egensatz Wie die Ägypter einen Himmel haben, der besonders ist, und einen Fluß, der eine andere Art hat als die übrigen Flüsse, so haben sie sich auch in fast allen Stücken Gewohnheiten und Sitten zugelegt, die denen anderer Menschen grad entgegengesetzt sind. So gehen bei ihnen die Frauen auf den Markt und handeln, die Männer aber sitzen zuhaus und weben. Und beim Weben schlagen die andern den Einschlag nach oben, die Ägypter nach unten. Lasten tragen die Männer auf den Köpfen, die Frauen auf den Schultern. Die Frauen lassen Wasser im Stehen und die Männer im Hocken. Ihre Notdurft verrichten sie in den Häusern, essen aber tun sie draußen auf den Straßen und sagen dazu, was unanständig, aber notwendig ist, solle man im Verborgenen tun, was aber nicht unanständig ist, vor aller Augen. Keine Frau versieht Priesterdienst, weder bei einem Gott noch einer Göttin, sondern nur Männer, bei allen Göttern und Göttinnen. Die Söhne brauchen ihre Eltern nicht zu ernähren, wenn sie keine Lust haben, aber die Töchter müssen es, auch wenn sie keine Lust haben. - (hero)

Gegensatz (2)  Im Jahr 1809 zeigten sich in Europa zwei sonderbare entgegengesetzte menschliche Naturphänomene: das eine eine sogenannte Unverbrennliche, namens Karoline Kopini, das andere eine ungeheure Wassertrinkerin, namens Chartret aus Courion in Frankreich. Jene, die Unverbrennliche, trank siedendheißes Öl, wusch sich mit Scheidewasser, ja sogar mit zerschmolzenem Blei, Gesicht und Hände, ging mit nackten Füßen auf einer dicken glühenden Eisenplatte umher,alles ohne irgend eine Empfindung von Schmerz. Die andere trinkt, seit ihrem achten Jahre, täglich 20 Kannen laues Wasser; wenn sie weniger trinkt, ist siekrank, fühlt Stiche in der Seite, und fällt in eine Art von Betäubung. - Heinrich von Kleist, Beitrag zur Naturgeschichte des Menschen

Gegensatz (3)  Ich beriet mich bei mir selbst.  Es gibt nur eine Weisheit: ein vertrautes Verhältnis zu der Einsicht, nach der überall alles gelenkt wird.  Der Gott ist Tag-Nacht, Winter-Sommer, Krieg-Frieden, Sättigung-Hunger.  Verbindungen: Ganzheiten und keine Ganzheiten, Zusammentretendes - Sichabsonderndes, Zusammenklingendes - Auseinanderklingendes; somit aus allem eins wie aus einem alles.  Das Widerstreitende zusammentretend und aus dem Sichabsondernden die schönste Harmonie.  Krieg ist von allem der Vater, von allem der König.  Krankheit macht Gesundheit angenehm und gut, Hunger Sättigung, Ermüdung das Ausruhen.  Meer: das sauberste und zugleich das verfaulteste Wasser, für Fische trinkbar und lebenerhaltend, für Menschen nicht trinkbar und tödlich.  Auf der Peripherie des Kreises fallen Anfang und Ende zusammen.  Der Weg hinauf und hinab ist ein und derselbe.  Kaltes wird warm, Warmes kühlt sich ab, Feuchtes trocknet, Trocknes wird feucht.  Dasselbe ist: lebendig und tot und wach und schlafend und jung und alt. Denn dieses ist umschlagend in jenes und jenes umschlagend in dieses.  In dieselben Flüsse steigen wir und steigen wir nicht, wir sind es und wir sind es nicht.  Dem Gott ist alles schön und gut und gerecht; die Menschen aber haben das eine als ungerecht, das andere als gerecht angesetzt.  Schweine fühlen sich wohler im Kot als im sauberen Wasser.  Einer gilt mir unzählige, so er der Ausgezeichnetste ist.  Eins vor allem anderen wählen sich die Besten: den ewigen Ruhm vor den sterblichen Dingen; die große Menge aber ist gesättigt, wie das Vieh. - Heraklit

Gegensatz (4)  Ein einziger, absoluter Geist, Urprinzip, Urcharakter, Genie, Wissenschaft, Künstler, Architekt, hat es vermocht, alle Teile des Universums aus dem Nichts der Welt zu ziehen, sie zusammenzusetzen, hat seinen Geschöpfen körperliche Augen gegeben, um zu sehen, zu betrachten, zu prüfen, um über seine universelle, wunderbare Ausstellung über unserem Kopf, unter unseren Füßen, rechts und links von unserem unwissenden, ungläubigen, schuldigen, sterblichen Körper nachzudenken, kurzum mit allen unseren Fähigkeiten in der Regel. Harmonisch unter dem Himmelsgewölbe organisiert, das das Ganze hält, zwischen zwei extremen Punkten liegend, wo alles existiert, geordnet, abgestuft, festgelegt, spintualisiert, wunderbar charakterisiert, magnetisch, hier zum Vergleich in zwei Sektionen aufgeteilt, die eine rechts, die andere links, in der Mitte das Zentrum oder der Äquator, was leicht die beiden extremen Punkte bildet und anzeigt, auf einen einzigen, absoluten Punkt gebracht, den der Versöhnung.

So daß die Vereinigung, alle ihre universellen Abhängigkeiten, ob geistig, ob materiell, in dieser Position, dieser Situation existieren.

Beispiel:

Pol zur Linken (Äquator). Pol zur Rechten.
Waagschale zur Linken (Achse). Waagschale zur Rechten.

1. Die Lampe

und

das Licht

2. Das Böse

und

das Gute

3. Die Dunkelheit

und

die Helligkeit

4. Die Unwissenheit

und

das Wissen

5. Der Gelehrte

und

die Wissenschaft

- (lim)

Gegensatz (5)  [Am 6. August 1945 wurde über Hiroshima die erste Atombombe abgeworfen.]

Ich kann mich nur daran erinnern - möglicherweise hatte meine Reaktion mich für alles andere blind gemacht -, daß unglaubliche Hochstimmung und Begeisterung herrschten; wir feierten, alle betranken sich. Wollte man dem, wie es in Los Alamos zuging, gegenüberstellen, was gleichzeitig in Hiroshima passierte, der Kontrast wäre ungeheuerlich. Natürlich feierte ich auch und trank und hatte schließlich einen ziemlichen Schwips, setzte mich auf die Motorhaube eines Jeeps und spielte auf einer Trommel; jedermann in Los Alamos war völlig aus dem Häuschen - und zur selben Zeit starben in Hiroshima Menschen oder kämpften ums Überleben. - Richard P. Feynman, Es ist so einfach. Vom Vergnügen, Dinge zu entdecken. München 2001

Gegensatz (6)  An eine vortreffliche schöne und tugendbegabte Jungfrau

1 Gelbe Haare, goldne Stricke, Taubenaugen, Sonnenblicke, schönes Mündlein von Korallen, Zähnlein, die wie Perlen fallen.

2 Lieblichs Zünglein in den Sprachen, süßes Zürnen, süßes Lachen, schnee- und lilienweiße Wangen, die voll roter Rosen hangen.

3 Weißes Hälslein, gleich den Schwanens Ärmlein, die mich recht gemahnen, wie ein Schnee, der frisch gefallen, Brüstlein wie zwei Zuckerballen.

4 Lebensvoller Alabaster, große Feindin aller Laster, frommer Herzen schöner Spiegel, aller Freiheit goldner Zügel.

5 Ausbund aller schönen Jugend, Aufenthaltung aller Tugend, Hofstaat aller edlen Sitten, ihr habt mir mein Herz bestritten.

Gegensatz

An eine sehr häßliche Jungfrau

1 Graues Haar voll Laus und Nissen, Augen von Schablack, von Flüssen, blaues Maul voll kleiner Knochen, halb verrostet und halb zerbrochen.

2 Blatterzunge, krank zu sprachen, äffisches Zürnen, Narrenlachen, runzelnvolle magre Wangen, die wie gelbe Blätter hangen.

3 Halshauts gleich den Morianen, Arme die mich recht gemahnen, wie ein Kind in Kot gefallen, Brüste, wie zwei Druckerballen.

4 Du bist so ein Alabaster, als ein wohlberegntes Pflaster, aller Ungestalt ein Spiegel, aller Schönen Steigebügel.

5 Schimpf der Jungfern und der Jugend, Unhuld aller lieben Tugend, Einöd aller plumpen Sitten, laßt du dich zum Freien bitten.

- N.N., nach: Von der Eitelkeit der Welt. Barockgedichte. Hg. Herbert Heckmann. Berlin  1994

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{?}

VB
Dualismus

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