ântomas   Fantômas. Paris 1913-1914. Ein Film in fünf Teilen von Louis Feuillade. Mit René Navarre (Fantômas), Bréon (Inspektor Juve), Georges Melchior (Fandor), Renée Carl (Lady Beltham). Länge: 5478 m.

 Fantômas, IV. Teil, Fantômas gegen Fantômas. Die Mißerfolge, die Inspektor Juve und sein Freund, der Journalist Fandor, bisher stets bei ihrer Verfolgung des geheimnisvollen Verbrechers Fantômas gehabt haben, hat die zu Vorurteilen und unbewiesenen Behauptungen geneigte öffentliche Meinung dahin gebracht zu glauben, daß Juve selber der Gesuchte ist und die Fahndung nach Fantômas dazu benutzt, die Spuren der Verbrechen umso gründlicher zu verwischen.

Juve vermutet, daß es niemand anderes als der wirkliche Fantômas ist, der geschickt diese Gerüchte und Verleumdungen ausstreut. In einem Café kann Fandor sich davon überzeugen, welches Ausmaß die allgemeine Erregung erreicht hat. Die Leitung der Pariser Polizei sieht sich schließlich ge-zwungen, Juve verhaften zu lassen. Sie verspricht sich von dieser scharfen Maßnahme zumindest Aufklärung darüber, ob Fantômas tatsächlich oder nur in der Phantasie des Detektivs existiert; denn auch Juves Vorgesetzte wollen nicht mehr ausschließen, daß dieser unter der fixen Idee leidet, hinter allen Verbrechen unbekannter Täter Fantômas als deren Urheber suchen zu müssen. Fandor hört von der Verhaftung seines Freundes und beschließt, sich dem gleichen Schicksal zu entziehen.

Der Kommissar, der ihn in der Redaktion verhaften will, findet statt seiner nur einen Brief vor: "Herr Kommissar! Ich weiß, daß man mich festzunehmen beabsichtigt, wie meinen Freund Juve. Ich halte es aber für nötig, auf freiem Fuß zu bleiben, solange Juve in Haft ist, um für ein gerechtes Ende seiner Sache kämpfen zu können. Jerôme Fandor." Seine Redaktionskollegen erklären dem überraschten Kommissar, nichts über Fandors Aufenthalt zu wissen. Sie lächeln, als der Kommissar die Redaktionsräume unverrichteter Dinge wieder verläßt. Kurze Zeit später hält sich der alte Wucherer, der unter dem Namen "Père Moche" bekannt ist, in seiner Wohnung auf, die im dritten Stock eines düsteren Vorstadthauses liegt. Seine unruhigen Bewegungen lassen erkennen, daß er jemanden erwartet. In der Tat erscheint alsbald der Kassenbote einer großen Bank bei ihm, um eine Geldsumme entgegenzunehmen. Der Bote erhält das Geld und legt es in eine Tasche, in der sich schon eine erhebliche Summe befindet. Er erzählt dem Alten, daß er im vierten Stock des Hauses noch ein weiteres Geschäft zu erledigen habe, und geht. Angespannt lauscht Père Moche hinter ihm her. Er hört ihn die Treppe hinaufgehen, dann, wie eine Tür sich öffnet, schließlich ein dumpfes Poltern, das Geräusch eines fallenden menschlichen Körpers. Leise huscht Père Moche in den vierten Stock und betritt eine Wohnung. Der Mörder des Kassenboten und sein Mädchen säubern sich in einer hinteren Kammer sorgfältig die Hände. Die Geldtasche des Ermordeten liegt unbewacht auf einem Tisch. Père Moche ergreift sie und eilt in seine Wohnung zurück. Dort schließt er die erbeutete Tasche in seinen Geldschrank ein und empfängt ruhig den Besuch einer Frau, die ihm einen Brief überreicht: "Geehrter Herr! Überbringerin dieses ist die Mieterin des 5. Stockwerkes Ihres Hauses. Sie möchte in einem Zimmer, das ihr zu groß ist, eine Wand ziehen lassen. Der Hausverwalter.“ Während Père Moche noch mit der Frau verhandelt, stürzen der Mörder des Kassenboten und seine Komplizin herein. Mit einer herrischen Geste heißt der Wucherer sie warten und fertigt die Besucherin ab. Kaum ist sie gegangen, überfallen die Banditen den Alten mit wütenden Vorwürfen und fordern drohend ihren Anteil an der Beute. Als Père Moche sich weigert, das Geld herauszugeben, greift der Mörder des Kassenboten ihn mit einem Messer an, das der Wucherer ihm aber mit einer für sein Alter erstaunlichen Kraft entwindet. Eingeschüchtert ge-ben die Banditen nach und lassen sich von Père Moche belehren, wie die Leiche des Kassenboten am besten zu beseitigen ist.

Das geheimnisvolle Verschwinden des Kassenboten hat die Polizei, die vergeblich versucht, ihn zu finden, in helle Aufregung versetzt. Eines Tages beruft der Chef der Sûreté eine Versammlung seiner Beamten ein und teilt ihnen die Sensationsnachricht mit, daß der berühmte amerikanische Detektiv Tom Bob in Paris eingetroffen ist, um die seltsame Fantômas-Affäre zu untersuchen und den Fall des verschwundenen Kassierers aufzuklären. Er ist ärgerlich, daß ein Fremder sich in die Angelegenheiten der Pariser Polizei mischt, ordnet aber an, dem Amerikaner von Amts wegen jede nur mögliche Unterstützung zuteil werden zu lassen.

Am Nachmittag desselben Tages betreten Maurer das Haus des Père Moche, um im fünften Stock die von der Mieterin gewünschte Wand zu ziehen. Als einer von ihnen einen Nagel in das Mauerwerk schlägt, bemerkt er mit Entsetzen, wie auf dem weißen Kalk ein blutigroter Streifen erscheint. Schnell schlägt er ein Loch in die Wand und stößt auf den ermordeten Kassierer.

Tom Bob erscheint in der Wohnung, aber ehe die sofort alarmierte Polizei eintrifft, hat sich der amerikanische Detektiv bereits wieder unbemerkt entfernt. Tag und Nacht arbeitet die Polizei, um nach der Leiche des Kassierers auch dessen Mörder zu finden, aber alle Anstrengungen führen zu nichts.

War es Fantômas? Niemand vermag diese Frage zu beantworten.

Eine ehemalige Komplizin des Verbrechers, Lady Beltham, hat mit ihrer Schönheit einen Fürsten bezaubert und ist durch die Eheschließung mit ihm in den Besitz des Titels einer Großherzogin gelangt. Sie weilt zu ihrem Vergnügen in Paris. Eines Morgens überbringt ihr ein Diener die Visitenkarte Tom Bobs. Erstaunt befiehlt sie, den ihr unbekannten Besucher vorzulassen, Als sie ihm kurz darauf gegenübersteht, erkennt sie in ihm mit Schrecken den fürchterlichen Mann, der sie einst auf die Bahn des Verbrechens geführt hat und sie nun mit einem einzigen Wort aus dem Glanz ihres neuen Glücks in Not und Schmach stürzen kann.

Aber Tom Bob hat andere Pläne. Er zwingt sie nur — immer der äußerlich höfliche Gentleman —, einen Brief an die Zeitungsagentur Havas zu schreiben und in ihm um die Veröffentlichung folgender Mitteilung zu bitten: "Da es der Polizei nicht gelingt, des Fantômas habhaft zu werden, macht die Großherzogin Alexandra den Vorschlag, eine öffentliche Sammlung zu veranstalten, die die Summe für eine Belohnung erbringen soll, die demjenigen zufällt, der den Banditen verhaftet oder einen Hinweis gibt, der zu seiner Verhaftung führt. Alle Zahlungen sind an die Großherzogin zu richten, die selbst 50000 Francs zeichnet." Der Name der fürstlichen Frau sichert dem Aufruf ein außerordentliches Ergebnis. Die Zeit vergeht, ohne daß sich etwas Besonderes zuträgt. Von Juve und Fandor wird kaum noch gesprochen, und so gelingt es Fandor, unerkannt in einem kleinen Hotel in der Vorstadt zu leben. Geduldig wartet er dort auf seine Stunde.

Sie schlägt, als er erfährt, daß die Großherzogin Alexandra, die durch die Ausschreibung der Belohnung für die Ergreifung des Fantômas so viel von sich reden gemacht hat, einen großen Maskenball gibt, der das Ereignis der Saison zu werden verspricht. Fandor, der davon überzeugt ist, daß die Großherzogin in irgend einer Beziehung zu Fantômas steht, beschließt, den Ball zu besuchen. Um sich möglichst unkenntlich zu machen, wählt er als Kostüm die Maske des "Schwarzen Mannes". Wie Fandor, empfinden auch der Chef der Sûreté und seine Beamten den lebhaften Wunsch, dem Fest beizuwohnen, und nehmen daher mit Freuden die Einladung der Großherzogin an. Einer der Kriminalbeamten trägt ebenfalls das Kostüm eines "Schwarzen Mannes". Während der Ball schon in vollem Gange ist, erscheint ein dritter "Schwarzer Mann". Zwei der "Schwarzen Männer" geraten nach einer Rempelei, die einer der beiden mit Absicht herbeiführt, in Streit und begeben sich in den Garten, um dort ihren Handel auszutragen. Fandor, der sie bemerkt hat, folgt ihnen. Ehe er sie erreicht hat, sieht er einen "Schwarzen Mann" eilig aus dem Garten zum Ballsaal zurückkehren. Von bösen Ahnungen getrieben sucht Fandor den anderen und findet ihn tot auf einem von dichtem Gebüsch umstandenen Rasenplatz. Er lüftet die Maske des Toten und erkennt in ihm einen Agenten der Sûreté.

Sofort schlägt Fandor Alarm. Das Fest wird unterbrochen. Fandor benutzt das Gedränge, um sich unerkannt zu entfernen. Der Tote wird ins Haus getragen. Im gleichen Augenblick berichtet die Dienerschaft von einem seltsamen Zwischenfall, der sich kurz zuvor in der Garderobe zugetragen hat: Ein "Schwarzer Mann" sei erschienen und habe darum gebeten, ihm eine Armwunde zu verbinden. Zur Erklärung habe er angegeben, er habe sich bei einem Sturz mit seinem eigenen Messer verletzt. Nachdem man die Wunde verbunden habe, habe der Mann die Garderobe wieder verlassen und zwar auffallend hastig. Einige Kriminalbeamte schwärmen aus, um den "Schwarzen Mann" vielleicht noch zu stellen — zu spät.

Doch endlich hat man einen Anhaltspunkt. Wenn Juve und Fantômas ein und dieselbe Person sind und es Juve gelungen sein sollte, seine Zelle zu öffnen und den Ball der Großherzogin zu besuchen, muß sein rechter Arm eine Verletzung aufweisen. Die Beamten eilen in Juves Zelle. Sie finden den Detektiv in einem Tiefschlaf vor, aus dem ihn lange kein Rufen und Rütteln zu wecken vermag. Ein hinzugezogener Arzt erklärt, es müsse sich um die Wirkung eines narkotischen Mittels handeln, das Juve entweder selbst eingenommen habe oder das ihm eingegeben worden sei. Ein in der Zelle befindlicher Becher, in dem ein Rest Wasser ist, wird untersucht. Er enthält die Spuren eines starken Schlafmittels. Als der Detektiv endlich erwacht, wird an seinem rechten Arm tatsächlich eine frische Wunde entdeckt. Juve erklärt sich aber nach wie vor für unschuldig und verlangt, daß sämtliche Gefängniswärter zusammengerufen und ihm gegenübergestellt werden. Unter ihnen erkennt er sofort Nibet, den ihm wohlbekannten Verbrecher. Nibet leugnet, kann aber sein Erschrecken nicht verbergen. Bei einer Durchsuchung seiner Taschen findet man bei ihm ein Schlafmittel, das mit dem im Becher des Detektivs ermittelten übereinstimmt, und ein blutiges Messer. Dadurch als Komplize von Fantômas überführt, wird Nibet festgenommen, während Juve aus der Haft entlassen wird.

Aber noch immer fehlt jede Spur von Fantômas. Nibet schweigt. Um nicht in die Mordsache verwickelt zu werden, kehrt Fandor vom Ball der Großherzogin nicht in sein Hotel zurück, sondern hält sich an der Stadtgrenze versteckt. Die Tage über läßt er sich nicht blicken, des Nachts aber durchstreift er die Verbrecherviertel in der Hoffnung, wieder eine Spur aufnehmen zu können. Und in der Tat gelingt es ihm eines Nachts, eine Bande zu belauschen, die dem Wucherer Père Moche heftige Vorwürfe macht, er habe sie bei verschiedenen Transaktionen um ihren Anteil betrogen. Père Moche verteidigt sich mit dem Hinweis, auf Befehl des Bandenchefs zu handeln, den keiner kennt, und zeigt einen Brief vor, in dem es heißt: "Liebe Freunde! Bleibt guten Mutes, solange ich in Haft bin. Vertraut alle Beute Père Moche an. Am Tage meiner Freilassung werde ich euch auszahlen." Die Banditen geben sich damit zufrieden und suchen ihre verschiedenen Schlupfwinkel auf. Kaum haben sie sich entfernt, entnimmt Père Moche einem schlau gewählten Versteck eine schwere Geldkassette und macht sich ebenfalls davon.

Fandor verfolgt ihn bis in ein einsam gelegenes Haus und beobachtet, wie der Alte in dessen Keller die Kassette erneut versteckt. Als Père Moche das Haus wieder verlassen hat, muß Fandor zu seinem Schrecken erkennen, daß er in eine Falle geraten ist. Weder die Türen noch die Fenster des Hauses geben seinen verzweifelten Anstrengungen, sie zu öffnen, nach. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich einstweilen in Geduld zu fassen.

Juve hat inzwischen seine Arbeit bei der Sûreté wieder aufgenommen. Um die Fahndung nach Fantômas nicht zu gefährden, wird beschlossen, diese Entwicklung der Dinge geheimzuhalten. Es scheint aber, als reichten die Verbindungen des Verbrechers bis in die Polizei hinein; denn als Juve eines Tages in einer wichtigen Besprechung mit dem Chef der Sûreté in dessen Büro sitzt, dringen einige als Maurer verkleidete Banditen zu ihnen ein und bemächtigen sich des Detektivs, bevor die sich überall im Hause aufhaltenden Beamten eingreifen können. Juve wird gefesselt und zu dem einsam gelegenen Haus verschleppt, in dem Fandor gefangen ist.

Fandor, der die Bande durch ein Fenster kommen sieht, versteckt sich im Keller in einem leeren Faß. Der Zufall will es, daß die Verbrecher den gefesselten Juve in unmittelbarer Nähe dieses Fasses auf den Boden legen, um ihn zu verhören. Erstaunt vernimmt Juve die Stimme seines Freundes, der ihm den Rat zuflüstert, sich als Fantômas auszugeben und sich bereit zu erklären, die Bande auszuzahlen. Da Juve, von Fandor unterrichtet, das Versteck der Geldkassette nennen kann, schenken die Banditen ihm Glauben. Sie befreien ihn von seinen Fesseln und umringen ihn freudig, während Fandor in seinem Faß sitzt und darüber nachsinnt, wie diese seltsame Affäre wohl enden wird. Der Chef der Sûreté hat sich noch kaum von dem Schrecken erholt, in den die freche Entführung des Detektivs ihn versetzt hat, als ihm die Visitenkarte des Amerikaners Tom Bob gebracht wird.

Er läßt den Besucher sofort hereinführen. Zu seiner Verblüffung bietet ihm der Amerikaner an, ihm das Versteck von Fantômas und seiner Bande zu zeigen. Eine große Schar von Polizisten folgt Tom Bob zu dem Haus, in dem Juve gerade mit der Bande verhandelt. Einer der Banditen bemerkt die anrückenden Polizisten und schlägt Alarm. Die Banditen springen auf, um sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen, aber Juve weiß sie geschickt zu beruhigen, indem er sie glauben macht, es handele sich bei den Gestalten nicht um wirkliche Polizisten, sondern um einige verkleidete Kumpane, die er herbestellt habe. Unter dem Vorwand, sie begrüßen zu wollen, tritt er aus dem Haus und weiht die Kiriminalbeamten in die Lage ein. Als die Banditen ihm folgen, werden sie einer nach dem anderen ergriffen und in Eisen gelegt.

Fantômas allerdings ist nicht unter den Gefangenen. Juve und Fandor, der inzwischen aus seinem Faß befreit worden ist, sehen sich nach dem hilfreichen Amerikaner um. Aber Tom Bob ist verschwunden. Sie schöpfen den Verdacht, daß Fantômas sie einmal mehr genarrt hat, und setzen dem Amerikaner nach. Sie erwischen ihn vor dem Haus der Großherzogin Alexandra, aus dem er eben die Belohnungssumme gestohlen hat. Sie stürzen sich auf den Verbrecher, um ihn endlich festzunehmen. Es gelingt ihnen nicht.

Mit Riesenkräften reißt Fantômas sich los und entkommt. - (net)

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Fabelmenschen Verbrecher, großer Verwandlung Anarchismus
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