hestand  Was die Ehe anlangt, außer dem, daß dies ein Handel ist, der nur bis zum Eingehen frei ist (denn seine Dauer ist auferlegt und erzwungen und hängt übrigens von andern Rücksichten als von unserem Willen ab), und ein Handel, der gemeinhin zu andern Absichten geschlossen wird, so finden sieh darin noch tausenderlei äußere Verwicklungen zu entknäueln, genug, um den Faden einer herzlichen Zuneigung abreißen und ihren Gang sieh verwirren zu lassen, während es in der Freundschaft kein Geschäft noch Anliegen gibt als sie selbst.

Hinzugenommen noch, daß, um die Wahrheit zu sagen, die geistigen Gaben der Frauen gemeinhin nicht zu jenem Gedankenaustausch und Umgang hinreichen, aus dem diese heilige Verbindung erwächst; noch scheint ihre Seele stark genug, um die Spannung eines so fest geknüpften und so dauerhaften Bandes zu ertragen. Und freilich, wäre dies nicht, und wäre es möglich, eine solche freie und zwanglose Gemeinschaft zu schließen, in der nicht nur die Seelen diesen völligen Genuß fänden, sondern auch die Körper ihren Teil an der Vereinigung hätten, und welcher der ganze Mensch sich hingeben würde: es ist gewiß, daß diese Freundschaft vollkommener und erfüllter wäre.

Aber dieses Geschlecht hat noch durch kein Beispiel bis dahin zu gelangen vermocht und ist vom einstimmigen Urteil der Schulen des Altertums davon ausgeschlossen. - (mon)

Ehestand (2) Meine tochter hat gute mienen und eine feine taille, aber ihr gesicht ist gar nicht schön; sie hat keine was man hier traits heißt; aber ein recht aufrichtig, fromm und gut gemüte hat mein tochter, gott lob, welches ich der schönheit vorziehe. Sie hat wohl recht, froh zu sein, nicht schwanger [zu sein;] ich fürchte aber doch, daß sie noch mehr kinder bekommen wird. Wenn ihr gott die ihrigen erhalten will, hat sie kinder genung, es seynd ja 3 prinzen und 2 prinzessinnen da, recht schöne kinder. Mein tochter furcht das sterben; das letzte tote medgen, so sie gehabt, hette ihr schier den garaus gemacht. Ich halte es vor ein groß glück, davon zu reden, wie ein blinder von den farben; denn es ist in allem im anfang und end ein gar heßlich und gefehrliches und schmutziges handwerk, so mir nie gefallen. M. de Chasteautier sagt als, daß, wenn man jemands den heurat verleyden wolle, müsse man mich davon [reden machen,] worauf die Rotzenheuserin antwort, daß ich nie recht geheurat gewesen und nicht wüßte, was ein rechter heurat seye mit einem mann, von dem man verliebt ist und der einem wieder liebt, daß dies alles endert und anderst macht. Darauf accusiere ich sie, den beyschlaf zu lieben; denn wird sie bös über mich und ich lache sie aus. - Liselotte von der Pfalz, Briefe. Frankfurt am Main 1981 (it 428, zuerst ca. 1700)

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