ahnersatz Einsfünfzig
und keinen Zentimeter mehr stellte Ploy in seine Stiefel, aber immer suchte
er Ärger mit den größten Leuten auf dem Schiff, obwohl er wußte, daß sie ihn
gar nicht ernst nehmen würden. Vor zehn Monaten (kurz bevor er von der »Scaffold«
abkommandiert wurde) hatte die Navy beschlossen, ihm alle seine Zähne zu rupfen.
Außer sich vor Wut hatte Ploy einen Sanitätsgefreiten und zwei Zahnärzte seine
Fäuste spüren lassen, bis man merkte, daß es ihm ernst darum war, sein Gebiß
behalten zu dürfen. »Seien Sie doch vernünftig«, ermahnten ihn die Ärzte, die
sich ein Lachen verkneifen mußten, und wichen seinen kleinen Fäusten aus. »Wurzelkanalvereiterung,
Zahnabszeß . . .« »Nein«, zeterte Ploy. Es endete damit, daß sie ihm eine Pentothalspritze
verpassen mußten. Als Ploy wieder zu sich kam, sah er rot; er fluchte ganz fürchterlich.
Zwei Monate lang strich er wie ein Gespenst auf der »Scaffold« herum oder schwang
sich unvermittelt, wie ein Orang-Utan, von den Aufbauten und versuchte dabei,
seinen Vorgesetzten in die Zähne zu treten. - (
v
)
Zahnersatz (2) Ein Herr, dessen Nase über dem roten Bart von einer goldenen Brille durchkreuzt war, erklärte nun einem ganz jungen Mann das Geheimnis der Zähne. Der junge Mann lauschte ihm andächtig mit aufgerissenen Augen, zweifellos wollte er in dieser Branche tätig werden.
Die sichersten Einnahmen, sagte der Herr, haben Sie mit dem Einsetzen falscher Zähne. Sie werden in England hergestellt und in der Passage Choiseul verkauft. Hier winkt Ihnen ein bedeutender Gewinn, denken Sie doch, Sie können zehn Francs für den Zahn verlangen, während Sie ohne das Stückchen Zahnfleisch aus Gummi nur fünfzig Centimes Unkosten haben, mit Zahnfleisch einen Franc.
Es gibt rosa und braunes, nicht wahr? unterbrach schüchtern der junge Mann; ich würde rosa vorziehn.
Schau, schau! Sie gehn aber ran! Das braune ist das Zahnfleisch für die Armen! Es ist billiger, aber man verkauft mehr davon, versetzte der andre.
Der junge Adept saß vor Staunen mit offenem Mund.
Und die Gebisse aus Nilpferdzähnen? fragte er auf gut Glück.
Der Mann mit der goldenen Brille hob die Arme zum Himmel.
Das ist ja die reinste Skulptur! denken Sie doch, man muß den Zahn aus reinem
Elfenbein schneiden, goldene Fassungen machen, das kostet wahnsinniges Geld!
- Und er fuhr fort, die Kochrezepte seines Gewerbes zu erläutern, gestand, an
den Zahnstümpfen seiner Kranken überflüssige Operationen durchzuführen und daraus,
daß diese Leute von Schmerz benommen waren, Profit zu schlagen, um ihnen zu
hohem Preis seine Zahnpuder zu verkaufen. - Joris-Karl Huysmans, nach (
hum
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