btritt  Der Abtritt war schmal; die Wände waren mit Zeitungen tapeziert. Man hatte sie mit Kalk gestrichen; an manchen Stellen schimmerten die Lettern durch. Clamor entzifferte Überschriften wie »Ab nach Kassel« und darunter »Der Kaiser auf Wilhelmshöh«. Das war der böse Napoleon. Auf die Ränder, auch an die Holztür, hatten Pensionäre Verse geschrieben und Zeichnungen gemalt. Es wiederholte sich die schmale Raute mit dem Längsstrich, der sie teilte; und einer hatte Männerköpfe abgewandelt und jedem statt der Nase einen Zebedäus aufgesetzt. Einer trug einen Vollbart, der dem des Professors ähnelte runter stand »Rübezahl«. Auch Konfessionen waren aufgezeichnet — so etwa:  »Au Backe — ich habe das Peerd an die Titten gefaßt«.

Den Sitzplatz schloß ein runder Deckel mit einem hölzernen Knopf. Clamor hatte ihn einmal abgehoben, doch rührte er ihn nicht wieder an. Dort unten hatte Stroh gelegen, das vor Nässe und Unrat brandig geworden war. Zwei Ratten spielten in einem Sonnenstrahl. Rasch deckte Clamor wieder zu, als hätte er ein Kabinett geöffnet, in dem Unheimliches sich abspielte.

Überall waren solche Höhlen; man war von ihnen nur durch ein brüchiges Brett getrennt. Was unten vorging, durfte man nicht aufdecken. - Aus: Ernst Jünger, Die Zwille. Stuttgart 1973

Abtritt (2) Das 3. Jahrtausend v. Chr. könnte als das Zeitalter der Hygiene bezeichnet werden, da während dieser Periode gleichzeitig in mehreren, voneinander unabhängigen Kulturen sowohl die Toilette als auch die Kanalisation eingeführt wurde. Die vermutlich ältesten Toilettenanlagen gehen auf das Jahr 2800 v. Chr. zurück und wurden in der steinzeitlichen Siedlung Skara Brae auf den Orkney-Inseln an der schottischen Nordküste entdeckt.  - (erf)

Abtritt (3)  Heliogabalus ermordete man in einer Latrine. Arius, der große Ketzerführer, und Papst Leo, sein Gegner, erfuhren dasselbe Schicksal. Karl V., Kaiser von Deutschland und König von Spanien, wurde von Johanna von Aragonien im Jahre 1500 im Palaste zu Gent in einem Abort geboren; hieraus ergibt sich, daß solche in den genannten Orten bereits eingeführt waren. - (bou

Abtritt (4)

Orge sagte mir:

1

Der liebste Ort, den er auf Erden hab‘
Sei nicht die Rasenbank am Elterngrab.

2

Orge sagte mir: Der liebste Ort
Auf Erden war ihm immer der Abort.

3

Dies sei ein Ort, wo man zufrieden ist
Daß drüber Sterne sind und drunter Mist.

4

Ein Ort sei einfach wundervoll, wo man
Wenn man erwachsen ist, allein sein kann.

5

Ein Ort der Demut, dort erkennst du scharf
Daß du ein Mensch nur bist, der nichts behalten darf

6

Ein Ort, wo man, indem man leiblich ruht
Sanft, doch mit Nachdruck, etwas für sich tut.

7

Ein Ort der Weisheit, wo du deinen Wanst
Für neue Lüste präparieren kannst.

8

Und doch erkennst du dorten, was du bist:
Ein Bursche, der auf dem Aborte — frißt!

- Bertolt Brecht, Hauspostille. Frankfurt am Main 1963 (BS 3, zuerst 1927)

Abtritt (japanischer)

- (erot)

Abtritt (französischer)

- (erot)

Abtritt (klassischer)

- (erot)

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