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hrs
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Lust
(2)
Ich stand einst an einem heißen
Sommertage an einem Teich und betrachtete eine Wasserlilie, die ihre Blätter
glatt über das Wasser gebreitet hatte und mit offner Blüte sich im Lichte
sonnte. Wie ausnehmend wohl müßte es dieser Blume sein, dachte ich, die
oben in die Sonne, unten in das Wasser taucht, wenn sie von der Sonne und
dem Bade etwas empfände. Und warum, fragte ich mich, sollte sie nicht?
Es schien mir, daß die Natur wohl nicht ein Geschöpf für solche Verhältnisse
so schön und sorgsam gebaut hätte, um es bloß als Gegenstand müßiger Betrachtung
darzustellen, zumal da tausend Wasserlilien verblühen, ohne daß sie jemand
betrachtet; viel mehr mutete mich der Gedanke an, sie habe die Wasserlilie
deshalb so gebaut, um die vollste Lust, die sich aus dem Bade im Nassen
und Lichten zugleich schöpfen läßt, auch einem Geschöpfe in vollstem Maße
zugute kommen, von ihm recht rein durchempfinden zu lassen. - Gustav
Theodor Fechner, Nanna oder über das Seelenleben der Pflanzen (1848)
Lust
(3)
WAs ist die Lust der Welt? Nichts als ein Fastnachts=Spiel
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hofm
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Lust
(4)
Die Adern, die in der
Leber und im Bauch des Mannes sind, treffen sich in seinen Genitalien.
Und wenn die Erregung der Lust vom Marke des Mannes ausgeht, gelangt sie
in die Geschlechtstheile und erregt im Blute den Vorgeschmackt der Lust.
Und weil diese Theile eng und fest eingeschlossen sind, kann jene Erregung
sich nicht genügend verbreiten und erglüht dort stark in Lust, so dass
sie in dieser Glut selbstvergessen sich nicht enthalten kann, den Samenschleim
zu entsenden; denn wegen der Eingeschlossenheit der Schamtheile entbrennt
das Feuer der Lust heftiger, wenn auch seltener, in ihm als in der Frau.
Denn wie auf grossen Wellen, die sich von starken Stürmen auf Flüssen her
heben, ein Schiff heftig kämpft und kaum sich halten und widerstehen kann:
so kann auch im Sturm der Wollust die Natur des Mannes sich schwer zähmen.
-
Hildegard
von Bingen
Lust
(5)
Jeder fällt sich um den Hals Bis zur Drau, bis zu Sau Ganz zur Pfeife, ganz zur Tute Menschensehnsucht?, dick verdeckt? |
Lust
(6)
Lust ist
das unvernünftige Frohgefühl über eine scheinbar begehrenswerte Sache; ihr untergeordnet
sind Entzücken, Schadenfreude,
Ergötzung, Zerstreuung. Entzücken ist die durch das Gehör bezaubernde Lust;
Schadenfreude ist die Lust über das Unglück anderer; Ergötzung, gleichsam eine
Wendung , ist eine Hinwendung der Seele nach der Abspannung
hin; Zerstreuung ist eine Entspannung
der Tugendstrenge. - Stoiker,
nach
(diol)
Lust
(7)
Allen
unseren Handlungen liegt die Absicht zugrunde, weder Schmerz zu empfinden noch
außer Fassung zu geraten. Haben wir es aber einmal dahin gebracht, dann glätten
sich die Wogen; es legt sich jeder Seelensturm, denn der Mensch braucht sich
dann nicht mehr umzusehen nach etwas, was ihm noch mangelt, braucht nicht mehr
zu suchen nach etwas anderem, das dem Wohlbefinden seiner Seele und seines Körpers
zur Vollendung verhilft. Denn der Lust sind wir dann benötigt, wenn wir das
Fehlen der Lust schmerzlich empfinden; fühlen wir uns aber frei von Schmerz,
so bedürfen wir der Lust nicht mehr. Eben darum ist die Lust, wie wir behaupten,
Anfang und Ende des glückseligen Lebens. Denn sie ist, wie wir erkannten, unser
erstes, angeborenes Gut, sie ist der Ausgangspunkt für alles Wählen und Meiden,
und auf sie gehen wir zurück, indem diese Seelenregung uns zur Richtschnur dient
für Beurteilung jeglichen Gutes. Und eben weil sie das erste und angeborene
Gut ist, entscheiden wir uns nicht schlechtweg für jede Lust, sondern es gibt
Fälle, wo wir auf viele Annehmlichkeiten verzichten, sofern sich weiterhin aus
ihnen ein Übermaß von Unannehmlichkeiten ergibt, und anderseits geben wir vielen
Schmerzen vor Annehmlichkeiten den Vorzug, wenn uns aus dem längeren Ertragen
von Schmerzen um so größere Lust erwächst. Jede Lust nun ist, weil sie etwas
von Natur uns Angemessenes ist, ein Gut, doch nicht jede auch ein Gegenstand
unserer Wahl, wie auch jeder Schmerz ein Übel ist, ohne daß jeder unter allen
Umständen zu meiden wäre. Nur durch genaue Vergleichung und durch Beachtung
des Zuträglichen und Unzuträglichen kann alles dies beurteilt werden. Denn zu
gewissen Zeiten erweist sich das Gute für uns als Übel und umgekehrt das Übel
als ein Gut. - Epikur,
nach (
diol
)
Lust
(8)
- Edvard Munch
Lust
(9)
[A.] Sie
haben mir einen Weg durch die Zweifel über den Werth der Lust gebahnt. Ich begreife
nun daß unsre ursprüngliche Existenz, wenn ich mich so ausdrücken darf, Lust
ist. Die Zeit entsteht mit der Unlust.
Daher alle Unlust so lang und alle Lust so kurz. Absolute Lust ist ewig - außer
aller Zeit. Relative Lust mehr oder weniger Ein ungetheilter Moment.
[B.] Sie begeistern mich - nur wenig Schritte noch und wir stehn auf der Höhe der innern Welt.
[A.] Ich weiß, welche Schritte Sie meynen. Unlust ist, wie die Zeit endlich. Alles Endliche entsteht aus Unlust. So unser Leben.
[B.] Ich löse Sie ab - und fahre fort. Das Endliche ist endlich -Was bleibt? Absolute Lust - Ewigkeit - Unbedingtes Leben. Und was haben wir in der Zeit zu thun, deren Zweck Selbstbewußtseyn der Unendlichkeit ist -?
Vorausgesezt, daß sie einen Zweck hat, denn man könnte wohl fragen, ob nicht Zwecklosigkeit gerade die Illusion karacterisirt!
[A.] Auch das - indeß was sollen wir zu bewircken suchen? Verwandlung der Unlust in Lust und mit ihr der Zeit in Ewigkeit, durch eigenmächtige Absonderung und Erhebung des Geistes, des Bewußtseyns der Illusion, als solcher.
[B.] Ja, Lieber, und hier an den Säulen des Herkules lassen Sie uns umarmen, im Genuß der Überzeugung, daß es bey uns steht das Leben wie eine schone, genialische Täuschung, wie ein herrliches Schauspiel zu betrachten, daß wir schon hier im Geist in absoluter Lust und Ewigkeit seyn können, und daß gerade die alte Klage, daß alles vergänglich sey, der Fröhlichste aller Gedanken werden kann, und soll.
[A.] Diese Ansicht des Lebens, als Zeitliche Illusion,
als Drama möge uns zur andern Natur werden. Wie schnell werden dann trübe Stunden
vorüberfliegen, und wie reitzend wird uns nicht so die Vergänglichkeit vorkommen.
- Novalis, Dialogen
Lust
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