heologieprofessor  In Innsbruck, wo ich im Jahr 1859 als blutjunger Student der Theologie obzuliegen hatte, galt als eine der gefeiertsten Autoritäten der dortigen Universität Professor Süpfli, Benedictiner-Pater, Haus-Prälat Pius IX.' und Ordinarius für Pastoral-Medizin. Seine Abhandlung »De conceptionis sexualis humanae causa, transcendentali«, sowie seine scharfsinnige Untersuchung »Ueber den sittlichen Boden bei den Fröschen« waren damals in Aller Händen. Und die wichtige Frage, die wohl alle Gemüther beschäftigte, über den Einfluß der Tod-Sünden auf die Blutmischung - da die ganze Lehre von der Erbsünde von ihr beeinflußt zu werden schien - ruhte sozusagen in Süpfli's Händen. Süpfli locutus est! hieß es damals; und die Sache war damit entschieden. - Oskar Panizza, Ein Kapitel aus der Pastoral-Medizin, in: O.P., Der Korsettenfritz. Erzählungen. München 1981 (zuerst 1890/93)

Theologieprofessor (2) Ein Mann von gutem jovialischen Gesicht und noch besserer Natur, und richtigem Tritt. Sein Gang ist der beste unter allen Professoren. Er besitzt die Gabe, sich in die Brusr zu werfen mehr als irgend jemand, den ich in Deutschland gesehen habe. In England sind diese Leute häufiger. Sein Herz ist nicht schlecht, er ist eher schwach als bös . . . Sem Umgang bei Tisch ist angenehm und er ist in einem hohen Grad was die Engländer a Jolly fellow nennen. Er ist selten der letzte, der aus einer Gesellschaft weggeht, und niemals der erste, es wäre denn, daß er versprochen hätte, bei einer ändern der letzte zu sein. So wie der Wein in der Bouteille fällt, so steigt bei ihm der Witz oder mehr der Mutwillen und weil er ein Geistlicher ist, so gibt dieses bei Leichtfertigen seinen Scherzen einen Reiz, es ist der Sieg über eine Nonne. Eigenes ist in seinen Einfallen wenig oder nichts, er weiß aber Geschichtchen gut anzubringen. Ein Mann, der nicht so gut aussähe wie er, könnte sich unmöglich mit so wenig Kraft in Gesellschaft erhalten; so zusammen genommen gefällt er. Ich habe mich mehr als einmal befragt, warum es mir in seiner Gesellschaft gefiele, und habe mir es nie erklären können, allein es gefiel mir in seiner Gesellschaft.

Von seinem Verstand muß ich bekennen, habe ich keinen sehr vorteilhaften Begriff. Ich glaube, er hat wenig oder gar keinen. Wenn man auf einem Punkt stehen bleibt und auseinandersetzt, so ist er still, oder er erläutert nur mit alltäglichen Formeln die Bemerkungen des letzten, der gesprochen hat. Aber was er spricht, spricht er gut, und wer kein Deutsch versteht, muß glauben, er habe etwas Gutes gesprochen.

Ich bin nicht ganz in seiner Gelehrsamkeit unterrichtet . . . allein er ist seiner Umstände zu sicher, um für Geld zu arbeiten und seine Begierde [sic]   liegen zu sehr nach einer andern Seite, um nicht völlig mit dem Kredit zufrieden zu sein, den er hat, oder zu haben glaubt. Seine Bibliothek ist vortrefflich und er überhaupt ein Mann im Geschmack der Zeit.

Seine Liebes-Geschichten sind Einbildungen . . . seiner falschen Bewunderer. Er spricht zu viel und zu deutlich vom Frauenzimmer, als daß es ihm ein sehr hoher Ernst sein könnte. Ich traue ihm bei seinem starken Körper wenig. - Lichtenberg

 

Professsor Theologe

 

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