onument  Ich habe Theben gesehen, Alter; das ist sehr schön. Wir sind abends um neun Uhr bei einem Mondschein dort angekommen, der auf die Säulen knallte. Die Hunde bellten, die großen weißen Ruinen sahen aus wie Phantome, und der Mond am Horizont, voll und rund, dicht über der Erde, schien sich nicht zu bewegen und extra dort stehenzubleiben. In Karnak haben wir den Eindruck eines Lebens von Giganten gehabt. Ich habe eine Nacht, von Moskitos zerfressen, am Fuß des Memnoskolosses verbracht. Dieser alte Halunke sieht prächtig aus, er ist mit Inschriften überzogen. Inschriften und Vogelscheiße, das sind die einzigen Verzierungen der Ruinen. Oft sieht man einen großen, kerzengeraden Obelisk mit einem langen weißen Streifen, der wie eine Draperie über die ganze Länge herabreicht, breiter nach der Spitze zu und nach unten schmaler werdend. Geier kacken dort seit Jahrhunderten darauf. Es ist von einer sehr schönen Wirkung und von einem seltsamen »Symbolismus«. Die Natur hat zu den ägyptischen Monumenten gesagt: »Ihr wollt von mir nichts wissen, der Samen der Flechte wächst auf euch nicht? Gut, dann werde ich euch auf den Leib scheißen.«  - (flb)

Monument (2)   Wenn etwa nun der Tod in nichts bestände, als im Wegfallen des willkürlichen Bewußtseins, so könnte dem Verstorbenen noch immer wieder Bewußt- und Dasein, — Leben — hervorgerufen werden, und ein Leben, was alles Vergangene enthielte, und auch die Zukunft auf schließbar vor sich hätte, — durch das bloße Andenken der zurückgebliebenen Lebenden. Hier enthüllte sich die Bedeutung so vieler Anstalten, dieses Andenken zu feiern und es zu unterhalten: der Sinn des Monuments, — der vielleicht das einzige war, was nie von Menschen wich. Denn das Monument erhält geradezu im Leben und gibt Leben dem, dem es gesetzt ist. Wen wir für unsterblich erklären, wird unsterblich; sich unsterblich gemacht zu haben, ist das Höchste, was man für sich getan haben kann. Sich Namen gemacht zu haben, heißt, sich Dasein gesichert zu haben. Man zitiert hier das Leben, wie Shakespeare und die Alten die Geister. Daher der unwider-leglich tief begründete Trieb in uns, uns Andenken zu stiften, denn eben in diesem Andenken werden wir uns selbst von neuem an-ge-dacht. Denken wir an jemand, so denken wir ihn an ihm, wir denken ihn, und er selbst ist da. Die Lebenden geben den Toten die Unsterblichkeit; ein übles Andenken muß ihm ein Leben voll Hölle, wie ein gutes ein Leben voll Himmel, geben. Die Lebenden bilden das Totengericht.

Hier die Macht der Phantasie, des Gedankens. Alles an etwas Denken, ist Denken dieses Etwas selbst. Wir geben Dasein, eben aber, weil zum großen Teile es dem Gedachten gehört, läßt es uns nur jenen schwachen Grad der Gegenwart desselben zurück, der das Gedachte uns immer noch vom Wirklichen unterscheidet, genau, wie die zweite Person, die ich sehe, doch für mich noch bei weitem den Grad der Wirklichkeit nicht hat, die ich mir selbst. — Um und um sind wir Lebensspender und >Verbreiter<. unser Leben selbst ist nur die Ernte von unserer Saat. Hier Theorie der Kraft der Freundschaft, auch der Liebe von neuem. Man denkt für und an andere, diese, demzufolge, an und für uns, uns selbst, und so können wir reiner das Leben zurückerhalten, was wir uns, unmittelbar, so rein nie geben könnten. Wohlbehagen in diesem allen. Der Freund, die Geliebte, denkt somnambulistisch zurück, also nur das Behagliche, das Gute, — und dies macht uns selbst gut. In den Freund herein denkt man abermals nur das gewählteste Gute. Aber aus Willkür entsprungen ist seine vollkommene Reinheit nie garantiert, wohl aber die desjenigen, was der Freund zurückgibt, weil es aus belebter Unwillkürlichkeit entsprang.  - (rit)

 

Geschichte Mahnung Dauer

 

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