pollinaire  Begleitete man Apollinaire auf der Straße, so wandte er sich mit Vorliebe nach den Abfälle sammelnden alten Clochardweibern um, denen man in Paris abends auf der Rive gauche begegnet, wenn sie zu den Quais hinuntergehen. Er betrachtete sie ein wenig als Literaturgeschichte und es kam für einen Moment ein feuchter Glanz in seine Augen. Bei anderen Gelegenheiten klang sein Lachen wie ein losbrechender Hagelschauer gegen eine Fensterscheibe. - (hum)

Apollinaire (2)  Heute abend bei Apollinaire zum Essen gewesen. Er und Marie Laurencin holten mich im Mercure ab. Meinen Katzen im Luxembourg zusammen Futter gebracht, dann an der place Medicis eine Erdbeertorte gekauft. Danach zusammen zu Apollinaire, boulevard Saint-Germain 202, nachdem wir bei einer Obsthändlerin in der rue des Saints-Pères die Einkäufe gemacht hatten. Seltsame Wohnung Apollinaires im obersten Stock eines alten Hauses. Eine kleine Innentreppe führt auf einen Balkon und zu seinem Schlafzimmer hinauf, das in einer Art «Laterne» liegt, wie bestimmte alte Häuser sie haben, das heißt ein einziges Zimmer, das wie ein kleiner Würfel aus dem Dach herausragt. Die Katze Pipe, schwarz und weiß gezeichnet, zutraulich und verspielt. Marie Laurencins Bilder. Den Auftakt des Essens bildet ein mit Parmesankäse und Safran bereitetes Reisgericht, das mir gar nicht zusagt. Der Kaffee ist vergessen worden. Apollinaire muß noch einmal hinuntergehen. Eine eigenartige, ja etwas undurchsichtige Gestalt, dieser Apollinaire. Er gefällt mir sehr gut. Ich hege für ihn große Sympathie. Manchmal hat er für mich allerdings etwas Abenteurerhaftes, etwas Zwielichtiges. Neulich sagte er zu mir, er sei mir gegenüber noch nicht «unbefangen», da er andere Menschen immer erst sehr gut kennenlernen müsse. Ich weiß, daß er dennoch in seiner Lebensweise sehr intelligent, findig, verschwiegen und erfahren ist. Er kennt Bücher voller ausgefallener Dinge, wenig bekannte Sachen, und ist sehr umfassend gebildet. Vor einiger Zeit, als er ‹L'Hérésiarque & Cie.›  veröffentlichte, habe ich es ihm gesagt: «Aus alldem machen Sie Ihre Bücher.» Dagegen hat er sich verwahrt, vor allem, was seine Verse betrifft, von denen er behauptet, sie seien sein Eigenstes.

Als Dichter hochinteressant, und der Stil seiner ‹Vie anecdotique› im Mercure ist schlicht und sehr geschliffen. Wirklich eine sonderbare Gestalt. Woher kommt er? Wilhelm Apollinaris de Kostrowitzky. Was hat er früher getan, was denkt er, was tut er - sein Verhalten, seine Lebensweise, seine Gefühle? Lachend sage ich mir: es ist mir ebenso recht, wenn ich es nicht weiß.

Als Mensch ist er sehr einfach, überhaupt nicht affektiert, sitzt zu Hause in Hemdsärmeln da, ohne Kragen, und hilft Marie Laurencin in der Küche und beim Auftragen.  - (leau)

 

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