uritaner   Maigret betrachtete eines von den Paaren. Wohl seit fünf Minuten klebten die Lippen der beiden aneinander, und die Hände des Mannes sah man nicht.

»Die sind wohl nicht verheiratet?«

»Nein.«

»Sie dürfen also nicht ins Hotel gehen?«

»Nur wenn sie sich als Ehepaar eintragen, was ein Delikt ist, das schlimme Folgen nach sich ziehen kann, vor allem, wenn sie aus einem anderen Staat kommen.«

»Was sollen sie dann machen?«

»Erstens ist das nicht bewiesen, daß sie nachher noch das Bedürfnis haben.«

Maigret zuckte wütend die Achseln.

»Und wenn sie keine Möglichkeit haben?«

»Das ist unwahrscheinlich. Die meisten haben einen Wagen. Wenn sie keinen haben, müssen sie sich anders zu helfen wissen. Es ist ihre Sache, nicht?«

»Und wenn sie dabei auf der Straße erwischt werden?«

»Das wird sie teuer zu stehen kommen.«

»Und wenn das Mädchen siebzehneinhalb alt ist statt achtzehn?«

»Das kann dem Mann bis zu zehn Jahre Zuchthaus einbringen.«

»Bessy Mitchell war noch nicht achtzehn.«

»Sie war aber verheiratet und geschieden.«

»Maggie Wallach, die die Freundin des Musikers zu sein scheint...«

»Wieso?«

»Es liegt auf der Hand.«

»Haben Sie es gesehen?«

Maigret biß die Zähne zusammen.

»Bedenken Sie, daß auch sie verheiratet ist. Und geschieden.«

»Und Erna Bolton, die etwas mit dem Bruder hat?«

»Sie ist zwanzig.«

»Kennen Sie die Prozeßakten?«

»Ich? Das geht mich nichts an. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß der Bund nicht zuständig ist. Wenn sie sich der Post bedient hätten, zum Beispiel, um ein Delikt zu begehen, dann würde es in meinen Zuständigkeitsbereich gehören. Oder wenn sie eine einzige Marihuana-Zigarette geraucht hätten, have a drink, Julius!«

Es waren etwa zwanzig an der Bar, die tranken und unverwandt auf die Reihen aufgestellter Flaschen und auf den Kalender, der eine nackte Frau darstellte, starrten. Nackte oder halbnackte Frauen gab es überall, auf den Werbeplakaten, auf den Reklamekalendern. Bilder hübscher Mädchen im Strandanzug auf jeder Seite jeder Zeitung und auf jeder Kinoleinwand.

»Aber, zum Teufel, wenn diese Kerle Verlangen nach einer Frau haben?«

Harry Cole, der an den Whisky besser gewöhnt war, sah ihm in die Augen und lachte laut: »Dann heiraten sie.« - Georges Simenon, Maigret in Arizona. München 1976 (Heyne Simenon-Kriminalromane 16, zuerst 1949)

 

Protestant Heuchelei Reinheit

 

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