zeigt, was es tatsächlich ist: eine Oase um deinen Körper und dessen Welt, geschaffen von Arbeit, Willen, Gesundheit, Wollust, ein Bruch im Unendlichen. Das Meskalin verweigert die Beruhigung der Endlichkeit, die der Mensch, mit seiner großen Erfahrung in der Kunst des Schrankensetzens, so trefflich zu erzielen versteht.

Das Meskalin - seine Bewegung, sofort außerhalb aller Schranken. Infinivertiert, wirkt es antikalmierend. (Der Unendlichkeit zu-, der Ruhe abgewendet.) Und das ist grausam. Der Mensch, der überall von der Unendlichkeit bedroht ist, tut alles, was er kann, sich davor abzuschirmen. Sehr mit  Recht. Der Große Wirbel, gerätst du zufällig hinein, zerbricht dir die Knochen. Das Allernotwendigste ist, sich der Unendlichkeit gut vorbereitet darzubieten. Nicht nur wie es Vorschrift ist: nach Fasten, Enthaltsamkeit von jeder Zerstreuung. Um dahin zu gelangen, aus dieser Droge, der störrischen Umtreiberin, aus der das Unendliche aufreißenden Wahnsinnskraft eine Verbündete zu machen, sind ungefähr die gleichen Dispositionen nötig, die in dem Bardo Thödol für jene Reise, von der man nicht wiederkehrt, angezeigt sind, Vorbereitungen, die man vielen überlieferten Lehren zufolge getroffen haben muß, um den okkulten Gewalten gegenüberzutreten. Man muß fast wie ein Priester hingehen, und vielleicht wäre ich nie zu dieser Erfahrung gelangt und wäre bei meinen anfänglichen Beobachterkenntnissen stehengeblieben1, wenn ein günstiges Fieber mir nicht den Gehorsam und den notwendigen inneren Ausgleich geschenkt oder doch erleichtert hätte, die ich bisher nicht besaß ... und dazu eine gewisse Hochgestimmtheit.

Hochgestimmtheit, Hingabe, vor allem Vertrauen: das braucht man bei der Annäherung der Unendlichkeit.   - Henri Michaux, Turbulenz im Unendlichen. Die Wirkungen des Meskalins. Frankfurt am Main 1971

Meskalin ⁽²⁾