ißerfolg  Harrison war krank vor Enttäuschung und schämte sich seines Mißerfolgs so sehr, daß er keinen Nachbarn sehen wollte und sein düsteres Haus nicht verließ, den Tag damit verbrachte, vor sich hinzubrüten, und die Nacht damit, sich mit seiner jungen Frau zu paaren. In zehn Jahren bekamen sie elf Kinder, von denen sieben an angeborenem Schwachsinn litten. Die letzte Hoffnung, sein Glück noch einmal zu wenden, schwand mit dem Tod seines Vaters in England und dem damit einhergehenden Verlust seiner Kreditwürdigkeit. Endlich machte sich auch sein alter Onkel-Tom-Sklave nachts davon. Um das Faß seines Unglücks zum Überlaufen zu bringen, mußte er erfahren, daß seine Frau an Gebärmutterkrebs erkrankt war und im Sterben lag.

Eines Morgens erwachte er und hörte seine schwachsinnigen Kinder vor Hunger weinen und seine Frau vor Schmerzen schreien. Er nahm seine doppelläufige Flinte vom Haken, lud sie und begann sie methodisch, je zwei auf einmal, zu erschießen. Zuerst erschoß er seine Frau, nicht aus irgendwelchen altruistischen Gründen, sondern einfach, weil sie am nächsten war. Die idiotischen Kinder glotzten ihn mit offenen Mündern und stumpfen Augen an, schienen darauf zu warten, daß sie an die Reihe kamen, doch die drei Mädchen und der Junge, die geistig normal waren, gaben Fersengeld, rannten in ihren zerrissenen Hemden über den Hof, und ihre kleinen weißen Hintern leuchteten in der Morgensonne. Er schoß wahllos hinter ihnen her, als sie auf das Röhricht zu flohen, und erwischte das jüngste von ihnen, ein mageres, sommersprossiges, flachshaariges kleines Mädchen von drei Jahren; die anderen entkamen. Er hatte sie an der linken Wade getroffen, sie konnte nicht weglaufen, deshalb ließ er sie in der Sonne liegen, schreiend vor Schmerzen, während er die restlichen Idioten erledigte. Danach lief er im Nachthemd auf den Hof und jagte ihr eine Kugel durch den Kopf. Dann ging er daran, die letzte Ruhmestat seines Lebens auszuführen. Er lud das Gewehr neu, setzte sich auf die Hintertreppe, hielt es zwischen den Knien, stützte den Schaft auf der untersten Stufe ab, drückte beide Abzüge mit seiner großen Zehe durch und schoß sich den Kopf ab. - Chester Himes, Plan B. Berlin 1994 (Alexander Verlag, zuerst 1993)

 

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