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(pu)
Mann (2)
|
- Robert Crumb, Head Comix (1970)
Mann (3)
Das Bild des Manns... Das Bild des Manns in nackter Jugendkraft, Jedoch ein Weib, ein unverhülltes Weib - Und plötzlich jagt das losgelassne Blut |
Mann (4) Mit den Schädeln aber, nicht von allen, aber von ihren größten Feinden, verfahren die Skythen so. Man sägt alles unter den Augenbrauen ab und reinigt den Rest. Und wenn einer arm ist, der bespannt ihn außen bloß mit Rindsleder und braucht ihn so, ist er aber reich, so überzieht er ihn auch mit Rindsleder, innen aber vergoldet er ihn und braucht ihn so als Trinkschale. Sie stellen das auch aus Verwandten her, wenn einer mit einem in Streit gerät und über ihn obsiegt beim Häuptling.
Kommen nun
Gäste zu ihm,
die bei ihm
was gelten,
holt er diese
Schädel herbei
und erzählt
dazu, wie dies
seine Verwandten
gewesen und
wie sie ihn
befehdet und
wie er es war,
der sie überwand,
und das nennen
sie eines richtigen
Mannes Art.
- (
hero
)
Mann (5) Das
Leben eines Mannes ist nur ein aufblitzender Moment; ein Mann sollte sein Leben
mit dem verbringen, was er will. In diesem kurzen Leben wäre es falsch, sich
als Mann zu etwas zwingen zu lassen, was man nicht mag, und so sein Dasein leidend
zu verbringen. - (
bush
)
Mann (5) Der Arzt Matsukumamae-no Kyoan soll gesagt haben: »In der Medizin werden Männer und Frauen auf unterschiedliche Arten als positiv und negativ eingeteilt; der Puls eines Mannes ist auch verschieden von dem einer Frau. In den vergangenen fünfzig Jahren jedoch verschwand dieser Unterschied zwischen den Pulsen. Von diesem phänomenalen Wandel wachgerüttelt, begann ich beispielsweise, Augenkrankheiten der Männer wie solche von Frauen zu behandeln. Weil ich keine erfolgreiche Prognose bei männlichen Patienten stellen konnte, die ich mit Medizin für Männer behandelte, wurde mir klar, daß sie ihren männlichen Geist verloren hatten und in diesen verkommenen Tagen verweiblicht waren. Diese Tatsache behielt ich wie ein Geheimnis für mich.«
Also haben die meisten Männer heutzutage nachweislich den weiblichen Puls; nur wenige Männer schauen wirklich männlich aus. Das macht es für wirkliche Männer leicht, mit nur geringer Anstrengung den anderen vorauszueilen.
Der Verlust männlichen Mutes wird auch an der Tatsache klar, daß Männer einen Kriminellen, dessen Hände auf dem Rücken zusammengebunden sind, nicht mehr köpfen können. Wenn es für einen Sekundanten desjenigen, der seppuku begeht, zum heiligen Dienst des kai-shaku * kommt, gilt es heute als weise und angemessen, diesen Dienst trickreich zu verweigern. Vor vierzig oder fünfzig Jahren wurde ein Schnitt in die Lymphgefäße der Leiste als Einstieg ins Männerdasein betrachtet. Ein Mann schämte sich, seine Rippen anderen zu zeigen, wenn sie keine Schnittnarbe hatten, und zwar so sehr, daß manche Männer sich diese Schnittwunden selbst zufügten. All diese Dinge wurden für tapfer und Männern angemessen gehalten, während Männer heutzutage dazu neigen, sie als Ausdruck von Dummheit zu verurteilen, Angelegenheiten nur mit sanfter Zunge zu verhandeln und jede harte Anforderung zu meiden. Junge Menschen sollten diesen unglücklichen Trend sorgsam bedenken.
* kaishaku-nin heißt
der Dienst des Sekundanten beim seppuku, das als harakiri bekannter
ist. Um den Samurai von langen Todesqualen zu befreien, schlägt er ihm den Kopf
ab. Meist wurde ein Freund oder Verwandter des Samurai um diesen Dienst gebeten.
- (
bush
)
Mann (6) Bei Erwachsenen und besonders denen des männlichen Geschlechts hört das Weinen bald auf, durch körperlichen Schmerz verursacht zu werden oder solchen auszudrücken. Dies kann dadurch erklärt werden, daß es für schwächlich und unmännlich gehalten wird, wenn Männer, sowohl zivilisierter als barbarischer Rassen, körperlichen Schmerz durch irgendwelche äußerliche Zeichen zu erkennen geben. Mit der einen Ausnahme, daß Wilde aus sehr unbedeutenden Ursachen reichlich weinen, für welche Tatsache Sir J. Lubbock Beispiele gesammelt hat. Ein Neuseeländer Häuptling »weinte wie ein Kind, weil die Matrosen seinen Lieblingsmantel mit Mehl gepudert hatten«. Ich sah in Feuerland einen Eingebornen, welcher vor kurzem einen Bruder verloren hatte, der abwechselnd mit hysterischer Heftigkeit weinte und dann wieder über irgend etwas, was ihn amüsierte, herzlich lachte.
Auch bei zivilisierten Nationen Europas besteht in der Häufigkeit des Weinens
ein großer Unterschied. Engländer weinen selten,
ausgenommen unter dem Drucke des heftigsten Kummers, während in einigen Teilen
des Kontinents die Menschen viel leichter und reichlicher Tränen
vergießen. - (dar
)
Mann (7) Es ist wie üblich:
sie kommt hierher, benützt für ein winziges Gericht
alle Töpfe der Küche; läßt die Butter anbrennen, dann auch das Gericht,
so daß das ganze Haus zum Dachboden stinkt (wohin ich mich auch zurückziehen
mag), und muß dann schnell wieder weg zu einer ihrer »Sitzungen«, so daß ich
die angebrannten Töpfe, verrußten Pfannen etc. langwierig (eine Stunde lang)
reinigen muß sowie das in der ganzen Küche verspritzte Fett aufwischen (endlich,
beim Schreiben, gelingt es mir, diese wiederkehrenden Situationen komisch zu
finden). - (han
)
Mann (8)
Kastraten und Männer Ich bin ein Mann! — wer ist es mehr Zu Gottes schönem Ebenbild Und wohl mir, daß ichs darf und kann! Und röter wird das Mädchen dann, Wie wird sie erst um Gnade schrein, Ich bin ein Mann, mit diesem Wort, Und dieses goldne Wörtchen macht Ich bin ein Mann, das könnt ihr schon Zum Feuergeist im Rückenmark Aus eben diesem Schöpferfluß, Tyrannen haßt mein Talisman Pompejen hat mein Talisman Saht ihr den Römer stolz und kraus Da kommt ein Bube wohlgemut, So spricht der stolze Römersmann, Drauf täten seine Enkel sich O Pfui und Pfui und wieder Pfui Dem lieben Herrgott sündiglich Und schlendern elend durch die Welt, Wie Wein, von einem Chemikus Und fliehen jedes Weibsgesicht, Und wenn das blonde Seidenhaar, Und zehenmal das Halstuch fällt, Führt gar der höllsche Schadenfroh Wo ihrem Blick der Spiegelfluß Und Ja! die tollen Wünsche schrein, Kein kühler Tropfen in den Brand! Drum fliehn sie jeden Ehrenmann, Drum tret ich frei und stolz einher |
- Friedrich von Schiller
Mann (9)
Ballade von den Geheimnissen 1 Jeder weiß, was ein Mann ist. Er hat einen Namen. 2 Und der Fleck ohne Haut auf der Brust, oh, den kennen 3 Und doch hat er was auf dem Grund seines Herzens 4 Oh, der kindlich sein Brot mit den erdigen Händen 5 Ihr, die ihr ihn werft in die schmutzgelben Meere |
- Bertolt Brecht, Hauspostille. Frankfurt am Main 1963 (BS 3,
zuerst 1927)
Mann (10)
Es sind nur Männer in den Gastzimmern. Aus zusammengepreßten Lippen hängen Pfeifenstengel:
Aufsteigende Rauchsäulen verwischen die Konturen. Die Männer stinken. Wenn sie
singen, dampft's aus den Mäulern. Sie haben immer Angst, von den Nachbarn bestohlen
zu werden, deshalb geben sie nie die vollen Gläser aus den Händen. Beim Saufen
biegen sie die Hälse nach hinten, die meisten sehen aus wie unsere Hühner, wenn
sie mausern, haben die gleichen Borsten, den roten Schorf darüber (ich hab noch
nie Schorf gehabt), der kleine Hügel schiebt sich unter der Haut auf und ab
und gluckst dabei. Daß sie ihn nur nicht mit runterschlucken! Ein paar von den
Männern müssen das gemacht haben, weil sie über den Hemdkragen, die ihnen deshalb
zu eng sind, die sie nie mehr zuknöpfen können, Fleischklumpen sitzen haben.
Wurio meint, das sind Kröpfe, die kommen vom jodhaltigen Wasser, ich meine,
sie kommen vom Schlucken. - Jo Imog, Die Wurliblume. Reinbek bei Hamburg
1972 (rororo 1471, zuerst 1967)
Mann (11) Wehrkraft im Geist
Wer
Der Mann
Pflicht gibt ihm Zwang und nimmt ihm Kraft
Zwang gibt ihm
Waffen und nimmt ihm Wehr
Nimmt er das Gewehr über
Übernimmt
Und
Untergibt
es ihn
Untergebener
Überlieferter
Der Mann ist geliefert
Vorgesetzter
Zurückgesetzter
So wird der Mann versetzt
Verstellt
Verrückt
Stehen
Sie still, Sie!
Rührt Euch
Kopf hoch
Finger lang
Langfinger
Brust raus
Linkes Ohr tiefer
Kinn an de Binde
Augen rechts
Beine
raus
Kopf ab
Es ist rührend
Keiner rührt
sich
Dieser Stillstand
Wird der Mann gerührt
Brei ist rührig
Der
Mann wird gedient
Gedienter Mann wird Bediener
Bedienter Narr ist Herr
Es
ist verkehrt
Ganze Abteilung kehrt
Ganz verdreht
Maulhalten
Unterordnen
Ordnung
muß sein
Es geht außerordentlich schneller
Geöffnete Ordnung
Geschlossene
Unordnung
Unordentliche ordentlich hochnehmen
Ist alles in Ordnung
In
Keinem ist sie
Im Kerne nie
Im Keime kaum
Von Untergebenen wird sie
verlangt
Gelungen
Hinlegen!
Setzen!
Auf!
Knieen!
Über den
Zaun!
Auf die Bäume!
Unter die Räder!
Über
Und
Unter Wasser marschmarsch
Um
auf die Bäume zu klettern
Um an den Wänden hochzugehn
ES ist ER
Der
wahre Staat
- Otto Nebel, Zuginsfeld. München 1979 (zuerst 1919)
Mann (12) Er beißt die Frau in
die Brust, und dadurch schießen ihre Hände
nach vorn. Das weckt ihn nur noch mehr auf, er schlägt sie auf den Hinterkopf
und hält ihre Hände, seine alten Feindinnen, fester. Auch seine Knechte liebt
er nicht. Er stopft sein Geschlecht in die Frau. Die Musik schreit, die Körper
schreiten voran. Die Frau Direktor gerät etwas aus ihrer Fassung, deswegen hat
die Birne ja auch solche Schwierigkeiten beim Glühen. Ein schlafender Hund
ist der Mann, den man nicht hätte wecken sollen und aus dem Rund der Geschäftsfreunde
nach Hause holen. Die Waffe trägt er unterm Gürtel. Jetzt ist er wie ein Schuß
herausgeknallt. Der Einsatz im Sport ist verloren. Die Frau wird geküßt. Spuckend
wird ihr Liebes ins Ohr geträufelt, diese Blume hat nicht lang geblüht, mögen
Sie ihr nicht danken? Vorhin hat er sich noch in ihr herumgewälzt, bald werden
seine Finger auf der Geige einen guten Ton erzeugen.
Was wendet die Frau den Kopf? In der Natur haben wir doch alle Platz! Selbst
das kleinste Glied noch, obwohl es nicht sehr gefragt
ist. - Elfriede Jelinek,
Lust
.
Reinbek bei Hamburg 1992 (rororo 13042, zuerst 1989)
Mann (13) Das abnorme Übermaß männlicher Substanz im Manne, weiblicher im Weibe ist also typisch für die Evolution, woraus klar erhellt, daß nunmehr gemäß dem Wesen der Geschlechter das aktive Prinzip, der Mann, Herr ist. Was aber geschieht da? Nach innen, nach außen? Die Ätherzelle ist ein dem Leben immanenter Bestandteil; erlischt sie, so tritt sofort an ihre Stelle der ätherlose, schwarze Hohlraum, welcher saugt - Das Agens der Evolution, der Mann als Magus, der Spermatikos Logos der Stoa - im Christentum trägt der einen andern Namen - ist die Verkörperung dieses hohlen saugenden Raumes. Sofort tritt die Verlarvung ein, auf welche das Umgekehrte dessen gemalt ist, was geschieht:
Der Mann als das schaffende, Welten schaffende Prinzip, Gott als Weltenschöpfer
- Und doch birgt er nichts andres als das Geheimnis der schwarzen Zelle, das
»Wissen« aus der Vertilgung des Apfels; und mit der
Kraft seines Willens, welche die Saugkraft des hohlen
Raumes ist, zieht er aus Menschenherzen den leuchtenden Elektronenherd, projiziert
die verzuckende Aura ringsum gegen das Lebendige und zwingt es durch die Rhythmik
dieser Verzuckungen in die gräßlichste aller Agonien - Diese Tatsache des Innern
kann nicht sein, ohne daß im Manne die aktive Potenz, der kein Widerpart mehr
geleistet wird, sich lustmörderisch an den latenten passiven Potenzen reibt.
- Alfred Schuler, Vom offenen und geschlossenen Leben. In:
Gustav Theodor Fechner, Das unendliche Leben. München 1984 (Matthes & Seitz
debatte 2, zuerst ca. 1940)
Mann (14) Cato war
ohne Zweifel eine kantige Persönlichkeit und liebte es, seine Meinung sarkastisch
und mit maßloser Offenheit zu sagen, doch war er unerschütterlich gegenüber
den Leidenschaften, von kompromißloser Unbestechlichkeit und verachtete gute
Beziehungen und Reichtum. In seiner Bedürfnislosigkeit und in seiner Fähigkeit,
Anstrengung und Gefährdung zu ertragen war er geradezu ein Mann von Eisen. - (
gsv
)
Mann (15) Ein großer Teil
der Intelligenz und des Zaubers dieser Menschen rührt wahrscheinlich daher,
daß die verschiedenen Arbeiten nicht zu trennen sind. Das bedingt eine entsprechend
umfassende Entwicklung jedes einzelnen, und die mannigfachen Kenntnisse und
Fertigkeiten erfordern eine beachtliche geistige Regsamkeit.
Jeder Mann spricht zwei Sprachen. Er ist ein erfahrener Fischer und kann eine
Curagh mit außerordentlichem Mut und großer Geschicklichkeit handhaben. Er kann
auf einfache Weise sein Land bebauen, er brennt Kelp, schneidet Pampooties,
flickt Netze, kann ein Haus bauen und decken, kann eine Wiege oder einen Sarg
machen. Mit den Jahreszeiten wechseln seine Tätigkeiten, und so bleibt er von
der Stumpfheit verschont, die bei Menschen mit immer gleicher Beschäftigung
auftritt. - John Millington Synge, nach: Vom Geheimnis der alltäglichen Dinge. Hg. Johannes Werner. Frankfurt
am Main 1998
Mann (16) Affe Almöhi
Alter Bock Aufpudler Ausgelutschte Nuss Ausputzer Bartarsch Bierzipfel Blaubart Blochjodler
Blödhammel Blödhans Blödmann Blödsack Bubi Chauvinist Dem-doof-sein-Sohn
Deppata Dickklops Dickmann Dummdödel Dumpfbaddl Dumpfgummi Fettsack Frauenversteher Gamsbartidiot
Geiler Specht Gemeindebock Gemeindestier Giftzwerg Greindl Hammel Hampelmann Heckenseppel
Heini Heudodel Hirnederl Hirsch Hosenscheißer Kastrat Kerlchen Krauderer Lümmel
Lustmolch Macho Minirambo Muttersöhnchen Nullnummer Ochse Ochsenschädl Ötschgesicht
Pantoffelheld Proletensau Raffzahn Rotzbengel Rumpelfüßler Saubua Saukerl Scheißkerl
Schlaffi Schlaffsack Schlampenschlepper Schlapfenwappler Schlappi Schlappschlumpf
Schlappschwanz Schlawutza Schnapsdrossel Schneebrunzer Schürzenjäger Schweinehund
Schwindlicha Seicherl Semmelschupfer Spechtler Spiegeleierbauch Spitzdalger
Steckdosenbocker Stenz Stinkstiefel Tier Tschriarsche Vorstadtcasanova Warmduscher
Weiberer
Ziegenpeter Zwilling ("So blöd kann einer allein gar nicht sein")
-
rindvieh.com
et. al.
Mann (17) Wenn ihr
in einem Café in Caloria (laßt mich die sizilianische
Stadt, deren Namen ihr leicht erratet, einmal so nennen), wenn ihr in einem
Café in Caloria seht, wie eine Gruppe auf einmal rücksichtslos den Tisch zur
Seite schiebt, um enger um den Erzähler herum zu sitzen, und wie einer, der
eben noch ein Schläfchen hielt, die Augen aufreißt und hinter den noch nicht
getrockneten Tränen des Schlafs hervorblitzt, und wie der alte Herr sich mit
der Hand heftig über den verzerrten Mund fährt, und
wie der Gymnasiast seine Zunge wie ein Praline zwischen
den Zähnen hält, und alle nach vorn gebeugt dasitzen mit gut durchbluteten Gesichtern
- dann dürft ihr sicher sein, daß über die Frau geredet
wird. - Leonardo Sciascia, Mein Sizilien. Berlin 1995 (Wagenbach,
53. Salto)
Mann (18)
- Zyg, aus (
erot
)
Mann (19) Die
darstellung des geschlechtlichen sinnes von Rimbaud
ist sicherlich falsch, homosexuell im heutigen
sinne, der überhaupt ganz dumm ist und dem zeitgeist zuliebe borniert, war er
nicht, im jüngling ist alles unentschieden. Ein
mann hat auch brüste, die frau männliches in der vulva
- das ist auch unwichtig, das geschlechtliche steht auf der stufe der verdauung,
seelische kämpfe darum existieren nur in der vorstellung von normalen spießern.
Jeder echte mensch ist abnorm. Kann sich nicht definieren, folgt instinktiv.
Beim manne geht es nur um die IDEE. .. - Hans Jürgen von
der Wense, Von Aas bis Zylinder, Bd. I. Frankfurt am Main 2005
Mann (20) TAMBOURMAJOR. Ich bin ein Mann! schlägt sich auf die Brust: ein Mann, sag ich. Wer will was? Wer kein besoffner Herrgott ist, der laß sich von mir. Ich will ihm die Nas ins Arschloch prügeln! Ich will - zu Woyzeck: Du Kerl, sauf! Ich wollt, die Welt wär Schnaps, Schnaps - der Mann muß saufen! Woyyeck pfeift. Kerl, soll ich dir die Zung aus dem Hals ziehn und sie um den Leib herumwickeln? Sie ringen, Woyzeck verliert. Soll ich dir noch so viel Atem lassen als 'en Altweiberfurz, soll ich? Woyzeck setzt sich erschöpft zitternd auf eine Bank. Der Kerl soll dunkelblau pfeifen.
Branndewein, das ist mein
Leben,
Branndwein gibt Courage!
- Georg Büchner, Woyzeck
Mann (21) der mann nahm die dame
an die niere. die dame nahm erde, emma nahm die rinde, da er immer den riemen
nahm, ida nahm den rand der niere. nie nahm emma die maden.
dann nahm ida die amme. die amme nahm die rinde, daran
die maden rannen, der mann nahm immer emma. nie nahm er ida. er nahm die dame
in die erde, er nahm den namen der dame an die niere.
da rann der rahm nieder, emma nahm den mann im rahm, immer nahm emma den mann,
da der mann nie emma nahm, der mime nahm rahm in die miene, da rann der rahm
nieder, am rand der erde nahm ida den mimen, an der niere nahm ida den mimen,
im inneren der erde rann der rahm an den rand der erde, dann nahm der narr dem
mimen die rinde der niere. an dem niederen rand der miene des mimen rann immer
rahm, der mann nahm nie den riemen, da an ihm immer rahm niederrann. - Konrad Bayer, Das Gesamtwerk. Hg.
Gerhard Rühm. Reinbek bei Hamburg 1977
Mann (22) «der mann schwitzt», sagte
silberstein, «seine lange speiseröhre mündet in den magen, von dem ein nicht
allzu langer darm zum after führt, knapp vor dem after sondert er ein mehrfarbiges
sekret ab, welches die eigenschaft hat, andere männer zur raserei
zu bringen, viele männer sind schädlich, sie verursachen den fleischfrass
und spritzen ihren samen in unreife mädchen und frauen.
die weiblichen männer, eben frauen genannt, haben verkümmerte brüste, männer
sind sehr schön, die finger des mannes sind schön gewachsen und in den gelenken
geknotet, er besitzt lappen an den ohren und ist zweigeschlechtig. zwischen
den flügeln seiner nase trägt er verschiedene löcher,
durch die er laut pfeift, seine männlichen keimdrüsen nennt er hoden, wogegen
er die weiblichen als eierstock bezeichnet, unser mann ist ein guter
tänzer. da er mit vielen dingen vertraut scheint, bringt man ihm grosses
vertrauen entgegen, er heilt krankheiten, lindert schmerzen und schützt vor
dem blitzschlag. mann ist dumm, mann kann schwimmen, segeln, reiten, go-kart
und den faustkampf. die meisten männer wohnen in städten,
gewisse männer bevorzugen pissoirs, bars oder
abgedunkelte räume, da dort dunkelheit herrscht, haben sie vielfach ihre augen
rückgebildet, dafür aber ihren tastsinn entwickelt, sowie seltsame anhängsel
in den beinscheren, deren zweck nicht bekannt ist. andere wieder sind mit gestielten
augen versehen, was mit der ernährung zusammenhängen mag. viele zeigen unter
diesen bedingungen nur ein kümmerliches wachstum und erreichen in einzelnen
fällen eine grösse von nur wenigen zentimetern, man unterscheidet kleine, grosse
und dicke männer. die hühneraugen des mannes sind
durch andauernden druck entstandene, abnorm verdickte stellen seiner haut, durch
vorherrschend schwarzes pigment in dieser wurde er zum neger. das schützt ihn
gegen ultraviolette strahlen.» «du lügst», antwortete goldenberg. silberstein
war betrunken. - Konrad Bayer, der sechste sinn. Roman. Reinbek bei Hamburg 1969
Mann (23) Ein Mann macht sich
auf zum Wissen, wie er sich zum Krieg
aufmacht, hellwach, voller Furcht und Achtung und absoluter Zuversicht. Wer
sich auf andere Weise zum Wissen oder zum Krieg aufmacht, begeht einen Fehler,
und wer immer ihn macht, wird seine Schritte ewig bereuen.
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Carlos Castaneda, Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens. Frankfurt
am Main 1980
Mann (24)
Mann (25)
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