irat   Daß Piraten gerne mit Papageien in Zusammenhang gebracht werden, geht  auf Die Schatzinsel zurück. Long John Silver hält seinen Papagei in einem Käfig in der Kombüse der Hispaniola, nimmt ihn aber auch mit an Land. Das Tier, das er Käpt‘n Flint nennt, soll zweihundert Jahre alt sein und Madagaskar und Portobello gesehen haben.

 Seeleute brachten von Reisen in die Tropen gern Vögel und andere exotische Tiere als Andenken mit. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich Papageien. Sie waren schön bunt, lernten sprechen und waren an Bord eines Schiffes leichter zu halten als Affen und andere wilde Tiere. Außerdem blühte der Handel mit Vögeln im London des 18. Jahrhunderts, und Papageien erzielten stolze Preise.

Im September 1717 bot ein gewisser Michael Bland in der Zeitung The Post-Man »Sittiche mit roten Köpfen aus Guinea und zwei schöne, sprechende Sittiche aus Buenos Aires sowie mehrere junge sprechende Papageien« zum Verkauf an. In der nächsten Ausgabe des Blattes übertrumpfte ihn David Randall: Er bot Papageien feil, »die Englisch, Holländisch, Französisch und Spanisch sprechen und auf Befehl pfeifen, sowie Sittiche mit roten Köpfen, sehr zahm und possierlich«. - David Cordingly, Unter schwarzer Flagge. Legende und Wirklichkeit des Piratenlebens. München 2001 (dtv 30817, zuerst 1995)

Pirat (2) Ein schöner alter Mann traf einen Schüler aus der Sonntagsschule; er legte seine Hand auf den Kopf des Burschen und sagte:

»Höre, mein Sohn, auf die Worte der Weisen und achte auf den Rat der Gerechten!«

»In Ordnung«, antwortete der Schüler der Sonntagsschule, »und was soll ich tun?«

»Oh, ich habe dir eigentlich nichts Bestimmtes zu sagen«, erwiderte der schöne alte Mann. »Ich übe nur eine der Gepflogenheiten des Alters. Ich bin ein Pirat.«

Und als er seine Hand von dem Kopf fortgenommen hatte, bemerkte der Junge, daß sein Haar voll von geronnenem Blut war. Der schöne alte Mann aber ging seines Weges und unterwies andere Jugendliche. - Ambrose Bierce, Die Spottdrossel. Zürich 1963 (zuerst ca. 1890)

Pirat (3) Aus sechs Geschwadern bestand die Flotte, unter verschiedenfarbigen Flaggen: rot, gelb, grün, schwarz, violett, sowie die mit dem Schlangenzeichen, die das Schiff der Kapitänin führte. Die Anführer nannten sich: Vogel und Stein, Zuchtrute des Morgenwassers, Mannschaftsjuwel, Fischreiche Woge und Hohe Sonne. Das Reglement, das die Witwe Tsching eigenhändig verfaßte, ist von unbeugsamer Strenge, und sein gerader und lakonischer Stil ist bar jener hinfälligen rhetorischen Blüten, die dem chinesischen Amtsstil eine geradezu lächerliche Hoheit verleihen. Ich gebe hier einige Artikel wieder:

»Alle von Bord feindlicher Schiffe übernommenen Güter sollen in ein Lager geschafft und dort registriert werden. Der fünfte Teil dessen, was jeder einzelne Pirat beibringt, wird ihm später ausgehändigt; der Rest soll im Lager verbleiben. Die Verletzung dieser Anordnung ist der Tod.

Dem Piraten, der ohne ausdrückliche Erlaubnis seinen Posten verläßt, sollen zur Strafe die Ohren öffentlich durchbohrt werden. Der Rückfall in dieses Vergehen ist der Tod.

Der Verkehr mit den in den Dörfern geraubten Frauen ist an Deck verboten; er soll sich auf den Kielraum beschränken, jedoch nie ohne Erlaubnis des Ladungsmeisters. Die Verletzung dieser Anordnung ist der Tod.«

Berichten Gefangener zufolge bestand die Kost der Piraten in der Hauptsache aus Zwieback, dicken gemästeten Ratten und gekochtem Reis; an Kampftagen pflegten sie Pulver in ihren Alkohol zu mischen. Karten und falsche Würfel, das Glas und das rechteckige Spielbrett des Fan Tan, die Visionen verheißende Opiumpfeife und das Lämpchen waren ihr Zeitvertreib. Zwei Degen, die gleichzeitig geführt wurden, waren ihre bevorzugten Waffen. Bevor sie ein Schiff enterten, rieben sie sich die Backenknochen und den Körper mit einem Absud von Knoblauch ein: zuverlässiger Talisman gegen die Kränkungen der Feuermäuler.

Die Mannschaft fuhr mit ihren Frauen; der Kapitän jedoch mit seinem Harem, der fünf oder sechs Häupter zählte und bei Siegen aufgefrischt zu werden pflegte. - (bo3)

Pirat (4) Ein zarter Anflug von Piraterie lauft durch Harris' Adern. Wie Benvenuto Cellini kann er nicht umhin, die Schönheit der Gewalt zu sehen. Oh, wie seine Augen glänzten, als er die Diamantenminen von Kimberley erwähnte.

 »Da kann man sich seinen Lebensunterhalt verdienen«, rief er immer wieder. Und selbst Nellie, seine Frau, kommt voll auf ihre Kosten, als sie ihn dabei beobachtet und schwort, daß sie mithelfen wird, den Zug anzuhalten, wenn er das will. Beide amüsieren sich, doch irgend etwas ist immer an dem hitzigen, raschen Aufleuchten von Harns' Augen, das über das schiere Vergnügen hinausgeht.

Ich sagte: »Ich seh Sie doch schon baumeln in Kimberley, seh Sie beim Hals baumeln in Kimberley.«

Das hatte einen seltsamen poetischen Rhythmus an sich, und Harris blickte auf und nickte.

»Genauso muß man sterben«, sagte er, »dahinscheiden wie eine prächtige, tapfere Frucht und nicht wie ein Wurm.«  -  (barn)

Beruf Seemann Räuber
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