mädchen Um 1910 müssen ein paar besonders gute Jahrgänge gewesen sein. Sie haben Mädchen hervorgebracht mit leicht athletischen Schultern. Sie gehen so hübsch in ihren Kleidern ohne Gewicht, herrlich ist ihre Haut, die von der Schminke nur erleuchtet scheint, erfrischend das Lachen um die gesunden Zähne und die Selbstsicherheit, mit der sie paarweise durch das nachmittägliche Gewühl der Tauentzienstraße und des Kurfürstendamms treiben; nein, treiben ist nicht das richtige Wort. Sie machen ›crawl‹, wenn die anderen Brustschwimmen machen. - (hes)

Mädchen (2) Himmelkumov beobachtete ein Mädchen im Fenster gegenüber. Aber das Mädchen im Fenster gegenüber schaute kein einziges Mal zu Himmelkumov herüber. »Das macht sie, weil sie schüchtern ist«, dachte Himmelkumov. - (charm)

Mädchen (3) Himmelkumov fixierte ein Mädchen mit Blicken und befahl ihm in Gedanken, den Kopf nach ihm umzudrehen. Aber das half nichts. Da befahl Himmelkumov ihr in Gedanken, den Kopf nicht nach ihm umzudrehen. Das half auch nichts. - (charm)

Mädchen (4) Jedes Mädchen, das heute an mir vorbeigegangen ist, hat sich blitzschnell in eine Greisin verwandelt, mit jedem Niesen, das ich ihr zugeschrieben habe, ist Fleisch von ihrem Gesicht gefallen, schließlich hat sie sich geschneuzt, und die Augen sind aus ihr herausgequollen, mit einer flüchtigen Bewegung habe ich ihr den Zopf abgenommen, wie ein Skalp oder ein Kopftuch ist dieses Haar in meiner Hand geblieben.

Heute wiederum bin ich von jeder Greisin, der ich begegnet bin, zurückgetrabt zu einem Mädchen und habe ihr genau das Aussehen gegeben, das sie vor vierzig Jahren hatte. - (hra2)

Mädchen (5) Sie sah aus, wie damals junge Mädchen eben aussahen. Sicher war sie hübsch, aber sie war bestimmt nicht so auffallend, dass man keinen Blick von ihr wenden konnte. Zur auffallenden Schönheit wurde sie erst auf der Leinwand, da war sie einmalig. Aus dem Rückblick muss ich sagen: Ich habe niemals jemanden getroffen, der so eklig wie sie sein konnte. Aber auch niemanden, der so wunderbar auf dem Zelluloid war, und das einschließlich der Garbo. Ich glaube, ihr großes Geheimnis beruhte darauf, dass sie einfach dastehen konnte und sich wundern: Warum schauen mich die Leute so an? Sie war in dieser Hinsicht völlig naiv, und ihre Verwunderung schien auszudrücken: Hat mir etwa jemand ein Schild an den Rücken gehängt?

Es gibt über Marilyn Monroe mehr Bücher als über den Zweiten Weltkrieg. Darin liegt eine gewisse Ähnlichkeit. Es war die Hölle, aber es hat sich gelohnt. - Billy Wilder, nach Der Spiegel 15/2002

Mädchen (6)  Der »Flapper« ist eine Nachkriegserscheinung, er ist der etwas überhitzte, kleine Backfisch des materialistischen, sachlichen, vergnügungssüchtigen Amerika, halb Kind, halb Dame. Er liebt die Uebertreibungen, schminkt sich zu stark, tanzt zu viel, trinkt zu viel verbotene Cocktails, flirtet zu viel und übernimmt sich auch leicht im Sexuellen.

Die Motive dieser Uebertreibungen der 16- oder 18jährigen entspringen einer an sich erfreulichen Vitalität, einer Unkompliziertheit und gesunden Oberflächlichkeit, die stets im Einklang mit sich und der Welt bleibt, lauter kostbaren, schlichten Werten der amerikanischen Wesenheit, die den F. trotz allen Schwächen liebenswert machen. Mit derselben Unbekümmertheit wie einen Hut, der nicht mehr schick ist, wirft dieser F. die sogenannte »Blüte des Mädchentums« beiseite, denn deren Zwecklosigkeit macht sie keiner Bewahrung wert, und der F. denkt immer real und äußerst praktisch.

Der F. ist jenes Mädchen, das nach Bekunden der Sachverständigen nicht ohne Schutzmittel in Herrengesellschaft ausgeht. Wenn es in den meisten Fällen eine nachträgliche Legitimierung der Verbindung fordert, so liegt dies in der Richtung seines realen Denkens. Sie ist eine Art moralischer und materieller Sicherung, eine Vorsicht, durch die sie sich von der in ihren Handlungen nicht impulsiveren, aber unbedenklicher und mehr von ihrem Gefühl beherrschten und geleiteten Europäerin unterscheidet. - (erot)

Mädchen (7)  Vermeer verlangte von seinen Mädchen nie, sie sollten wie Äpfel aussehen. Im Gegenteil, er bestand darauf, daß sie bis zum äußersten Mädchen seien — aber immer mit dem Vorbehalt, daß sie es unterließen, sich mädchenhaft zu benehmen. Sie durften sitzen oder ruhig dastehen, aber niemals kichern, niemals Verlegenheit zeigen, niemals fromm die Hände falten oder nach abwesenden Liebsten schmachten, niemals schwatzen, niemals neidisch auf die Neugeborenen anderer Frauen blicken, niemals flirten, weder lieben noch hassen, noch arbeiten. -  Aldous Huxley, Die Pforten der Wahrnehmung. München 1989 (zuerst 1954)

Mädchen (8)  In meiner Jugend gab es in Paris Lebemänner, die sich für Mädchen aus dem Volke ruinierten, damit sie von ihnen geliebt würden.
»Das ist ein Mensch«, sagte mir eines dieser Mädchen über den Herzog X., »der angebetet werden will, und das ist kostspielig - Rivarol, nach (riv)

Mädchen (9)   Im Jahre 1722 gerieten einige junge Damen von Stande im Alter von fünfzehn bis achtzehn Jahren, die sich in Abbaye-au-Bois langweilten, auf den Einfall, einen Brief an den Großtürken zu schreiben, in welchem sie ihn um Aufnahme in sein Serail baten. Der Brief wurde aufgefangen und dem König vorgelegt; er gab bei Hofe Stoff zu großer Heiterkeit. Die Langeweile des Klosters und der Wunsch nach Liebe hatten diese jungen Damen auf einen sehr natürlichen Einfall gebracht. - Rivarol, nach (riv)

Mädchen (10)  

 Mädchen (11) Als ich im Jahre 1885 als Schüler Charcots in Paris weilte, zogen mich neben den Vorlesungen des Meisters die Demonstrationen und Reden Brouardels am stärksten an, der uns an dem Leichenmaterial der Morgue zu zeigen pflegte, wieviel es Wissenswertes für den Arzt gäbe, wovon doch die Wissenschaft keine Notiz zu nehmen beliebte. Als er einmal die Kennzeichen erörterte, aus denen man Stand, Charakter und Herkunft des namenlosen Leichnams erraten könne, hörte ich ihn sagen: »Les genous sales sont le signe d‘une fille honnète.« Er ließ die schmutzigen Knie Zeugnis ablegen für die Tugend des Mädchens! - S. Freud, Geleitwort zu (bou)

Mädchen (12) Die Mädchen sind geborne Hexameter, wenn sie Weiber und **** werden, werden Pentameter draus.   - (rit)

Mädchen (13)  Gestern in der Fabrik. Die Mädchen in ihren an und für sich unerträglich schmutzigen und gelösten Kleidern, mit den wie beim Erwachen zerworfenen Frisuren, mit dem vom unaufhörlichen Lärm der Transmissionen und von der einzelnen, zwar automatischen, aber unberechenbar stockenden Maschine festgehaltenen Gesichtsausdruck, sind nicht Menschen, man grüßt sie nicht, man entschuldigt sich nicht, wenn man sie stößt, ruft man sie zu einer kleinen Arbeit, so führen sie sie aus, kehren aber gleich zur Maschine zurück, mit einer Kopfbewegung zeigt man ihnen, wo sie eingreifen sollen, sie stehn in Unterröcken da, der kleinsten Macht sind sie überliefert und haben nicht einmal genug ruhigen Verstand, um diese Macht mit Blicken und Verbeugungen anzuerkennen und sich geneigt zu machen. Ist es aber sechs Uhr und rufen sie das einander zu, binden sie die Tücher vom Hals und von den Haaren los, stauben sie sich ab mit einer Bürste, die den Saal umwandert und von Ungeduldigen herangerufen wird, ziehn sie die Röcke über die Köpfe und bekommen sie die Hände rein, so gut es geht — so sind sie schließlich doch Frauen, können trotz Blässe und schlechten Zähnen lächeln, schütteln den erstarrten Körper, man kann sie nicht mehr stoßen, anschauen oder übersehn, man drückt sich an die schmierigen Kisten, um ihnen den Weg freizumachen, behält den Hut in der Hand, wenn sie guten Abend sagen, und weiß nicht, wie man es hinnehmen soll, wenn eine unseren Winterrock bereithält, daß wir ihn anziehn. - Franz Kafka, Tagebücher (5. Februar 1912) Frankfurt am Main 1967

Mädchen (14)  Einmal, während der 50erjahre, komme ich mitten in der nacht, jedoch stocknüchtern, heim. Als ich bereits im hausflur bin und das tor hinter mir abschließe, höre ich plötzlich ganz gut vernehmbar eine jigmelodie [war es nun my wife s a wanton wee thing oder my mither s aye glowerin owre me?], ich beginne automatisch mitzuspringen und sehe im gleichen augenblick einige meter vor mir [grade für den bruchteil der Sekunde] das zauberhafteste mädchenwesen der welt, ganz transparent aber, wie seide, das eben so wie ich tanzt ... Das ist wirklich wahr und mir liegt überhaupt nichts daran, ob es nun jemand glaubt oder nicht. - (hca)

Mädchen (15) haben alle ein leicht geschwollen aussehendes ding zwischen den beinen und grinsen, wenn man ihnen daraufschaut. Sicher können sie gar nicht lulu machen, wie sollten sie auch, wo sie ja gar nichts dazu haben. - (hca)

Mädchen (16) Lange bevor die junge Amerikanerin das heiratsfähige Alter erreicht hat, beginnt man sie allmählich der mütterlichen Vormundschaft zu entziehen; noch ist sie der Kindheit nicht ganz entwachsen, und schon denkt sie selbständig, spricht frei und handelt allein; vor ihr breitet sich ständig das große Gemälde der Welt aus; weit entfernt, ihr dessen Anblick vorzuenthalten, enthüllt man es ihren Blicken mit jedem Tag mehr, und man lehrt sie, es festen und ruhigen Auges zu betrachten. So werden ihr die Laster und die Gefahren der Gesellschaft bald offenbar; sie erschaut sie klar, beurteilt sie ohne falsche Erwartung und tritt ihnen furchtlos entgegen; denn sie ist voller Vertrauen in ihre Kräfte, und alle in ihrer Umwelt scheinen ihr Vertrauen zu teilen.

Man darf also nie erwarten, im jungen Mädchen Amerikas jener jungfräulichen Arglosigkeit inmitten erwachender Sehnsüchte, noch jener unschuldigen und unbefangenen Anmut zu begegnen, die bei der Europäerin den Übergang von der Kindheit zum Jugendalter gewöhnlich begleiten. Selten zeigt die Amerikanerin, welches immer ihr Alter sei, eine kindliche Schüchternheit und Unwissenheit. Sie will wie die junge Europäerin gefallen, sie weiß aber genau, um welchen Preis. Liefert sie sich dem Schlechten auch nicht aus, so kennt sie es zumindest; sie hat eher reine Sitten als einen keuschen Sinn. Ich war oft überrascht und fast erschreckt, wenn ich das eigentümliche Geschick und die glückliche Kühnheit sah, mit der diese jungen Mädchen Amerikas ihre Gedanken und ihre Worte durch die Klippen einer scherzhaften Unterhaltung zu steuern verstehen; hundertmal wäre ein Philosoph auf dem engen Pfade gestolpert, auf dem sie sich ohne Unfall und mühelos bewegen.

Man erkennt in der Tat leicht, daß die Amerikanerin gerade in der Unabhängigkeit ihrer ersten Jugend nie ganz aufhört, sich zu beherrschen; sie genießt alle erlaubten Vergnügungen, ohne sich ganz an eine zu verlieren, und ihr Verstand gibt nie die Zügel frei, obwohl er sie manchmal locker zu lassen scheint. - Alexis de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika. München 1976 (dtv 6063, zuerst 1835/1840)

Mädchen (17) Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele. Lo-li-ta: die Zungenspitze macht drei Sprünge den Gaumen hinab und tippt bei Drei gegen die Zähne. Lo. Li. Ta.

Sie war Lo, einfach Lo am Morgen, wenn sie vier Fuß zehn groß in einem Söckchen dastand. Sie war Lola in Hosen. Sie war Dolly in der Schule. Sie war Dolores auf amtlichen Formularen. In meinen Armen aber war sie immer Lolita.

Hatte sie eine Vorläuferin? Ja doch, die hatte sie. Es hätte vielleicht gar keine Lolita gegeben, hätte ich nicht eines Sommers ein gewisses Ur-Mädchenkind geliebt. In einem Prinzenreich am Meer. Ach, wann war es doch? Ungefähr so viele Jahre vor Lolitas Geburt, wie mein Alter in jenem Sommer betrug. Bei einem Mörder können Sie immer auf einen extravaganten Prosastil zählen.

Meine Damen und Herren Geschworene, Beweisstück Nummer eins ist, was die Seraphim neideten, die schlecht unterrichteten, naiven, edelbeschwingten Seraphim. Ergötzen Sie sich an diesem Dorngestrüpp.   - (lo)

Mädchen (18)

Die spitze Füchsin mit dem roten Rock
Der Honigkopf mit seiner Widderlock
Das Frätzchen mit dem Kinderraschelkleid
Wie eine Heuschreck in der Blätterzeit
Und Pantheraugen schwarz und glüh
Und Taubenfüßchen noch dazu
Der dralle Hänfling schwipp zu Pferd
Die stakse Ringerin, der Jährlingsstute wert
So fest und rückenrund und seidenglatt
Daß die Bereiterin dasselbe Rüchlein hat
Die Strahlenäugige mit männlich forschem Schritt
Die Zwillingshaften wie aus einem Schnitt
Die Bucklige in ihrem Narrenglück
Mit Possenreißerinnen vor und rück
Hoch am Trapez, und Jungfer Tausendschön
Auf ihrer Azurkugel frei im Stehn
Die Königin, die aus des Gatten Zackenkron
Beseligt biegt den schmiegen Mädchenthron
Es dreht sich weltenweit das lange Sternenjahr
Planetenhaft um eine Mädchenschar
Und die Prognosen aller Tiden
Sehn nicht viel anders aus hienieden!

- (ladies)

Mädchen (19) GUI ME / Das heiratende Mädchen

Oben ist Dschen, der älteste Sohn, unten Dui, die jüngste Tochter. Der Mann geht voran, das Mädchen folgt ihm erfreut. Es wird der Eintritt des Mädchens in das Haus des Mannes geschildert. Es gibt im ganzen vier Zeichen, die die Beziehungen zwischen Gatten schildern. Nr. 31, Hien, »allseitiger Einfluß«, schildert die Anziehung, die ein junges Paar aufeinander ausübt. Nr. 32, Hong, »die Dauer«, schildert die dauernden Verhältnisse der Ehe. Nr. 53, Dsien, »die Entwicklung«, schildert die zögernden und zeremoniellen Vorgänge beim Abschluß einer korrekten Ehe. Gui Me, »die Heirat des Mädchens«, endlich zeigt einen älteren Mann, dem ein junges Mädchen zur Ehe folgt.

Bemerkung: In China herrscht formell die Einehe. Jeder Mann hat nur eine offizielle Frau. Diese Verbindung, die weniger die beiden Beteiligten als die Familien angeht, wird unter strenger Beobachtung der Formen geschlossen. Doch behält der Mann das Recht, auch den zarteren Neigungen persönlicher Art Gehör zu schenken. Ja es ist die schönste Pflicht einer guten Frau, ihm darin behilflich zu sein. Auf diese Weise wird das Verhältnis ein schönes und offenes. Das Mädchen, das nach der Wahl des Mannes in die Familie eintritt, ordnet sich der Hausfrau bescheiden unter als jüngere Schwester. Selbstverständlich handelt es sich hier um sehr heikle und zarte Fragen, die viel Takt auf jeder Seite erfordern. Doch wenn die Umstände günstig sind, findet sich hier die Lösung eines Problems, die der europäischen Kultur nicht gelungen ist. Selbstverständlich entspricht die Weiblichkeit in China so wenig dem Ideal, wie die Ehen in Europa durchschnittlich im Einklang mit den europäischen Eheidealen sind. - (gi)

Mädchen (20) Wie Tessa bei einbruch der dämmerung zustandekommt.

Wie Tessa in den Zeitungen beschrieben wird.

Was Tessa bewegt, welche besonderen vorlieben sie hat, welche orte sie im allgemeinen für ihre incarnationen vorzieht.

Wie Tessa eigentlich nach London kam.

Wie Tessa im mondlicht aussieht.

Tessas sieben große delicte.

Wie Tessa zu ihrem tun aufbricht.

Wie Tessa, als mann verkleidet, in das zimmer der Lady Waverleigh eindringt.

Wie Tessa in einem blitzableiter verschwindet und infolge eine mannssüchtige ärztin erschlägt.

Wie Tessa in der Covent Garden Opera auftritt und einen brand der königlichen loge verursacht.

Wie Tessa, um die löschactionen der londoner fire-brigade zu erschweren, wasserrohrbrüche verübt und mit einem Straßenmädchen in der überschwemmten gosse schläft.

Wie Tessa sich die gunst einer zum tode verurteilten durch das versprechen, sie zu befreien, erkauft.

Wie Tessa die Nelsonsäule zur Zielscheibe ihrer spuckkünste erwählt und sie dadurch nahezu zerstört.

Wie Tessa im camelienhaus von Cheswick eine mädchenklasse zur unzucht verführt und einen irischen parkaufseher fast zu tode erschreckt.

Was Tessa im kloster der carmeliterinnen anstellt.

Wie Tessa ihre zunge im leibe der tänzerin Urraca Montero vergißt und fürs nächste stumm bleibt.

Tessa und Zambra, die grausame zauberin von Angola: ein bedeutsames zusammentreffen in Mayfair.

Wie Tessa von Zambra eine neue zunge erzwingt, mit dieser aber erst mühsam englisch lernen muß.

Wie Zambra sich an Tessa für den verlust ihrer zunge rächt.

Wie Tessa und Zambra Tessas zunge aus dem leibe der tänzerin Urraca Montero holen.

Wie die Montero ihren schwanentanz tanzt.

Wie Tessa und Zambra durch diese kunstdarbietung ihre übernatürlichen kräfte verlieren.

Wie Tessa und Zambra zum teil ihre Juwelen verkaufen, um ein billett nach Australien bezahlen zu können. - TESSA, DAS MÄDCHEN IM GASLICHT DER DÄMMERUNG.  In: H.C. Artmann, Unter der Bedeckung eines Hutes. Montagen und Sequenzen. Frankfurt am Main 1976 (st 337, zuerst 1974)

Mädchen (21) Zwei albernde Mädchen mit zurückgegeltem Haar sitzen unter einer schick obszönen Reklametafel und benehmen sich wie die Backfische aus Großmutters Tagen. Sie zeigen Unverdorbenheit in einem Maße, das an die Wirkung eines Immunstoffs gemahnt. Die Unverderbbaren oder: Niemand teilt mehr das Allgemeine. Dem Witz der Feen gleich, wissen sie alles und bewegen sich ohne Rücksicht auf ihr Wissen unbeschwert. Es ist, als baute die Generation von selbst die nötigen Abwehrstoffe auf und brauchte dazu weder Konzepte noch Doktrinen.  - Botho Strauß, Der Untenstehende auf Zehenspitzen. München 2004. Nach: Der Spiegel 9 / 2004

Mädchen (22)

• Ein bestimmter Bestandteil des Connorschen Webstuhls heißt "Mädchen"; es ist jener Bestandteil, der den Wechsel der ein- und ausschießenden Fäden im Mehrfachschützen regelt; bei Automaten, in denen ein Bestandteil gleich eine ganze Reihe von Schützen zu regeln vermag, heißt das "Mädchen" „wench", also ungefähr "Dirne".

• Die klassische Grubenlampe des unglücklichen Sir Humphrey Davy soll einen "Mädchen" genannten inneren Zusatzverschluß aufgewiesen haben. (Dieser Bestandteil ist in heutigen Lehrbüchern nicht mehr zu finden.)

• Die äußere Schutzschicht der Tannenbestriche, die der Abwendung von Wildverbiß dient, heißt im Forstadjunktenjargon — kein Forstrat konnte mir erklären, wieso — "Mädchen".

Diese fast beliebig fortsetzbare Reihe zeigt, daß das Mädchen im Leben der Männer eine wichtige Rolle spielt. Immer wieder haben selbst die Nüchternsten etc. etc. - (oko)

Mädchen (23)  Zu den Footballspielen kamen nie viele Mädchen. Nur die älteren Jahrgänge durften Mädchen einladen. Pencey war in jeder Hinsicht eine gräßliche Schule. Ich bin lieber irgendwo, wo man wenigstens von Zeit zu Zeit ein paar Mädchen sehen kann, auch wenn sie sich nur am Arm kratzen oder sich die Nase putzen oder nur einfach kichern. Selma Thurmer - die Tochter des Rektors - tauchte oft bei den Wettkämpfen auf, aber sie war nicht ganz der Typ, in den man sich wahnsinnig hätte verknallen können. Immerhin war sie ein ganz nettes Ding. Einmal saß sie im Autobus neben mir, als wir von Agerstown kamen, und wir machten sozusagen Konversation. Da gefiel sie mir. Sie hatte eine große Nase und bis aufs Fleisch abgebissene, blutig aussehende Nägel, nur trug sie einen von diesen blöden Schaumgummibusen, die so spitz hervorstehen. Aber sie tat einem irgendwie leid. Es gefiel mir vor allem, daß sie einem kein Süßholz herunterraspelte, was für ein Prachtmensch doch ihr Vater sei. Vermutlich wußte sie, daß er ein verlogener Esel ist. - J. D. Salinger, Der Fänger im Roggen. Reinbek bei Hamburg 1969 (rororo 851, zuerst 1951)

Mädchen (24)   Du gibst ein jämmerliches Mädchen ab, aber vielleicht fallen Männer drauf rein. Noch eins, Kind, wenn du eine Nadel einfädeln willst, halt nicht den Faden still und fuchtel mit der Nadel davor rum, sondern halt die Nadel still und schieb den Faden durch — so machen's fast alle Frauen; aber die Männer ma-chen's immer andersrum. Und wenn du nach einer Ratte oder sonst irgendwas werfen willst, stell dich auf die Zehenspitzen und heb die Hand über den Kopf, so ungeschickt du kannst, und wirf sechs oder sieben Fuß an deiner Ratte vorbei. Wirf mit steifem Arm, aus der Schulter, als ob du da ein Scharnier hättest, wo der Arm sich dran dreht - eben wie ein Mädchen, nicht aus dem Handgelenk und Ellbogen und mit dem Arm zur Seite ausholend wie ein Junge. Und merk dir, wenn ein Mädchen was in ihrem Schoß aurfangen will, spreizt sie die Knie auseinander; sie preßt sie nicht zusammen wie du, als du den Bleiklumpen aufgefangen hast. Na, ich hab' dich gleich als Jungen erkannt, wie du die Nadel einfädeln wolltest, und die andern Sachen hab' ich mir bloß ausgedacht, um ganz sicher zu gehn. Nun zieh ab zu deinem Onkel, Sarah Mary Williams George Alexander Peters, und wenn du in eine Klemme gerätst, läßt du's die Mrs. Judith Loftus wissen; das bin nämlich ich, und ich will tun, was ich kann, um dir rauszuhelfen. - Mark Twain, Huckleberry Finn. Frankfurt am Main 1975 (zuerst 1884)

Mädchen (25)   Es fehlte nicht an Mädchen, schmachtend und anzüglich, wie es dort ihre Art ist. Unter ihnen war mir schon längst ein junges Ding aufgefallen, schlank und biegsam wie ein Rohr. Das Haar war kastanienbraun, eigentlich grünlich, die Augen abgründig und dunkel, wie erstaunt und doch lebhaft; wenn sie sprach oder wenn sie lachte, stand sie stets vor irgendeinem Licht (so habe ich sie jedenfalls in Erinnerung), wobei ihre glänzenden Lippen immer ein wenig von dem Gold zu bewahren schienen, das die Sonne während ihres Tageslaufs verloren hatte. Aus ihrem Mund strömte ein heißer und doch leichter Atem, voll der wildesten und zartesten Düfte. Ich muß sagen, daß dieses Mädchen ganz allgemein den Eindruck machte, als sei es schier von seinem eigenen Feuer versengt; häufig war die reine Stirn wie von einem unangenehmen Gedanken überschattet; bisweilen bewahrte es ein langes Schweigen, wie von einem unbekannten Weh erfaßt; und es hatte die Angewohnheit, seine Hand an die kleine Brust zu legen, als wolle es das allzu stürmische Herzklopfen beruhigen (im übrigen geriet es leicht in Atemnot). Es war ja noch ein Kind und mochte vierzehn Jahre alt gewesen sein. Ich selbst war damals nicht älter als achtzehn. Wenn Sie jetzt meinen, ich hätte mich zu lange und mit zuviel Wärme bei dieser Beschreibung aufgehalten, dann will ich Ihnen klipp und klar sagen, daß mir dieses Mädchen sehr lieb gewesen ist.  - Tommaso Landolfi, Das Mörderspiel, nach (land)

Mädchen (26)    Point hatte die Augen angesichts eines großen Spiegels geschlossen, der über dem Kanapee hing, auf dem ersieh in seiner mexikanischen Unterkunft ausgestreckt hatte; ihm war, als schaue er nach wie vor in den Spiegel, der freilich auf schwindelerregende Weise größer und tiefer geworden war, bis er die Maße eines langen, hohen, mäßig erhellten Raums angenommen hatte, wie man ihn bisweilen abends hinter einer Ladenfensterscheibe zu erblicken vermag, durch die ein wenig Licht auf eine dunkle Straße fällt. Unter der Decke dieses grau in grau gehaltenen Raums, die von dünnen Eisensäulen getragen wurde, bewegte sich ein Mädchen zwischen festen länglichen Körpern, Fischen oder kleinen Walen vergleichbar, scharfgratig und rechtwinklig - und das waren Särge in vierfacher Reihe. Abweichend von dem üblichen Beginn von Träumen (wenigstens derjenigen Daniel Points, der nach dem Essen nur wenig Bereitschaft zeigte), war das Mädchen völlig nackt.  - André Pieyre de Mandiargues, Der Akt zwischen den Särgen. In: A.P.M., Schwelende Glut. Frankfurt am Main 1995 (st 2466, Phantastische Bibliothek 323, zuerst 1959)

Mädchen (27)   Schritte waren zu hören - auf der Treppe, dann im Flur und vor der Tür. Diesmal erschien ein kräftig gebautes Mädchen. Ich meine nicht dick, sondern einfach kräftig, wie Boon kräftig war, aber doch mädchenhaft, auch jung, mit dunklem Haar und blauen Augen, und zuerst dachte ich, ihr Gesicht wäre unschön. Doch schon während sie ins Zimmer trat, sah sie mich an, und ich wußte, daß es gar nicht drauf ankam, wie ihr Gesicht war.   - (spit)

Mädchen (28)   

Mädchen (29)   Von Peking bis Tibet herrscht die chinesische Frau; von Norden nach Süden, von Ost nach West, so weit wie die Landkarte reicht, triumphiert das keusche Emailgestirn, pervers zweifellos aus Antinomie. Aber nachdem man von Peking bis nach Tibet ganz China durchquert hat, steht man unvermittelt vor der ersten nicht chinesischen Frau: der Neissou, dem Weib-Weibchen des Lolo - die man wirklich keine Lulu nennen kann... oder aber sämtliche Wortspiele wären erlaubt. Ich gebe also der Rasse der Neissou den Namen zurück, den sie für sich beansprucht. Ich werde von den unverhofften Reizen der Neissou-Frau sprechen, die an einer Biegung des Wegs in nicht-chinesischem Gebiet auf einmal vor mir stand... Sie ist zuallererst Frau, auch wenn sie sehr alt ist, denn sie trägt Röcke und Frauenhüte. Und ist sie jung, ist sie mehr noch als eine Frau: ein Mädchen: das prostituierte Wort läßt sich durch kein anderes ersetzen. Die da an einer Biegung des Weges auftaucht, ist ein Mädchen. Jung, mager, wie eine Ziege tanzend und auf ihren Füßen auf und ab springend; dann reglos dastehend und den Fremden musternd, die großen und stillstehenden Augen ganz in die meinen getaucht (eine Chinesin würde unschuldig zur Erde blicken und hinterlistig den Rücken und die Haltung des Passanten mustern...) macht sie mit einem Mal kehrt und nimmt unter schallendem Gelächter reißaus...

Hier ist das Warten und auch die Herausforderung direkt. Die Jagd ist verlockend: Die Flüchtige auf ihren eigenen Wegen zu verfolgen, fiebernd und keuchend und ungeschickt... Mehr noch als seines Geistes und seines Charmes müßte man sich seiner Beine sicher sein... Und mehr noch als seiner Beine müßte man letztlich seiner selbst sehr sicher sein. Aber wieviele Fehltritte, wieviel Zagen, bevor man dies erreicht... Das Ziel freilich ist prächtig, und voller Gesundheit. Es ist das schmale, robuste Mädchen, muskulös und von bernsteinfarbener Haut, eine Ringerin nicht weniger denn eine Liebende, der Muskel spielt unter der feinen Haut, ohne die prunkende Last des daranklebenden Fettes, das ihn eindickt und den lebendigen Körper abstumpft. Das Fett à la mode, - das zu reich genährte, zu selbstsichere Weibliche... ihrer selbst zu gewiß.   - Victor Segalen, Aufbruch in das Land der Wirklichkeit. Frankfurt am Main und Paris 1984  (zuerst 1924)

Frau Metamorphose

Oberbegriffe

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Unterbegriffe

 

 

VB
Nymphe

Synonyme