asenfuß
IVAN TURGENEV: Alter Künstler (Musiker oder Maler), vollkommen enttäuscht in allem, was er je unternommen hat, gebrochen, ruiniert, verwirrt, dem Wahnsinn nah; schläft fast überhaupt nicht, in der tiefsten Misere. Die Natur hatte ihm Vorstellungsgabe, Leichtigkeit, Talent geschenkt - aber alles ist zum Teufel, er ist nur noch eine Ruine, immer noch erstaunt und verstört, aber schon vollkommen leer. Wird im Krankenhaus sterben - er ist bemitleidenswert, denn wenn das Schicksal nicht so hart mit ihm umgegangen wäre, wäre aus ihm etwas geworden.
PAULINE VIARDOT: Filou, schrecklicher Hasenfuß. Hätte er keine Angst
vor der Guillotine, er würde einen Menschen umbringen,
um ihm die Mütze zu stehlen. Schreckt vor keiner lnfamie zurück, vorausgesetzt,
ein hinreichend energischer Mensch treibt ihn dazu an. Flink wie ein Eichhörnchen,
kann laufen, ohne das geringste Geräusch zu verursachen. Ißt ausgesprochen schnell
und alles, was ihm unterkommt. Geht immer die Arme auf dem Rücken verschränkt.
Hat eine chronisch versagende Stimme. Gestikuliert heftig, aber geräuschlos.
Wittert überall die Polizei. Ist von empörender Schmutzigkeit.
Unter seinen Freunden ist er der Bruder Lustig, sie schätzen an ihm seine stumme
Geschicklichkeit, seinen Scharfblick und die Gewandtheit seiner Hände. -
(turg)
Hasenfuß
(2) Ein hasenfüßiges Huhn spazierte in der Augustsonne gedankenversunken
an einer Mauer entlang. Auf einmal wandte es den Blick, und da schien ihm, als
hätte sein Schatten die Form eines Tuches angenommen.
Es rannte davon so schnell es konnte, und seit jenem Tag wollte das hasenfüßige
Huhn nichts mehr wissen von irgendwelchen Spaziergängen
in der Augustsonne, irgendwelche Mauern entlang. - (
ma
)
Hasenfuß
(3) Die schönste Stelle im Werther ist die, wo er den
Hasenfuß erschießt. - (
licht
)
Hasenfuß
(4) Wie meine Leser wahrscheinlich schon längst bemerkt
haben, bin ich, ehrlich gesagt, so etwas wie ein Hasenfuß und bestimmt auf keinerlei
Kampf erpicht, obwohl mich mein Schicksal oft in Situationen gebracht hat, wo
ich gezwungenermaßen Menschenblut vergießen mußte. Aber ich habe es immer gehaßt
und die Menge meines eigenen Blutes so unvermindert wie möglich erhalten, zuweilen
sogar durch den klugen Gebrauch meiner Fersen. In diesem Augenblick jedoch fühlte
ich zum erstenmal in meinem Leben meine Brust von kriegerischer Lust entflammt.
Bruchstücke kriegerischen Inhalts aus ›Ingoldsby Legends‹ zusammen mit einer
Reihe blutrünstiger Verse aus dein Alten Testament schossen mir durch den Kopf
und wuchsen wie Champignons im Dunkeln. Mein Blut, bisher halb erstarrt vor
Entsetzen, floß pulsend durch meine Adern, und mich
übermannte das wilde Verlangen, ohne Gnade zu töten.
Flüchtig wandte ich mich um nach den dicht gedrängten Reihen der Krieger hinter
uns, und dabei packte mich irgendwie die Neugierde, ob mein Gesicht wie die
ihren aussah. Da standen sie, ihre Köpfe über die Schilde vorgereckt, mit zuckenden
Händen, die Lippen geöffnet, die wilden Gesichter voll hungriger Kampfgier und
in den Augen den Glanz von Bluthunden, die die Beute wittern. Nur Ignosis Herz
schien, nach seiner sonstigen Selbstbeherrschung zu urteilen, allen Anzeichen
nach so ruhig wie immer unter dem Leopardenfellmantel zu schlagen, obwohl er
immer noch mit den Zähnen knirschte. - Henry Rider Haggard, König Salomons Schatzkammer.
Zürich 1982 (zuerst 1885)
Hasenfuß (5)
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