igh heels  Ein Brief aus Sardinien (1807)

 High Heels

»...Zu guter Letzt, Hochwürden, gestattet mir bitterlichstes Ausweinen über jene französische Paarhufbekleidungsmode, die sich hierzulande großer Gunst unter den Bergziegen erfreut. Daraus resultiert eine rückwärtig erhöht wippende Körpergebärde, welche die brunftbejahenden Ziegenböcke immerfort invitiert, am unverhüllten Geschlechtstöpfchen zu naschen. Die tiefgläubigen Berghirten aber unternehmen nichts, diesem satanischen Modefirlefanz einen Riegel vorzuschieben, und der heilige Vater ist weit...«   - Ernst Kahl, Bestiarium perversum. Bd. 1. Hamburg 1985

High heels (2)  

- François Berthoud, nach: Celia Fremlin, Climax oder Außerordentliches Beispiel von Mutterliebe. Zürich 1981

High heels (3)   Hatte ich bisher in gleicher Weise den Knabenschnürstiefel gerade so wie den Knopfstiefel als Objekt meiner Lust benutzt, wobei es mir in der Hauptsache auf die Form der Spitze, das weiche Leder und den prallen Sitz am Wadenansatz ankam, so konzentrierte sich jetzt mein Lustgefühl immer eindeutiger auf den Knopfstiefel, ohne daß ich die Lust an den andern Stiefelformen ganz verlor; es war zunächst einfach eine Akzentverschiebung, aber zugleich auch eine Erweiterung und Vervielfältigung des Lustbezirks. Ich begann um diese Zeit auch den Reiz des schlanken hohen Absatzes zu entdecken. Wie ich schon erwähnte, fiel mir die Schönheit solcher Absätze zum ersten Mal an den hohen gelben Stiefeln meiner ominösen Tante Wilhelmine auf und der erste Eindruck blieb fortan unauslöschlich in meinem Gedächtnis haften. Das eigentümlich Wippende, Schwebende des Ganges, das durch den hohen Absatz erzeugt wurde, die schmale zugespitzte Form des Fußes, die sich durch diese Verjüngung nach unten ins Übernatürliche steigerte, alle diese Momente erregten einen Taumel qualvollster Lust, einen Sturm wildester Leidenschaften in meinem Innern. Da ich überall, sowohl auf der Straße wie zu Hause diesen nervenaufpeitschenden Eindrücken ausgesetzt war, kam ich aus den Nöten überhaupt nicht mehr heraus. Schreckliche Bilder und Visionen verfolgten mich. Ich sah im Geiste ganze Reihen junger Mädchen mit zierlichen Knopfstiefeln an den Füßen unter dem Kommando einer harten Stimme bis zur Erschöpfung turnen; ich stellte mir vor, wie sie nach den letzten verzweifelten Anstrengungen mit konvulsivischem Zucken gleich abgeschossenen Grammetsvögeln von den Geräten herabstürzten und besudelt durch den abgegangenen Kot und Urin wie elende Häufchen Lumpen unter dem Reck oder der Streckleiter liegen blieben. Ein unstillbarer Durst nach der letzten nie erreichbaren Auslösung packte mich in solchen Augenblicken, ein Schwindel erfaßte mein Gehirn, mit gurgelnden nicht mehr menschlichen Brunstschreien, mit tierischem Geheul rannte ich umher.  - Rudolf Schlichter, Das widerspenstige Fleisch. Berlin 1991 (zuerst 1932)

High heels (4)

- Roland Topor

High heels (5)

High heels (6)

High heels (7)

High heels (8)   Slothrop schlüpft durch eine Luke, beginnt den Abstieg in die Maschinenräume. Irgendwo oben schlägt es drei Glasen, langsam, ein wenig hohl, mit einem schwachen Echo. Es ist spät... spät. Er erinnert sich daran, wo er ist.

Gerade als er die Bodenplatten berührt, gehen alle Lichter aus. Ventilatoren wimmern zum Stillstand. Der Maschinenraum liegt noch eine Etage tiefer. Wird er das im Dunkeln machen müssen?

«Ich kann's nicht» (laut).

«Du kannst», antwortet eine Stimme nahe an seinem Ohr. Er kann ihren Atem fühlen. Er kriegt einen fachkundigen Schlag ins Genick. Licht windet sich durch die absolute Schwärze. Sein linker Arm ist taub geworden. «Ich laß dir den anderen», flüstert die Stimme, «damit du in den Maschinenraum hinunterklettern kannst.»

«Moment -» Es fühlt sich wie die scharfe Spitze eines Tanzpumps an, die aus dem Nichts unter sein Gesicht geschwebt kommt, um ihm eine Sekunde lang die weiche Unterseite seines Kinns zu steicheln - dann stößt sie hoch und schlägt ihm die Zähne über seiner Zunge zusammen.

Der Schmerz ist furchtbar. Er schmeckt Blut. Schweiß sammelt sich um seine Augen.

«Los Jetzt!» Als er zögert, kriegt er einen zweiten Schlag in den Nacken. Oh, wie das schmerzt ... er klammen sich an die Leiter, nachtblind, beginnt zu weinen ... dann erinnert er sich an die Luger, doch bevor er nach ihr gegriffen hat, trifft ihn schon ein jäher Tritt zwischen Hüfte und Leisten. Der Revolver fällt auf die stählernen Bodenplatten. Slothrop läßt sich auf ein Knie nieder, tastet nach ihm, als er den Schuh leicht auf seinen Fingern spürt. «Du wirst diese Hand brauchen, um dich an der Leiter festzuhalten, erinnerst du dich? Erinnerst du dich?» Damit hebt sich der Schuh wieder, doch nur, um ihn in die Achselhöhle zu treten. «Auf, auf!»

Slothrop tastet sich zur nächsten Leiter, läßt sich steif und einarmig auf sie nieder. Er spürt, wie rings um ihn die stählerne Lukenöffnung hochsteigt. «Wage nicht, hier wieder raufzukommen, ehe du nicht getan hast, was du mußt.»

«Thanatz?» Slothrops Zunge schmerzt. Der Name kommt schwerfällig heraus. Schweigen. «Morituri?» Keine Antwort. Slothrop steigt mit einem Fuß eine Sprosse höher.

«Nichts da, nichts da, ich bin noch hier.»  - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei Hamburg 1981

 

Damenschuh

 

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