ichverlieren Der mögliche, aber nur als Ausnahme zu betrachtende Uebergang von der gemeinen Erkenntniß einzelner Dinge zur Erkenntniß der Idee geschieht plötzlich, indem die Erkenntniß sich vom Dienste des Willens losreißt, eben dadurch das Subjekt aufhört ein bloß individuelles zu seyn und jetzt reines, willenloses Subjekt der Erkenntniß ist, welches nicht mehr, dem Satze vom Grunde gemäß, den Relationen nachgeht; sondern in fester Kontemplation des dargebotenen Objekts, außer seinem Zusammenhange mit irgend andern, ruht und darin aufgeht.
Dieses bedarf, um deutlich zu werden, nothwendig einer ausführlichen Auseinandersetzung, über deren Befremdendes man sich einstweilen hinauszusetzen hat, bis es, nach Zusammenfassung des ganzen in dieser Schrift mitzutheilenden Gedankens, von selbst verschwunden ist.
Wenn man, durch die Kraft des Geistes gehoben, die gewöhnliche Betrachtungsart
der Dinge fahren läßt, aufhört, nur ihren Relationen zu einander, deren letztes
Ziel immer die Relation zum eigenen Willen ist, am Leitfaden der Gestaltungen
des Satzes vom Grunde, nachzugehn, also nicht mehr das Wo, das Wann, das Warum
und das Wozu an den Dingen betrachtet. sondern einzig und allein das Was; auch
nicht das abstrakte Denken, die Begriffe der Vernunft, das Bewußtseyn einnehmen
läßt; sondern, statt alles diesen, die ganze Macht seines Geistes der Anschauung
hingiebt, sich ganz in diese versenkt und das ganze Bewußtseyn ausfüllen läßt
durch die ruhige Kontemplation des gerade gegenwärtigen natürlichen Gegenstandes,
sei es eine Landschaft, ein Baum, ein Fels, ein Gebäude oder was auch immer;
indem man, nach einer sinnvollen Deutschen Redensart, sich gänzlich in diesen
Gegenstand verliert, d.h. eben sein Individuum, seinen Willen, vergißt und nur
noch als reines Subjekt, als klarer Spiegel des Objekts bestehend bleibt; so,
daß es ist, als ob der Gegenstand allein dawäre, ohne Jemanden, der ihn wahrnimmt,
und man also nicht mehr den Anschauenden von der Anschauung trennen kann, sondern
Beide Eines geworden sind, indem das ganze Bewußtseyn von einem einzigen anschaulichen
Bilde gänzlich gefüllt und eingenommen ist; wenn also
solchermaaßen das Objekt aus aller Relation zu etwas außer ihm, das Subjekt
aus aller Relation zum Willen getreten ist: dann ist, was also erkannt wird,
nicht mehr das einzelne Ding als solches; sondern es ist die Idee, die ewige
Form, die unmittelbare Objektität des Willens auf dieser Stufe: und eben dadurch
ist zugleich der in dieser Anschauung Begriffene nicht mehr Individuum: denn
das Individuum hat sich eben in solche Anschauung
verloren: sondern er ist reines, willenloses, schmerzloses, zeitloses Subjekt
der Erkenntniß. - (
wv
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