tinken
Kafka erklärte mir die Statuen
auf der Brücke, machte mich auf verschiedene
Einzelheiten aufmerksam, zeigte mir alte Häuserzeichen, Tore, Fensterumrahmungen
und Schlosserarbeiten. Auf der Karlsbrücke wies er mit der ausgestreckten
Rechten auf einen kleinen Sandsteinengel, der sich hinter einer Marienstatue
mit gespreizten Fingern die Nase zuhielt.
»Er tut so«, sagte Kafka, »als ob es im Himmel
stinken würde. Für ein himmlisches
Wesen, wie es ein Engel ist, muß alles Irdische
jedenfalls von üblem Geruch sein.« »Die Statue,
zu deren Füßen der Engel kauert«, meinte ich, »ist aber ein Muttergottesbild.«
»Na eben!« rief darauf Kafka. »Es gibt nichts Irdischeres und
dabei mehr über die Erde Hinausragendes als das Muttertum.
Durch den Schmerz der Geburt
wird ein neuer Hoffnungsschimmer und damit eine neue Glücksmöglichkeit
in den irdischen Staub gepflanzt.« - Gustav Janouch,
Gespräch
e
mit
Kafka
. Aufzeichnungen
und Erinnerungen. Frankfurt am Main 1981 (Fischer Tb. 5093, zuerst 1954)
Stinken (2) Pfui Teufel wie stinckts! Lazarus nach Aussag
Marthae, hat gestuncken / aber nicht so sehr: der Misthauffen
/ wo der gedultige Job gesessen / hat gestuncken / aber nicht so sehr /
als da stinckt ein stinckfauler Mensch / und solcher wird ebenfahls / vermög
Heil. Schrifft / unter die Narren gezehlt: per agrum pigri hominis
transivi, et per Vineam Viri Stulti Proverb. c. 24. v. 30.
Pfui Teuffel! pfui Faulentzer / alle beede verdienen das Pfui / seind auch
meistens beieinander. Dahero in dem Gerasener Land der Heiland auß einem
besessenen Menschen 6666. Teufel außgetriben; bevor aber dise verdambte
Larven die Herberg quittiert / haben sie umb die Erlaubnuß gebetten / daß
sie doch kunten in die nechste Heerd Schwein fahren / welches auch erlaubt
worden; aber / warumb in die Schwein? Warumb nicht in die Esel? Dise seind
gleichwol Astrologi, und kan man auß der Bewegung ihrer Ohren wahrnehmen
/ was für ein Wetter sein wird: Warumb nicht in die Pferdt? Ein Pferdt
wird so gar unter die Himmels-Thier oder Gestirn gezahlt / und heist Pegasus:
Warumb nicht in die Ochsen? Ein Ochs hat dannoch die Ehr gehabt / daß GOttes
Sohn und er eine Wohnung gehabt: Die Teuffel haben kurtzumb in die Schwein
begehrt; dann kein Thier ist dem Faullentzen also
ergeben / wie die Schwein / dann ihr gantzes
Leben bestehet nur in Fressen / Naschen / Ligen / Schnarchen / Gronen /
etc.- Abraham
a Santa Clara