Höllenfeuer Durch die Bücher der Weisen und die Gesänge der Dichter haben die Menschen Kunde von jenem Feuerstrom, dessen glühende Windungen mehrmals die Sümpfe des Styx umrunden. Daß all dieses zur ewigen Qual bestimmt ist, weiß jedermann, durch die Hinweise der Teufel und die Orakel der Dichter. Deswegen schwört sogar Jupiter mit Respekt bei den feurigen Küsten und beim düsteren Abgrund; er weiß im voraus, welche Strafe ihm und seinen Anhängern bestimmt ist, und er bebt vor Entsetzen. Diese Qualen sind ohne Maß noch Ende. Dort verbrennt ein verstandbegabtes Feuer die Glieder und macht sie wieder neu, reißt sie auseinander und nährt sie. So, wie das Feuer des Blitzes die Körper berührt, ohne sie zu zerstören, und die Gluten des Ätna, des Vesuv und anderer Vulkane in Ewigkeit brennen, ohne sich zu verzehren, so erhält sich dieses rächende Feuer nicht auf Kosten dessen, an dem es nagt, sondern es verschlingt die Körper und nährt sich, ohne sie zu vernichten. - Octavius Minucius Felix, nach (boc)

Höllenfeuer  (2)  Daß die Hölle aus Feuer besteht, ist bekannt; aber auch über die Art dieses Feuers gibt es verschiedene Ansichten: der ehrwürdige Monsignore du Segur, der es wissen muß, z. B. meint, es sei ein schwarzes, schwelendes Feuer mit einem matten Schein, gerade licht genug, daß die Verdammten den Grund ihrer Qualen erkennen könnten; wogegen die heilige Franziska von Rom spezifiziert, daß es in drei Etagen des Purgatoriums verschieden hell sei, am finstersten aber dort, wo sich die sündigen Priester befänden.  - Walter Mehring, In Menschenhaut Aus Menschenhaut Um Menschenhaut herum. Phantastika. Mit Zeichnungen von Rudolf Schlichter. Potsdam 1924

Höllenfeuer  (3) Das Höllenfeuer ist flüssiges Blut, und man sieht, was auf dem Grunde vorgeht. Die Köpfe des Leidens sind gefallen und ein Arm reckt sich von jedem Körper auf wie ein Baum auf dem Meeresgrund, wo es kein Feuer mehr gibt. Dort lebt eine bissige Schlange. Das ganze lodernde Blut ist in dem Felsen enthalten, von dem man herabstürzt. Und es ist da ein roter Engel, der nur über eine Geste verfügt, die bedeutet: VON OBEN NACH UNTEN. - (faust)

Höllenfeuer  (4)      

Wollust, die Tat wird, geistiges Verprassen
In einem Pfuhl der Schmach; und vor der Tat
Meineidig, mörderisch und ehrverlassen,
Wild, grausam, blutig, roh und voll Verrat.

Wollust, die kaum gestillt, Verachtung trifft,
Die sinnlos wird erjagt, und kaum erhascht,
Sinnlos verabscheut wie verschlungnes Gift,
Ein Köder, daran toll wird, wer ihn nascht.

Toll nach Besit7 und im Besitz noch toll,
Ersehnt, erreicht, verloren stets Begehr;
Lust beim Versuch; versucht, von Qualen voll;
Ersehnte Wonne erst, ein Traum nachher.

Wir wissens alle, aber keiner flieht
Den Himmel, drin solch höllisch Feuer glüht.

- Shakespeare, übersetzt von Therese Robinson 

 
 

Feuer Feuer

 

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