orzug   »Ich aber liebe das, was übertrifft, nicht das, was übertroffen wird.« Da lachte sie und fragte alsbald: »Willst du in der Disputation ehrlich mit mir verfahren, wenn ich mit dir über diese Frage einen Wortstreit ausfechte?«  »Jawohl«, antwortete er; und sie fuhr fort: »Welchen Beweis hast du für die Überlegenheit des Männlichen über das Weibliche?«  Er entgegnete: »Den Beweis der Überlieferung und den Beweis des Verstandes. Der Beweis der Überlieferung gründet sich auf die Heilige Schrift und auf die Tradition über den Propheten. In der Heiligen Schrift stehen die Worte des Hocherhabenen: 'Die Männer stehen über den Frauen wegen dessen, was Allah den einen vor den anderen vorausgegeben hat', und ferner Seine Worte: 'Wenn nicht zwei Männer vorhanden sind, so sollen es ein Mann und zwei Frauen sein', und ferner Seine Worte über die Erbfolge: 'Und wenn die Geschwister Männer und Frauen sind, so soll ein Mann so viel erhalten wie zwei Frauen.' So hat Allah, der Hochgepriesene und Erhabene, an diesen Stellen dem Männlichen den Vorzug gegeben über das Weibliche, und Er hat kundgetan, daß eine Frau halb soviel ist wie ein Mann, weil er würdiger ist als sie. Was nun die Tradition über den Propheten betrifft, wird nicht von ihm - Allah segne ihn und gebe ihm Heil! - berichtet, daß er das Blutgeld für eine Frau halb so hoch ansetzte wie das für einen Mann? Und schließlich besteht der Verstandesbeweis darin, daß der Mann das Aktive, die Frau das Passive ist.«     - (1001)

Vorzug (2)  Ein wenig bekannter religiöser Kult, der sich in Syrien um 250 n. Chr. herausbildete, benutzte Live-Sexshows, um Publikum anzulocken. Die Zeremonien fanden in flachen Wasserbecken statt, wo junge Mädchen nackt herumplanschten. Prüde römische Kaiser verboten diese Shows, und die christlichen Patres verdammten sie. Am Ende des 4. Jahrhunderts beklagt sich der heilige Johannes Chrysostomos (griech. »mit dem goldenen Mund«) von Antiochia über abtrünnige Mitglieder seiner Gemeinde, die »lieber schamlos sich entblößenden Frauen beim Bade zusehen«, anstatt zur Messe zu gehen. - (erf)

Vorzug (3)  »Und wie finden Sie diesen Salon?« fuhr R. umherblickend fort. »Auch nicht schlecht, wie? Ich sage ja immer, man soll die Härten des Krieges mildern, wo man kann.«

Er schwatzte noch eine Weile auf diese Art weiter, wobei er Ashenden jedoch ungewöhnlich scharf im Auge behielt. Der starre Blick seiner farblosen, zu eng beieinanderliegenden Augen flößte Ashenden das Gefühl ein, er könnte ihm damit das Gehirn bloßlegen und hätte keine sehr hohe Meinung von dem, was er dort sähe. In seinen seltenen vertraulichen Momenten pflegte R. kein Geheimnis daraus zu machen, daß er die gesamte Menschheit in Narren und Schurken einteilte und sich in seinem Beruf stets auf entsprechende Hindernisse einrichtete. Im großen und ganzen zog er die Schurken vor; da wußte man, womit man zu rechnen hatte, und konnte seine Gegenmaßnahmen ergreifen. - W. Somerset Maugham, Giulia Lazzari. In: W.S.M., Ashenden oder Der britische Geheimagent. Zürich 1976
 

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