remdkörper Ein Fremdkörper in Anus und Rektum, häufig auch rektaler Fremdkörper genannt, ist ein meist durch den After in den Mastdarm (Rektum bzw. lat. Rectum) eingeführter und dort befindlicher Gegenstand. Unter bestimmten Umständen kann ein rektaler Fremdkörper klinisch relevant werden. Dies ist dann der Fall, wenn der eingeführte Fremdkörper sich vom Patienten nicht in der vorgesehenen Form problemlos wieder entfernen lässt. Der umgekehrte Weg eines Fremdkörpers – Aufnahme über den Mund und Passage durch den gesamten Magen-Darm-Trakt bis ins Rektum – ist nur selten klinisch relevant. Rektale Fremdkörper gehören zu der Gruppe der gastrointestinalen Fremdkörper (Fremdkörper in den Verdauungsorganen). Es gibt keine zuverlässigen Daten über die Häufigkeit von klinisch relevanten rektalen Fremdkörpern. Sie dürfte langfristig betrachtet zugenommen haben.
Die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch.
Fremdkörper in Anus und Rektum finden sich bei Männern erheblich häufiger als bei Frauen.
In der überwiegenden Anzahl der Fälle wird der Fremdkörper freiwillig in das Rektum eingeführt.
Art und Größe der rektalen Fremdkörper sind sehr unterschiedlich und übersteigen in manchen Fällen das anatomisch-physiologische Vorstellungsvermögen.
Zu den in der Fachliteratur beschriebenen Objekten gehören beispielsweise:
* Rasierklinge,
Schraube, Schraubendreher, kleine zusammengerollte Werkzeugtasche
(15×12 cm, inklusive Werkzeug 620 g), Haarnadel, Dosenlocher
* Gräte, Knochensplitter
* Drogenbehälter unterschiedlichster Art
* kurze Stäbe wie ein 27 cm langes Stuhlbein,
ein 19 cm langer Spatenstiel und ein abgebrochenes Besenstielstück, Staubsaugeransatzteile, Knirps in Hülle
* Gefäße mit teilweise mehr als 0,5 l großen
Volumina, wie beispielsweise kleine Sektflaschen, Colaflaschen,
Marmeladengläser, kleine Biergläser, Tassen
* Spraydose, Glühbirne, Radioröhre, Kerze
* Tischtennisball, Bocciakugel
* Gewehrmunition, Silvesterböller
* Gurke, Karotte, Maiskolben, Banane, Äpfel,
Zwiebel
* gerollte Tageszeitung
* gefrorener Schweineschwanz
* Vibrator, Hartgummistab, Dildo
* Zahnbürstenetui
aus Kunststoff
Es muss sich dabei nicht immer um feste Gegenstände handeln. 1987 wurde beispielsweise ein Fall eines Patienten beschrieben, der sich mit einer Zementmischung einen Einlauf verabreichte. Nachdem die Mischung sich verfestigte und verkeilte, musste der entstandene Zementbrocken chirurgisch entfernt werden. Ein anderes Extrembeispiel ereignete sich im November 1953. Ein Patient führte sich eine 15 cm lange Pappröhre in sein Rektum ein und warf dann einen angezündeten Feuerwerkskörper in die Öffnung der Röhre, was ein großes Loch in sein Rektum riss.
Therapie:
Fremdkörper |
Technik |
Anästhesie |
|
Kugelschreiber | Polypektomieschlinge | k.A. | |
mit Wasser gefüllter Ballon | Punktion | k.A. | |
Hühnerknochen | Polypektomieschlinge | k.A. | |
Zahnstocher | Polypektomieschlinge | k.A. | |
Apfel in Cellophan | Defragmentierung mit APC | keine | |
Glasflasche | Biopsiezange | Vollnarkose | |
Vibrator | Polypektomieschlinge | keine | |
Reagenzglas | aufgepumpte Sengstaken-Sonde | k.A. | |
Reagenzglas | Polypektomieschlinge | k.A. | |
Spitze eines Klistiers | Polypektomieschlinge | k.A. | |
Vibrator | Biopsiezange | k.A. | |
Bleistift | Polypektomieschlinge | k.A. | |
Eisenstab | Zweikanal-Koloskop und Drähte | k.A. | |
Flaschenhals | aufgepumpter Foley-Katheter | Vollnarkose | |
Sprühbehälter | Achalasie-Ballon | keine | |
schwammartiger Spielzeugball | Saugglocke | Vollnarkose | |
Vibrator | Geburtszange und Analdilatation | Lokalanästhesie | |
Vibrator | Hakenzange | Lokalanästhesie | |
Rasierwasserflasche | Knochenhaltezange mit Gummifüßen | Spinalanästhesie | |
Hühnerknochen | mit Fingern | keine | |
Sprühdosedeckel | spitze Fasszange und Analdilatation | Vollnarkose | |
Vase | Ausfüllen mit Gips | Vollnarkose | |
Glasgefäß | Extraktion mit Gips | Spinalanästhesie | |
Glasgefäß | Endotrachealtubus | Lokalanästhesie | |
Apfel | beidhändige Bearbeitung | Lokalanästhesie | |
Glasgefäß | aufgepumpter Foley-Katheter | Vollnarkose | |
Glasflasche | Saugglocke | Vollnarkose | |
100-Watt-Glühlampe | drei aufgepumpte Foley-Katheter | k.A. | |
Thermometer | Biopsiezange | Vollnarkose | |
Vibrator | transanale Kocher-Klemme | Lokalanästhesie | |
Bowlingflasche (Flasche in Form eines Pins) | Geburtszange | Vollnarkose | |
Parfumflasche | manuell | Spinalanästhesie | |
Holzstück | manuell | Vollnarkose | |
Zahnbürstenetui | aufgepumpter Fogarty-Katheter | k.A. | |
Ofenhandschuh | Zange nach Analdilatation | Vollnarkose | |
Abflussrohr | Geburtszange | Vollnarkose | |
Boulekugel | Elektromagnet | Vollnarkose | |
Karotte | Myomheber | k.A. | |
Glaskörper | Saugglocke | Spinalanästhesie | |
Gummiball | manuelle Extraktion mit analer Dilatation | Vollnarkose | |
Holzstab | beidhändige Analdilatation | Spinalanästhesie | |
Flasche | manuell nach Analdilatation | Vollnarkose | |
Dildo | Myomheber | k.A. | |
Glühbirne | abdominale Kompression | Spinalanästhesie |
Fremdkörper (2)
Fremdkörper (3)
Fremdkörper (4) Laken
und Decke waren klitschnaß, ich ertastete eine halbflüssige Substanz
und begriff benommen, daß ich mich im Schlafe selbst besudelt hatte. Wie
soll ich Ming zur verständigen Komplizin des Geschehenen machen? Ich
müßte ihr in meinem Amerikanisch berichten, daß ich alle drei Lichter
meines Zimmers anknipste: das Nachttischlämpchen, die Neonröhre der
Deckenbeleuchtung und die Birne im Spiegelschrank der Naßzelle. Von dort
holte ich Toilettenpapier, um das Bett zu reinigen. Ich war auf die
Farbe und den Gestank der eigenen Ausscheidung vorbereitet, aber ich
fand nur geringe Mengen milchigen Schleims auf dem Laken. Offensichtlich
war doch kein Kot abgegangen. Statt dessen entdeckte ich drei etwa
bohnengroße, weißliche Fremdkörper. Ihre Ruheform war flach, stark
abgeplattet. Aber sie hielten nicht still. Sie verdickten sich in
konvulsivischen Zuckungen und erreichten auf dem Höhepunkt ihrer
Anspannung die Form spitzer Walzen. Schon nach wenigen Minuten ließ ihre
Beweglichkeit nach. Offenbar kühlten sie aus, und ohne die Wärme meines
Körpers waren sie verurteilt zu erlahmen. Erst als sie sich endgültig
nicht mehr rührten, faßte ich sie an. Sie waren weich, fast glibberig,
und die halbdurchsichtige Hüllschicht hielt ein vielkörniges Inneres,
Hunderte von schimmernden Perlchen, gefangen. - Georg Klein, Anrufung des blinden Fisches. Berlin 2000
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