- M. C. Escher 1951, nach Bruno Ernst: Der Zauberspiegel des
M. C. Escher. München 1985 (dtv 2879, zuerst 1978)
-
Pierre Roy
1927
Treppenhaus (3)
Als ich mir vor vielen Jahren Piranesis ›Römiscbe Antike‹ ansah, stand
Coleridge dabei und beschrieb mir eine Reihe von Stichen dieses Künstlers,
die seine Träume genannt wurden und
die die Szenerie seiner Visionen während eines Fieberwahns wiedergaben. Einige
von ihnen (ich beschreibe sie lediglich aus der Erinnerung an Coleridges Bericht)
zeigten riesige gotische Hallen, auf deren Boden mächtige Maschinen und Geräte,
Räder, Seile, Schleudern und so weiter standen, eine ungeheure
Kraft ausdrückend, die sie freigesetzt, oder einen riesigen Widerstand, den
sie überwunden haben. An der Seite der Mauern sah man
eine Treppe sich hinauf winden, und diese Treppe schritt
Piranesi persönlich empor. Folge der Treppe ein Stück weiter, und du bemerkst,
daß sie ein plötzliches Ende erreicht, ohne irgendein Geländer, und keinen Schritt
dem erlaubt, der das äußerste Ende erreichen sollte, es sei denn hinunter in
die Tiefe. Was auch immer mit dem armen Piranesi werden sollte, zumindest war
zu vermuten, daß seine Mühen in irgendeiner Weise zu Ende gehen würden. Doch
erhebe deinen Blick und erblicke weiter oben noch eine Treppe, aur der wieder
Piranesi zu sehen ist, der diesmal unmittelbar am Rande des Abgrundes
steht. Erhebe abermals deinen Blick und entdecke eine noch luftigere Treppe,
und wieder befindet sich dort der phantasierende Piranesi, mit seiner hochstrebenden
Arbeit beschäftigt; und so geht es immer weiter, bis sich sowohl die unendlichen
Treppen als auch der hoffnungslose Piranesi in der oberen Düsternis der Halle
verlieren. -
Piranesi
und Thomas de Quincey, Bekenntnisse eines englischen Opium-Essers. Leipzig
und Weimar 1981 (zuerst 1822)
Treppenhaus (4)
- Adolph von Menzel
Treppenhaus (5) Ich rempelte ihn um. Wie ein Gummiball sprang ich die Treppen hinunter; allerdings machten meine Absätze einen Heidenlärm. Ich weiß nicht, ob die beiden Galgenvögel in der dritten Etage auf ihren Bänken schliefen oder dort nicht mehr saßen; ich sah nicht 'mal zu der dunklen Nische hin. Jedenfalls lief ich ungehindert vorbei. Tapp-tapp-tapp, Klack-klack-klack, begleiteten meine Absätze die überstürzte Flucht.
Drei Männer kamen mir entgegen. Anscheinend selbstsicher, elegant in ihren gutgeschnittenen Mänteln, gute Figur. Ihr Anblick hielt mich nicht auf. Sie lachten und ließen den geölten Blitz vorbeisausen. Bemerkungen in einer fremden Sprache. Klack-klack-klack, noch ein paar Stufen... Klack-klack-klack... peng, peng, PENG! Ich spürte, wie meine Beine versagten, klammerte mich ans Treppengeländer, um nicht zu fallen. Unbeweglich blieb ich stehen, vor Schreck wie gelähmt, unfähig, mich zu bewegen, zu sprechen, zu denken. Pistolenschüsse hallten durchs Treppenhaus, gefolgt von ihrem unheimlichen Echo. Ich schloß die Augen. Großer Gott! Das war nicht mehr Liebe, das war Wut. Fehlte nur noch, daß ich diesen Gauri so verrückt gemacht hatte, daß er mich mit dem Revolver verfolgte! Da saß ich ja ganz schön in der Patsche! Es fielen noch zwei oder drei Schüsse, begleitet von Flüchen aus rauhen Kehlen. „Madre de Dios!" stöhnte jemand.
Dann ein Heidenspektakel, dumpf und plump, der das ganze Haus erschütterte. Hörte sich an, als sprang jemand die Treppe hinunter, um mich zu erwischen. Die Angst verlieh mir Flügel, arme kleine Flügelchen. Ich ließ das Geländer los und taumelte die restlichen Stufen hinunter ins Erdgeschoß. Der Mann kam hinter mir her. Ich spürte seinen heiseren Atem im Nacken. Plötzlich konnte ich nicht mehr weiter. Der Mann hielt mich am Rock fest...
Besser, der Gefahr ins Auge sehen. Dadurch wird sie nicht größer. Ich drehte mich um. Der Mann war nicht die Treppe runtergesprungen, wie ich gedacht hatte. Wie ein Kartoffelsack war er von oben runtergerollt. Jetzt lag er vor mir, die linke Hand in meinen Rock gekrallt.
Mit übermenschlicher Anstrengung schaffte er es, sich mit der rechten Hand am Geländer hochzuziehen. Der Blutfleck vorn auf seinem weißen Hemd wurde immer größer. Auch sein gutgeschnittener Mantel war voller Blut. Die Augen in seinem braungebrannten Gesicht mit dem dünnen pechschwarzen Schnurrbart leuchteten schwach. Sie hatten wohl eben noch grausam geblitzt. Jetzt, angesichts des Todes, war ihr Blick glasig. Der goldene Ring an seinem rechten Ohr schien ebenfalls seinen Glanz zu verlieren.
„Hijo de puta!" brachte der Verwundete mühsam hervor.
Dann fiel er auf mich. Seine Hände krallten sich in meine Kostümjacke, riß
sie in Stücke. Fast hätten sie mir auch noch meinen Büstenhalter runtergerissen.
Noch so ein Liebhaber, ein Kenner! Noch so einer, der hübsche Brüste
bei mir vermutete. Also wirklich! War das denn der richtige Augenblick dafür?
- Léo Malet, Wie steht mir Tod? Reinbek 1991
(rororo 12891, zuerst 1956)
Treppenhaus (6) »Wir nehmen die Treppe«, sagte ich.
»Das ist ein Understatement«, sagte Rambam.
Aber auch das Treppenhaus schien voller Gefahren und Unannehmlichkeiten.
Jeder Absatz bereicherte unsere Reise um eine neue Überraschung oder Erlebnis.
Auf einem Stockwerk gab es riesige Ratten, auf dem nächsten gebrauchte Spritzen,
dann kamen zwei durchgeknallte Crackjunkies, die auf dem Flur vögelten. Dann
stießen wir auf den Körper eines Mannes, der nahe des Treppenhaus komatös unter
einer verdreckten Decke lag. In allen Wänden waren Löcher, es gab noch mehr
Urinpfützen und der Kracher war eine kreischende Irre, die im Dunkeln an uns
vorbeirannte, und dann kam im vierten Stock ein schöner Haufen Scheiße, der
darauf schließen ließ, daß hier unlängst ein großes Säugetier gewesen sein mußte.
- Kinky Friedman, Katze, Kind
und Katastrophen. Berlin 2007 (zuerst 2002)
Treppenhaus (7)
Treppenhaus (8) "O, es ist eine
herrliche Zeit," raste Billig und er tanzte einen irren Tanz um die Leiche,
die er mit Entzücken zu betrachten schien, „noch niemals hat die Gerechtigkeit
so schöne Triumphe gefeiert. Die Mütter, die in Ehren ihre Kinder in die Welt
gesetzt haben und ihrer Familie vorstanden wie es die Gebote Gottes vorschreiben,
werden von einer Mörderin die Treppe hinuntergeprügelt. Die Männer, die es wagen,
ihre Hände aus schmutzigen Geschäften zu ziehen und sich nach Frau und Kinder
sehnen, schlachtet man wie Schweine in den Boudoirs der Kokotten. Es fehlt der
Pastor, der alles in eine schöne Rede bringt. Wir müssen einen Umzug machen
mit Seidenhimmel, Weihrauch und Chorknaben — ich trage das Grammophon und den
kinematographischen Apparat." Jetzt gab es draußen ein Geräusch. Das Grauenhafte
der Situation begann Billig ganz glücklich zu machen. Er fühlte die Untiefen
und Kellerluken, sah Hände mit Schußwaffen sich plötzlich aus den Wänden strecken.
Das Porträt fiel ihm ein, das lebende Augen bekommt und sich seine Opfer betrachtet
— er beschloß sofort aufzubrechen, nach Margot zu eilen, sie zur Rechenschaft
zu ziehen und sie ohne Mitleid der Polizei zu übergeben. Er begann sorgfältig
die Spuren seiner Anwesenheit zu verwischen, um für alle Fälle gesichert zu
sein — Stühle wurden zurecht gerückt, der Zigarettenqualm durch eine Fensterspalte
entlassen. Das Blut hatte auf dem Fußboden eine große Lache gebildet - Billig
besah voll Entsetzen seine Fußsohlen. Da klebte ein rotes Gerinnsel. Im Augenblick
überlegte er, daß man ihn des Mordes beschuldigen könne, daß vielleicht Margot
ihm den Schlüssel zur Wohnung nur darum gelassen hatte, um ihn zu kompromittieren.
Er wusch sich im Klosett und fand hier ein blutbeflecktes Dolchmesser im Ausguß
liegen. Vor der Badewanne standen Pantöffelchen aus rotem Glanzleder. Auf der
Treppe hatte Billig das Unglück über eine Stange des Teppichläufers zu fallen
- sein Kopf stand unter Dampf und er wußte seine Gedanken nicht zu sammeln -
sodaß er mit großem Lärm auf dem nächsten Treppenabsatz endete. Man hörte Schritte
hinter einer Etagentür — so wie ein alter müder Mann mit einer hängenden Hose
geht. Billig sprang auf, sah sich in der Nähe der Haustür und fand sie zu seinem
Entsetzen verschlossen. Er hörte, wie die Schritte, langsam die Stufen herabkamen
— in der tiefen Dunkelheit konnte er keine Konturen unterscheiden. Eine namenlose
Angst schüttelte ihn. „Die Leiche kommt hinter mir her," dachte er, „mit
der einen Hand hält sie sich die Wunde zu, mit der anderen tastet sie das Geländer."
Er hörte das Holzwerk ächzen. - Richard Huelsenbeck, Doctor Billig am
Ende. München 1921
Treppenhaus (9) Um zwei Uhr morgens kehrte das Ehepaar Mahoney in seine Wohnung zurück. Mrs. Mahoney ging noch einmal hinaus, um fish and chips zu holen. Die beiden waren relativ nüchtern, und keiner von ihnen bemerkte jemanden auf der Treppe.
Anderthalb Stunden später kam ein weiterer Mieter, der Droschkenkutscher Albert Crow, von seiner Arbeit zurück. Als er die Treppe hochstieg, sah er auf dem ersten Absatz eine Gestalt liegen, was ihm nicht ungewöhnlich erschien. Es war tatsächlich nichts Ungewöhnliches. Crow ging weiter und legte sich in sein Bett.
Um fünf Uhr verließ ein weiterer Hausbewohner, John Reeves, das Gebäude, um sich auf Arbeitssuche zu begeben. Im Treppenhaus war es nun schon etwas hell vom Morgenlicht; er konnte sehen, daß die Gestalt in einer Blutlache lag. Da er ein ehrbarer Mann war, beschloß er, die Polizei zu rufen.
Bei der Leiche handelte es sich um die Prostituierte Martha Turner (35),
eine verheiratete Frau, die, getrennt von ihrem Mann, am Star Place in der Nähe
der Commercial Road gewohnt hatte. Der Polizeiarzt stellte neununddreißig tiefe
Stichwunden fest, neun am Hals, die übrigen in Brust und Unterleib. Mindestens
zwei verschiedene Messer waren verwendet worden. - (
beg
)
Treppenhaus (10)
Treppenhaus (11) Ich kann heute
nicht mehr sagen, was mich bestimmte und leitete; jedenfalls ging ich gradenwegs
und mit erhobener Kerze den Flur entlang, bis ich das hohe Fenster sah, das
die große Biegung des Treppenhauses beherrscht. Durch eine hastige Bewegung
erlosch meine Kerze: und ich merkte, daß die durch das unverhüllte Fenster eindringende
Morgendämmerung sie überflüssig machte. Gleich darauf entdeckte ich, daß jemand
auf der Treppe stand. Ich war in derselben Sekunde vorbereitet, ein drittes
Mal Quint zu begegnen. Die Erscheinung
hatte beinahe den Treppenabsatz erreicht und befand sich daher ganz nahe am
Fenster, als sie bei meinem Anblick plötzlich innehielt und mich genau so scharf
ansah wie damals vom Turme und vom Garten aus. Es war in der Tat Quint. Er hatte
mich genau so wiedererkannt wie ich ihn; und so standen wir uns in dem kalten
grauen Zwielicht, das sich oben in der Scheibe und
unten in dem blank gebohnerten Eichenholz der Treppe spiegelte, Auge in Auge
gegenüber. Er war in einer furchtbar wirklichen, abscheulichen Weise gegenwärtig.
Aber das war nicht das einzige und nicht das größte Wunder; diese Bezeichnung
hebe ich mir auf für die unerwartete Tatsache: daß offenbar alle Angst von mir
gewichen und mein ganzes Wesen entschlossen war, ihm entgegenzutreten und sich
mit ihm zu messen. -
Henry James, Bis zum Äußersten. Frankfurt am Main 1962 (zuerst
1898)
Treppenhaus (12) Ein sekundenlanges
Erstarren des Blicks - und
er würde sich beim Lauschen ertappen, würde unablässig lauschen; bald von der
Angst überkrochen, daß da ein Etwas weit unten im Haus seine beständige Aufmerksamkeit
erheischte; bald in dem jähen Entsetzen, daß es dort überhaupt und absolut nichts
gäbe. Wieder und wieder hatte er sich im Geist über das finstere Treppenhaus
gebeugt, hatte in der äußersten Anspannung, in einem üblen Vorgefühl dem tierhaft
schrillen Schreckensschrei entgegengebangt, der bewiesen hätte - ja, was eigentlich?
O Gott, was für eine Welt! Gar nichts ließ sich beweisen. - Walter de la Mare, Aus der Tiefe. In: W. M., Aus der Tiefe. Frankfurt
am Main 1984 (st 982, zuerst 1923)
Treppenhaus (13) Während
wir die Treppe hinaufstiegen, steckte ich ihr den Finger zwischen die Beine,
was sie wiehern ließ wie ein Pferd. Wenn ihr Sohn, der beinahe so alt war wie
ich, schon im Bett lag, schlossen wir die Türen und riegelten uns in der Küche
ein. Sie lag auf dem schmalen Küchentisch, und ich verpaßte ihr einen. Es war
herrlich. - Henry Miller,
Wendekreis des Steinbocks, Reinbek bei Hamburg 1972 (zuerst 1939)
Treppenhaus (14) Der kleine Mann, der mit seinem Eckzahn, dem Messer und dem schiefen Auge Poplawski Todesangst einflößte, reichte ihm nur bis zur Schulter, aber er handelte tatkräftig, zweckmäßig und wohlüberlegt.
Als erstes hob er den Ausweis auf und gab ihn Poplawski, der ihn mit toter Hand entgegennahm. Dann ergriff er mit einer Hand den Koffer, riß mit der anderen die Tür auf, nahm Berlioz' Onkel beim Arm und führte ihn hinaus auf den Treppenabsatz. Poplawski lehnte sich an die Wand. Ohne Schlüssel öffnete Asasello den verschlossenen Koffer, nahm ein in durchfettetes Zeitungspapier gewickeltes großes Brathuhn heraus, dem eine Keule fehlte, und legte es auf den Fußboden. Sodann holte er zwei Garnituren Unterwäsche hervor, einen Abziehriemen, ein Buch und ein Necessaire und stieß alle diese Dinge mit dem Fuß in den Treppenschacht, mit Ausnahme des Huhnes. Der leere Koffer flog hinterdrein. Man hörte ihn unten polternd aufschlagen, wobei, nach dem Geräusch zu urteilen, der Deckel abging.
Dann packte der rothaarige Verbrecher das Huhn am Bein und hieb es Poplawski
mit solcher Wucht gegen den Hals, daß der Rumpf absprang und die Keule in Asasellos
Hand verblieb. »Im Hause der Oblonskis war alles aus dem Geleise geraten«, wie
es der berühmte Schriftsteller Lew Tolstoi sehr richtig ausgedrückt hat.
Das gleiche hätte er in diesem Falle gesagt. Jawohl! Vor Poplawskis Augen war
alles aus dem Geleise geraten. Ein langer Funke zuckte an seinen Augen vorüber,
gefolgt von einem Trauerflor, der den Maitag für einen Moment verdunkelte, dann
flog Poplawski, den Ausweis in der Hand, die Treppe hinunter. Auf dem nächsten
Treppenabsatz angelangt, stieß er mit dem Fuß das Fenster entzwei und setzte
sich auf eine Stufe. An ihm vorüber hüpfte das beinlose Huhn und verschwand
im Treppenschacht. Der oben gebliebene Asasello nagte in einem Zubiß das Hühnerbein
ab und schob den Knochen ins Seitentäschchen seines Trikots, dann kehrte er
in die Wohnung zurück und schrammte die Tür zu. - (
meist
)
Treppenhaus (15)
Treppenhaus (16)
- Alfred Hitchcock, "Vertigo", nach:
François Truffaut,
Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? München 1973 (zuerst 1966)
Treppenhaus (17)
Treppenhaus (18)
-
Otto Nöckel, in "Orchideengarten" (ca. 1920)
Treppenhaus (19)
Treppenhaus (20)
Treppenhaus (21)
- M. C. Escher 1951, nach Bruno Ernst: Der Zauberspiegel des
M. C. Escher. München 1985 (dtv 2879, zuerst 1978)
Treppenhaus (22) da stand die zersplitterte
Haustür und ein fauliger Geruch strömte aus den Mülltonnen die gleich,
hinter der Tür im Halbdunklen Flur standen/auf den Briefkästen waren keine
Namen mehr zu lesen/eine ausgetretene hölzerne Treppe führte nach oben.Die
Fenster des Treppenhauses waren stumpf./Aber ich konnte den Sex riechen,der
hier billig zu haben war/"wo wollen Sie hin?" kam jemand aus
der Tür im ersten Stock./Einige Wohnungen standen leer/zurückgelassenes
Gerümpel, alte Stühle, Glasscherben, Zeitungspapier, Matratzen -
Rolf Dieter Brinkmann, Erkundungen
für die Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand: Reise Zeit Magazin
(Tagebuch). Reinbek bei Hamburg 1987
Treppenhaus (23)
- Tomi Ungerer
Treppenhaus (24)
Treppenhaus (25) Ein Körper kam aus dem Nichts, prallte gegen meinen Rücken, brachte mich zu Fall. Auf meiner Wange spürte ich die kühle Glätte von Seide. Eine sehnige Hand tastete nach meiner Kehle.
Ich krümmte mein Handgelenk, bis meine Kanone, fest an mein Jochbein gepreßt, nach oben ragte. Mit einem Stoßgebet für mein Ohr drückte ich ab.
Meine rechte Gesichtshälfte brannte, in meinem Kopf dröhnte es, als wolle er gleich platzen.
Die Hand an meiner Kehle sackte weg.
Pat hievte mich auf die Beine. Wir staksten vorsichtig treppabwarts.
Swisch .. . Wumm!
Etwas Kompaktes sauste an mir vorbei und streifte dabei mein Haar. Eine Ladung Glas, Porzellan, Gips explodierte direkt zu meinen Füßen und spritzte an mir herauf.
Ich hob den Kopf und das Schießeisen.
Ein Neger beugte sich mit vorgerecktem Oberkörper über das Treppengeländer. Ich verpaßte ihm eine Kugel, Pat zwei. Der Neger kippte vornüber. Er kam mit ausgebreiteten Armen und flatternden Seidenärmeln auf uns heruntergesegelt — Sturzflug eines Toten.
Wir machten, daß wir unter ihm wegkamen. Seine Landung erschütterte das Haus
in den Grundfesten. -
Dashiell Hammett, Die toten Frauen von Frisco, Frankfurt am Main und Berlin
1969
Treppenhaus (26)
Treppenhaus (27)
Treppenhaus (28) Ich dachte daran, die Leiche hinter mir herzuschleifen und sie einfach die Stufen runterpoltern zu lassen, nahm aber an, daß das zu laut sein würde. Während ich das nächste Stockwerk hinunterwankte, ging mir auf, wie idiotisch der ganze Plan war. Jeden Augenblick konnte jemand aus seiner Wohnung kommen und mich sehen, oder jemand konnte die Treppe heraufkommen, und ich würde mich nirgendwo verstecken können. So, wie ich ihn hielt, würde auch niemand glauben, daß Ricky bloß besoffen war oder eine Übcrdosis genommen hatte, und selbst wenn er es glaubte, würde er auf andere Gedanken kommen, wenn die Cops anfingen, Fragen zu stellen. Er würde ihnen dann eine genaue Personenbeschreibung liefern, und irgendwann war ich dann eben dran.
Ich wollte schon umkehren, redete mir das aber schnell wieder aus. Wenn ich bis morgen abend wartete, würde der Gerichtsmediziner sofort erkennen, daß Ricky schon länger als sechsunddreißig Stunden tot war, und die Cops würden niemals glauben, daß er so lange unentdeckt im Park gelegen hatte. Jetzt oder nie, ich konnte nur beten, daß ich es schaffte, ohne gesehen zu werden.
Kurz vor dem zweiten Stock glaubte ich, meine Arme brachten mich um, und ich keuchte so heftig, daß meine Lunge weh tat, aber ich gönnte mir keine Pause. Jazzmusik mit reichlich Saxophon quoll aus der Wohnung neben dem Treppenabsatz. Ich konnte nur hoffen, daß jemand bei laufender Anlage eingeschlafen und daß in der Wohnung niemand mehr wach war. Kaum aber hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, da stand ich auf dem Absatz, und die Musik hörte abrupt auf. Nur wenige Schritte vor der Tür zu der Wohnung, aus der die Musik gekommen war, erstarrte ich, Rickys Leiche an der Seite, seinen Kopf auf die Türklinke gerichtet. Ich vernahm schwere Schritte, und wenn der Mensch mich gehört hatte oder aus irgendeinem Grund die Tür aufmachte, würde ich mich darauf einrichten können, den Rest meines Lebens im Gefängnis zu verbringen.
Die Schritte kamen näher, und ich stellte mir vor, wie ein mürrischer, muskulöser Typ mit Ziegenbart - meinem zukünftigen Zellennachbarn nicht unähnlich - die Tür aufmachte. Er würde um Hilfe schreien, mich zu Boden werfen und festhalten, bis die Polizei kam. Tante Heien und noch einige andere Verwandte würden entsetzt sein, wenn sie die Nachricht hörten, und den Reportern würden sie sagen: »Er war so ein netter, umgänglicher Junge... so etwas hätte er doch niemals getan.« Ich würde auf unschuldig plädieren und sagen, das Ganze sei ein Unfall gewesen, aber jeder, der sich die Nachrichten anschaute, würde denken: Klar doch, das behaupten sie alle. Die Leute in meinem Büro würden ähnlich reagieren, nur Rebecca kümmerte das einen Dreck. Sie würde einfach weitermachen und in Zukunft einen anderen Typen abzocken.
Die beiden Schlösser drehten sich, und ich wußte, das war's. Die Tür würde aufschwingen und...
Wieder hörte ich Schritte, doch verklangen sie diesmal in der Wohnung. Es dauerte mehrere Sekunden, bis ich begriff, daß die Tür abgeschlossen und nicht aufgeschlossen worden war und daß man mich nicht einsperren würde -jedenfalls noch nicht. Ich wartete, bis wieder völlige Stille herrschte, dann wandte ich mich ab und ging die Treppe zum nächsten Stockwerk hinunter.
Die kurze Rast hatte mir zu einem wahren Energieschub verhelfen, und ich
kam schneller voran. Erst kurz vor dem ersten Stock holte mich die Müdigkeit
wieder ein, doch ich zwang mich, nicht stehenzubleiben. Ich redete mir einfach
ein, daß ich, wenn ich erst mal draußen war, rasch eine dunkle Ecke finden würde
und mich eine Weile ausruhen könnte; vorn Haus bis zum Park waren es dann nur
noch anderthalb Querstraßen. -
Jason Starr, Twisted City. Zürich 2005
Treppenhaus (29) Mit Bleistift auf die Innenseite des Zigarettenpapiers geschrieben, stand: »Wurde hier entdeckt. Scheissvogel, zehn Uhr abends. Sei vorsichtig. Vater.«
Evan sah auf die Uhr. Was zum Teufel sollte das alles bedeuten? Warum so kompliziert? Spielte der alte Mann Politik, erlebte er gerade seine zweite Kindheit? Zumindest in den nächsten Stunden konnte er nichts unternehmen. Er hoffte, irgend etwas wäre im Gange, wenn auch nur, um die Tristheit seines Exils zu lockern, doch er war sicher, enttäuscht zu werden. Er drehte das Gaslicht aus, ging in den Flur hinaus, schloß die Tür hinter sich und begann, die Treppen hinabzusteigen. Er überlegte, wo »Scheissvogel« sein könnte; da gaben die Stufen unter seinem Gewicht plötzlich nach, er brach durch, wollte sich festhalten, griff ins Leere. Bekam schließlich das Geländer zu fassen, das am unteren Absatz absplitterte und ihn aus dem Treppenhaus hinaustrug, sieben Stockwerke hoch. Da hing er nun und hörte, wie am oberen Ende des Geländers die Nägel langsam aus dem Holz brachen. Ich bin doch, dachte er, der blödsinnigste Idiot auf der ganzen Welt. Dieses Ding kann jede Sekunde nachgeben. Er blickte sich um, überlegte, was er tun könnte. Das nächste Geländerstück war mehr als einen halben Meter neben und ein paar Zentimeter unter seinen Füßen. Die zerborstene Stufe dreißig Zentimeter neben seiner rechten Schulter. Das Holzstück, an dem er hing, schwankte gefährlich. Was kann ich verlieren, dachte er sich. Ich kann nur hoffen, daß mein Zeitgefühl nicht zu sehr durcheinandergeraten ist. Vorsichtig bewegte er seinen rechten Unterarm an das Geländer, bis seine Hand flach anlag, dann gab er sich einen heftigen Ruck. Er flog über den Abgrund, hörte - während er den äußersten Rand des Treppenhauses erreichte -, wie die Nägel vollends aus dem Holz ächzten, ließ sich rittlings auf das feste Geländer fallen und rutschte rückwärts hinunter. In dem Augenblick, als er die sechste Etage erreichte, zerschmetterte weit unten das Stück, an dem er sich festgehalten hatte. Er kletterte vom Geländer, schüttelte sich und setzte sich auf die Treppe. Sauber, dachte er sich. Eine Leistung, auf die ein Akrobat oder sonstwer stolz sein kann. Doch kurze Zeit später wurde es ihm schlapp in den Knien, er überlegte: war es ein Zufall, war es wirklich ein Zufall? Die Stufen waren doch in Ordnung, als ich kam. Er lächelte nervös. Er fing an, schon fast so verrückt zu werden wie sein Vater. Als er die Straße erreichte, hatte sich sein Zittern schon wieder gelegt. Vor dem Haus blieb er eine Minute lang stehen, um wieder zu sich zu kommen.
Bevor er wußte, was geschah, hatten ihn zwei Polizisten zwischen sich genommen.
»Ihre Papiere«, sagte einer von ihnen. -
(v)
Treppenhaus (30)
- N. N.
Treppenhaus (31)
- Gordon Ayres
Treppenhaus (32)
Treppenhaus (33)
Treppenhaus (34) Parker kannte die Treppen ebenso gut wie die Gewohnheiten seines Hauswirts, und so stieg er im Dunkeln, ohne auch nur ein Streichholz anzuzünden, die Treppe hinauf.
Ob dieser kleine Vorfall sein Unterbewußtsein, das Unterbewußtsein eines
Polizisten, alarmiert hatte oder ob irgendein Geräusch ihn im letzten Augenblick
warnte, das konnte er nachher nicht mehr entscheiden. Er hatte seinen Schlüssel
in der Hand und war gerade dabei, ihn ins Schloß zu stecken, als er plötzlich
und instinktiv nach rechts auswich. Im gleichen Augenblick traf ihn ein Schlag
mit mörderischer Wucht an der linken Schulter. Er hörte sein Schlüsselbein krachen,
als er sich herumwarf und in die Dunkelheit griff. Dabei konnte er nicht umhin,
zu denken: »Wäre ich nicht ausgewichen, hätte mein steifer Hut den Schlag aufgefangen
und mein Schlüsselbein wäre nicht gebrochen.« Seine rechte Hand faßte eine Kehle,
die jedoch durch einen dicken Schal und einen aufgestellten Rockkragen geschützt
war. Er versuchte, seine Finger daran festzukrallen, während er gleichzeitig
mit seinem halb außer Gefecht gesetzten linken Arm einen zweiten Schlag abwehrte,
der auf ihn niedersauste. Er hörte den anderen keuchen und fluchen. Dann hörte
der Widerstand plötzlich auf, und ehe er loslassen konnte, fiel er nach vorn,
während ein Knie brutal in seinen Magen stieß und
ihm den Atem raubte. Er taumelte, und die Faust seines Gegners schlug auf seinem
Kinn auf. In den letzten Sekunden, die er bei Bewußtsein war, ehe er mit dem
Kopf auf den Fußboden aufschlug, dachte er an die Waffe in der Hand des anderen
und gab jede Hoffnung auf, lebend davonzukommen. - Dorothy Sayers, Mord
braucht Reklame. München o. J. (ca. 1970)
Treppenhaus (35) Die Funzel im Flur ging flackernd
an, und ich hörte die Schritte ihrer ausgetretenen Pantoffeln mit den Perlenstickereien
auf den Stufen. Der Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt, die Tür ging auf,
und Señora Saquierda stand in ihrem Nachthemd vor mir. Es war nicht das erste
Mal, dass ich sie so sah, doch als Mann, selbst als der unerfahrene junge Mann,
der ich war, hatte ich ihre Avancen bislang immer abgelehnt, nun aber, durch
die metaphysische Begegnung mit dem Anderen selbst zur Frau geworden, sah ich
in dem leicht im Nachtwind wehenden Stoff, der von dem schwachen Schein des
Flurlichts transparent gemacht wurde, nur mich selbst. Als ich an ihr vorüberging,
spürte ich ihren Atem. Ich fasste nach dem Treppengeländer, verfehlte es und
fiel zu Boden. Mit meinem Oberkörper lag ich halb aufgerichtet auf den untersten
Stufen, während ich mit meinem Unterleib auf den kalten Steinfliesen des Flurs
hockte. Als Senora Saquierda die Tür schloss und sich zu mir umdrehte, stieg
eine Welle der Erregung in mir hoch. Gleichzeitig war ich zu betrunken, um mein
Glied überhaupt noch zu spüren, geschweige denn, eine Erektion zu Stande zu
bringen. Dies aber genau kam mir in diesem Moment entgegen. Señora Saquierda
bückte sich zu mir, und ich empfing sie, hier auf der Treppe, nahm sie auf mit
ihren Brüsten, die sich in meinen Mund pressten, mit ihrer Scham, die auf meine
Scham hämmerte in einem unbezähmbaren Takt. Und mit jedem Stoß
verkörperte sie in mir nicht allein die metaphysische Andersheit,
sondern verwirklichte in mir den alttestamentarischen Glauben, der sich in einem
Wort des Propheten Jesaia manifestierte, das ich unter den pulsierenden Bewegungen
Señora Saquierdas in den nächtlichen Flur hinausstöhnte: Ich schwieg wohl eine
lange Zeit, war still und hielt an mich. Nun aber will ich schreien wie eine
Gebärende, ich will laut rufen und schreien. - (raf)
Treppenhaus (36) Einige kannten einander und tauschten Grüße. Es waren der polnische Maler und das schmale Mädchen, das mit ihm lebte, der Lyriker, ein langer, schwarzbärtiger Semit, mit seiner schweren, bleichen und in hängende Gewänder gekleideten Gattin, eine Persönlichkeit von zugleich martialischem und kränklichem Aussehen, Spiritist und Rittmeister außer Dienst, und ein junger Philosoph mit dem Äußern eines Känguruhs. Nur der Novellist, ein Herr mit steifem Hut und gepflegtem Schnurrbart, kannte niemanden. Er kam aus einer andern Sphäre, war nur zufällig hierher geraten. Er hatte ein gewisses Verhältnis zum Leben, und ein Buch von ihm wurde in bürgerlichen Kreisen gelesen. Er war entschlossen, sich streng bescheiden, dankbar und im ganzen wie ein Geduldeter zu benehmen. In einem kleinen Abstande folgte er den anderen ins Haus.
Sie stiegen die Treppe empor, eine nach der andern, gestützt auf das gußeiserne
Geländer. Sie schwiegen, denn es waren Menschen, die den Wert des Wortes kannten
und nicht unnütz zu reden pflegten. Im trüben Licht der kleinen Petroleumlampen,
die an den Biegungen der Treppe auf den Fenstergesimsen standen, lasen sie im
Vorübergehen die Namen an den Wohnungstüren. Sie stiegen an den Heim- und Sorgenstätten
eines Versicherungsbeamten, einer Hebamme, einer Femwäscherin, eines ›Agenten‹,
eines Leichdornoperateurs vorüber, still, ohne Verachtung, aber fremd. Sie stiegen
in dem engen Treppenhaus wie in einem halbdunklen Schacht empor, zuversichtlich
und ohne Aufenthalt; denn von oben, von dort, wo es nicht weiter ging, winkte
ihnen ein Schimmer, ein zarter und flüchtig bewegter Schein aus letzter Höhe.
- Thomas Mann, Der Knabe Henoch. In: T. M., Sämtliche
Erzählungen. Frankfurt am Main 1963
Treppenhaus (37) Still und allein verfiel das breite
Treppenhaus in jenen entrückten Zustand romantischer Melancholie, welcher seine
beständige Stimmung blieb, seit die Lampe in der Vorhalle erstmals angezündet
worden war. Die Ölgemälde an seinen Wänden blickten aus ihren Goldrahmen mit
jenem besonderen Ausdruck angehaltener Erwartung - in sich gekehrt und geduldig
harrend -, von dem vorübergehende Menschen nur im Aufflackern einer einzigen
Sekunde den psychischen Widerhall, Schatten oder Nachgeschmack mitbekommen,
als hätten sie sie in einem unbeobachteten Augenblick erwischt.
- (cowp)
Treppenhaus (38) Er ging quer durch den Raum auf die Treppe zu und zählte die Schritte. Sie könnten auch die vordere Treppe benutzen, aber die Stufen knarren alle. Steif und vorsichtig, angestrengt um sich blickend, ging er weiter. Er mußte aussehen wie ein geisteskranker Schlafwandler. Einen Moment ergriff ihn panische Angst.
Erst zwölf Stufen, die siebente auslassen. Dann kommt ein Treppenabsatz und noch mal zwei kleine Treppen. Dann auslassen: erst vier, dann drei, dann oben noch zwei. Leicht zu behalten. Er überschlug die vierte Stufe der ersten kleinen Treppe. Bei der Biegung kam ein rundes Fenster vor der letzten Treppe. Drei Meter weiter links lag das Zimmer des Butlers. Das ist die einzige Tür, wo jemand in der Nähe ist. Brunos Stimme wurde immer lauter, als Guy an dem dunklen Türbogen vorbeischlich.
Ein ganz leiser Klagelaut kam aus dem Fußboden; er zog hastig den ausgestreckten Fuß zurück, wartete und umging die Stelle. Vorsichtig schloß sich seine Hand um den Drücker der Dielentür. Er öffnete sie und hörte das Ticken der Uhr auf dem Flur des Treppenhauses lauter werden. Er wußte, er hatte es schon sekundenlang vorher gehört. Jetzt kam ein Seufzer.
Ein Seufzer im Treppenhaus!
Die Uhr begann zu schlagen. Der Türdrücker klapperte, Guy drückte ihn so stark, daß er eigentlich durchbrechen mußte. Drei, Vier, Tür zumachen, bevor der ßutler was hört. War dies der Grund, warum Brunc gesagt hatte: Zwischen elf und zwölf Uhr? O verdammt! Und jetzt hatte er die Fistole nicht mit! Mit dumpfem Ton schloß er die Tür. Schweiß brach ihm aus, die Hitze stieg ihm vom Mantelkragen ins Gesicht. Die Uhr schlug immer weiter. Buuuumm. Schluß.
Er horchte. Nichts war zu hören, als das taube und blinde Ticktack; er öffnete die Tür und stand jetzt im vorderen Treppenhaus. Sein Zimmer ist genau rechts. Jetzt war er wieder auf vertrautem Boden; grauer Teppich, cremefarbene Holzwände, ein Marmortisch oben auf dem Treppenabsatz. Ein bestimmter Geruch, ebenfalls altvertraut, hing in der Halle. In seinen Schläfen begann es scharf zu klopfen. Er wußte plötzlich, der alte Mann stand auf der anderen Seite der Tür mit angehaltenem Atem, genau wie er selbst, und wartete auf ihn. Guy hielt so lange den Atem an, daß der alte Mann, hätte er dasselbe getan, längst erstickt wäre. Ach was, Unsinn. Tür auf!
Er legte die linke Hand auf den Drücker und steckte die rechte automatisch
in die Tasche mit dem Revolver. Er kam sich vor wie eine Maschine, unverletzbar
und jenseits aller Gefahr. Er war ja schon viele, viele Male hier gewesen und
hatte ihn schon so oft umgebracht; dies war bloß eins von den vielen Malen.
Er starrte auf den zentimetergroßen Spalt in der Tür und fühlte, wie sich dahinter
ein unendlicher Raum auftat. - Patricia Highsmith, Alibi für zwei. Reinbek bei Hamburg 1969 (zuerst
1950)
Treppenhaus (39)
- M. C. Escher, nach Bruno Ernst: Der Zauberspiegel des
M. C. Escher. München 1985 (dtv 2879, zuerst 1978)
Treppenhaus (40)
- Adolph von Menzel
Treppenhaus (41)
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