opfschmerzen   Ach, hätte sie bloß ihre Kopfschmerzen.

Nun, wenn man Kopfschmerzen heilen kann, dann sollte man auch imstande sein, sie herbeizuführen. Dr. Bickleigh schlug erregt die Hände zusammen. Welch herrliche Eingebung! Ihr Kopfschmerzen machen und sie hernach erleichtern — mit Morphium. Also, welche Droge würde diesen Zweck am besten erfüllen?

Aber hier ließ seine Eingebung ihn im Stich. Er konnte an kein einziges Heilmittel in seinem Vorrat denken, das bloß Kopfschmerzen ohne andere Symptome herbeiführen würde. Kein einziges. Enttäuscht runzelte er die Stirn. Wie lächerlich, daß es nichts dergleichen gab.

Dann erwachte eine unbestimmte Erinnerung in ihm. Er konzentrierte sich auf sie, jagte ihr verbissen nach, konnte sie schließlich erfassen. Da war ein Ärztemuster gewesen. Ach, vor zumindest drei Jahren. Irgendein Präparat, das eine der bekannten Firmen hergestellt hatte. Eins von den Hunderten, die er jährlich erhielt, das ihm aber aufgefallen war, weil es so teuer war und weil er ein, zwei Tage später eine Besprechung in der Britischen Medizinischen Zeitschrift gelesen hatte. Es war bestimmt gewesen für . . . Wofür . . .? Ach ja, es war eines der vielen Mittel, die bei Neigung zu .Harnsäurebildung angewandt werden sollten. Und es war ein Mißerfolg gewesen, nicht nur wegen seines Preises, sondern weil es - daran erinnerte er sich nun genau - so heftige Kopfschmerzen verursachte. Hatte er vielleicht. . .?

Er öffnete die Lade, wo er Muster aufbewahrte, die ihm bemerkenswert schienen, und suchte fieberhaft.

Er fand es, ganz hinten versteckt.

Vor Erregung auf den Fußspitzen gehend, schlich Dr. Bickleigh ins Eßzimmer. Niemand war drinnen. Vor jedem Platz, schon fertig auf dem Teller, lag eine halbe Pampelmuse mit einer kandierten Kirsche in der Mitte. Hastig zog Dr. Bickleigh ein gefaltetes Papier aus der Tasche und streute dessen Inhalt über die Portion seiner Frau.

Gegen Ende des Abendessens wurde Mrs. Bickleigh von so überwältigenden Kopfschmerzen befallen, daß sie ihren Mann um ein rasch wirkendes Mittel bitten mußte. Das Mittel, das er ihr gab, half ihr nicht sofort. Aber bald nachdem der Kaffee im Wohnzimmer serviert worden war, wurde sie so schläfrig, daß sie auf den Rat des Arztes sofort zu Bett ging. Sie fiel gleich in tiefsten Schlaf, der sie von den ärgsten Kopfschmerzen ihres Lebens erlöste. - Francis Iles, Vorsätzlich. München o. J. (Goldmann 3059, zuerst 1931)

Kopfschmerzen (2)  ZEUS hatte ursprünglich als erste Frau METIS, eine der Okeaniden, geheiratet, sie dann aber, da ihre Klugheit und Weisheit sie weit über alle Götter stellte, schwanger verschlungen, damit ihre Kinder den Vater nicht überträfen. Kurze Zeit danach begann er, unerträgliche Kopfschmerzen zu empfinden.  - Anhang zu: Lawrence Norfolk, Lemprière's Wörterbuch. Gütersloh  o. J. (zuerst 1991)

Kopfschmerzen (3)  Er watschelte mit weinumnebeltem Kopf aus dem Schlafzimmer, um auf dem Abort sein Geschäft zu verrichten. Er war kaum zwei, drei Schritte zur Tür hinausgegangen, da spürte er urplötzlich einen unheimlichen Windstoß, der ihm schneidend-kalt über das Gesicht strich. Erschrocken blieb er stehen, und ein kalter Schauder lief ihm den Rücken hinunter. Bevor er noch imstande war, einen klaren Gedanken zu fassen, erblickte er vor sich im  zwielichtigen Dunkel eine grauenhafte, von oben bis unten blutbefleckte Erscheinung. Es war der Geist Djia Dscheng-schus. In jeder Hand hielt er ein scharfes, zweischneidiges Schwert. Wild mit den Augen rollend  und laut mit den Zähnen knirschend kam er auf ihn zu und schrie:

»Schurke, gib mir mein Leben zurück!«

Neben ihm wurde die Gestalt des Herzogs sichtbar, barfuß und mit aufgelösten Haaren. Genau über dem Herzen steckte ein Wolfszahnpfeil tief in seinem Körper. Er blickte ihn vorwurfsvoll an, hob jammervoll die Hände empor und rief mit anklagender Stimme: »Oh, wie konnte ich nur auf dich hören!«

Dahinter kamen gleich einem Bienenschwarm vier oder fünf Dämonen angeschwirrt. Auf ihren grimmigwilden Fratzen von erschreckender Häßlichkeit spiegelte sich die teuflische Lust wider, die sie beim Anblick ihres schreckgelähmten Opfers empfanden. Sie klirrten mit den eisernen Ketten, die sie in ihren Klauen hielten, und stießen wilde Schreie aus, die durch Mark und Bein drangen.

Als der dicke Kung diese Sendboten der Hölle wahrnahm, wich seine Geistesseele vor Schreck aus dem Körper und seine Körperseele zerstreute sich in den neun Himmelsregionen. Er wollte sich umdrehen und mit einem einzigen Satz ins Haus zurückspringen, doch die Beine versagten ihm den Dienst, und bevor er sich's versah, stand Dscheng-schu dicht vor ihm. Blitzschnell zückte er eines seiner ›Geisterschwerter‹ und stach es ihm in den Kopf. Noch irn Niederstürzen verspürte der dicke Kung einen brennenden Schmerz in seinem Hirn.  - Dschu-Lin Yä-schi. Ein historisch-erotischer Roman aus der Ming-Zeit, mit erstaunlichen taoistischen Liebespraktiken. Hg. und Übs. F.K. Engler. Zürich 1971

Kopfschmerzen (4)  Es beginnt in ebendem Augenblick, da uns die Müdigkeit übermannt, es ist ein Verlust des Gleichgewichts, ein tiefer Absturz im Innern, ein Schwindel, der über das Rückgrat hoch in den Kopf hinein krabbelt; wie das wuselnde Klettern (man kann es nicht anders beschreiben) der kleinen Mancuspien die Pfosten der Korrale hoch. Dann auf einmal, über dieser schwarzen Grube des Schlafs, in die wir schon mit Wonne hineinfielen, sind wir dieser feste und saure Pfosten, den beim Spielen die Mancuspien hochklettern. Und es ist noch schlimmer, wenn man die Augen schließt. Dann schwindet der Schlaf, niemand kann mit offenen Augen schlafen, wir sterben vor Müdigkeit, doch man braucht sich nur ein wenig gehen zu lassen, um den wuseligen Schwindel zu spüren, ein Hin und Her im Schädel, so als wäre der Kopf voller lebender Dinge, die ihn umkreisen.  - (best)

Kopfschmerzen (5)

Zeichnung Nr. 9 ist die Zeichnung von Kopfschmerzen. Ich hatte zu einer Zeit, als ich jeden Abend zeichnete und auf dem Boden vor der Schranktür saß, sehr starke Kopfschmerzen. Tja, ich hatte Kopfschmerzen, warum also nicht etwas daraus machen? Und - da ist es.  - Georgia O'Keeffe, nach: David B. Morris, Geschichte des Schmerzes. Frankfurt am Main 1996

Kopfschmerzen (6)  »Wenn dein Mann es erfahrt, daß wir beieinander geruht, wird er ohne Zweifel dir ein Leid antun und mich töten.« Sie meinte, diese Worte hätten ihre Richtigkeit und man müsse vorsorglich etwas tun.
Da die Weiber, auch ohne es gelernt zu haben, schlau sind, bewickelte sie ihren Kopf mit einem Tuch und legte sich auf einen Felsen sdilafen. Als Viçâkha mit Wurzeln und Früchten heimkehrte und sie so schlafen sah, fragte er sie: »O Gute, was ist dir?« Sie ent-gegnete: »O Herr, da mir mein Kopf weh tut, ist mir sehr unwohl.« Viçâkha sagte: »Was ist da zu tun?« Als sie in einer Gebirgsschlucht Steinschmutz erblickt hatte, sagte sie: »O Herr, als ich schon früher einmal von diesem Kopfleiden befallen war, hat der Arzt mir Steinschmutz verordnet und dadurch bin ich genesen.« Viçâkha antwortete: »Ich werde Steinschmutz suchen.« Sie entgegnete: »Da sich solcher in dieser Gebirgsschlucht befindet, werde ich dich an einem Seil halten und du wirst ihn heraufholen.« Da die hehren Wesen aufrichtig und einfach sind, so vermutete er keine Arglist und sprach: »So wollen wir es machen, halte du das Seil und ich hole Steinschmutz.« Als er sich nun am Seil herabließ, ließ sie es aus ihrer Hand fahren, weshalb auch er es losließ und ins Wasser fiel. Da der Bodhisattva zu langem Leben und zum Genuß der Herrschaft bestimmt war, kam er nicht um, sondern von dem Strom dahingetragen, gelangte er zu einer Königsburg.  -  Märchen aus Tibet. Hg. Helmut Hoffmann. Düsseldorf Köln 1965 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

 

Kopf Schmerz

 

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