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Venus von Willendorf

... von Willendorf

Venus (2)

Venus-Klecks
 


Am Anfang war die Welt amorph,
ein Kuddelmuddel-Touwabou,
o Hohe Frau von Willendorf,
dann kamst du-du Froufrou.

- Peter Rühmkorf, Kleine Fleckenkunde. 1988 (Insel-Bücherei 1082) 

Venus (3)

SCHAUMGEBORENE VENUS

Als ob in einem grünen Sarg aus Blech er läge,
Ein Frauenkopf, braunhaarig, stark pomadisiert,
Taucht auf aus alter Wanne, dumm und träge,
Geflickte Reste, die er zeigt, sind arg lädiert;

Dann fett und grau der Hals, die breiten Schulterblätter,
Vorspringend, kurzer Rücken in gekrümmtem Lauf;
Das Fett glänzt unterhalb der Haut wie platte Blätter;
Der Lenden Rundung bläht, so scheint's, sich mächtig auf;

Das Rückgrat etwas rot, und aus dem Ganzen zieht
Seltsam entsetzlicher Geruch; vor allem sieht
Man sonderbares Zeug, doch braucht es eine Lupe...

Den Lenden sind graviert zwei Worte: Clara Venus;
— Der ganze Körper reckt und streckt die breite Kruppe
Schön, schauderhaft durch ein Geschwür am Anus.

27. Juli 1870

- Arthur Rimbaud, nach (rim)

 Venus (4)

Zille-Modell

„Ick wer' Ihn' wat husten un eenjal for'n Hungerlohn Venus sitzen. Ick verlange Üppigkeitszulage, det Se't wissen!" - Heinrich Zille, aus: Zille-Bilder. Hg. Gerhard Flügge. Berlin 1960

 Venus (5)

- www.interduck.de

 Venus (6, mecklenburgische)  Eines Nachmittags ruhte Friedrich I.  in seinem Armsessel, als ihn eine grauenhafte Erscheinung aus dem Schlummer riss. Vor ihm stand eine hohe weiße Gestalt mit wild herabhängenden Haaren, die blutigen nackten Arme und Hände gen Himmel gereckt. Das Weib starrte ihn mit irren Augen an, aus denen der Wahnsinn glühte, und warf sich mit Zetergeheul auf ihn. Schreiend überhäufte sie ihn mit Vorwürfen über sein lasterhaftes Leben, bis ihn eine gnädige Ohnmacht erlöste.

Der Schreck, so wird berichtet, verschlimmerte die Krankheit des 55-jährigen Monarchen. Er wurde zu Bett gebracht und verließ es nicht wieder. »Ich habe die Weiße Frau gesehen, ich werde nicht wieder besser werden!«, klagteer. Seine Krankheit dauerte sechs Wochen. Er fühlte selbst, dass sie tödlich war, aber er wollte nicht glauben, dass jene grauenhafte Erscheinung niemand anderes gewesen sei als seine eigene Gemahlin Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin, genannt die Mecklenburgische Venus.  - Jan Eik, Schaurige Geschichten aus Berlin. Berlin 2007

 Venus (7)  

 Venus (8)

 Venus (9)

"Die magnetische Venus von Triton"

- Uwe Bremer

Venus (10)

- N.N.

Venus (11)

Mutter der Aneaden, du Wonne der Menschen und Götter,
Lebenspendende Venus: du waltest im Sternengeflimmer
Über das fruchtbare Land und die schiffedurchwimmelte Meerflut,
Du befruchtest die Keime zu jedem beseelten Geschöpfe,
Daß es zum Lichte sich ringt und geboren der Sonne sich freuet.
Wenn du nahest, o Göttin, dann fliehen die Winde, vom Himmel
Flieht das Gewölk, dir breitet die liebliche Bildnerin Erde
Duftende Blumen zum Teppich, dir lächelt entgegen die Meerflut,
Und ein friedlicher Schimmer verbreitet sich über den Himmel.
Denn sobald sich erschlossen des Frühlings strahlende Pforte
Und aus dem Kerker befreit der fruchtbare West sich erhoben,
Künden zuerst, o Göttin, dich an die Bewohner der Lüfte,
Und dein Nahen entzündet ihr Herz mit Zaubergewalten.
Jetzt durchstürmet das Vieh wildrasend die sprossenden Wiesen
Und durchschwimmt den geschwollenen Strom. Ja, jegliches folgt dir
Gierig, wohin du es lenkest; dein Liebreiz bändigt sie alle;
So erweckst du im Meer und Gebirg und im reißenden Flusse
Wie in der Vögel belaubtem Revier und auf grünenden Feldern
Zärtlichen Liebestrieb m dem Herzblut aller Geschöpfe,
Daß sie begierig Geschlecht um Geschlecht sich mehren und mehren.
Also lenkst du, o Göttin, allein das Steuer des Weltalls.
Ohne dich dringt kein sterblich Geschöpf zu des Lichtes Gefilden,
Ohne dich kann nichts Frohes der Welt, nichts Liebes entstehen:
Drum sollst du mir auch Helferin sein beim Dichten der Verse,
Die ich zum Preis der Natur mich erkühne zu schreiben.

- (luk)

Venus (12, neuzeitliche)

- Manuel Alvarez Bravo

Venus (13)  In der Sala di Lorenzo Monaco zog Cesare einen rasiermesserscharfen Dolch aus der Tasche und machte sich daran, den Botticelli aus dem Rahmen zu schneiden. Signor Mantissa sah Venus an, ihre asymmetrischen Augen, die leichte Neigung des zarten Kopfes, das dicht fallende goldblonde Haar. Er konnte sich nicht von der Stelle rühren: ein zärtlicher Wüstling vor der Dame, die zu besitzen er sich seit Jahren gesehnt hatte, der nun, da sich sein Traum erfüllen sollte, von einer plötzlichen Schwäche überfalien wurde. Cesare trieb sein Messer in die Leinwand, begann, sie von oben nach unten aufzuschlitzen. Das Licht, das von der Straße hereinfiel, wurde von der Klinge reflektiert; das Flackern der mitgebrachten  Laterne huschte über die riesige Bildfläche. Signor Mantissa sah diese Bewegung, und allmählich überkam ihn ein Entsetzen. In diesem Augenblick dachte er an Hugh Godolphins Klammeraffen, die am tiefsten Punkt der Erde durch das kristallklare Eis hindurchschimmerten. Die ganze Oberfläche des Gemäldes schien sich nun zu bewegen, Farben und Formen zu verschwimmen. Seit Jahren zum erstenmal dachte er an die blonde Näherin aus Lyon. Nachts trank sie Absinth, und an den Nachmittagen quälte sie sich mit Selbstvorwürfen. Gott hasse sie, hatte sie gesagt. Gleichzeitig fand sie es aber immer schwieriger, an ihn zu glauben. Sie wollte nach Paris, gehen, sie hatte eine angenehme Stimme, oder etwa nicht? Sie wollte zum Theater, davon träumte sie, seit sie ein kleines Mädchen war. An unzähligen Vormittagen, in den Stunden, m denen sie die Lähmung der Leidenschaft stärker umfangen hielt als selbst der Schlaf es vermag, hatte sie ihm von allen ihren Träumen und Verzweiflungen erzählt, von all ihren kleinen derartigen Lieben.

Welch eine Geliebte wäre wohl Venus? Welche fremden Welten würde er bei ihren gemeinsamen Wanderungen um drei Uhr morgens hinaus aus den Städten des Schlafs erobern? Was von ihrem Gott, von ihrer Stimme, von ihren Träumen? Sie war schon eine Göttin. Sie hatte keine Stimme, die er je hören könnte.   - (v)

Göttin

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