uaken Es
war fast die Stunde ihrer Verabredung, der Student
hatte Stöcke und Skier an eine geschlossene Tanksäule gelehnt, und just in diesem
Moment vernahm er den Ruf, das Froschquaken der Frau.
Sie war dieses Mal mit einem anderen Pelz ausgegangen, Wolf oder Luchs, der
stark aufbauschte und bis zu den Füßen reichte, aber immer noch mit der gleichen
Pelzmütze und einer dunklen krokodilledernen Handtasche. Sie redete und lachte
und ließ dabei das leere schwarze Loch ihres breiten
Mundes sehen, in dem man die Zunge
rot schimmern sehen konnte. »Vielleicht hat sie ein Leiden im Mund«, dachte
der Student ruhig, aber sofort loderte der Haß in ihm
auf und seine Muskeln spannten sich gerade in dem Moment, als die Frau an ihm
vorüberging. Der Student sah, wie die Augenlider
der Frau, braungrün, sich einen Augenblick über die Augäpfel senkten, genau
wie die Membranhäute der Kröten, wobei sie jedoch etwas
für sich ausdrücken wollten: einen Moment der Konzentration, eine Rechnung,
Rechnungen, als ginge es um irgendeinen Gewinn, den es zu machen galt oder den
sie nicht gemacht hatte.
Der Student gab ihr einen leichten Tritt und lachte seltsam dabei, einen
kleinen Tritt mit der Stiefelspitze. Die grünen Lider der Frau öffneten sich
plötzlich, die hervorquellenden Augen sahen ihn angstvoll an, die kleinen Pfoten
krallten sich um die ganze Tasche und drückten sie an sich. Der Student trat
noch einmal zu, viel stärker, und diesmal erhob die Frau besagtes Froschquaken,
das jedoch langsam kam, stoßweise, als gelte es, Leute herbeizurufen; aber die
Leute konnten diesen Laut nicht verstehen, und der Student versetzte ihr mit
der Faust einen mächtigen Hieb, zuerst auf die Fellmütze, die bis zu den Augen
herunterrutschte, und danach mitten ins Gesicht, aus dem sofort Blut hervorschoß.
Die Frau fuchtelte mit den Armen, vollführte einen kleinen, blinden Tanz um
sich selbst, rutschte auf dem Eis aus und schlug hin. - Goffredo
Parise,
Alphabet
der
Gefühl
e. Berlin 1997 (zuerst 1972, 1982)
Quaken (2)
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