öwe  hier begin ih einna reda umbe diu tier uuaz siu gesliho bezehinen. leo bezehinet unserin trohtin. turih sine sterihchi unde bediu uuiret er ofto an heligero gescrifte genamit. tannan sagita iacob to er namæta sinen sun iudam. er choat iudas min sun ist uuelf des leuin. ter leo hebit triu dinc annimo. ti dir unserin trotinin bezeichenint. ein ist daz so ser gat in demo uualde. un er de iagere gestincit. so uertiligot er daz spor mit sinemo zagele zediu daz sien ni ne uinden.


- (mer)

so teta unser trotin to er an der uuerilte mit menischon uuaz zediu daz ter fient nihet uerstunde daz er gotes sun uuare. tenne so der leo slafet so uuachent sinu ougen. an diu daz siu offen sint daranna bezeichenit er abir unserin trotin alser selbo quad an demo buhche cantica canticorum. ego dormio et cor meum uigilat. daz er rasta andemo menisgemo lihamin. un er uuahcheta an der gotheite. so diu leuin birit so ist daz leuinchelin tot so beuuard su iz unzin an den tritten tag. tene su chumit ter fater unde blaset ez ana so uuirdet ez erchihit. so uuahta der alemahtigo fater sinen einbornin sun uone demo tode an deme triten tage - Physiologus

Löwe (2)   Zum Anfang werden wir sprechen vom Löwen, dem König der Tiere. Denn auch Jakob, als er den Juda segnete, sagte:Juda ist ein junger Löwe.  Aus der Wurzel sprangst du hervor, mein Sohn, und du hast dich gelagert, und du schläfst gleich wie ein Löwe und wie des Löwen Sohn:  Wer wird ihn wecken?

Der Physiologus hat vom Löwen gesagt, daß er drei Eigenarten habe. Seine erste Eigenart ist diese: Wenn er einhergeht im Gebirge und seinen Weg nimmt, und es kommt ihm die Witterung vom Jäger, so verwischt er mit seinem Schweife seine Fährte, auf daß nicht der Spur folgend der Jäger sein Lager finde und über ihn komme.

So auch mein Heiland, von dem gesagt ist: Siehe es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda, die Wurzel Davids: entsandt vom ewigen Vater, verhüllte er die Fährte seines Weges im Geiste, nämlich seine Gottheit. Unter Engeln wurde er Engel, unter Thronen Thron, unter Mächten Macht, unter Menschen Mensch, als er herniederfahrend einging in Mariens Schoß, auf daß er das umherirrende Geschlecht der Menschen errette: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.

Darob erkannten sie ihn denn auch nicht als den aus der Höhe Herabgestiegenen, und sie sagten: Wer ist derselbe König zu Ehren? Aber der heilige Geist sprach: Es ist der Herr, stark und mächtig, er ist der König der Ehren.

Die zweite Eigenart des Löwen: Wenn der Löwe schlummert in seiner Höhle, so ist‘s doch eher ein Wachen; denn geöffnet bleiben seine Augen.

Dies bezeugt auch Salomon im Hohenlied, sagend: Ich schlafe, aber mein Herz wacht. Denn die Leiblichkeit des Herrn schläft am Kreuz, seine Göttlichkeit aber wacht, sitzend zur Rechten des Vaters. Siehe der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht, sagt der Prophet.

Die dritte Eigenart des Löwen: Wenn die Löwin ihr Junges wirft, so ist dieses zuerst tot. Die Löwin aber behütet das Geborene, bis daß sein Vater kommt am dritten Tage, und ihm in‘s Antlitz bläst, und es erweckt.

Dergestalt hat auch der All-Gott und Vater den Erstgeborenen vor allen unseren Herrn Jesus Christus, seinen Sohn, von den Toten aufgeweckt, damit er das irrende Geschlecht der Menschen errette. Schön also hat Jakob gesagt: und wie das Junge des Löwen: Wer wird es aufwecken? Dies nämlich wirket der Vater.

Wohlgesprochen hat also der Physiologus vom Löwen und seinem Jungen. - (phys)

Löwe (3)  Der Löwe bekommt das Fieber durch den Anblick des Menschen. Aber wenn er es hat, so frißt er einen Affen und ist wieder geheilt. Similia similibus. - Vinzenz von Beauvais (nach Hans Blumenberg, Löwen. Frankfurt/M. 2001).

Löwe (4)  Die Löwin aber, das stärkste und mutigste Tier, wirft nur einmal im Leben und ein Junges; denn wenn sie gebiert, geht mit dem Jungen auch die Gebärmutter ab. Der Grund dafür ist der: Wenn das Junge in der Mutter sich zu regen beginnt, und es hat ja von allen Tieren die schärfsten Krallen, dann kratzt es an der Gebärmutter, und wie es nun wächst, zerkratzt es sie mehr und mehr, und dann steht die Geburt bevor und an der Gebärmutter ist nichts mehr heil. - (hero)

Löwe (4)  »Es kostet mich« ist nichts, als ein solenner und preziöser, durch Verjährung akkreditirter Sprachfehler.  Kosten kommt, eben wie das italiänische costare, von constare. »Es kostet mich« ist also ‹me constat› statt mihi constat. »Dieser Löwe kostet mich« darf nicht der Menageriebesitzer, sondern nur Der sagen, welcher vom Löwen gefressen wird. — (schop)

Löwe (5)  

Löwe, müder

- Bosc, Love and Order. Zürich 1973 (Diogenes, detebe 44)

Löwe (6)   Der Löwe ist sehr warm; hätte er nicht Tieresnatur, so würde er Steine durchdringen. Er kennt den Menschen, und wenn er ihn in seiner Wut verletzt, §o bereut er es nach der Tat. Paaren sich Löwe und Löwin, so vergessen sie dabei ihre Tieresnatur und gesellen sich in Ehrbarkeit. Fühlt die Löwin nicht, daß ihre Jungen in ihr leben, dann wird sie traurig und dem Löwen feind, weil sie nicht weiß, daß sie empfangen hat; und wenn sie dann ihre Jungen geboren hat und sie tot sieht, so geht sie von ihnen weg; sieht dann der Löwe die Löwin, so weiß er, daß sie geboren hat, riecht sofort die Jungen und läuft zu ihnen. Er sammelt seine Kräfte, die er bei der Begattung verloren hat, und brüllt nun so machtvoll, daß die Jungen davon erwachen. Jetzt brüllen auch sie, die Löwin läuft freudig herzu, vertreibt den Löwen, wärmt und säugt sie und läßt den Löwen nicht mehr in die Nähe kommen, solange sie wachsen.   - (bin)

Löwe (7)  Herakles erreichte Nemea um die Mittagszeit; aber da der Löwe die ganze Gegend entvölkert hatte, fand er keinen, der ihm den Weg weisen konnte. Auch konnte er keine Spuren finden. Zuerst suchte er den Berg Apesas ab — der nach Apesantos, einem Schafhirten, benannt war, den der Löwe getötet hatte; obwohl manche sagen, Apesantos sei ein Sohn des Akrisios gewesen und durch einen Schlangenbiß in seine Ferse gestorben.

Dann erstieg Herakles den Berg Tretos und entdeckte bald den Löwen, der gerade zu seiner Höhle zurückkehrte, befleckt vom Blut der Opfer dieses Tages. Herakles schog eine Anzahl Pfeile gegen ihn ab, doch prallten sie harmlos von dem dicken Fell ab; der Löwe leckte seine Lippen und gähnte. Als nächstes schlug er mit seinem Schwert nach ihm; doch es bog sich so, als ob es aus Blei wäre. Endlich erhob er seine Keule und versetzte dem Löwen einen solchen Schlag auf das Maul, daß dieser in die Höhle mit den zwei Ausgängen zurückgetneben wurde. Dabei schüttelte er sein Haupt — jedoch nicht vor Schmerz, sondern weil es ihm in den Ohren dröhnte. Herakles blickte betrübt auf seine zerbrochene Keule, schloß mit einem Netz den einen Eingang der Höhle ab und betrat sie durch den anderen. Da er nun wußte, daß das Ungeheuer gegen alle Waffen gefeit war, begann er mit ihm zu ringen. Der Löwe biß ihm einen Finger ab; doch Herakles umklammerte fest das Haupt des Löwen und drückte so lange seinen Hals zu, bis das Tier erstickte.

Bei der Rückkehr nach Kleonai trug Herakles den toten Löwenkörper auf seinen Schultern. Er kam am dreißigsten lag an und fand Molorchos vor, der sich gerade anschickte, ihm ein Heroenopfer darzubringen; statt dessen opferten sie nun gemeinsam dem Retter Zeus. Als dies geschehen war, schnitt sich Herakles eine neue Keule. Nachdem er einige Änderungen bei den Nemeischen Spielen vorgenommen hatte, die bisher zu Ehren des Opheltes gefeiert und nun von ihm wieder dem Zeus gewidmet wurden, brachte er den Kadaver des Löwen nach Mykene. Eurystheus war erstaunt und erschreckt und verbot ihm, je wieder die Stadt zu betreten. In Zukunft sollte er die Früchte seiner Arbeiten außerhalb der Stadttore zeigen. - (myth)

Löwe (8) Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir könnten ihn nicht verstehen. - Ludwig Wittgenstein

Löwe (astrologisch) ANALOGIEN

Das Pferd, der Pfau, der Elefant, der Delphin, der Fasan, der Paradiesvogel, der Bengali, der Seestern. Die Roßkastanie, der Lorbeer, der Trompetenbaum, der Mangrovenbaum.
Die Sonnenwende, die Geranie, die Sonnenblume, der Diptam, die Fuchsie, die Dahlie, die Kapuzinerkresse, die Melone, die Orange, die Weintraube, die Wassermelone, der Granatapfel.

Fürstliche Häuser. Theater, Paläste, weiträumige, prachtvolle und helle Plätze.
Die Gesandtschaften. Die königlichen Würden. Die Prinzen, die Magnaten, die Prächtigen, die Berühmten, die Großmütigen.

STEINE:     der Diamant, der Topas.

METALL:     das Gold, die Bronze.

FARBEN:    (prächtig und warm): Kadmiumorange, Purpur, Karmesinrot, Ultramarinblau.

GESCHMACK: brennend mit angenehmer Süße gemischt.

DÜFTE:      (balsamisch, stärkend): der Chypre, die Ambra, der Thymian, der Rosmarin, die Gewürze, der Weihrauch.

KLANG:      die Orgel, die Zimbeln.

PERSÖNLICHKEITEN: Lorenzo der Prächtige, Malebranche, Vauvenargues, Fénelon, Maupassant, Jean Lorrain, Paul Claudel, Mussolini, Corot, Jules Laforgue, Philippe Soupault, Théophile Briant.

DER LÖWE LIEBT den Wassermann, steht in Einklang mit dem Widder und dem Schützen, verträgt sich mit den Zwillingen und der Waage, liebt nicht den Stier und den Skorpion, verträgt sich nicht mit der Jungfrau, dem Steinbock, dem Krebs und den Fischen.

EMBLEM:     «Ein Mann, der vor einem Wappen deklamiert» (im Gefühlsausdruck stets auf bedeutsame Gesten und Emphase bedacht). Größe und Gerechtigkeitssinn. Régulus bessert den Hochmut in Hochherzigkeit. Ausstrahlende, zentrifugale Kraft. Der Stolz wetteifert mit dem Ehrgeiz. Unabhängigkeitsgeist. Sinn für das Spiel, die Spekulation und die Macht.

Das Geheimnis der Macht des Löwen liegt in seinem angeborenen Selbstvertrauen. Er würde an allem und jedem zweifeln, bevor er seine Fähigkeiten und Talente in Zweifel zöge.

QUALITÄTEN: Großzügigkeit, Würde, Milde.

SCHWÄCHEN: Größenwahn, Schauspielerei, Unverschämtheit.

Stolze, leidenschaftliche, großzügige Natur, die gern groß schreibt und Extreme liebt.
Warmes und nobles Herz, von edler Natur.
Verfolgt sein Ziel ohne Umschweife, mit rechtschaffenen Mitteln.
Achtet nicht auf Würden, sie kommen von selbst. Königlicher Zug. Sie fordern Sympathie geradezu heraus und erlangen die Gunst der anderen für ihre eigenen Interessen.
Die Fähigkeit, ihre größten Feinde für sich zu gewinnen und sich ihrer zu bedienen.

Würdig und zu Scherzen aufgelegt. Spaßhaft und dennoch achtungsgebietend. Das Gefühl für Abstand. Besitzt ein Fluidum und viel Anmut, aber das trennende Glas wird nie gebrochen.
Gerecht und Bedürfnis nach Gerechtigkeit.
Friedfertig und spöttisch. Ein ungeheures Selbstwertgefühl; halten niemanden für ihnen ebenbürtig. Das ständige Bestreben, beachtet zu werden, spiegelt sich sogar in ihrem Gang wider.

Sie haben viele Freunde, zählen aber nur auf sich selbst.

Dauerhafte Liebesbeziehungen. Standhaft, nicht im Handeln. Sie haben wenig Liebe für ihre Frau und ihre Kinder. Das häusliche Leben ist oft weniger königlich als das öffentliche. Im Kreis der Ihren zeigen sie einen blinden Despotismus, eine kindliche Herrschsucht.

Sie sind heftig und jähzornig. Plötzlich aufsteigender, rascher Zorn, aber noble Rache.

Heftige, leidenschaftliche, übersteigerte Anschauungen. Absichten gehen bis zum äußersten, auch auf die Gefahr hin, sich zu verlieren. Neigung zur Utopie. Es sind leidenschaftliche Idealisten.

Feinfühlige, ausstrahlende, «zentrifugale» Intelligenz. Sie drücken ihre Gedanken rasch und präzise aus. Sie erfassen den springenden Punkt einer Sache oder einer Situation sehr schnell und verstehen es bestens, daraus für ihre Interessen Nutzen zu ziehen.

In der Kunst mehr Urteilsvermögen und Scharfsinn als schöpferisches Genie. Die Fähigkeit, bekannte Tatsachen in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Sie greifen die Gedanken und Ahnungen anderer auf und erweitern dabei deren Bedeutungen.

Ihre Gabe ist es, alles zu «verfeinern».
Weitgehende Toleranz gegenüber den Gefühlen anderer.
Finden in ihrer Gewißheit die Kraft, andere reden zu lassen.
Gelassenheit.
Passen sich. Bedingungen und Umständen an, die unerträglich erscheinen.
Nüchternes Interessendenken vereint mit Sinn für Größe und Schönheit.
Wenig Feinde; die im Schatten Stehenden werden bald, aus dem Unvermögen zu schaden, ermüden. Er liebt seine Ehre.

DIE LÖWEFRAUEN besitzen im allgemeinen eine Künstlernatur, die sich sehr glühend und sehr leidenschaftlich in allen ihren Unternehmungen äußert. Sie verstehen zu geben und sich ohne Hintergedanken und mit Stil hinzugeben.

Im übrigen verstehen sie in gleicher Weise und ohne mit der Wimper zu zucken, zu nehmen. Sie haben eine prächtige Natur, sind zu Heroismus und Hingabe fähig, sofern letztere Stil besitzt. Sie lieben es zu beschützen,... wenn sie sich dazu herablassen.

KÖRPERLICHE KRANKHEITEN: Herzkrankheiten. «Lichtstauung». Augenkrankheiten.

MORALISCHE KRANKHEITEN: Großmannssucht. Mystischer Wahn, Besessenheit.

Ihre Haltung ist immer elegant, oft edel, ja majestätisch. Sie sind schlank, von ebenmäßiger, ein wenig strenger Schönheit. Stark nach rückwärts gewölbter Oberkörper. Die Brust ist breit, die Knochen schmal. Wenig oder kein Körperhaar. Die Frau ist «kallipygia» mit oft goldgesprenkelten Schenkeln. Die Augen stehen weit auseinander, der Ausdruck ist sanft und streng zugleich. Volle und feste Wangen. Gleichmäßige, leicht vorgewölbte Lippen. Sehr weiße Zähne. Die Stimme ist angenehm und klangvoll. Ihre Kraft liegt in ihrem Charme. - (jac)

Löwe (10)   Der Löwe ist sehr warm; hätte er nicht Tieresnatur, so würde er Steine durchdringen. Er kennt den Menschen, und wenn er ihn in seiner Wut verletzt, so bereut er es nach der Tat. Paaren sich Löwe und Löwin, so vergessen sie dabei ihre Tieresnatur und gesellen sich in Ehrbarkeit. Fühlt die Löwin nicht, daß ihre Jungen in ihr leben, dann wird sie traurig und dem Löwen feind, weil sie nicht weiß, daß sie empfangen hat; und wenn sie dann ihre Jungen geboren hat und sie tot sieht, so geht sie von ihnen weg; sieht dann der Löwe die Löwin, so weiß er, daß sie geboren hat, riecht sofort die Jungen und läuft zu ihnen. Er sammelt seine Kräfte, die er bei der Begattung verloren hat, und brüllt nun so machtvoll, daß die Jungen davon erwachen. Jetzt brüllen auch sie, die Löwin läuft freudig herzu, vertreibt den Löwen, wärmt und säugt sie und läßt den Löwen nicht mehr in die Nähe kommen, solange sie wachsen.

Und Adam und Eva schrieen nicht klagend auf, ehe ein Mensch geboren wurde, aber als das erste Kind geboren war, schrie es klagend zur Höhe vieler Elemente hinauf. Adam hörte diese Stimme als etwas ihm völlig Unbekanntes, eilte herzu, und als er dies gehört hatte, schrie er erstmals in gleicher Weise, und Eva mit ihm, wie der Löwe, die Löwin und die Jungen, wenn sie wach werden ... Ist ein Mensch taub, dann schneide einem Löwen das rechte Ohr ab, und jemand anders lege es so lange in das Ohr des Tauben, bis es von dem des Löwen innen warm wird, aber nicht länger, und dabei sprich: »Höre durch den lebendigen Gott und die Schärfe des Löwengehöres!« Tu das oft, und der Taube wird das Gehör bekommen. - (bin)

Löwe (11)  Die Löwen sitzen gemüthlich mit untergeschlagenen Hintertatzen auf dem Wüstenboden.

Vor jedem der grossen Thiere steht eine grosse flache Schale, auf der dreissig Centner Gurkensalat aufgestapelt sind.

Dem hellgrünen Gurkensalat sprechen die hellblauen Löwen eifrig mit Heugabeln zu, um dadurch den Europäern die Angst zu benehmen.

Die Europäer sollen sehen, dass Raifu's Löwen trotz ihrer Grösse auch mit Pflanzenkost zufrieden sind; blutgieriger als Menschen sind sie keineswegs. Der Gurkensalat schmeckt den Blitzblauen augenscheinlich ganz ausgezeichnet; man merkt es bald, dass Jeder von ihnen so gross wie vierzig Elephanten ist. Die Fünf sitzen im Halbkreise zusammen. Das Antlitz des Mittleren ist gegen die Europäer gerichtet. Die grosse Essigflasche geht von Tatz zu Tatz, und auch die grosse Ölflasche geht von Tatz zu Tatz. Die Löwen speisen, ohne aufzusehn. - Paul Scheerbart, Der Tod der Barmekiden. Arabischer Haremsroman. München 1992 (zuerst 1897)

Löwe (12)   Die erste Arbeit, welche dieser König ihm auferlegte, bestand darin, daß Herakles ihm das Fell des nemeischen Löwen herbeibringen sollte. Dieses Ungeheuer hauste auf dem Peloponnes, in den Wäldern zwischen Kleonä und Nemea in der Landschaft Argolis. Der Löwe konnte mit keinen menschlichen Waffen verwundet werden. Die einen sagten, er sei ein Sohn des Riesen Typhon und der Schlange Echidna, die andern, er sei vom Mond auf die Erde herabgefallen. Herakles zog gegen den Löwen aus und kam auf seiner Fahrt nach Kleonä, wo er von einem armen Taglöhner, namens Molorchos, gastfreundlich aufgenommen wurde. Er traf diesen an, wie er eben dem Zeus ein Opfertier schlachten wollte. «Guter Mann», sprach Herakles, «bewahre dein Tier noch dreißig Tage am Leben; komme ich bis dahin glücklich von der Jagd zurück, so magst du es Zeus dem Retter schlachten; erliege ich aber, so sollst du es mir selbst zum Totenopfer bringen, als einem zur Unsterblichkeit eingegangenen Helden.» So zog Herakles weiter, den Köcher auf dem Rücken, den Bogen in der einen Hand, in der andern eine Keule aus dem Stamme eines wilden Ölbaumes, den er selbst auf dem Helikon angetroffen und mitsamt den Wurzeln ausgerissen hatte. Als er in den Wald von Nemea kam, ließ Herakles seine Augen nach allen Seiten schweifen, um das reißende Tier zu entdecken, ehe er von ihm erblickt würde. Es war Mittag, und nirgends konnte er die Spur des Löwen bemerken, nirgends den Pfad zu seinem Lager erkunden, denn keinen Menschen traf er auf dem Felde bei den Stieren oder im Walde bei den Bäumen an: alle hielt die Furcht in ihre fernen Gehöfte verschlossen. Den ganzen Nachmittag durchstreifte er den dichtbelaubten Hain, entschlossen, seine Kraft zu erproben, sobald er des Ungeheuers ansichtig würde. Endlich gegen Abend kam der Löwe auf einem Waldwege gelaufen, um vom Fang in seinen Erdspalt zurückzukehren: er war von Fleisch und Blut gesättigt, Kopf, Mähne und Brust troffen von Mord, mit der Zunge leckte er sich das Kinn. Der Held, der ihn von ferne kommen sah, rettete sich in einen dichten Waldbusch, wartete, bis der Löwe näher kam, und schoß ihm dann einen Pfeil in die Flanken zwischen Rippen und Hüfte. Aber das Geschoß drang nicht ins Fleisch, es prallte wie von einem Steine ab und flog zurück auf den moosigen Waldboden. Das Tier hob seinen zur Erde gekehrten blutigen Kopf empor, ließ die Augen forschend nach allen Seiten rollen und im aufgesperrten Rachen die entsetzlichen Zähne sehen. So streckte es dem Halbgotte die Brust entgegen und dieser sandte schnell einen zweiten Pfeil ab, um ihn mitten in den Sitz des Atems zu treffen; aber auch diesmal drang das Geschoß nicht bis unter die Haut, sondern prallte von der Brust ab und fiel zu den Füßen des Ungetüms nieder. Herakles griff eben zum dritten Pfeile, als der Löwe, die Augen seitwärts drehend, ihn erblickte; er zog seinen langen Schweif an sich bis zu den hintern Kniekehlen, sein ganzer Nacken schwoll von Zorn auf, unter Murren sträubte sich seine Mähne, sein Rücken wurde krumm wie ein Bogen. Er sann auf Kampf und ging mit einem Sprung auf seinen Feind los: Herakles aber warf seine Pfeile aus der Hand und seine eigene Löwenhaut vom Rücken, mit der Rechten schwang er über dem Haupte des Tieres die Keule und versetzte ihm einen Schlag auf den Nacken, daß es mitten im Sprunge wieder zu Boden stürzte und auf zitternden Füßen zu stehen kam, mit dem Kopfe wackelnd. Ehe es wieder aufatmen konnte, kam ihm Herakles zuvor; er warf auch noch Bogen und Köcher zu Boden, um ganz ungehindert zu sein, nahte dem Untier von hinten, schlang die Arme um seinen Nacken und schnürte ihm die Kehle zu, bis es erstickte und seine grauenvolle Seele zum Hades zurücksandte.

Lange suchte er vergebens, die Haut des Gefallenen abzuweiden, sie wich keinem Eisen, keinem Steine. Endlich kam ihm in den Sinn, sie mit den Klauen des Tieres selbst abzuziehen, was auch sogleich gelang. Später verfertigte er sich aus diesem herrlichen Löwenfell einen Panzer und aus dem Rachen einen neuen Helm. - (sage)

Löwe (13)   Er schaute hin zur Tür nach dem Bauernkerl. Da sprang ein starker Löwe heraus, der war so groß wie ein Roß. Gâwân, der nie Lust zu fliehen hatte, packte den Schild an den Riemen, wie man es eben macht, wenn man kämpfen will, und er sprang auf das Parkett. Wild und schrecklich in seinem Hunger war dieser starke, große Löwe: das brachte ihm aber wenig ein. Er stürzte sich mit Wut auf den Mann. Herr Gâwân stand zum Kampf bereit. Der Löwe hätte ihm beinah den Schild entrissen: Er hatte mit dem ersten Hieb alle seine Krallen durch den Schild geschlagen. Das hat vorher noch nicht leicht ein wildes Tier geschafft, mit einem Hieb etwas so Hartes zu durchbrechen. Dies Zerren schaffte Gâwân sich vom Leib: Ein Bein hackte er ihm ab. Der Löwe sprang jetzt auf drei Füßen, im Schild blieb der vierte Fuß. Von Blut vergoß er einen solchen Strahl, daß Gâwân jetzt festen Stand fassen konnte. Hin und her ging es: Oft sprang der Löwe den Fremden an, viel Schnauben durch die Nase ließ er hören und gefletschte Zähne blitzen. Wollte man dem solches Essen zur Gewohnheit werden lassen, ich meine: daß er immer brave Leute kriegt, dann möchte ich mich nicht gern an den Tisch zu ihm setzen.   - Wolfram von Eschenbach, Parzival. Frankfurt am Main 1993 (zuerst ca. 1200, Übs. Peter Knecht. Die Andere Bibliothek 100)

Löwe (14)  Mächtig und gefährlich sind die Löwen, das weiß jedermann. In Ciugiu aber gibt es Hunde - und das ist das Unglaubliche -, die sind so kühn, einen Löwen anzugreifen. Allerdings müssen sie zu zweit sein. Ein Mann und zwei Hunde töten zusammen einen Löwen. Jetzt paßt gut auf: da reitet ein Jäger seines Weges mit Pfeil und Bogen; zwei riesige Doggen begleiten ihn. Ein Löwe taucht auf. Die kräftigen, scharfen Hunde erblicken das Raubtier, wie toll rasen sie darauf zu. Der Löwe wendet sich gegen die Doggen, geschickt weichen diese aus; schließlich folgt der Löwe wieder seiner eigenen Fährte. Sobald das die Hunde merken, greifen sie von hinten an, beißen in seine Schenkel, in seinen Schwanz; wild dreht sich der Löwe um, doch er erwischt die Verfolger nicht, sie entrinnen ihm ein um das andere Mal. Wie soll ich weiterfahren? Der Löwe fürchtet sich vor dem Hundegebell. Er sucht nach einem Baum, um sich anzulehnen und den Hunden die Stirn zu bieten. Er rennt davon, die Doggen ihm nach, unablässig beißen sie zu. Der Löwe stürmt dahin, dorthin; der Jäger wird dessen gewahr, ergreift den Bogen, spannt die Sehne, einen, zwei und mehr Pfeile schießt er ab, so viele, bis das Raubtier tot zusammenbricht. Auf diese Weise werden viele Löwen erlegt; denn gegen einen Reiter mit zwei guten Jagdhunden vermögen sie sich nicht zu verteidigen. - (polo)

Löwe (15)  Die Filmfabrik wollte eine Löwenjagdaufnahme machen. Man hatte sich zu diesem Zweck einen Löwen vom Zoologischen Garten in Paris ausgeborgt. Kaum aber hatten die Aufnahmen begonnen, brach der ausgeborgte Löwe aus. Die ganze Gegend war in Aufregung. Die Bauern hatten nicht den Mut, ihre Wohnungen zu verlassen. Paris sandte mehrere Bataillons Militär auf den Schauplatz. Man suchte einige Wochen vergebens nach dem geflüchteten Löwen. Die Pariser Presse erhob schwere Anklage gegen die Direktion des Zoologischen Gartens. Schließlich, nach zwei Monaten, fanden spielende Kinder in einem Sumpf den Kadaver des Löwen. Man stellte fest, daß er vor Hunger krepiert war.  - (szi)

Löwe (16)  Demokrit berichtet, der Löwe sei das einzige Tier, das mit sehenden Augen geboren werde. Er sei sozusagen gleich von Geburt an wild und sinne auf große Taten. Andere haben beobachtet, daß er sogar im Schlaf den Schweif bewegt. Damit zeige er an, daß er niemals vollständig ruhe und daß ihn auch der Schlaf nicht umzingeln und überwältigen könne wie die anderen Tiere alle.

Den Ägyptern, heißt es, sei das aufgefallen. Deshalb gebrauchten sie die stolze Redewendung: Der Löwe ist stärker als der Schlaf, er wacht immer. So vergleichen sie ihn, wie ich höre, sogar mit der Sonne. Der Sonnengott liebt ja von allen Göttern am meisten die anstrengende Tätigkeit, denn entweder sieht man ihn über der Erde oder er zieht unter ihr seine Bahn 'zurück, ohne sich je auszuruhen. Als Zeugen dafür führen die Ägypter Homer an, der vom "unermüdlichen Helios" spricht.

Der Löwe ist nicht nur stark, sondern auch klug, denn den Rindern stellt er im Schütze der Nacht nach und dringt in ihre Hürden ein. - (ael2)

Löwe (17)   Leo ist der König aller anderen Tiere, wie Jacobus und Solinus sagen. Das Tier hat weder Falschheit noch irgendwelche betrügerische List an sich. Die Tapferkeit des Löwen bezeugt uns seine Stirn und sein Schwanz. Er ist von so hitziger Natur, daß man meinen könnte, er sei ständig krank oder fiebrig. Leaena ist das Weibchen des Löwen. Die bringt beim ersten Mal fünf Junge zur Welt, danach vier, beim dritten Mal drei, danach zwei und beim fünften Mal nur eins. Danach ist sie unfruchtbar. Sie hat nur zwei Zitzen mitten am Bauch unter der Brust und die sind recht klein im Verhältnis zu ihrer Körpergröße. Der Grund ist, daß sie sehr wenig Milch hat, denn alle ihre Nahrung wird für die Glieder verbraucht. Augustinus sagt, wenn die Löwin die Jungen geboren hat, so schlafen die drei Tage, bis der Vater kommt. Der brüllt dann gewaltig über ihnen und von dem Lärm werden sie erschreckt und erwachen. Der Löwe fürchtet den spitzen Stachel des Skorpions und flieht vor ihm als seinem Todfeind. Er fürchtet auch das Schütteln und Knarren der Wagenräder, aber noch mehr fürchtet er das Feuer. Solinus sagt, daß der Löwe nicht schnell zornig wird, es sei denn, er wird verwundet oder gereizt. Wenn er aber zornig wird, so zerreißt er den Übeltäter unverzüglich; den auf der Erde Liegenden tut er nichts. Auch Gefangene, die er findet, läßt er in Ruhe. Er tötet den Menschen nie aus freien Stücken, es sei denn, er hat großen Hunger. Adelinus sagt, wenn der Löwe schläft, halten seine Augen Wache. Wenn er geht, so verwischt er seine Fußstapfen mit dem Schwanz, damit ihn der Jäger nicht aufspüre. So sagt Plinius. Die Löwen sind gegeneinander friedfertig und kämpfen nicht untereinander. Aristoteles sagt, der Löwe hebe sein Bein wie ein Hund, wenn er Harn läßt. Wenn er sein Maul aufmacht, so kommt ein übler Gestank heraus. Wenn er hungrig ist, zieht er mit seinem Schwanz einen großen Kreis auf dem Boden und brüllt laut und erschreckt andere Tiere und kein anderes Tier darf über den Kreis laufen. Er verschmäht die Nahrung vom Vortag und die Überreste seiner früheren Mahlzeit. Einige sagen, daß der Löwe an seinem eigenen Zorn stirbt, so hitzig werde er innerlich, wenn er übermäßig zürne. Der Löwe fängt gerne den Waldesel und haßt ihn von Natur aus. Ambrosius sagt, daß der Löwe, wenn er krank ist, einen Affen fängt und den frißt, um gesund zu werden. Wenn der Löwe Hundeblut trinkt, dann wird er gesund. Solinus und Plinius sagen, wenn der Löwe seinen Schwanz still hält, so ist er sanftmütig und friedfertig; aber das geschieht selten. Wenn er zu zürnen beginnt, so schlägt er mit dem Schwanz auf den Boden, und wenn dann der Zorn wächst, geißelt er sich selbst mit dem Schwanz auf seinem Rücken. Wenn er verletzt wird, so greift er sich, wenn er kann, denjenigen, der ihm den Schaden angetan hat, aus allen Leuten heraus und zerreißt ihn. Aber der auf ihn geschossen und ihn nicht verletzt hat, den wirft er zu Boden und bestraft ihn, aber er verletzt ihn nicht. - (meg)

Löwe (18)  Als es Julianito endlich satt hatte, daß die Leute sich über ihn lustig machten, kaufte er sich den Kopf eines ausgestopften Löwen und steckte seinen eigenen Kopf hinein. Von diesem Tag an taten -wir Freunde aus der Nachbarschaft so, als würden wir ihn respektieren. Wenn er mit aufgesetztem Kopf die Bar betrat, verharrten wir wie gelähmt, ohne auch nur einen Finger zu rühren, und diejenigen, die gerade einen Schluck nehmen wollten, erstarrten in dieser Haltung, das heißt, das Glas an den Lippen, aber ohne sich zu trauen, daraus zu trinken. Dasselbe geschah mit den Leuten an den Billardtischen und an den Glücksspielautomaten. Julianito konnte nicht ahnen, daß das Ganze eine Farce war. Er stellte sich mitten in der Bar auf, an einer Stelle, wo ihn jeder sehen konnte, und ließ ein Brüllen hören. Auch wer ihn nicht kannte, hätte ihn ohne die geringste Schwierigkeit an seinem linken Fuß identifizieren können, der dicker war als der rechte.

»Vorsicht, Freunde«, sagte er, »ich bin nämlich ein Löwe und kann beißen.«

Wir setzten ihn daraufhin auf den Billardtisch in Pose und baten, er solle uns Geschichten aus dem Urwald erzählen.  Julianito nahm seinen ausgestopften Kopf ab, damit wir ihn besser hören konnten, und meinte, einem Menschen, dessen Berufung es sei, sich in ein Tier zu verwandeln, könne nichts besseres passieren, als sich in einen Löwen zu transformieren, so wie er es gemacht hätte. Dann erzählte er uns die Löwen seien sehr hitzige Tiere, die das Feuer mieden weil sie davon schon genug in ihrem Körper herumtrügen Bei anderer Gelegenheit berichtete er, wenn er auf sandigen Pfaden durch den Urwald streifte, verwischte er mit dem Schweif seine Spuren, damit kein Jäger seiner Fährte folgen könne.

»Alles schön und gut, aber wie hältst du es mit dem Hausgeflügel?«, fragte ihn eines Tages irgendein Nichtswürdiger. »Es stimmt doch, daß die Löwen sich vor dem Hahnenschrei fürchten, oder?«

Julianito errötete über beide Ohren und gestand, daß Löwen vor dem Kikeriki des Hahns und vor dem Geräusch der Räder erschrecken. Einen Augenblick später jedoch trat er ganz dicht an den Frager heran, öffnete ganz langsam den Mund, wie ein gähnender Löwe, zeigte ihm seine Zähne - von denen bereits eine ganze Menge fehlten - und erinnerte ihn daran, daß es bei der Sache mit den Hähnen schon seine Richtigkeit habe, daß es aber auch den Tatsachen entspreche, daß ein Löwe einem Menschen mit einem einzigen Zuschnappen den Kopf abbeißen könne. - Javier Tomeo, Zoopathologie. Berlin 1994 (zuerst 1992)

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König
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