Großer Dankchoral Lobet die Nacht und die Finsternis, die euch umfangen! Lobet das Gras und die Tiere, die neben euch leben und sterben! Lobet den Baum, der aus Aas aufwächst jauchzend zum Himmel! Lobet von Herzen das schlechte Gedächtnis des Himmels! Lobet die Kälte, die Finsternis und das Verderben! |
- Bertolt Brecht, nach (
mus
)
Choral (2) Er holte die Kinder ein und riss das kleine Mädchen aus dem Sande
auf. Es sah das verzerrte Gesicht über sich und schrie laut auf. Auch
der Junge schrie und wollte fortlaufen. Da bekam er ihn mit der andern
Hand zu packen. Er schlug die Köpfe der beiden Kinder gegeneinander.
Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, zählte er, und bei drei krachten die
beiden kleinen Schädel immer zusammen wie das reine Donnerwetter. Jetzt
kam schon das Blut. Das berauschte ihn, machte ihn zu einem Gott. Er
musste singen. Ihm fiel ein Choral ein. Und er sang:
‚Ein feste Burg ist unser Gott / … Auf Erd ist nicht sein'sgleichen.‘
Er akzentuierte die einzelnen Takte laut, und bei jedem ließ er die
beiden kleinen Köpfe aufeinanderstoßen, wie ein Musiker, der seine
Becken zusammenhaut. Als der Choral zu Ende war, ließ er die beiden
zerschmetterten Schädel aus seinen Händen fallen. Er begann wie in einer
Verzückung um die beiden Leichen herumzutanzen. Dabei schwang er seine
Arme wie ein großer Vogel, und das Blut daran sprang um ihn herum wie
ein feuriger Regen. –
Georg Heym,
Der Irre
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