achtmensch Die
desperaten Umtriebe Cesare Borgias neutralisierte der frischgewählte Julius
II. durch Versprechungen, ihn zum päpstlichen Feldhauptmann zu ernennen und
ihm große Teile seines zusammengeraubten Besitzes zu belassen. Doch die Macht
des genialen Bösewichts war von nur kurzer Dauer, und bald konnte ihn der Papst
verhaften lassen. Cesare brachte zwei Jahre in spanischen Kerkern zu, entfloh
nach Navarra und fiel dort in einem Scharmützel. - Albert Christian Sellner,
Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006 (Die Andere Bibliothek
260)
Machtmensch (2)
»Ich glaube, dieses unaufhörliche Suchen nach der Unterscheidung
zwischen richtig und falsch ist Sache des Geistes, nicht des Blutes. Immerhin
möchte ich Ihnen zu Ihrer Information doch noch einen Gedanken mitteilen, der
mir durch den Sinn gegangen ist, mir, dem nur sehr wenige Gedanken kommen. Ich,
wir, haben mit dem Schicksal des Volkes nichts zu schaffen. Es geht hier gar
nicht um Gerechtigkeit, es geht um Macht.
Wenn das Volk die Macht zu erobern vermag, dann soll es sie erobern. Einstweilen
gibt es nur zwei Regierungsformen: die Unterdrückung
des Volkes und die Ausbeutung des Volkes. Die erste
Regierungsform ist die der Tyrannen, die zweite die
der Händler. Im ersten Fall wird das Volk im Namen
der Größe unterworfen und zertreten. Im zweiten Fall wird es im Namen der Freiheit
ausgebeutet. Nun wohl: im Unterschied zu Ihnen, der seine Entscheidungen mit
abstrakten Begriffen wie Gerechtigkeit, Wahrheit, Freiheit und so weiter rechtfertigt,
stelle ich die meinigen auf eine rein persönliche und konkrete Ebene, die Ebene
der Macht. Ich leugne nicht, daß mich früher einmal die Probleme fasziniert
haben, die die beiden Kapaune vor uns aufgebaut haben:
Brasilien, das brasilianische Volk, die lateinamerikanische Union, die iberische
Kultur und all diese volltönenden Worte, in deren Erfindung sie Meister sind.
Aber wenn mich das gefesselt hat, so hatte das einen rein persönlichen Grund:
es geschah, weil ich hier geboren bin, weil auch ich, wie Sie sagen, ein verpflanzter
Iberer bin, ein Halbneger, so daß dies für mich eine Möglichkeit darstellte,
meinen Wert und meine persönliche Macht als Mensch zu vermehren. Deshalb beschäftigte
mich indirekt auch die Größe Lateinamerikas, damit ich mitwachsen könnte, denn
lch bin auch einer von euch, mit allem, was das an Vorzügen und Fehlern mit
sich bringt, und bin ebenso stolz auf meine Vorzüge wie auf meine Fehler.« - (stein)
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