natomie    »Die inneren Teil anlangend«, sprach Xenomanes, »so ist oder war zum mindesten bei meiner Zeit, des Fastnachts Hirn an Größ, Farb, Kraft, Zeug und Substanz dem linken Hoden eines Milbenmännleins ähnlich.
 

Die Hirnkammern, wie ein Scheibenbohrer.
Der wurmförmliche Auswuchs, wie ein Malgenschlägel.
Die Hirnhaut, wie eine Mönchsgugel.
Der Trichter, wie eines Maurers Kalkfaß.
Die Höhl, wie ein Krengel.
Die Zirbeldrüs, wie ein Bofist.
Das Wundernetz, wie eine Roßstirn.
Die mammillarischen Anwuchs, wie alt Sohlenleder.
Die Trommelhäutlein, wie eine Drehmühl.
Die Steinbein, wie ein Flederwisch.
Der Nacken, wie ein Laternenstock.
Die Nerven, wie ein Brunnen-Hahn.
Das Zäpflein, wie ein Blaserohr.
Der Gaumen, wie ein Muff.
Der Speichel, wie eine Rübsenschot.
Die Mandeln, wie Brillen zu einem Aug.
Der Isthmus, wie eine Tragbutt.
Der Schlund, wie ein Winzerkorb.
Der Magen, wie eine Geldkatz.
Der Pförtner, wie eine Mistgabel.
Die Luftröhr, wie ein Schusterkneif.
Der Adamskröbs, wie ein Pfropfen Werg.
Die Lung, wie ein Prälatenmantel.
Das Herz, wie eine Casel.
Das Mittelfell, wie ein Schoppenkäntlein.
Die Rippenhaut, wie ein Rabenschnabel.
Die Arterien, wie eine Biarter Kapp.
Das Zwerchfell, wie eine Hahnbartsmütz.
Die Leber, wie eine Hellebard.
Die Venen, wie ein Fensterrahmen.
Die Milz, wie eine Wachtelpfeif.
Die Därm, wie ein Wurfgarn.
Die Gall, wie ein Schnitzmesser.
Das Geschling, wie ein Händschel.
Das Gekrös, wie eine Abts-Miter.
Der Leerdarm, wie ein Dieterich.
Der Blinddarm, wie ein Brustblech.
Der Grimmdarm, wie ein Stauf.
Der Mastdarm, wie ein Kloster-Humpen.
Die Nieren, wie eine Kell.
Das Kreuz, wie ein Anwurfschloß.
Die Harngäng, wie ein Kesselhaken.
Die emulgierenden Venen, wie ein Paar Klatschbüchsen.
Die Samengefäß, wie ein Blättergebackens.
Die Überhoden, wie ein Federtopf.
Die Blas, wie ein Flitschbogen.
Der Blasenhals, wie ein Glockenklöppel.
Das Mirach, wie ein albanischer Hut.
Das Siphach, wie ein Armzeug.
Die Mäuslein, wie ein Blasebalg.
Die Sehnen, wie ein Sperberhandschuh.
Die Ligament, wie eine Sparbuchs.
Die Knochen, wie Stirnnippel.
Das Mark, wie ein Quersack.
Die Knorpel, wie eine Horst-Schildkröt.
Die Drüsen, wie eine Hipp.
Die tierischen Geister, wie schwere Faustpüff.
Die Lebensgeister, wie lange Tachteln.
Das siedende Blut, wie dicht geschneite Nasenstüber.
Der Harn, wie eine Feigenschnepf.
Der Sam, wie ein hundert Stück Brettnägel. Und erzählt' mir seine Amm, daß er in seinem Ehestand mit der Mittfasten nichts als eine Partie Local-Adverbien, und etliche doppelte Fasttag erzielt hätt.
Das Gedächtnis war wie ein Sieb.
Der gemeine Sensus, wie ein Hummel.
Die Einbildung, wie ein Schellengeläut.
Die Gedanken, wie ein Staren-Flug.
Das Gewissen, wie eine junge Brut von ausgenommenen Reigerlein.
Die Entschlüss', wie ein Habersack.
Die Reu, wie der Protzwagen einer Doppelkanon.
Die Werk, wie der Lad-Sand einer Galeer.
Der Verstand, wie ein zerledert Brevier.
Die Begriff, wie Schnecken, wann sie aus den Erdbeeren kriechen.
Der Will, wie drei Nuß in einer Schal.
Das Begehren, wie sechs Bund Heiligen-Heu.
Das Urteil, wie ein Stiefelzieher.
Die Überlegung, wie ein Muff.
Die Vernunft, wie ein Fußbänklein.«

»Die äußern Teil anlangend«, fuhr Xenomanes fort, »war der Herr Fastnacht ein wenig besser proportioniert, die sieben Rippen ausgenommen, die das gemeine Menschen-Maß überstiegen.

Seine Zehen waren gestaltet wie ein Orgel-Spinett.
Die Nägel, wie ein Bohrer,
Die Fuß, wie eine Zither.
Die Fersen, wie eine Keul.
Die Fußsohl, wie eine Kettenlamp.
Die Bein, wie ein Luder.
Die Knie, wie ein Schemel.
Die Schenkel, wie ein Blech-Kaskett.
Die Hüften, wie ein Turniket.
Der Bauch auf polnisch, nach alter Mod geknöpft, bis an den Hippuff gegürtet.
Der Nabel, wie eine Geig.
Der Scham-Berg, wie ein Butterstriezel.
Das Glied, wie eine Kamasch.
Der Sack, wie eine Flasch.
Die Genitalien, wie ein Hobel.
Die Cremasteres, wie eine Ballpritsch.
Das Perinäum, wie ein Flaschenetlein.
Das Arßloch, wie ein kristallener Spiegel.
Die Arßbacken, wie eine Egg.
Die Lenden, wie ein Buttertopf.
Das Alkatin, wie ein Billard.
Der Rücken, wie ein Stein-Ballester.
Die Rückenwirbel, wie eine Bockspfeif.
Die Rippen, wie ein Spulrad.
Das Brustbein, wie ein Baldachin.
Die Schulterblätter, wie ein Mörsel.
Die Brust, wie ein Strohfiedel.
Die Brustwarzen, wie eine Zink.
Die Achselhöhlen, wie ein Schachbrett.
Die Schultern, wie eine Tragbahr.
Die Arm, wie eine Sturmhaub.
Die Finger, wie Kloster-Feuerböck.
Die Handwurzeln, wie ein Paar Stelzen.
Die Schienbein, wie Beinschienen.
Die Ellenbogen, wie Ratzenfallen.
Die Hand, wie ein Striegel.
Der Hals, wie ein Credenzpokal.
Die Kehl, wie ein Hippokras-Seihsack.
Der Knörbel, wie ein hölzern Fässel, daran zwo eherne Göderlein hingen, gar schön und harmonisch in Form einer Sanduhr.
Der Bart, wie eine Latern.
Das Kinn, wie ein Pfifferling. Die Ohren, wie ein Paar Pelzklauen. Die Nas, wie ein gepfropfter Bundschuh. Die Nüstern, wie ein Kindermützlein.
Die Augenbrauen, wie eine Schmorpfann. Über der linken hätt er ein Mal, an Groß und Form einem Harnglas ähnlich.
Die Wimpern, wie eine Baßgeig.
Die Augen, wie ein Kamm-Futteral.
Die Sehnerven, wie ein Feuerzeug.
Die Stirn, wie ein Bumper.
Die Schlaf, wie eines Gärtners Gießkann.
Die Backen, wie ein Paar Holzschuh.
Die Kiefern, wie ein Becher.
Die Zähn, wie Knebelspieß. Solcher Milchzähn von ihm, könnt ihr noch einen zu Colonges Royal in Poitou, und zwei zu Brosse in Xantonge über der Kellertür schauen.
Die Zung, wie eine Hart.
Der Mund, wie eine Schabrack.
Das Gesicht voll bunter Geschichten, wie ein Saumsattel.
Der Kopf krummschlänglich, wie ein Blasenhut.
Der Schädel, wie ein Schnappsack.
Die Näht, wie ein Fischerring.
Die Haut, wie ein Reitrock.
Die Epidermis, wie ein Mehlbeutel.
Der Schöpf, wie eine Schuhbürst.
Das Haar, ut supra.«

 »Man sieht und hört sein blaues Wunder«, fuhr Xenomanes weiter fort, »an Fastnachts Lebensart, wenn er ausspie, warens Körb voll Artischocken.

Wenn er sich schneuzet', warens Salz-Ael.
Wenn er heult', warens Enten mit kurzer Brüh.
Wenn er zittert', warens große Hasenpasteten.
Wenn er schwitzt', wars Stockfisch mit frischer Butter.
Wenn er rülpst', warens Austern in Schalen.
Wenn er niest', warens Tonnen Senf.
Wenn er hustet', warens Büchsen mit Quitten-Marmelad.
Wenn er schluchst', warens Kressen-Bündlein.
Wenn er jähnt', warens Topf voll Erbsbrei.
Wenn er seufzt', warens geräucherte Ochsenzungen.
Wenn er pustet', warens Hucken voll grüner Affen. "Wenn er schnarcht', warens Kummen voll Bohnen-Stampf. Wenn er schmollt', warens Schweinsfüß im Schmalz.
Wenn er sprach, wars grob Auvergnisch Sacktuch, und just kein' Chamois-Seid, daraus Parysatis die Wort derer, die mit ihrem Sohne Cyrus dem Perserkönig redeten, gewebt wollt wissen.
Wenn er blies, warens Ablaß-Schrein'.
Wenn er mit den Augen schielt', warens 'Waffeln und Oblaten.
Wenn er brummt', warens Märzkätzlein.
Wenn er mit dem Kopfe lottelt', warens eingemachte Kellerstufen.
Wenn ers Maul schief zog, warens Winkelhaken.
Wenn er murmelt', warens Bazochen-Spiel'.
Wenn er strampft', warens Stundbrief und Quinquennellen.
Wenn er ärschlings ging, warens Meerkatzraben.
Wenn er geifert, warens Bannöfen.
Wenn er heischer war, warens Moreskentänz.
Wenn er farzt', warens Lersen von brauner Kühhaut.
Wenn er fistet', warens Corduan-Stieflein.
Wenn er sich kraut', warens neue Edict.
Wenn er sang, warens Schoten-Erbsen.
Wenn er kackt', warens Morcheln und Erdschwämm.
Wenn er faucht', wars Kohl mit Öl, alias Caules amb'olif.
Wenn er nachdacht, wars Schnee vom vorigen Jahr.
Wenn er sich grämt', wars ein Pfifferling.
Wenn er was gab, warens faule Fisch.
Wenn er träumt', warens steife Schwänz, die wider die Wänd im Sturm anliefen.
Wenn er dämmert', warens Pfandbrief.

Seltsam! faulenzend arbeit' er; faulenzt' arbeitend. Korybanzt' schlafend; schlief korybanzend, mit offenen Augen, wie die Hasen in Champagne, aus Furcht eines nächtlichen Überfalls seiner Erbfeindinnen, der Wurst. Lacht' beißend; biß lachend. Hungert' fastend; fastet'  hungernd. Knuspert' in Gedanken; trank in der Einbildung. Badet' sich auf den höchsten Turnen; trocknet' sich in den Flüssen und Teichen. Fischt' in der Luft und fing allda decumanische Krebs. Jagt' auf dem untersten Boden des Meers und fand da Ybschen, Steinböck und Gemsen. Allen Krähen, die man in Duckdich fing, hackt' er gemeinlich die Augen aus. Furcht sich vor nichts als seinem Schatten und dem Geschrei der feisten Zicklein. An manchen Tagen tat er nichts als Pflastertreten. Profaniert' die Heiligenbein der Heiligen. Aus seiner Faust macht' er einen Schlägel. Schrieb auf zottlich Pergament mit seinem dicken Federkengel Kalender und Prognostica.«   - (rab)

Anatomie (2)  Im Jahr 1560 fingen Fischer von der Insel Ceylon mehrere solcher Sirenen-Ungeheuer auf einmal im Netze. Dimas Bosquez von Valence, der sie untersuchte und einige, die gestorben waren, in Gegenwart mehrerer Missionäre anatomierte, fand alle inneren Teile mit dem menschlichen Körper sehr übereinstimmend. Sie hatten einen runden Kopf, große Augen, ein volles Gesicht, platte Wangen, eine aufgeworfene Nase, sehr weiße Zähne, gräuliche, manchmal bläuliche Haare, und einen langen grauen bis auf den Magen herabhangenden Bart. - Hierher gehört auch noch der sogenannte neapolitanische Fischnickel, von welchem man in Gehlers physikalischem Lexikon eine authentische Beschreibung findet. - Heinrich von Kleist, Wassermänner und Sirenen

Anatomie (3) Claudia verfasst eine beschreibende Anatomie und nennt sie Alte Philosophie des Du.

Kopf: MUSS zuerst nach draußen. MUSS zuerst in den Staub. Wird gehalten, um den Körper über den Hof zu schleifen. Wird in Lederpolster gedrückt.
Haare: Mit Schleife zusammengebunden. Schleife dann gelöst. Selbst abgeschnitten, damit keine Schleife mehr passt.
Ohren: Geschlossen. Ohren der Mutter im Ohrensessel, wo sie mit Zigarettenspitze raucht. Mutter Gottes: Auch taub. Dennoch Verlangen, gehört zu werden. Eher erhört als gehört.
Augen: Zusammengekniffen.
Nase: Gebrochen. War keine Absicht.
Mund: Schwanz.
Hals: Zugeschnürt. Nur offen zum Kotzen.
Arme: Nach hinten.
Hände: Hängen unten an den Armen.
Finger: Um Minuten abzuzählen.
Beine: Gespreizt, ansonsten taub.
Füße: Halten Strumpfhose.
Bauch: Gestriemt.
Möse: Nur zwei Finger.
Anus: Ein Finger.  - (raf)

Körper

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme