efressenwerden Die
Thiere werden nach dem Tode durch die Fäulnis in
Erde, die Erde in Gewächse, und diese, wenn sie von den
Thieren gefressen werden, und dieselben nähren, wieder in thierische Körper
verwandelt. Solchergestalt gehet die in Getreide
verwandelte Erde nachher unter dem Namen des Getreides in den menschlichen Körper
über, wird darin von der Natur des Menschen in Fleisch, Beine, Nerven etc. verwandelt;
wenn aber der Mensch nach dem Tode verfault, gehet die Kraft der Natur verlohren,
und der Mensch wird wieder zur Erde, wovon er genommen war. Wenn sich nun Gewächse
in diese Erde aussäen, wachsen sie darin sehr gut, und verwandeln die Menschenerde
in ihre Natur, so daß aus der schönsten Jungfer das häßlichste Bilsenkraut,
und aus dem stärksten Goliath der schwächste Hünerdarm werden kan; das Bilsenkraut
wird von einem stinkenden Cimex [Wanze]
gefressen, und wird zu einem solchen Thiere; dieser Cimex wird von einem Vogel
gefressen, und wird zum Vogel; der Vogel dient dem Menschen zur Speise, und
wird also ein Theil desselben.
- Linné, Anhang zu
(
nem
)
Gefressenwerden (2) Er wankte von einer Seite zur anderen und schrie fürchterlich. Er schien seinen linken Fuß hochziehen zu wollen, und das Licht aus seiner schwingenden Lampe zeigte uns einen beinahe unglaublichen Anblick. Alles, der ganze Schimmel um ihn herum war in aktiver Bewegung. Seine Füße sah man nicht mehr, so tief waren sie eingesunken. Das Zeug schien an seinen Beinen zu lecken-, und abrupt zeigte sich sein bloßes Fleisch. Das grauenhafte Zeug hatte seine Hosenbeine abgerissen, als wären sie Papier. Er gab einen markerschütternden Schrei von sich, und mit einer ungeheuren Kraftanstrengung entwand er dem Schimmel ein Bein. Teilweise war es zerstört. Im nächsten Augenblick stürzte er nieder, und das Zeug häufte sich über ihn, begrub ihn unter sich, als wäre es tatsächlich lebendig oder von einem bestialisch wilden Leben erfüllt. Es war die Hölle. Der Mann war einfach von der Bildfläche verschwunden.
Wo er gefallen war, war jetzt eine sich windende, längliche Erhebung, die
entsetzlich unaufhaltsam anwuchs, da der Schimmel sich in seltsamen kleinen
Wellen von allen Seiten auf sie zubewegte. -
W. A. Hodgson, Die Herrenlose, aus: W.A.H., Stimme in der Nacht. Frankfurt am Main 1982 (st 749)
Gefressenwerden
(3) In der puritanischen
Sittenlehre, deren ich mich erinnere, herrschte stillschweigend die Theorie,
daß, wer sparsam, unternehmend, intelligent, praktisch und vorsichtig genug
sei, keine gesellschaftlichen Konventionen zu verletzen, ein glückliches und
›erfolgreiches‹ Leben haben müsse. Mißerfolg war auf
eine dem Individuum eigentümliche Schwäche oder Verderbtheit
zurückzuführen; aber der anständige Mensch brauche keine schlechten Träume zu
fürchten. Heute ist die Annahme allgemeiner, daß alles persönliche Mißgeschick
die Schuld der ›Gesellschaft‹ sei und durch Verbesserung von außen behoben werden
könne. Im Grunde sind die beiden Philosophien, wie verschieden sie auch in der
Praxis erscheinen mögen, die gleichen. Es scheint mir, daß wir alle, je nach
dem Maße, wie weit wir uns an Dinge der Schöpfung klammern und unseren Willen
vergänglichen Zwecken ausliefern, vom gleichen Wurm gefressen
werden. - T. S. Eliot, Vorwort zu: Djuna Barnes, Nachtgewächs. Frankfurt
am Main 1981 (zuerst 1936)
Gefressenwerden (4)
Gefressenwerden (5)
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