Wirkungslosigkeit  John Appleseeds Bedürfnis, noch mehr Apfelbäume zu pflanzen, kann man verstehen. Mehr Bäume bedeuten mehr Äpfel, mehr Äpfel bedeuten mehr zu essen, weniger Hunger und bessere Gesundheit für mehr Menschen. Mit jedem neuen Setzling wurde der Nutzen vervielfacht, und das ist schließlich eine wichtige Messlatte für gute Arbeit. Mehr gute Arbeit zu leisten, vermehrt den Nutzen.

Johnny Appleseeds Vorgehen mit dem Ziel, Gutes zu tun, ist die Grundlage vieler ethischer Systeme der Regionen, aber auch der Verhaltensregeln derer, die ungläubig sind. In einem endlichen Universum macht das Sinn. In einem unendlichen Universum wirft es aber seltsame Probleme auf. Johnnys Aktionen gehen in einem unendlichen Universum, das schon unendlich viele Apfelbäume enthält, ins Leere: Ein Apfelbaum mehr, und es sind immer noch ›nur‹ unendlich viele. Was er auch macht: Es werden einfach nicht mehr Apfelbäume. Er kann sie höchstens umpflanzen, damit sie zum Beispiel vor unserem Dorf dichter stehen, aber es gibt keine Möglichkeit, den Bestand an Apfelbäumen im gesamten Universum zu erhöhen.

Diese Wirkungslosigkeit des Anpflanzens von Apfelbäumen ist auf den ersten Blick nicht so beunruhigend, aber es gibt einige gravierende Parallelen. Ist die Gesamtmenge von Gut (oder Böse) im Universum unendlich, können wir dem durch unser Tun (oder Nichtstun) nichts hinzufügen, weil auch hier gilt: unendlich + etwas = unendlich. Dies ist das erste ethisch-moralische Dilemma in einem unendlichen Universum. Solange die Forderungen der Ethik nur darauf beruhen, immer mehr Gutes zu tun, machen sie in einem unendlichen Universum keinen Sinn. Um diesem Dilemma zu entkommen, müssen wir nach einer anderen Richtschnur für unser Handeln suchen.

Aber auch bei vielen dieser Alternativen warten tiefere ethische Probleme, die alle Folgen des grundlegenden Paradoxons der unendlich vielen Kopien sind, auf das wir in jedem unendlichen Universum stoßen: Gibt es eine endliche Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, dann passiert es in jedem Augenblick an unendlich vielen Stellen, also unendlich oft. Unendliche Welten sind also mit einer Krankheit geschlagen, die schwerwiegende Folgen hat. Warum sollten wir etwas gegen das Böse unternehmen, wenn unendlich viele unserer Doppelgänger alles mögliche Böse tun? (bar2)

 

Wirkung Mangel

 

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