Ich bin so überrascht wie Max Beerbohm, als er den Schwergewichtsmeister Tunney mit verhaltener Stimme über das Silbergrün auf den Bildern von Whistler sprechen hörte. In der Brust des Taxifahrers schlägt ein katholisches und selbstverständlich ein römisches Herz, ein hochsensibles. Er dreht sich zu mir um und wiederholt: »Sie haben wirklich keine mehr.., sehen Sie das nicht?« Die Tatsache, daß er sie sehen kann, macht — welch raffiniertes Paradox — die Schenkel für ihn unsichtbar. Daß er sie sieht, statt sie zu erahnen, zu erraten, zu erträumen, registriert seine erotische Phantasie als Verlust, als Verstümmelung. Jeder Teil des weiblichen Körpers, den die Mode entblößt, ist deshalb für ihn verloren.
Wenn die Frauen nackt herumliefen, würde er nur noch
Köpfe rollen sehen, wie von der Guillotine in den
Korb. Das ist sehr katholisch. Aber ist es nicht ebenfalls sehr katholisch,
ein anderes Zeichen des Katholizismus, daß die Frauen, bewußt oder unbewußt,
beschlossen haben, als Körper zu verschwinden,
indem sie sich entblößen. -
(scia)
Katholizismus (2)
Ich glaube an gar nichts,
aber natürlich bin ich katholisch. - Maurice Barrès
Katholizismus (3)
— Ach du, du hast ja noch
nie viel für die Pfarrer übrig gehabt.
Es ist nun keineswegs so, daß ich viel für sie übrig hätte. In unserer Familie
ist man katholisch. Aber mit Maß und Ziel: ich glaube fest an die Jungfräulichkeit
Marias, aber was Gott betrifft, so scheinen mir die Beweise für seine Existenz
doch hauptsächlich vom Aberglauben inspiriert zu sein. Ich gehe in die Messe
(trotz der ständigen Kniffe ins Hinterteil, das gehört dazu wie's Amen in der
Kirche, drei- bis viermal pro Sitzung ist das mindeste) ; ich gehe zur Beichte,
ich gehe Ostern zur Kommunion, aber ansonsten macht mir die Religion nicht weiter
zu schaffen. Was die Pfarrer angeht, so sind sie, wie Mama sagt, genauso Männer
wie die andern auch, bloß gehören sie halt zu denen, die man nicht heiratet.
- (
sally
)
Katholizismus (4) Eine Versammlung von Katholiken
reagierteüberhaupt nicht auf die Feststellung: »Die Kirche ist gegen die Hoffnung,
sie war immer gegen die Hoffnung«; in Bewegung geriet sie dagegen, als ein Wortwechsel
zwischen einem katholischen und einem konfessionslosen Abgeordneten zitiert
wurde, den Anatole France in seiner bei uns kaum bekannten Schrift ‹L'église
et la republique› festgehalten hat: »Geben Sie zu, daß die Religion eine Privatangelegenheit,
eine individuelle Gewissensfrage ist, und wir werden uns über alles übrige rasch
verständigen«, sagt der Konfessionslose. »Niemals! Hören Sie? Niemals! Die katholische
Religion eine Privatangelegenheit? Eine Angelegenheit von gesellschaftlicher
Bedeutung ist sie, mein Herr, und eine Frage der Macht«,
antwortet der Katholik. - (scia)
Katholizismus (5) Katholiken brauchen
für ihre Erotik unnatürliche Hilfsmittel:
Die Sünde. - (cel)
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