»Das läßt sich gut an!« sagte Cornaboeux, und drehte sie um. -
Guillaume Apollinaire, Die elftausend
Rute
n.
München 1985 (zuerst 1907)
-
Alfred Polgar, nach: Vom Geheimnis der alltäglichen Dinge. Hg. Johannes Werner.
Frankfurt am Main 1998
Einbrecher (3) Ja, es war heiß in der Welt. Für eines Einbrechers Absichten noch lange viel zu heiß. (Das Wort Sonne, unachtsam geäußert, kränkte ihn sehr).
Der Einbrecher war geduldig. Er schlief ein wenig am Ufer des Sees, ging umher, schlief ein wenig, trank hopfenstarkes Bier und blieb mit seinen Gedanken allein. Dachte er doch, wie er später (ein paar Monate noch!) werde einbrechen können: unverhofft, mit der ganzen Kraft seines Körpers.
So wartete er den Sommer hindurch auf den Herbst. Im Herbst, abends, trank
er bis zu neun Glas Bier. Er schlief ein wenig, ging umher und sehnte (trotz
vieler Ablenkungen, die es gab) den Winter herbei: der Frost möge den See endlich
zufrieren lassen, nein, nein, nein, mit einer dünnen Eisfläche bedecken, dünn
genug, Enten zu tragen, nicht einen erwachsenen Mann wie den Einbrecher. (An
Feuerwehrleute, die ihn wiederbelebten, richtete er ein gutes Wort.) -
Günter Bruno Fuchs, Handbuch für Einwohner. München 1970
Einbrecher (4) Ich wohne allein in einer
armseligen Dachkammer eines alten Mietshauses mit
einem rostigen kleinen Balkon von der Art, wie sonst Küchenbalkone sind. Ich
lag auf der eisernen alten Bettstatt, als es läutete. Ich machte die Tür auf.
Ein Unbekannter trat herein, drängte mich zurück, zog mir den Geldbeutel aus
der Tasche, griff mich ab und kam mit in mein Zimmer, da ihm anscheinend die
Beute zu gering war. Er wollte noch mehr Geld von mir herauspressen. Ich schrie
laut um Hilfe. Es gelang mir sogar, auf den Balkon hinaus zu entwischen und
zu schreien. Der Einbrecher lachte nur und blieb im Eck sitzen. Unten rührte
sich nichts. Der Balkon ging hinten hinaus. Schließlich kam ein kleines Mädchen
unten zur Haustür herein. Es hatte wohl meine Rufe gehört, aber nicht richtig
verstanden, daß ich Hilfe brauchte. Als es läutete, ließ mich der Einbrecher
sogar aufmachen, ging aber mit mir zur Tür. Es stand ein beinamputierter Bettler
mit zwei Krücken draußen und das kleine Mädchen. Ich bat trotzdem um Hilfe.
Aber der Einbrecher nahm dem Krüppel sofort die Krücken ab, damit er wehrlos
war, und packte ihn und das Mädchen und zog beide in die Wohnung herein. Und
er sperrte uns alle in die Wohnung ein. Die übrigen Mieter sind nicht zuhause.
- Wolfgang Bächler, Traumprotokolle. München 1972
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