upiter / der Heyden Ober=Gott. Er war so unflähtig / daß es kein Laster giebt / darmitte er sich nicht besudelt hätte. Daß er sich nicht scheute / seinem eigenen Vatter / dem Saturnio / mit einer demantnen Sichel das Patrimonium ab zu schneiden / wordrauß dann / als es ins Meer fiel / sich die Venus erhub / war von seinen Schand=Dhaten noch die gelindeste. Ümb seinen Passionen ein Gnüge zu dhun / wandelte er sich nicht blohß / wie bei seyner Juno / alß sie noch Jungffer war / in einen Gukguk / sondern er überlistete seine Kebsen auch noch alß Ockse / alß Schwan / alß göldner Regen / als Nebul / alß Plizz / als Wolcke / alß Odler / alß Wachtel / alß Worm und alß Omeise; ohngerechnet der Alcmenen / der er zu ihrem Herculi in Gestalt ihres eigenen Mannes des Amphitryonis verholff. Die von ihm getichtete übrige obscöna übergehe ich mit Stillschweigen. - (dafnis)

Jupiter (2)

ALKMENE. Schützt mich, ihr Himmlischen!
    Sie fällt in Amphitryons Arme.
AMPHITRYON. Anbetung dir
    In Staub. Du bist der große Donnerer!
    Und dein ist alles, was ich habe.
VOLK. Er ists! In Staub! In Staub das Antlitz hin!
    Alles wirft sich zur Erde außer Amphitryon.
JUPITER. Zeus hat in deinem Hause sich gefallen,
    Amphitryon, und seiner göttlichen
    Zufriedenheit soll dir ein Zeichen werden.
    Laß deinen schwarzen Kummer jetzt entfliehen,
    Und öffne dem Triumph dein Herz.
    Was du, in mir, dir selbst getan, wird dir
    Bei mir, dem, was ich ewig bin, nicht schaden.
    Willst du in meiner Schuld den Lohn dir finden,
    Wohlan, so grüß ich freundlich dich, und scheide.
    Es wird dein Ruhm fortan, wie meine Welt,  
    In den Gestimen seine Grenze haben.
    Bist du mit deinem Dank zufrieden nicht, Auch gut:
    Dein liebster Wunsch soll sich erfüllen,
    Und eine Zunge geb ich ihm vor mir.
AMPHITRYON. Nein, Vater Zeus, zufrieden bin ich nicht!
    Und meines Herzens Wunsche wächst die Zunge.
    Was du dem Tyndarus getan, tust du
    Auch dem Amphitryon: Schenk einen Sohn
    Groß, wie die Tyndariden, ihm.
JUPITER. Es sei. Dir wird ein Sohn geboren werden,
    Deß Name Herkules: es wird an Ruhm
    Kein Heros sich, der Vorwelt, mit ihm messen,
    Auch meine ewgen Dioskuren nicht.
    Zwölf ungeheure Werke, wälzt er türmend
    Ein unvergänglich Denkmal sich zusammen.  
    Und wenn die Pyramide jetzt, vollendet,
    Den Scheitel bis zum Wolkensaum erhebt,  
    Steigt er auf ihren Stufen himmelan
    Und im Olymp empfang ich dann, den Gott.
AMPHITRYON. Dank dir! — Und diese hier, nicht raubst du mir?
    Sie atmet nicht. Sieh her.
JUPITER.    Sie wird dir bleiben;
    Doch laß sie ruhn, wenn sie dir bleiben soll! —
    Hermes!
    Er verliert sich in den Wolken, welche sich mittlerweile in der
    Höhe geöffnet haben, und den Gipfel des
    Olymps zeigen, auf welchem die Olympischen gelagert sind.

ALKMENE. Amphitryon!
MERKUR. Gleich folg ich dir, du Göttlicher! —
    Wenn ich erst jenem Kauze dort gesagt,
    Daß ich sein häßliches Gesicht zu tragen,
    Nun müde bin, daß ichs mir mit Ambrosia jetzt
    Von den olympschen Wangen waschen werde;
    Daß er besingenswürdge Schläg empfangen,
    Und daß ich mehr und minder nicht, als Hermes,
    Der Fußgeflügelte der Götter bin! Ab.
SOSIAS. Daß du für immer unbesungen mich
    Gelassen hättst!
    Mein Lebtag sah ich noch
    Solch einen Teufelskerl, mit Prügeln, nicht.
ERSTER FELDHERR. Fürwahr! Solch ein Triumph —
ZWEITER FELDHERR.       So vieler Ruhm —
ERSTER OBERSTER. Du siehst durchdrungen uns —
AMPHITRYON.             Alkmene!
ALKMENE.                                    Ach!

- Heinrich von Kleist, Amphitryon

Götter Familie

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