estalt Viele und mancherlei Gestalt der Menschen sind nach der Verirrung der Zungen an manchem End erschienen, von dem auch Plinius, Isidorus und Augustinus schreiben. Im Land India sind Menschen mit Hundsköpfen und reden bellend, nähren sich mit Vogelgefäng und kleiden sich mit Tierhäuten. Etlich haben allein ein Aug ob der Nasen an der Stirn und essen allein Tierfleisch, täglich mit den Greifen streitend. Neben dem Paradies, bei dem Fluß Ganges, sind Menschen, die essen nit, denn sie haben einen so kleinen Mund, daß sie das Getränk mit einem Halm einflößen.
In dem Lande Sicilia haben etlich so große Ohren, daß sie den ganzen Leib damit bedecken. In dem Lande Ethiopia wandeln etlich niedergebogen wie Vieh, deren etlich leben vierhundert Jahr.
Etlich haben Hörner, lange Nasen und Geißfüß. In Ethiopia sind Leute mit einem einzigen breiten Fuß, und so schnell, daß sie die wilden Tiere verfolgen, und beschatten sich oftmals vor der Sonnenhitze mit der Breite ihrer Fuß. In dem Lande Sbirhia haben die Menschen Pferdsfüß. Allda sind auch Leut, fünf Ellbogen lang, werden nit krank bis zum Tod.
In den Geschichten des großen Alexander liest man, daß in India Menschen gefunden werden mit sechs Händen. Etliche nackend und rauh, in den Flüssen wohnend, etliche, die an Händen und Fü-ßen sechs Finger haben. Auf dem Berg Milo sind Menschen mit hinter sich gekehrten Fersen, an jeg-lichem Fuß acht Zehen habend. In India wohnen etlich in Wassern, die halb Menschen- und halb Pferdsgestalt haben. Weiber mit Bärten bis auf die Brust, auf dem Haupt Glatzen, eben und ohne Haar. In India und der Mohren Revier sind so hohe Bäume an etlichen Enden, daß man mit keinem Geschütz darüber kann schießen.
Ethiopia ist eine Gegend in Africa, in welcher viel wunderbarliche Tier und Menschen wohnen. In diesem Land werden die Einwohner sehr gepeinigt von der Sonnen, derhalben das Volk alles kohlschwarz ist, dazu nackend, ausgenommen ob der Scham tragen die Männer hülzen Rinden und die Weiber ein groß Laub um sich gebunden und eins hinten. Haben kraus Haar, nit lang, haben groß Angesicht, Lefzen zwei Finger breit, mit großen Zähnen, weiß wie der Schnee.
Da hat es viel scheußliche Drachen, greuliche Elephanten, die besonders fremden Leuten hart zustellen und zugleich dieses Volkes Schutz sind, die man mehr als die Leut fürchten muß, besonders so sie Junge haben.
Egypten ist ein Land in Africa, gegen Niedergang an Assiriam und das Rote Meer stoßend, gegen Mittag stoßt es an Ethiopiam, von Mitternacht wird es mit dem egyptischen Meer beschlossen.
In Egypten ist kein Regen, sondern der Auslauf
des Wassers Nili befeuchtet‘s und macht wunder-fruchtbar all dies Erdreich.
Die Egypter haben erstlich Götter, Tempel, Altar und Bildwerk aufgerichtet.
- (
kal
)
Gestalt (2) Was den etwas feineren Geschmack
anlangt, so behaupte ich, daß diejenige Art von Schönheit,
welche wir die hübsche Gestalt genannt haben, von allen Männern
ziemlich gleichförmig beurteilt werde, und daß darüber die Meinungen nicht
so verschieden sein, wie man wohl gemeiniglich davor hält. Die zirkassische
und georgische Mädchen sind von allen Europäern,
die durch ihre Länder reisen, jederzeit vor überaus hübsch gehalten worden.
Die Türken, die Araber,
die Perser müssen wohl mit diesem Geschmacke sehr einstimmig sein, weil
sie sehr begierig sind, ihre Völkerschaft durch so feines Blut zu verschönern,
und man merket auch an, daß dem persischen Rasse dieses wirklich gelungen
ist. Die Kaufleute von Hindostan ermangeln gleichfalls nicht, von einem
boshaften Handel mit so schönen Geschöpfen
großen Vorteil zu ziehen, indem sie solche den leckerhaften Reichen ihres
Landes zuführen. - Immanuel Kant, Beobachtungen über das Gefühl
des Schönen und Erhabenen (1764)
Gestalt (3) Alle Geister in den Höllen
erscheinen, wenn sie in einigem Licht des Himmels betrachtet werden, in
der Gestalt ihres Bösen, weil jeder das Abbild seines Bösen ist, denn bei
jedem macht das Inwendige und das Auswendige eins aus, und das Inwendige
stellt sich sichtbar dar im Auswendigen, nämlich in Gesicht, Leib, Rede
und Gebärden; so wurden sie auf den ersten Blick erkannt, wie sie beschaffen
sind; im allgemeinen sind sie Gestalten der Verachtung anderer, des Drohens
gegen diejenigen, die ihnen nicht Verehrung zollen; sie sind Gestalten
des Hasses mannigfacher Art; sie sind Gestalten der Rachgier ebenfalls
von mancherlei Art; Wut und Grausamkeit leuchten vom Inwendigen her durch
diese hervor; sobald aber andere sie loben, verehren und ehren, zieht sich
ihr Angesicht zusammen und bekommt einen Ausdruck des Behagens von befriedigter
Lust; wie diese Gestalten alle aussehen, kann nicht mit wenigem beschrieben
werden, denn nicht eine ist der anderen gleich; nur zwischen denen, die
in ähnlichem Bösen und daher in der gleichen höllischen Gesellschaft sind,
ist eine allgemeine Ähnlichkeit, vermöge welcher als der Grundlage der
Ableitung die Gesichter der einzeln en daselbst in gewisser Ähnlichkeit
erscheinen; im allgemeinen sind ihre Gesichter grausig und leblos wie die
der Leichname; bei einigen sind sie glührot
wie Feuerbrände, bei einigen durch Blattern, Beulen und Geschwüre
verunstaltet; bei vielen ist gar kein Gesicht
zu sehen, sondern statt desselben etwas Struppiges oder Knöchernes, bei
einigen zeigen sich bloß Zähne; ihre Leiber sind auch mißgestaltet;
und ihre Rede wie aus Zorn oder aus Haß
oder aus Rachgier hervorgehend, denn jeder redet
aus seinem Falschen und tönt aus seinem Bösen;
mit einem Wort, sie sind alle Abbilder ihrer Hölle; welche Gestalt die
Hölle selbst im Ganzen hat, ist mir nicht zu sehen gegeben worden; es
wurde nur gesagt, daß wie der ganze Himmel im Gesamtumfang einen Menschen
darstellt, so auch die ganze Hölle in ihrem Gesamtumfang einen Teufel vorstelle
und auch wirklich im Bilde eines Teufels dargestellt werden könne; welche
Gestalt aber die Höllen im besonderen oder die höllischen Gesellschaften
haben, ist mir öfter zu sehen gegeben worden; denn an den Öffnungen derselben,
welche die Pforten der Höllen heißen, erscheint meistens ein Scheusal [monstrum],
das im allgemeinen das Bild derer darstellt, die darin sind; die
Wutausbrüche
derer, die darin sind, werden dann auch durch Gräßliches und
Entsetzliches
vorgestellt, das ich nicht näher berühren will. Zu wissen ist jedoch,
daß
die höllischen Geister zwar so gestaltet erscheinen im Licht des
Himmels,
unter sich hingegen als Menschen, und dies aus Barmherzigkeit des Herrn,
damit sie nicht auch untereinander die scheußlichen Gestalten seien, als
die sie den Engeln erscheinen; allein jene Erscheinung ist eine
Täuschung; denn sobald nur ein wenig Licht aus dem Himmel eingelassen
wird,
verwandeln sich jene menschlichen Gestalten in die Mißgestalten, die sie
an sich sind und von denen oben die Rede war; denn im Licht des Himmels
erscheint alles, wie es an sich ist; daher kommt auch, daß sie das Licht
[lucem] des Himmels fliehen und sich in ihre Helle [lumen]
hinabstürzen,
die wie die Helle von glühenden Kohlen und hie und da auch wie die von
brennendem Schwefel ist; allein auch diese Helle verwandelt sich in
lauter
Finsternis, sobald etwas Licht aus dem Himmel dahin einfließt; daher
kommt,
daß es heißt, die Höllen seien im Dunkel und in der Finsternis, und daß
das Dunkel und die Finsternis das Falsche aus dem Bösen bedeuten, wie es
in der Hölle ist. - Himmel und Hölle. Beschrieben nach Gehörtem
und Gesehenem von
Emanuel Swedenborg
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Gestalt (4)
Samen besitzt der Schlamm,
der die grünen Frösche erzeugt, er zeugt sie der Glieder bar und gibt ihnen bald die zum Schwimmen taugenden Schenkel; und daß sie auch sich eignen zu weitem Sprung, übertreffen an Maß die hinteren Beine die vordern. Und, was die Bärin gebiert, ist, eben geworfen, kein Jungtier, sondern leblos Fleisch: durch Belecken bildet die Mutter Glieder an ihm und gibt ihm die Form, die sie selbst schon erworben. Siehst du nicht auch, daß die Brut der honigsaugenden Bienen, wie sie das wächserne Sechskant birgt, geboren wird ohne Glieder und spät erst Beine gewinnt und spät erst die Flügel? Daß der Vogel der Juno, der Sterne trägt in dem Schweif, daß Juppiters waffenbewehrter, die Tauben der Herrin Cytheras, all der Vögel Geschlecht aus dem Dotter der Eier entsteht, wer hielte, wüßte er nicht, daß es wirklich geschieht, es für möglich? Manche glauben, es werde das Mark in dem menschlichen Rückgrat, wenn in geschlossenem Grab es in Staub sich gewandelt, zu Schlangen. |
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