(fla)
Nasenloch (2) Unversehens blitzte ein furchtbarer Haß zwischen Masudi und Nikon Sevast auf, bis dahin unbemerkt und von beiden Seiten sorgsam verborgen gehalten. Es geschah, weil Masudi zu Kir Avram sagte:
›Herr, so will ich dir für deine Gabe einen Dienst erweisen, bevor wir
auseinandergehen. Ich werde dir etwas sagen, was dich erfreuen wird, denn
seit langem bist du begierig, es zu hören. Jener, den du träumst, nennt
sich Samuel Koen.‹
›Er lügt!‹ schrie indem Sevast völlig unerwartet
auf, riß Masudis grünen Hafersack an sich und schleuderte ihn ins Feuer,
das im Zimmer brannte. Daraufhin wandte sich Masudi seltsam ruhig an Papas
Avram und sprach, auf Nikon Sevast weisend: Sieh ihn an, Herr, dieser hat
nur ein einziges Nasenloch. Und er pißt mit dem
Schwanz wie jeder Satan.‹
Papas Avram ergriff den Papagei, der mit seinen Krallen die Laterne hielt, und setzte beide auf den Boden. In diesem Licht zeigte sich in der Nase des Nikon Sevast in der Tat nur ein einziges Nasenloch, schwarz und in der Mitte durch keinerlei Nasenbein geteilt, geradeso, wie es bei Teufeln zu sein pflegt. Da sprach Papas Avram zu ihm:
›Du bist also einer von jenen, die nicht wagen, das Schuhwerk zu wechseln?‹
›Ja, Herr, aber ich bin nicht von jenen, deren Scheiße
nach Angst riecht. Ich leugne nicht, ein Teufel
zu sein‹, gestand er ohne Zögern, ›ich erinnere nur daran, daß ich der
Unterwelt der christlichen Sphäre und ihres Himmels angehöre, den bösen
Geistern des griechischen Territoriums und dem Hades
des orthodoxen Ritus. Denn so wie der Himmel über
uns aufgeteilt ist unter Jehova, Allah und Gottvater, so ist auch die Hölle
aufgeteilt unter Asmodaios, Iblis und Satan. Zufall
ist, daß ich auf dem Boden des heutigen türkischen Imperiums ergriffen
wurde, das aber gibt Masudi und anderen Vertretern der islamischen Welt
nicht das Recht, über mich zu richten. Das steht allein den Vertretern
des christlichen Ritus zu, deren Rechtsprechung in meinem Fall als allein
rechtskräftig anzuerkennen ist. Im entgegengesetzten Fall kann es geschehen,
daß auch die christlichen oder jüdischen Gerichte damit beginnen, über
die Angehörigen der islamischen Hölle Recht zu sprechen, sollte es geschehen,
daß sie ihnen in die Hände fallen...‹ - (
pav
)
Nasenloch (3)
- Arssam Montacer-Kuhssary:
Untersuchungen über das Größenwachstum der Ohrmuschel und der Nase des
Menschen. Diss. FU Berlin 1959
Nasenloch (4) Es bedeutet das hebräische Wort für
'Nase' zugleich auch 'Zorn' oder 'Unwissenheit'.
Und das Wort 'Geduld' wird im Hebräischen als 'mit
langen Nasenlöchern' ausgedrückt. Das hat etwas mit dem Schöpfungsbericht (Gen.
2, 7) zu tun, demzufolge der Schöpfer seinem ersten Geschöpf den lebendigen
Atem durch die Nase einhauchte. Adam hatte deshalb lange Nasenlöcher; und da
er seinem Schöpfer ebenbildlich entspricht, gilt für diesen nichts anderes.
Mit Rückgriff auf eher entlegene Bemerkungen der patristischen Literatur konnte
so Menochius, ein italienischer Jesuit des Barockzeitalters, den spitzfindigen
Schluß ziehen, daß, was für Gott und Adam recht ist, für Jesus und Maria billig
sein muß. Auch sie also hatten eine lange Nase. -
Allerdings blieb es im christlichen Abendland der frühen Neuzeit nicht allein
bei einer positiven Einstellung zu diesem physiognomischen Merkmal. Die Dämonenbeschreibung
seit dem 16. Jahrhundert ließ die lange Nase nicht aus; und manches Opfer wurde
wegen eines solchen Kennzeichens jenseits der Norm dann der Hexerei bezichtigt,
gefoltert und zu Tode gequält. - Nachwort zu: Johann Christoph Friedrich Haug: Zweihundert
Hyperbeln auf Herrn Wahls ungeheure Nase. Heidelberg 1991 (zuerst 1841)
Nasenloch (5) Sollte nicht auch ein
Nasenloch besser riechen als das andere?
- (
idg
)
Nasenloch (drittes)
Nasenloch (7) In einem Absteigequartier oder einem
Nachtlokal, das an Zelli's erinnert (Tanzlokal auf dem Montmartre, das
ich damals häufig besuchte), bin ich mit Frauen zusammen, die nicht der Liebe
wegen dort sind, sondern um die Zukunft vorauszusagen. Sie sind gekleidet wie
Bordellweiber. Ich lasse mich von einigen dieser Frauen überreden: sie wollen
mir wahrsagen. Zu diesem Zweck beschwören sie ihr astrales Double, das allein
echt seherisch begabt ist. Nach verschiedenen Zauberzeremonien, vom Verbrennen
bestimmter Stoffe, von Tänzen, Schreien usw. begleitet, erscheinen die astralen
und eigentlichen Seherinnen. Diese sind körperlich sehr schön und in Hemden
von weißem Linnen gekleidet, über welche ihre blonden aufgelösten Haare flattern.
Aber an der Stelle ihrer Nase sind nur zwei kleine Spalten zu sehen, die sehr
entfernte Ähnlichkeit mit Nasenlöchern haben, und an der Stelle ihres Mundes
ein leichter Abstrich von Blut. Dieses letzte Merkmal beweist, daß es Vampire
sind. - Traum aus dem Juli 1925, nach (
leiris3
)
Nasenloch (8)
Nasenloch (9) Der Hausdiener kommt mit einer Visitenkarte auf dem Tablett herein. „Baronesse von Kalibzo."
Edwards erblaßt bei dem Namen. Beim Entdeckungsreisenden dagegen beschleunigt
sich der Atem, und sein Gesicht macht eine verräterische Verwandlung durch
— die Pupillen werden enger, die Nasenflügel
weiten sich, an der Basis des Kiefers beginnt ein Muskel zu zucken —, bis
er aussieht wie ein hirnloser Hengst, der eine
brünstige Stute beschnüffelt.
- T. Coraghessan
Boyle, Wassermusik. Reinbek bei Hamburg 1990
Nasenloch (10)
Nasenloch (11) „Marsgesicht“, aufgenommen vom Orbiter von Viking 1, 1976.
Die schwarzen Punkte, wie zum Beispiel das „Nasenloch“, sind Bildübertragungsfehler.
-
Wikipedia
Nasenloch (12)
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