ahnfleisch  Es vergingen drei Monate weniger drei Tage, bis wir wieder Land sahen. Die Ursache dafür waren häufige Windstillen und Gegenwinde, die unser Vorankommen so behinderten, daß uns die ganze Mannschaft krank wurde. Das Zahnfleisch wucherte ihnen so über die Zähne, daß sie nicht mehr essen konnten; außerdem schwollen ihnen die Beine an, und sie bekamen auch sonst am ganzen Körper große Geschwüre, die einen Mann so weit herunterbrachten, bis er starb, ohne an irgendeiner anderen Krankheit zu leiden. Auf diese Weise starben uns während der Zeit der Überfahrt dreißig Männer, unerachtet derselben Zahl, die bereits gestorben war, ehe wir unsere Rückreise angetreten hatten. Und diejenigen, die auf den einzelnen Schiffen noch Dienst taten, mochten sieben oder acht Mann sein, und sie waren weit davon entfernt, so gesund zu sein, wie es hätte sein sollen. Und ... wenn dieses Wetter noch vierzehn Tage lang angehalten hätte, dann hätten Wir auf der Stelle gewendet und wären übers Meer zurückgefahren, weil wir dann keinen Mann mehr gehabt hätten, der auf den Schiffen hätte Dienst tun können. - Nach (meer)

Zahnfleisch (2)  Nur zwey bis drey von unsern Leuten, die eine ungesunde Anlage hatten, konnten dem Scorbut nicht entgehen; insbesondere ward ein Zimmermann, Nahmens Georg Jackson, schon am zehenten Tage nach unsrer Abreise vom Cap damit befallen. Das Zahnfleisch gieng bey ihm in Fäulniß über und die Zähne waren so los, daß sie ganz seitwärts lagen. Man machte mit einer Marmelade von gelben Rüben oder Carotten, die uns gegen den Scorbut vorzüglich war empfohlen worden, und davon wir ebenfalls Vorrath hatten, einen Versuch bey ihm, allein sie half zu weiter nichts als daß sie den Leib offen hielt. Unser Wundarzt, Herr Patton, fieng hierauf die Cur mit frischem Maisch oder der gekochten Malz-Infusion an; und diese brachte den Kranken nach und nach, in wenig Wochen vollkommen wieder zurechte; seine Zähne wurden wieder fest, und er bekam gleichsam ganz neues Zahnfleisch.  - (for)

Zahnfleisch (3)  Hein begann wieder an seinem Zahnfleisch zu saugen. Es war ungeschickt, es zu tun, ohne daran zu denken. Er setzte das Weinglas an die Lippen. Es kam von seinem Speichel in den Wein. Er ging mit schwarzroten Schlieren, wie Fäden ein in die Flüssigkeit. Und jedermann konnte sehen, es war Blut, Heins rotes Blut. Perrudja, der es bemerkte, wurde unbeherrscht. Wie ein Pferd, das die Ohren nach rückwärts legt. Er nahm das Glas aus Heins Händen und stürzte den Wein mitsamt den Blutfaden hinab. - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main 1966 (zuerst 1929)
 
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