ex  Der Mathematiker André Weil verglich seine Kunst einmal mit Sex:  „Jeder echte Mathematiker hat diesen Zustand luzider Begeisterung schon erlebt, bei der ein Gedanke sich wie durch ein Wunder zum anderen fügt.“ Im Unterschied zum sexuellen Vergnügen könne dieser Zustand Stunden, ja Tage anhalten.

„Plötzlich, völlig unerwartet, hatte ich diese unglaubliche Offenbarung. Es war so unbeschreiblich schön, es war so einfach und so elegant“, schildert auch der Brite Andrew Wiles jenen Moment, als er 1994 die letzte Lücke in seinem Beweis der Fermatschen Vermutung schließen konnte. - Aus: Der Spiegel 27/2002

Sex (2) Sex:die Erregung, die Aufgeregtheit beim Anblick entblößter anderer Haut, eine Welle von Zärtlichkeit, die stottern macht. Möglichkeiten, die auf der Stelle treten, anfassen, eine weiße nackte Stelle, vom Knie bis unter den Rock, Ausschweifungen der Gedanken, wortlos, was will ich sagen? Gesteigerte Momente voll gesteigerter Wahrnehmung. Und immer ohne Wörter. Tasten. Sich öffnen. Aufnehmen. Diese eine Stelle. Sammeln. Zusammenziehen./Wachsam bin ich dabei nie gewesen, ein aufgeregtes Pochen im Magen, eine Art Druck, Auch Routine nie bekommen, kein Hollywood-hartgesottener-Star aus dem Vorstadtkino.

Noch einmal Sex:daß nämlich der in einer Stadt gar nicht passieren kann, es sei denn als angeheiztes angestrengtes Geficke, blöde Geilheit, denke ich, blöde Geilheit, man kann es genausogut dann lieber auf dem Lokus machen als diese Grimassen, dieses Lügen, diese Verzerrungen und diese Verrenkungen mit Reden, Posieren, etwas bieten müssen, anstatt da zu sein, gegenwärtig, umgeben von angenehmen Gerüchen, „blau und rauschbereit", G. Benn.

Zitternd, Sex: im Gebüsch Schatten verteilt und zerrissen, Lichtgespinste an einem Nachmittag, ohne Koketterie, ist das nicht möglich? Das ist möglich. Was ist denn das? Anwesenheit, Gegenwart, hier und hier und jetzt, „der Büstenhalter ist im Kochtopf verbrannt", und die kleinen Haarbüschel der weichgeschwungenen Achselhöhle, aus der heraus sich die Erhebung einer Brust zieht. Ästhetik. Träumen. Unter sich.

Und weiter Sex:„Rote Beete im Einmachglas", rote Beete, die rot sind, Beete, Ginsterbüschel, Büschel, Schneeflockengespinste, ein gelbes Kornfeld, Geruch von Schweiß und Kamille, als wir eine Stelle im August gesucht haben, nachts, unter einem Vollmond, oder in Vorgärten.

Sex:„saure Gurkenzeit", die Entfernungen zwischen Männern und Frauen werden immer größer und unüberbrückbarer, das kann ich allgemein hier in Rom sehen, und damit ist eine weitere Möglichkeit der Entspannung, der ganz simplen Freude weg.  - (rom)

Sex (3)

- "Tom" vom 20.11. 2014

INTERVIEWER: Hmmm. Was halten Sie von Sex?

JOHN CAGE: Sex ist eine biologische Waffe soweit ich das beurteilen Icann. Ich glaube, daß Sex wie jede andere menschliche Manifestation zu antimenschlichen Zwek-ken degradiert worden ist. Ich hatte kürzlich einen Traum, in dem ich in mein Elternhaus zurückkehrte und einen anderen Vater und eine andere Mutter im Bett fand, obwohl sie irgendwie noch meine Eltern waren. Was ich möchte z. B. im Theater, ist, daß irgendwie eine Methode, eine neue Form geschaffen wird, die es dem einzelnen Zuschauer erlaubt, seine eigenen wieder jungen Eltern Liebe machen zu sehen. Ficken meine ich, nicht balzen.  - Nach: Acid. Neue amerikanische Szene. Hg. Rolf Dieter Brinkmann, Ralf-Rainer Rygulla. Frankfurt am Main 1978 (zuerst 1969)

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