aulwurfsjagd »Haben Sie die Maulwurfsjagd selbst miterlebt?«
»Als Kind freilich, aber in kleinem Stil, der Pfotenrausch war längst vorbei. Davon weiß ich nur aus Berichten.«
»Entlohnt wurde also pro Pfote.«
»Selbstverständlich. Sie kamen mit tausend Ruten und
Schlingen und stellten ihre Fallen an jedem noch so kleinen Hügelchen
auf. Bald baumelten die Tiere überall. Allein auf den Ländereien der
Domäne waren es laut meinem Vater Hunderte, und darunter immer auch zwei
bis acht Albinos. So verdanken wir diesen Massenhängungen zumindest einige valide Zahlen. Wie war noch Ihr Name?«
»Wense.«
Anne von Münchhausen setzt sich hinzu, sichtlich entzückt von der Redseligkeit ihres Bruders.
»Sagen Sie, Herr Mense, haben Sie denn schon jemals einen reinweißen Maulwurf vor Augen gehabt?«
»Mein Dackel brachte mal einen.«
»Ja«, sagt er lächelnd. »Mein Mops fing jährlich mindestens zwanzig.«
»Weiße?«
»Nein! Doch deren Vorkommen ist in dieser Gegend schon
äußerst erstaunlich. Für die Bewohner sind sie gar nichts Ungewöhnliches
mehr. Wenn einmal ein solches Tier gefunden wird, beim Mähen oder
Heumachen oder eben durch einen passionierten Fixköter, macht niemand
großes Aufsehen darum. Andernorts werden sie mitgenommen und als Wunder
bestaunt bis zur totalen Verwesung oder Mumifizierung. Hier sagt man
nur: Ach, einer von dieser Art! Und lässt ihn liegen.« - Christian Schulteisz, Wense. Berlin 2020
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