hrenwackeln  Der Bucklige stand hinter der Grube, und sein bleiches Gesicht wurde vom sanften Licht des glühenden Eichenholzfeuers beschienen. Vetter Lymon verstand sich auf ein sehr komisches Kunststück, das er immer vorführte, wenn er sich bei jemand einschmeicheln wollte. Er verhielt sich dann ganz still und brachte es mit nur ein wenig innerer Sammlung zustande, unglaublich rasch und mühelos mit seinen großen blassen Ohren zu wackeln. Er hatte seinen Trick stets angewandt, wenn er Miss Amelia etwas Besonderes abschmeicheln wollte, und sie fand ihn unwiderstehlich. Auch jetzt, als er so dastand, wackelte er wie verrückt mit den Ohren, doch diesmal blickte er dabei nicht Miss Amelia an. Er lächelte Marvin Macy zu, und zwar so flehentlich, daß er fast verzweifelt wirkte. Marvin Macy beachtete ihn zunächst gar nicht, und als er endlich zum Buckligen hinübersah, geschah es ohne die geringste Anerkennung.

»Was fehlt dem kleinen Krummbuckel?« fragte er und zeigte verächtlich mit dem Daumen an der Schulter vorbei.

Keiner antwortete ihm. Und als Vetter Lymon begriff, daß sein Kunststück diesmal keinen Beifall fand, versuchte er es mit andern Mitteln. Er zuckte mit den Lidern so, daß sie wie kleine gefangene Falter in den Augenhöhlen flatterten. Er scharrte mit den Füßen hin und her, wedelte mit den Händen und begann schließlich einen kleinen Foxtrott zu tanzen. Im letzten, düsteren Licht des Winterabends glich er der Ausgeburt eines Sumpfkobolds.

Marvin Macy war von allen Leuten auf dem Hof der einzige, den es kalt ließ.

»Der Knirps leidet wohl an Anfällen?« fragte er, und als niemand antwortete, ging er zu ihm und versetzte ihm einen Schlag an den Kopf.  - (bal)

Ohrenwackeln ⁽²⁾  Ein kleiner Vagabundenjunge sagte eines Tages zu ihm, er möchte auch mit den Ohren wackeln lernen. Vor Freude hätte sich Mozziconi am liebsten totgelacht; er hatte dazu aber keine Zeit, denn er mußte dem Jungen erklären, wie man die Ohren bewegt. Das ist nicht einfach, weil Mit-den-Ohren-wackeln eine Naturbegabung ist wie Schielen oder Bauchreden. Man lernt es von allein oder nie.

Wenn Mozziconi es hätte erklären können, wäre der kleine Junge sein Freund geworden. Er schaffte es aber nicht. - Wir könnten trotzdem Freunde werden, schlug Mozziconi vor. Nein.  Nach diesem Mißgeschick tat der kleine Junge, wenn er ihm begegnete, als kennte er ihn nicht, drehte den Kopf auf die andere Seite und spuckte als Kriegserklärung auf den Boden.  - Luigi Malerba, Geschichten vom Ufer des Tiber. Frankfurt am Main 1997

Ohrenwackeln ⁽³⁾