rälat  Der Prälat geht von Mann zu Mann, pumpt jeden an: "Hoscht net a Zigärrle? Morgen kriegscht 10 Millionen wieder!" - Er schreibt und schreibt. Im Garten, im Saal, überall. Notiert auf Papierfetzen sämtliche Adressen seiner früheren Bekannten, vom Kultusminister bis zum Charitasverein St. Michael. Jeder soll 10 Millionen, 100 Millionen, 1000 Milliarden schicken. Und der Künstler (er schreibt ihm eine Postkarte: "Namen weiß ich nicht; er wohnt in Buenos Aires") soll sofort mit dem nächsten Flugzeug eintreffen. Er zahlt die Reise, er hat Geld, er zahlt alles... "Hoscht net a Zigärrle?"   - Johannes Baader, Menschliche Menagerien. Siegen 1989 (Vergessene Auroren der Moderne XLII, Hg. Karl Riha)

Prälat (2)  Gains gehörte zu den wenigen Junkies, die ein ausgesprochenes Vergnügen dabei empfinden, andere süchtig zu machen. Viele süchtige Pusher sind aus ökonomischen Gründen froh über jeden neuen Junkie. Wer etwas zu verkaufen hat, wünscht sich natürlich Kunden, die seine Ware zu schätzen wissen. Gains dagegen machte es Spaß, junge Burschen mit auf sein Zimmer zu nehmen und zu einem Schuß einzuladen - gewöhnlich kochte er in diesen Fällen seine alten Baumwollfetzen aus -, und dann saß er mit seinem listigen kleinen Lächeln da und beobachtete, wie das Zeug wirkte.

Meistens sagten die Jungs nichts weiter, als daß es eben ein guter Kick sei; nicht viel anders als »nembies« oder Bennies, Alkohol oder Gras. Doch manche kamen wieder und ließen sich süchtig machen, und auf diese bekehrten Schäfchen sah Gains dann mit Wohlgefallen herab - ein Prälat des Junk. Kurze Zeit danach konnte man ihn sagen hören: »Also wirklich, der Soundso muß endlich einsehen, daß ich ihn nicht länger durchschleppen kann.« Jetzt war Schluß mit den Werbegeschenken, jetzt mußte das Opfer zahlen.  - (jun)

 

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