insel
Yen Shih-fan, ein berüchtigter Staatsmann der Ming-Zeit,
starb 1565. Es heißt von ihm, daß er einen speziellen Schreibpinsel
erfand, der ein todbringendes Geschoß ausstoßen konnte, wenn
er über einer Kerze erhitzt wurde. Die Originalgeschichte erklärt,
daß Yen Shih-fan diesen geladenen Schreibpinsel als Verteidigungswaffe
vorsah für den Fall, daß einer seiner vielen Feinde ihn am Schreibtisch
seiner Bibliothek überraschen sollte, wenn keine andere Waffe
zur Hand war. Wenn ein neuer Schreibpinsel in Gebrauch
genommen werden sollte, mußte der Schreiber
zuerst die überflüssigen Haare um die Spitze abbrennen. Um dies
zu tun, hält er den Pinsel gegen eine Flamme, den Schaft horizontal
zum Auge. So ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß ein aus dem
Ende des Pinsels ausgestoßenes Geschoß sein Gesicht treffen wird.
Sogar wenn das Wachs, das die zusammengepreßte Feder im Innern
des Schafts hält, während des Zurechtmachens des Pinsels noch
nicht gleich schmilzt, hat der Schreiber doch wenig Chancen zum
Überleben, wenn er einmal den Pinsel zu brauchen beginnt, denn
sein Kopf wird gewöhnlich über das Papier gebeugt und daher in
direkter Schußlinie sein. - Robert van Gulik, nachwort zu: Mord im Labyrinth.
Zürich 1985
Pinsel (2)
- Milo Manara