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Dreifältige Hasen

Hasen, die Symbole der Dreifaltigkeit, die allzeit wacht, alles sieht und alles hört. Die an den Ohren zu einem Dreieck geformten Hasen finden sich auf einem Fenster im Dom von Paderborn. Auch Dürers Bild »Die heilige Familie mit den drei Hasen« gibt Hinweise auf die Trinität: ein Hase legt dem anderen die Pfote auf die Schulter und zeigt auf den davoneilenden dritten. - (zahl)

Hase (2), der — auch Krummer, Lampe, Löffelmann, Mümmelmann. Der männliche Hase heißt Rammler, der weibliche Häsin oder Satzhase. Der Junghase, der zu einem Viertel ausgewachsen ist, heißt Quarthase, zur Hälfte ausgewachsen nennt man ihn halbwüchsig, und dreiviertel ausgewachsen wird er Dreiläufer genannt. Der Hase hat Seher, Löffel, einen Bart, einen Balg, eine Blume, Wolle und Läufe. Er hinterläßt eine Spur. Die Begattungszeit heißt Rammelzeit, die Zeit, in der die Jungen gesetzt werden, Setzzeit. Die von einer Häsin gesetzten Jungen nennt man Satz. Da die Häsin mehrmals im Jahre setzt, spricht man vom 1., 2. oder 3. Satz. Die Häsin hat inne, wenn sie trächtig ist.

Gibt es viele Hasen, spricht man von einem guten, bei wenigen von einem schlechten Hasenjahr. Der Hase äst, äst sich, nimmt seine Weide, er ist schlecht oder gut, er hat Fett. Der Hase sitzt in seinem Lager oder in seiner Sasse. Wenn er sich überlaufen läßt, so drückt er sich.

Jäger und Hunde stoßen, stechen oder tun den Hasen auf, wenn sie ihn aufjagen, dann fährt er aus dem Lager oder der Sasse. Der Hase hält den Jäger oder Hund gut oder schlecht aus, wenn er ihn mehr oder weniger nahe herankommen läßt. Der Hase geht, geht langsam, schnell, flüchtig, er höppelt, wenn er sich mit langsamen Sprüngen fortbewegt. Rutschen heißt die oft unterbrochene Fortbewegung beim Äsen. Abends rückt der Hase aus dem Walde ins Feld und morgens zurück. Setzt er sich auf die Keulen, so macht er ein Männchen, richtet er sich dagegen so auf, daß die Vorderläufe den Boden nicht mehr berühren, so macht er einen Pfahl oder einen Kegel. Bei einer Verfolgung springt er über Gräben, schlägt Haken und durchrinnt Wasser. Ein vom Menschen, Hund oder Fuchs gefaßter Hase klagt.

Der noch nicht verendete Hase wird abgeschlagen oder abgenickt, dazu wird er an den Hinterläufen hochgehoben und durch einen Schlag dicht hinter die Löffel getötet. Der Hase wird ausgeworfen, sein Balg wird gestreift. - (waid)

Hase (3) Das ist ein sehr furchtsames Tier, deshalb sucht es seine Nahrung nur bei Nacht und selten am Tag. Plinius sagt, daß die Hasen nie fett werden. Man sagt, daß die Wiesel mit dem Hasen Kurzweil und Scherz treiben, bis der Hase müde wird; dann beißen sie ihm den Hals ab und fressen ihn. - (meg)

Hase (4) Wenn der Gott von Stonehenge ein Vetter des Jahwe vom Tabor war, sollten wir doch erwarten, daß das Töten und Verzehren gewisser Tiere in Palästina und im alten Britannien mit den gleichen Tabus belegt war - Tabus, die leichter einzuhalten waren als das Dogma. Diese Vermutung ist leicht zu überprüfen, indem wir untersuchen, ob die eßbaren, aber tabuisierten Tiere, die in Levitikus aufgezählt sind und die in beiden Ländern heimisch sind, jemals in Britannien einem Tabu unterlagen. Es gibt nur zwei solche Tiere, das Schwein und den Hasen; denn das in Levitikus genannte »Wildkaninchen« ist nicht das britische Wildkaninchen (rabbit), sondern der Klippschliefer, ein für Syrien typisches Tier, das wegen seiner dreieckigen Zähne und seinem Wurf von meist drei Jungen der Dreifältigen Göttin heilig war. Nun waren im alten Britannien sowohl Hase wie Schwein tabu: von dem Hasentabu wissen wir durch Plinius; und daß der Hase ein königliches Tier war, zeigt die Geschichte von dem Hasen, den Boadicea im Kampf mitführte. Die Bauern von Kerry verabscheuen noch heute Hasenfleisch: wenn man es ißt, so sagen sie, dann ißt man seine Großmutter. Ich vermute, daß der Hase deswegen heilig war, weil er sehr flink und sehr fruchtbar ist - die Häsin empfange noch einmal, wenn sie bereits schwanger sei, so meint Herodot -, und weil er sich ohne Scheu öffentlich paart, wie die Turteltaube, die Katze oder die tätowierten Pikten. - (grav)

Hase (5)  Es hat  auch der Hase naturgegebene Eigenheiten. Er schläft nämlich mit offenen Augen. Er zeigt die Zahl seiner Jahre durch ebenso viele Körperhöhlen an. Er hat auch im Bauch unvollendete Embryonen, während er gerade wirft und den vorigen Wurf kurz vorher gesetzt hat.  - (ael2)

Hase (6)   Auf dem Wege durch den dunklen Wald kam ihm ein Hase entgegengelaufen. Er setzte sich nieder und wollte essen, da setzte sich auch der Hase zu ihm. »Los, mein lieber Hase, wir wollen alle beide speisen!« Da aßen und tranken sie zusammen. Der Hase fing an zu sprechen: »Wohin willst du denn, junger Mann?« — »Ich will zu einer Quelle, die Diamanten aussprudeln soll.« — »Zu welchem Zwecke willst du denn dorthin?« — »Ich will sie von dort wegnehmen und zu einer Kaiserin bringen.« Da bot ihm der Hase seine Hilfe an und sagte: »Ich werde dir dabei behilflich sein, aber ich glaube nicht, daß du sie holen kannst. Sie wird dich gleich in Stein verwandeln, damit du niemals wiederkommen kannst. Ich werde dir mein Pferd geben.« Dieser Hase war nämlich der zukünftige Gemahl der Quelle. Seitdem das Mädchen verzaubert war, war es in eine Quelle verwandelt, damit niemand es erkennen sollte. Den Hasen hatte das gleiche Schicksal wie die Quelle getroffen. Auch er war verzaubert; im gleichen Augenblick, wie er das Mädchen zu seiner Frau machen wollte, wurde er ein Hase.   - (zig)

Hase (7)  DER HASE. Er ist merkwürdig dadurch, daß er mit offenen Augen schläft. Auch seine Art zu springen hat vielleicht ihm einige Bedeutung verschafft. Es ist nicht ganz leicht zu verstehen, weshalb der Hase in Afrika die Rolle des Fuchses übernommen hat.  - Ernst Fuhrmann, Das Tier in der Religion. München 1922

Hase (8)  So allgemein bekannt der Hase auch war, so viele falsche Vorstellungen gab es von ihm. Er schlafe mit offenen Augen, liest man in den antiken Naturbeschreibungen, und «Er schläft den Hasenschlaf» bedeutete zu Gesners Zeiten, einer tue nur so, als ob er schliefe. Oder, die hinteren 'Sprünge' des Hasen seien länger als seine vorderen 'Läufe', und so fliehe er besser bergauf als bergab, beziehungsweise die Hunde erreichten ihn eher beim Abwärts- als beim Aufwärtslaufen. Auch hieß es, der Hase sei abwechselnd männlichen und weiblichen Geschlechts; und deswegen könne auch der «Rammler» Junge gebären. Grund dafür sei, so Bonaventure Desperiers, ein Novellist des 16. Jahrhunderts, daß in Noahs Arche nur ein einziger Hase gewesen sei, der hätte dann notwendigerweise Männchen und Weibchen zugleich sein müssen.

Der griechische Erzähler Claudius Aelianus (um 170 - 235 n.Chr.) berichtet ausführlich: "Von einem Jäger und durchaus glaubwürdigen Mann hörte ich eine Geschichte, die ich für wahr halte und deshalb hierher setze. Er behauptete nämlich, daß auch der männliche Hase gebären und Nachkommen hervorbringen könne. [...] Ein männlicher Hase war einmal in halbtotem Zustand gefangen worden; sein Bauch war angeschwollen, weil er schwanger war. Der Hase wurde nun aufgeschnitten und enthielt drei Häslein, die man herausnahm. Diese, sagte er, lagen zuerst da wie lebloses Fleisch, aber kaum wurden sie von der Sonne bestrahlt und hatten ein bißchen Wärme aufgenommen, kamen sie zu sich und lebten, und eines bewegte sich und schaute auf, und sofort öffnete es seinen Mund und streckte die Zunge heraus auf der Suche nach Nahrung. So schaffte man ein bißchen Milch herbei, und nach und nach brachte man sie hoch und lieferte, so meine ich, ein bemerkenswertes Zeugnis von einer Geburt durch ein Männchen.» Auch berichtet Aelian, der Hase stachele sich mit seinen langen Löffeln selbst zum Rennen an, und die Ohren dienten ihm auch als Steuer beim Hakenschlagen. - (schen)


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