aupassant   Es hat wohl kaum einen anderen Schriftsteller gegeben, der so ehrlich geglaubt hat, alles Glück, der ganze Sinn des Lebens sei im Weib, in der Liebe begründet, und der das Weib und die Liebe des Weibes mit so starker Leidenschaft von allen Seiten dargestellt hat; und es hat wohl kaum je einen Schriftsteller gegeben, der mit solcher Klarheit und Genauigkeit alle entsetzlichen Seiten ebendieser Erscheinung gezeigt hat, die ihm das Allererhabenste war, etwas, das höchstes Lebensglück schenkt. - Lew Tolstoi, nach (nov)

Maupassant (2)  wurde im Jahre 1850 als Sohn eines Adligen und der Laura de Poittevin, einer Kusine Flauberts, in der Normandie geboren. Als er fünfundzwanzig Jahre alt war, machten sich erstmals Folgen einer ererbten Syphilis bei ihm bemerkbar. Sein Frohsinn und seine Schaffenskraft setzten sich gegen die Krankheit zur Wehr. Anfangs litt er unter Kopfschmerzen und hypochondrischen Anwandlungen. Später stand das Gespenst der Erblindung vor ihm. Sein Sehvermögen ließ nach. In ihm steigerten sich Verfolgungswahn, Menschenscheu und Streitsucht. Er kämpfte verbissen dagegen an, durchzog mit einer Jacht das Mittelmeer, floh nach Tunis, Marokko, Zentralafrika — und schrieb unablässig. Berühmt geworden, schnitt er sich, vierzigjährig, die Kehle durch, verblutete beinahe, blieb aber am Leben. Man sperrte ihn in eine Anstalt. Dort kroch er auf allen vieren. Die letzte Eintragung in seiner Leidensgeschichte lautet: »Monsieur de Maupassant va s'animaliser« (Herr Maupassant verwandelt sich in ein Tier).  - (babel)

Maupassant (3)   Besuch von Claude Berton. Wir sprechen über Maupassant, über  seine großherzigen Gedanken, sein großes Unabhängigkeitsbedürfnis, seine Mißachtung aller offiziellen Ehrungen wie Akademie und Ehrenlegion, über seine literarische Unbestechlichkeit (sein Prozeß gegen Arthur Meyer, der sich eine Streichung in einer seiner Erzählungen erlaubt hatte) und sein schreckliches Lebensende. Berton erzählt mir, es stimme, daß er niemals über Literatur sprach - und zwar aus Hochmut, wie er meint. Er betrachtete sich als sehr großen Schriftsteller und hätte es als Erniedrigung empfunden, mit irgendwelchen Leuten über Literatur zu sprechen. Auch in der Gesellschaft sprach er nicht - dort allerdings aus Zurückhaltung, denn inmitten der Eleganz und den Feinheiten der «vornehmen Kreise» fühlte er sich als Grobian. Er dinierte, flanierte, suchte sich von den Frauen, die sich anboten, eine aus - weiter nichts. Eine ungeheure Zeugungskraft, wie es scheint. Berton meint, Flaubert habe ihn verdorben. Wenn ihn Maupassant als ganz junger Mensch in Rouen besuchte oder er, Flaubert, nach Paris kam, führte er ihn zusammen mit Freunden ins Bordell und sagte zu den anderen, er werde ihnen ein Phänomen zeigen: wie nämlich Maupassant sechs Nummern hintereinander schieben werde. Bei Maupassant hatte sich daraus am Ende eine Eitelkeit entwickelt, die bis zur Exhibition ging. Eines Tages die Syphilis. Maupassant, kerngesund - sogar von ausnehmend guter Gesundheit -, findet es überflüssig, sich behandeln zu lassen, und macht weiter. Später, als das Arbeiten ihm Schwierigkeiten bereitet, nimmt er seine Zuflucht zum Äther, das heißt zum Alkohol. Berton meinte: «Eine nicht behandelte Syphilis ist schon schlimm genug; aber eine Syphilis, auf die man Alkohol gießt... Das mußte zur allgemeinen Paralyse führen.» - (leau)


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