Auf diese Weise hofft die Psyche, beim nächstenmal besser vorbereitet
zu sein. - (mac)
Vorbereitung (2) Betrachte das Tier, als ob es ein Mensch wäre, und den Menschen als ein besonderes Tier. Betrachte das Leben als einen Traum unter tausend Träumen und jeden Traum als einen besonderen Aufschluß der Wirklichkeit. Dies alles vermagst du, wenn du über den magischen Schlüssel verfügst. Denn das eigentliche Leben breitet sich unter diesen seinen Formen aus, in die es sich zersplittert, um sich seiner selbst im Vielfältigen bewußt zu werden, und in denen es sich verschlingt, um sich an sich selbst zu sättigen. Der Tag zehrt an den Schätzen der Nacht, die ihn wiederum in ihrem dunklen Rachen empfängt.
Der Mensch ernährt sich vom Tier, bis er ihm endlich selbst zur Beute anheimgegeben wird. Jede Ordnung trägt schon die Träume im Schoß, in denen ihr Untergang beschlossen liegt, und jeder Traum schießt in kristallische Ordnungen aus.
Die Bilder sind tiefer als ihr Abglanz, der zwischen silbernen und stählernen
Spiegeln hin und zurück geworfen wird. Dies mußt
du wissen, weil ein gewaltiger Angriff der Wirklichkeit gegen die Realität,
des Lebens gegen seine Formen, in Vorbereitung ist. -
(ej)
Vorbereitung (3) Sich zur
Liebe vorbereitend, machte er sich vor allem darauf
gefaßt, daß es dem anderen gar nicht um Liebe zu tun
wäre. So gewann er zugleich die nötige Sachlichkeit und war damit zur Liebe
bereit - (
bleist
)
Vorbereitung (4) Die
Jugend, die er angelockt hatte, lehrte Catilina auf viele
Arten üble Taten. Aus ihnen stellte er falsche Zeugen und Unterschriftenfälscher;
Treue, Vermögen, Prozesse sollten sie für nichtig halten; nachher, wenn
er ihnen ihren Ruf und ihre Hemmungen genommen hatte, gab er ihnen andere,
größere Aufträge. Wenn ein Grund zu einem Verbrechen im Augenblick nicht
gerade vorlag, ließ er nichtsdestoweniger Unschuldige wie Schuldige überfallen
und umbringen; offenbar, damit Hand oder Herz nicht in Untätigkeit erlahmten,
war er lieber grundlos böse und grausam. Auf diese Freunde und Helfershelfer
bauend, zugleich weil die Schuldenlast in allen Ländern ungeheuer war und
weil die meisten Soldaten Sullas, die mit ihrem Besitz allzu großzügig
umgegangen, in Erinnerung an die Raubzüge und den alten Sieg Bürgerkrieg
wünschten, faßte Catilina den Plan, den Staat in seine Gewalt zu bekommen.
- Sallust, Verschwörung des Catilina (zuerst ca. 40 v. u. Z.)
Vorbereitung (5) »Ich habe viel über Vergiftungen gelesen. Nach den Angaben Ihrer Sachverständigen bleiben neun von zehn Giftmorden unentdeckt und also ungestraft.«
»Wo haben Sie das gelesen?«
»In einer polizeiwissenschaftlichen Zeitschrift.«
»Haben Sie sie abonniert?«
»Nein. Ich habe sie in einer öffentlichen Bibliothek gelesen. Und nun kann ich Ihnen noch ein letztes sagen: Ich werde mich nicht wehrlos vergiften lassen.«
Maigret zuckte zusammen. Er hatte das Gefühl, daß man endlich zum Kern der Sache kam.
»Was verstehen Sie genau darunter?«
»Erstens, ich treffe, wie ich Ihnen schon gestern gesagt habe, meine Vorsichtsmaßnahmen. Und dann werde ich, gerade der eben erwähnten Statistik wegen, mich nicht auf die Justiz verlassen, sondern, wenn mir die Zeit dazu bleibt, selber das Urteil vollstrecken.«
»Soll ich das so verstehen, daß Sie Ihre Frau vorher töten werden?«
»Bevor ich sterbe, natürlich, aber nicht, bevor es ihr geglückt ist, mich zu vergiften. Es gibt wenige Gifte, die sofort tödlich wirken, und sie lassen sich fast alle sehr schwer bescharfen. Es wird also eine gewisse Zeit verstreichen zwischen dem Augenblick, da ich weiß, daß sie mich vergiftet hat, und dem, da ich nichts mehr werde tun können. Ich habe in meiner Wohnung einen geladenen Revolver. Er ist übrigens registriert. Sie können sich danach erkundigen. Meine Frau weiß es, denn ich besitze ihn schon seit Jahren. Nur, seit einiger Zeit befindet er sich in einem sicheren Versteck, wo sie ihn nicht finden wird. Sie hat gesucht, und sie sucht weiter ...«
Immer wieder fragte sich Maigret, ob es nicht das beste wäre, den Mann sofort in das Lazarett des Untersuchungsgefängnisses zu bringen.
»Nehmen wir an, heute abend, eine halbe Stunde nach dem Essen, spüren Sie Magenschmerzen ...«
»Fürchten Sie nichts, Monsieur Maigret. Ich vermag sehr wohl zwischen einer Vergiftung und einer einfachen Magenverstimmung zu unterscheiden. Außerdem habe ich immer einen kerngesunden Magen gehabt.«
»Aber wenn Sie glauben, Sie seien vergiftet, werden Sie handeln?«
»Wenn ich spüre, daß ich vergiftet bin, werde ich nicht zögern.«
»Werden Sie schießen?«
»Ja.« - Georges Simenon, Maigret hat Skrupel. München 1977 (Heyne
Simenon-Kriminalromane 31, zuerst 1957)
Vorbereitung (6)
Ein Tännlein grünet wo, Zwei schwarze Rößlein weiden |
- Eduard Mörike
Vorbereitung (7)
Mein Vater hat tatsächlich sein ganzes Leben damit verbracht,
zu heiraten und sich wieder scheiden zu lassen, die einen seiner Frauen zu verstoßen
und die anderen enthaupten zu lassen. Das wahre Geheimnis meines Verhaltens
aber liegt darin: ich habe herausgefunden, daß es nun einmal nichts Reizvolleres
gibt, als Pläne zu schmieden und Vorbereitungen zu treffen, aber nichts zum
Abschluß zu bringen. Was man sich am sehnlichsten gewünscht hat, büßt allen
Wert ein, sobald man es bekommt, und die Dinge gehen nicht ohne Einbuße aus
unserer Einbildungskraft in die Realität über. Ihr seid nach England gekommen,
um mich zu heiraten; ein Jahr lang gebe ich Euch Bälle, Feste und Lustbarkeiten;
ich gehe sogar so weit, Euch einen Ring zu schenken. Ris dahin ist das das Lustigste
von der Welt; alles besteht nur in vorbereitenden Tändeleien und Ideen; darin
aber erschöpft sich auch schon alles, was es an der Ehe Angenehmes gibt. Ich
begnüge mich damit und schicke Euch wieder heim. - Elisabeth von England,
nach: Fontenelle, Totengespräche. Frankfurt am Main 1991 (zuerst 1683)
Vorbereitung (8) Sie fragte ihn, ob er Abendbrot wolle und er sagte zum Teufel nein. Er verzichte auf ihren Schlangenfraß. Er ließ die Badewanne vollaufen und saß im Wasser und rauchte eine Zigarette, seifte sich sorgfältig mit der freien Hand ein und dachte an die hellhäutige Biene und betrachtete sinnend seinen steifen Pint. Als die Zigarette zu Ende war, rieb er sich tüchtig mit dem Seifenschaum ein, besonders sorgfältig und umsichtig zwischen den Beinen, damit es auch dort lieblich roch (süße Küßchen hehehe), dann spülte er sich ein Desodorant unter Arme und Hoden, massierte sein Gesicht mit Hautcreme, schüttete after shave lotion auf Gesicht Hals Brust, verrieb Brillantine zwischen den Handflächen und verteilte es auf den Haaren und verbrachte 20 Minuten damit, sich sorgfältig zu kämmen und seine Haarwellen zurechtzuschieben. Wenn er nich prima aussah verfluchtnochmal. Er warf mit Hilfe des Handspiegels noch einen prüfenden Blick auf seinen Hinterkopf, wusch sich, tiefbefriedigt darüber, daß jede Welle saß wo sie sollte, die Hände und ging ins Schlafzimmer zurück, um sich anzukleiden. Er zog eine neues Hemd (weißer als weiß) mit dem Hollywoodkragen an und band seine fliederfarbene Krawatte zu einem großen Windsorknoten.
Er wählte den braunen Anzug, den er sich letztes Jahr bauen ließ und Mann,
der is ne scharfe Sache. Hat mich 100 Eier ärmer gemacht. Er steckte sich sorgfältig
das Hemd in die Hose, bevor er den schmalen Gürtel festzog. Er zog das Jackett
an, knöpfte es zu, zupfte die Aufschläge zurecht, gab dem Ziertuch den letzten
Schliff und brachte seinen Tascheninhalt unter. Dann nahm er seinen hellbraunen
Überzieher vom Bügel, warf einen letzten Blick auf seine Schuhe, zog den Mantel
an und setzte sich mit äußerster Sorgfalt den Hut auf. Mann, jetzt wars soweit.
Er verließ das Haus und blieb nicht stehen, bevor er die Tür seines Pfunds-Cadillacs
öffnete. Er saß hinter dem Steuer, zog die Tür zu und lächelte, als er sie mit
einem dumpfen Schlag ins Schloß fallen hörte. Bruch. Das wird n Abend.
Ich meine ne Nacht Mann ... - Hubert Selby, Letzte Ausfahrt
Brooklyn. Reinbek bei Hamburg. 1989 (zuerst 1957
Vorbereitung (9)
Er schwärmte für einen Freund, wie für eine Frau, liebte eine
Frau wie einen Kameraden. Er besaß die Logik aller edlen Gefühle und die Wissenschaft
aller Verschlagenheiten, und nichtsdestoweniger ist ihm niemals etwas gelungen,
weil er zu sehr an das Unmögliche glaubte. — Wundert
Sie das? Er war stets dabei, es sich auszudenken. - Charles
Baudelaire, Die Tänzerin
Fanfarlo. In: C. B., Die Tänzerin Fanfarlo und Der Spleen von Paris. Zürich
1977 (detebe 20387)
Vorbereitung (10)
Das Glück ist nur einem Geist
hold, der auf es vorbereitet ist. - Louis Pasteur, nach: Stephen Jay Gould, Der Daumen des Panda.
Betrachtungen zur Naturgeschichte. Basel u.a. 1987
Vorbereitung (11) Engadine, die Magd, saß auf dem Boden; sie hatte die Hände voller Gemüse, das sie für das Abendessen vorbereitete. Sie blickte mit ihren schalkhaften Äuglein zu ihrer Herrin auf.
»Richte das Königsgemach«, sagte Drusille. »Heute Abend wird der König hier sein. Gieße rasch Parfüm auf die Bettlaken.«
»Ich weiß es schon«, entgegnete Engadine. »Der Brief ist durch meine Hände gegangen.«
Drusille versetzte ihr einen Tritt in die Magengrube.
»Steh auf, du Drecksweib.«
Das Dienstmädchen erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Jasmin oder Patschuli?«
»Patschuli auf die Kopfkissen, Jasmin auf die Betttücher und Moschus auf die Purpurüberzüge. Leg den fliederfarbenen Bademantel und den scharlachroten Pyjama aufs Bett. Beeil' dich, oder du fängst eine Ohrfeige.«
In der Küche wurden riesige Kuchen und Torten ins reuer geschoben und aus dem Ofen gezogen. Überall lagen Granatäpfel und mit Lerchen gefüllte Melonen umher; ganze Ochsen drehten sich langsam an den Bratspießen; Pfauen, Fasanen und Truthennen warteten auf ihre Zubereitung. Märchenhafte Früchte in riesengroßen Behältern versperrten alle Korridore.
Langsam schlenderte Drusille durch diesen Wald von Nahrungsmitteln und kostete hier und da von einer Lerche oder einem Kuchen.
In den Kellergewölben flössen aus Fässern aus altem Holz Blut, Honig und
Wein. Die meisten Dienstboten lagen sturzbetrunken am Boden. - (
wind
)
Vorbereitung (12) Lieber Allen, habe hier einen
Stop eingelegt und mir die Hämorrhoiden rausoperieren lassen. Sagte mir, ich
würde bei den Indianern wohl nicht ganz auf meine Kosten kommen, wenn ich mit
Hämorrhoiden anrücke. - W.S. Burroughs an Allen Ginsberg, nach (
yag
)
Vorbereitung (13) Er spannte die letzten Kräfte
an, um an alles zu denken und nichts zu vergessen; und dabei schlug ihm das
Herz; es hämmerte so sehr, daß er kaum noch zu atmen vermochte. Als erstes mußte
er eine Schlinge anfertigen und innen an seinem Mantel annähen - das mochte
eine Minute in Anspruch nehmen. Er griff unter das Kissen und kramte aus der
darunter-gestopften Wäsche ein schmutziges Hemd hervor, das alt und schon völlig
zerrissen war. Von diesem Fetzen riß er einen Streifen von einem Werschok Breite
und etwa acht Werschok Länge ab. Den Streifen legte er doppelt zusammen, zog
sich dann den weiten, dicken, aus irgendeinem festen Baumwollstoff gemachten
Sommermantel aus - sein einziges Überkleid - und begann beide Enden des Streifens
innen unter der linken Achsel festzunähen. Seine Hände zitterten dabei, doch
er brachte die Arbeit so gut zustande, daß von außen nichts zu sehen war, als
er den Mantel wieder anzog. Nadel und Faden, schon lange vorbereitet, hatte
er, in Papier eingeschlagen, in seinem Nachttisch aufbewahrt. Was die Schlinge
anging, so war das ein sehr geschickter Einfall von ihm: die Schlinge war für
das Beil bestimmt. Es wäre doch nicht gegangen, auf der
Straße ein Beil in der Hand zu tragen! Und wenn er es unter dem Mantel versteckte,
mußte er es ja doch mit der Hand festhalten, was genauso aufgefallen wäre. Jetzt
jedoch, da er die Schlinge hatte, brauchte er das Beil nur mit dem Blatt hineinzuhängen,
und dann hing es während des ganzen Weges ruhig unter seiner Achsel. Steckte
er jedoch die Hand in die Seitentasche des Mantels, so konnte er auch noch das
Ende des Griffes festhalten, damit das Werkzeug nicht baumelte; und da der Mantel
sehr weit war, ein richtiger Sack, konnte es von außen gar niemand merken, wenn
er durch das Taschenfutter mit der Hand etwas festhielt. Diese Schlinge hatte
er sich schon vor etwa zwei Wochen ausgedacht. - Fjodor M. Dostojewskij, Schuld und Sühne. München 1987
Vorbereitung (14) Das Grauen dieser abgelegenen
Wälder verstärkte sich noch mit der nahenden Nacht. Zu dieser trüben Stunde
am Ende des Tages schien es, als ob überall, im Knacken
der überhitzten Baumrinde, im merkwürdig tönenden Fall eines abgestorbenen
Zweiges in einer einsamen Allee, im Nebeldunst, der um dichte Baumgruppen
schwebte, in den verstreuten Schreien eines verspäteten Vogels, der träge
von Ast zu Ast flog wie ein bedenklicher Führer, eine grauenvolle
Alchemie, die langsame Vorbereitung all der nächtlichen Geheimnisse
des Waldes hinter undurchdringlichen Schleiern spürbar
wären. - Julien Gracq, Auf Schloß Argol. Berlin 1987 (zuerst
1938)
Vorbereitung (15)