ade Zu erwähnen sind noch die koro, weiße Maden, von denen es in bestimmten faulenden Baumstämmen wimmelt. Verletzt von den Spötteleien der Weißen, bestreiten die Indianer ihre Vorliebe für dieses Gewürm und beteuern energisch, es niemals zu essen. Aber man braucht nur durch den Wald zu streifen und auf der Erde die zwanzig bis dreißig Meter lange Spur eines großen pinheiro zu betrachten, den der Sturm gefällt und so zerfetzt hat, daß er nur noch der Schatten eines Baums ist. Hier sind koro-Sucher vorbeigezogen. Und wenn man unangemeldet ein indianisches Haus betritt, kann man, bevor eine flinke Hand sie versteckt, eine Schale voll dieses krabbelnden Leckerbissens sehen.
Es ist also nicht einfach, das Sammeln von koro zu beobachten. Wie
Verschwörer hecken wir einen Plan aus. Ein fiebriger Indianer, der allein in
einem verlassenen Dorf zurückgeblieben ist, scheint uns eine leichte Beute zu
sein. Wir drücken ihm die Hacke in die Hand, schütteln und bedrängen ihn. Vergebliche
Mühe, er scheint nicht zu verstehen, was wir von ihm wollen. Werden wir einen
neuen Fehlschlag erleiden? Also seis drum! Wir spielen unseren letzten Trumpf
aus: wir wollen selber koro essen. So gelingt es uns, das Opfer zu einem Baumstamm
zu schleppen. Ein einziger Schlag mit der Hacke legt Tausende von Kanälen tief
im Holz frei. In jedem sitzt ein dickes gelblichweißes Tier, einem Seidenwurm
ziemlich ähnlich. Jetzt müssen wir in den sauren Apfel beißen!
Unter dem gleichmütigen Blick des Indianers beiße ich meiner Beute den Kopf
ab; aus dem Körper quillt ein weißliches Fett, das ich nicht ohne Zögern koste:
es hat die Konsistenz und Feinheit von Butter und den Geschmack von Kokosmilch. -
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Made (2) heißet ein Wurm,
der theils aus der Fäulnis und üblen Disposition einer und der andern Sache,
theils aus dem Geschmeiß anderen Ungeziefers, vermittelst der darzukommenden
Wärme ezeuget wird, dergleichen sich so wohl an lebendigen als auch und zwar
meistens an todten Thieren wie nicht weniger an Käse und ähnlicher Materie
einfinden. Es haben aber Fr. Redi und nach ihm andere aus der Erfahrung
bewähret, daß sie, gleich wie bey andern Thieren, aus ihren eigenen Samen sich
zu vermehren fähig, und daß die faulen Cörper allein dienen die Brut bequemer
auszubringen. -
Johann
Heinrich Zedler
, Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller
Wissenschafften und Künste, 1732-1754
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