antômas   Fantômas. Paris 1913-1914. Ein Film in fünf Teilen von Louis Feuillade. Mit René Navarre (Fantômas), Bréon (Inspektor Juve), Georges Melchior (Fandor), Renée Carl (Lady Beltham). Länge: 5478 m.

 Fantômas, V. Teil, Der falsche Untersuchungsrichter. In ihrem Schloß des Loges in der Nähe von Le Mans sitzen der Marquis und die Marquise de Tergall beim Tee. Sie haben große Geldsorgen. Der Marquis ersucht seine Gattin, ihre Juwelen zu verkaufen. Er liest ihr einen Brief vor, in dem er einen Juwelier aus Le Mans namens Chambérieux zu diesem Zweck um ein Zusammentreffen bittet. Die Kammerzofe belauscht das Gespräch und notiert sich alle Einzelheiten. In St. Calais, der Stadt, in der sich der Marquis mit dem Juwelier verabredet hat, betritt Chambérieux das Hotel d‘Europe und sucht den Marquis auf dessen Zimmer auf, um die angebotenen Juwelen zu schätzen. Ein junger Abbé, der das Zimmer neben dem des Marquis bewohnt, verläßt das Hotel an diesem Tag früher, als es seine Gewohnheit ist.

Er ist kaum gegangen, da kriecht unter dem Bett des Abbés ein unbekannter Mann hervor, der sich dort verborgen gehalten hat, und verriegelt das Zimmer von innen. Der Unbekannte legt sein Ohr an die Wand und verfolgt die Verhandlung zwischen dem Marquis und Chambérieux, die sich in diesem Augenblick ihrem Ende nähert. Chambérieux erklärt sich bereit, die Juwelen anzukaufen. Er überreicht dem Marquis einen Scheck. Der Marquis, der auf Bargeld besteht, fordert Chambérieux auf, im Hotel zu warten, bis der Scheck eingelöst ist, und schließt zur Sicherheit den Juwelier und die Juwelen in seinem Zimmer ein. Chambérieux legt die Juwelen in die Schublade einer Kommode, die an die Wand zum Zimmer des Abbés stößt, in dem der zwielichtige Unbekannte währenddessen eine Soutane anlegt. Der Marquis kehrt mit dem Bargeld in das Hotel zurück. Auf dem Gang zu seinem Zimmer begegnet er einem Abbé und grüßt ihn ehrerbietig. Als Chambérieux die Juwelen an sich nehmen will und die Schublade der Kommode öffnet, ist sie leer. Chambérieux glaubt, das Opfer einer betrügerischen Handlung des Marquis geworden zu sein, und alarmiert das Hotelpersonal. Aus einem Zug, der St. Calais verläßt, wird ein Paket geworfen, welches die Kleider eines Geistlichen enthält. Es wird gefunden und der Polizei übergeben. Das Hotel d‘Europe wimmelt inzwischen von Polizisten. Sie entdecken hinter der Kommode im Zimmer des Marquis in der Höhe der Schublade, in der die Juwelen lagen, ein Loch in der Wand und verdächtigen daraufhin den Abbé, die Juwelen entwendet zu haben, dessen Unschuld sich aber bald herausstellt. Ein Telegramm bestätigt die Angaben des Personals, das sich daran erinnert, den echten Abbé vor dem Zeitpunkt der Tat das Hotel verlassen gesehen zu haben. Auch werden die aus dem Zug geworfenen Kleider als Eigentum des Abbés und gestohlen identifiziert. Auf seinem Fahrrad fährt der Marquis zu seinem Schloß zurück. Mitten im Wald stürzt er über ein über den Weg gespanntes Seil. Die Marquise macht sich Sorgen um ihren Mann, der ungewöhnlich lange ausbleibt. Als der Marquis endlich wieder auf Schloß des Loges eintrifft, ist er in einem erbärmlichen Zustand, nicht nur zerschunden von seinem Sturz, sondern auch noch um die 250 000 Francs des Juweliers beraubt.

Später in der Nacht übergibt ein Bandit namens Bébé der Kammerzofe der Marquise eine Summe von 250 000 Francs und befiehlt ihr, das Geld in ihrem Mieder zu verstecken. Die Nachricht von dem sensationellen Diebstahl breitet sich rasch über ganz Europa ans. Auch die belgischen Zeitun-gen berichten über das Gaunerstück. Juve und Fandor halten sich in Louvain auf. Um sich zu tarnen, haben sie ein Reisebüro eröffnet, als dessen Inhaber sich Juve ausgibt. Juve ist überzeugt, daß es sich bei einem in Louvain zum Tode verurteilten und dann zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigten Verbrecher um Fantômas handelt; sein Plan ist es, den Mann aus dem Gewahrsam der belgischen Polizei zu befreien, um endlich seines fürchterlichen Feindes habhaft zu werden. Als Juve und Fandor die Neuigkeiten aus St. Calais erfahren, meint Fandor in der dreisten Ausführung der Taten die Handschrift von Fantômas zu erkennen, und zweifelt, daß der im Gefängnis von Louvain sitzende Mann wirklich der ist, den sie jagen.

Aber Juve läßt sich nicht beirren. Er weiht Fandor in die Einzelheiten seines Planes ein. Um Fantômas in die Arme der französischen Polizei zu treiben, will er sich selbst an die Stelle des Gefangenen schmuggeln und diesen veranlassen, aus Belgien nach Frankreich zu fliehen. In der Nacht schleicht sich Juve in die Nähe des Gefängnisses und verständigt Fantômas durch Lichtzeichen von seiner bevorstehenden Befreiung. Am Tage darauf erscheint ein beleibter österreichischer Polizeibeamter bei der Gefängnisverwaltung und bittet darum, einige Fragen an den Gefangenen Fantômas richten zu dürfen. Ohne weiteres wird die Genehmigung erteilt.

Der Österreicher sucht Fantômas in seiner Zelle auf und steckt ihm in einem unbewachten Augenblick ein Kleiderbündel zu. Wieder auf dem Wege zum Gefängnistor, spiegelt der Österreicher vor, seine Brille in der Zelle vergessen zu haben. Er wird erneut zu Fantômas geführt. Als der Wärter, der ihn begleitet, die Zelle kurz verläßt, um das Licht anzuschalten, tauscht der Österreicher mit Fantômas die Plätze, der inzwischen die Kleidungsstücke aus dem Bündel angelegt hat und auf diese Weise ungehindert entkommt.

Vor dem Gefängnis erwarten ihn zwei von Juve beauftragte Kriminalbeamte. Sie beschatten ihn und beobachten, wie Fantômas in ein Haus in Louvain einbricht und es wenig später als Juve verkleidet wieder verläßt. Auf dem Bahnhof von Louvain bemerkt Fantômas, daß er verfolgt wird. Es gelingt ihm aber, durch einen schnellen Wechsel der Züge seine Verfolger abzuschütteln. Die beiden Kriminalbeamten fahren im falschen Zug davon. Fantômas hat sich im Gepäckwagen eines Zuges versteckt, der Louvain in entgegengesetzter Richtung verläßt. Nach einigen Stationen steigt ein Mann in den Gepäckwagen ein. Fantômas fällt ihn aus dem Hinterhalt an und erwürgt ihn. Die Papiere des Toten lauten auf M. Charles Pradier, Untersuchungsrichter aus Mont-de-Marsan; aus einem Schreiben, das er bei sich trägt, geht hervor, daß er unterwegs nach St. Calais war, um dort den vakant gewordenen Posten des Untersuchungsrichters zu übernehmen, und daß im Hotel d‘Europe in St. Calais ein Zimmer für ihn reserviert ist.

Fantômas eignet sich die Papiere, das Gepäck und die Kleider des Ermordeten an und wirft die Leiche aus dem Zug. Von Trittbrett zu Trittbrett springend, gelangt er in einen Wagen Erster Klasse. In St. Calais steigt der falsche Untersuchungsrichter aus und bezieht das auf den Namen Pradier im Hotel d‘Europe reservierte Zimmer.

Nur eine Sache macht ihm zu schaffen: Die Hüte seines Opfers sind ihm zu groß. Fantômas behilft sich damit, sie mit zusammengefalteten Zeitungen auszustopfen. Im Justizpalast von St. Calais wird der neue Untersuchungsrichter von seinem Vorgänger in sein Amt eingeführt. Man unterrichtet ihn über die laufenden Angelegenheiten. Fantômas erfährt, daß der Juwelendiebstahl und der Überfall auf den Marquis de Tergall trotz aller Anstrengungen der Polizei ihrer Aufklärung keinen Schritt nähergekommen sind.

Fantômas kennt sich in den Verbrecherkreisen von St. Calais aus. In einem ausrangierten Eisenbahnwaggon trifft er sich mit den Banditen, die die Juwelen geraubt und den Marquis überfallen haben. Er notiert sich die Namen zweier ihm ergebener Subjekte und verabredet sich für den folgenden Donnerstag mit einem Ribonard, der ihn in der Kirche von Baloire treffen soll, um über die Juwelenangelegenheit zu sprechen. Am nächsten Tag ist der Untersuchungsrichter Gast des Marquis de Tergall, der zu einer Jagdpartie geladen hat. Aufmerksam beobachtet Fantômas das Treiben der übrigen Gäste. Dabei bemerkt er, daß die Marquise einem jungen Mann heimlich einen Brief zusteckt. Ohne besondere Mühe gelingt es dem geschickten Verbrecher, diesen Brief an sich zu bringen. Den Marquis überfällt ein plötzliches Unwohlsein, das ihn veranlaßt, auf eine Teilnahme an der Jagdpartie zu verzichten. Von der Marquise gestützt, begibt er sich auf sein Zimmer. Damit er sich nicht erkältet, wird ein Gasofen angezündet. Zur gleichen Zeit sitzt Fantômas allein im Salon und öffnet den entwendeten Brief:

"Sie wissen wohl, daß ich Sie trotz meiner Heirat immer geliebt habe. Aber heute können wir uns nicht treffen. Geduld, ich werde bald frei sein ——--".

Fantômas freut sich. Der kompromittierende Brief kommt ihm wie gerufen, und ohne zu zögern macht er sich an die Ausführung eines teuflischen Plans.

Er stiehlt sich in den Keller des Schlosses und unterbricht die Gaszufuhr zum Zimmer des Marquis, um die Flamme zum Erlöschen zu bringen. Dann öffnet er den Gashahn wieder. Als die Marquise ihrem Gatten die Rückkehr der Gäste mitteilen will, schlägt ihr aus seinem Zimmer starker Gasgeruch entgegen. Der Marquis ist tot. Entsetzt eilt sie in den Salon zurück und unterrichtet die Gäste von dem Unglück. Einige Tage später lädt der Untersuchungsrichter die Marquise vor und klagt sie an, den Marquis ermordet zu haben. Er zeigt der Marquise das in seinem Besitz befindliche billet doux von ihrer Hand und droht, es vor Gericht als Beweisstück zu verwenden. Gegen eine Zahlung von 500 000 Francs Schweigegeld allerdings.

Ribonard trifft zur verabredeten Zeit in der Kirche von Baloire mit Fantômas zusammen. Ohne Umschweife verlangt Fantômas die Herausgabe der Juwelen. Ribonard deutet auf die große Glocke der Kirche. Fantômas folgt Ribonard, der über eine Leiter in das Innere der Glocke klettert, nachdem er den Klöppel mit dem Glockenseil festgebunden hat, um nicht erschlagen zu werden. Oben angekommen, steckt Ribonard den Schmuck heimlich in seine Taschen und wirft dem ungeduldig wartenden Fantômas eine leere Schachtel zu. Blitzschnell entfernt Fantômas die Leiter, so daß Ribonard der Rückweg abgeschnitten ist, löst das Glockenseil und kehrt, ohne auf die Schreie des Verlorenen zu achten, in die Stadt zurück. Erst dort entdeckt er, daß die Schachtel leer ist.

Fantômas ist außer sich vor Wut. Am nächsten Tag wird der Marquis auf dem Friedhof der Kirche von Baloire feierlich beigesetzt. Als die Glocke geläutet wird, geht ein Regen von Perlen, Edelsteinen und Blutstropfen auf die Trauergäste nieder.

Der Journalist Fandor ist in St. Calais eingetroffen und zerbricht sich den Kopf über all die merkwürdigen Ereignisse. Im Restaurant des Hotels d‘Europe stößt er im Vorbeigehen gegen einen Garderobenständer. Ein Hut fällt zu Boden. Überrascht bemerkt Fandor, daß der Hut mit einer zusammengefalteten Zeitung ausgestopft ist. Er erkundigt sich beim Garderobenfräulein nach dem Besitzer des Hutes und erfährt, daß der Hut dem Untersuchungsrichter Pradier gehört. Der Untersuchungsrichter findet auf seinem Schreibtisch die Nachricht vor, daß die belgischen Behörden dem Auslieferungsbegehren der französischen Polizei, das dem Mann gilt, der als Fantômas im Gefängnis von Louvain sitzt, stattgegeben haben. Um sein Spiel als Untersuchungsrichter nicht zu gefährden, ordnet Fantômas für zwei ihm ergebene Verbrecher Haftverschonung an und erteilt ihnen die Auflage, den falschen Fantômas vor oder nach seiner Auslieferung zu ermorden. Die Marquise de Tergall verspricht dem Untersuchungsrichter, das geforderte Schweigegeld zu zahlen. Inzwischen hat sich Fantômas von Rose, ihrer Kammerzofe, auch die dem Marquis geraubten 250 000 Francs aushändigen lassen.

Fandor beschließt, den beiden Verbrechern zu folgen, die überraschend aus dem Gefängnis von St. Calais entlassen worden sind. In einem Café, das sie aufsuchen, bestellt er am Nebentisch eine Erfrischung und kritzelt auf ein Stück Papier eine Notiz, wobei er dafür sorgt, daß die Verbrecher mitlesen, was er schreibt: "An alle Zeitungen der Hauptstadt Paris. Ich teile Ihnen hierdurch mit, daß der berühmte Mörder Fantômas noch in dieser Nacht auf dem Bahnhof von Conneré eintreffen wird. Die belgischen Behörden haben ihn an Frankreich ausgeliefert. Er wird anschließend in das Gefängnis von St. Calais überführt werden."

Es ist eine Falle. Bei ihrem Versuch, den Gefangenen, in dessen Rolle Fandor geschlüpft ist, zu ermorden, werden die Verbrecher gefaßt und dem Untersuchungsrichter von St. Calais überstellt, der sich gezwungen sieht, seine Helfershelfer wieder einzusperren.

Fantômas ist beunruhigt. Als er die Marquise verabschiedet, die ihm das Schweigegeld zugesteckt hat, erblickt er auf dem Flur des Justizpalastes Juve. Es gelingt ihm gerade noch, auf einem amtlichen Bogen eine kurze Mitteilung zu verfassen, die er an die Gefängnisverwaltung seines Zuständigkeitsbereiches adressiert. Dann erscheinen Juve und Fandor mit einigen Beamten in seinem Büro und nehmen den falschen Untersuchungsrichter fest.

Fantômas wird in Handschellen gelegt und in das Gefängnis von St. Calais eingeliefert. Um Mitternacht betritt der Direktor des Gefängnisses lächelnd die Zelle, in der Fantômas ihn schon erwartet. Am nächsten Morgen erkundigt sich Juve nach seinem Gefangenen. Die Auskunft, die er erhält, ist niederschmetternd: Fantômas ist entlassen worden! Wie es dazu kam, erklärt der amtliche Befehl, den der Gefängnisdirektor Juve überreicht:

"Ich, Charles Pradier, Untersuchungsrichter, ordne hiermit an, den Gefangenen namens Fantômas unbemerkt und stillschweigend zu entlassen. Der Gefangene ist nicht Fantômas, sondern in Wirklichkeit Inspektor Juve, dessen vorübergehende Festnahme von mir beschlossen wurde. Die Untersuchung, mit der ich beauftragt bin, machte diesen Schritt notwendig. Die vorübergehende Festnahme hatte ihre besonderen, geheimen Gründe. St. Calais, den 1. März 1914."  - (net)

Fantomas (2)

- Josef Capek (1918)

Fantomas (3)

"From the imaginative standpoint Fantômas is one of the richest works that exist." — Guillaume Apollinaire
"Absurd and magnificant lyricism." — Jean Cocteau
"The modern Aeneid." — Blaise Cendrars
"A utopia of uninterrupted sensationalism. The book is not a puzzle but an intoxicant." — Geoffrey O'Brien
"Unable to resist the allure of evil, I spent the rest of the day with Fantômas..." — Umberto Eco
"It kept me up and hour and a half after my appointed bedtime." — Punch

- Friends of Fantômas

Fantomas (4)

Magritte: "Return of the Flame"

- René Magritte

Fantomas (5)  - Fantomas ? ... Mag sein! sagte sich Juve, aber wo war er, und unter welcher Tarnung hielt er sich versteckt?

Fantomas (6)

"Le Barbare"

- René Magritte

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Fabelmenschen Verbrecher, großer Verwandlung Anarchismus
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